Innenpolitik Warum wurde "Mein Kampf" neu aufgelegt???
sara und mane, ist ja im Prinzip alles klar, was ihr postet, mir geht es um das ganz persönliche Nachspüren eines Textes, weniger um die bekannten wahren Gründe, die zu H's Erfolg geführt haben.
Das möchte ich einfach, dass das Buch wirr geschrieben und veraltet ist, mag ein Trost sein für uns, dass heute, weil ein junger Mensch Zusammenhänge von damals nicht gewichten kann, auch nicht verführt werden könnte.
Insofern knüpfe ich an dieses MK auch keine Abwehrwaffe für die Zukunft, im Umkehrschluss.
Servus
Das möchte ich einfach, dass das Buch wirr geschrieben und veraltet ist, mag ein Trost sein für uns, dass heute, weil ein junger Mensch Zusammenhänge von damals nicht gewichten kann, auch nicht verführt werden könnte.
Insofern knüpfe ich an dieses MK auch keine Abwehrwaffe für die Zukunft, im Umkehrschluss.
Servus
Angeregt durch diesem thread habe ich mir ein PDF aus dem Internet geladen. Es ist ein Original ohne begleitenden Text.
Bereits im ersten Kapitel, mit wechselnden Überschriften der 17 Seiten, tritt die Gesinnung Hitlers glasklar zu tage. Ich stelle mir allerdings die Frage, ob mir das damals so deutlich aufgefallen wäre, ob ich dieses Buch überhaupt gelesen hätte.
Auch im Augenblick werde ich mir zum weiteren Lesen lediglich einen Teil der insgesamt 27 Kapitel und 782 Seiten heraus greifen. Ein Buch zu lesen, ohne Spannung was es an neuen Erkenntnissen vermitteln könnte, liegt mir eher weniger. Dass Hitlers späteres unmenschliches Verhalten bereits aus diesem Buch herleitbar gewesen wäre, ist vermutlich den meisten seit der eigenen Schulzeit her bekannt.
Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr
Hobbyradler
Lieber Hobbyradler,
auch Dir ein gutes neues Jahr, so wie Du es Dir wünscht.
Ich werde auch mal etwas im Internet stöbern, um mir vorab ein Bild von dem "Werk" zu machen, in welchem ich noch nie gelesen habe. Darüber, ebenso über seine Reden, die lt. dem Historiker Christian Hartmann teilweise noch brutaler sein sollen als "Mein Kampf", habe ich allerdings einiges gelesen und auch gehört.
Du schreibst, dass die Gesinnung Hitlers bereits in den ersten Seiten glasklar zutage trete - ich denke, diese Gesinnung fiel bei der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Auch mit seinen Rassetheorien traf er den Zeitgeist. Es gab anerkannte Professoren, die ähnliche Texte geschrieben haben. Hitler hat deren Texte vereinfacht und die Leute damit aufgehetzt.
Ob wir, hätten wir in der Zeit gelebt, dieses Buch gelesen? In dem Interview mit Michael Hartmann, der 3 Jahre an der kritischen, kommentierten Edition gearbeitet hat, sagte er auf die Frage:
Es gibt ja das Gerücht, dass die Menschen zur Nazizeit Mein Kampf nur im Regal stehen hatten, es aber nie gelesen wurde. Ist da was dran?
Eine Schutzbehauptung der Nachkriegszeit. Es wurde mehr als zwölf Millionen Mal gedruckt. Es ist zweifellos ein schwer zu lesendes Buch. Aber die These vom ungelesenen Buch ist wissenschaftlich längst widerlegt.
Christian Hartmann über Mein Kampf
Bereits 1936 bekamen frisch vermählte Paare auf dem Standesamt ein Exemplar geschenkt - statt der Bibel. Dafür zeigt das Buch einen "biblischen Anklang, den Hitler einsetzt um sich eine Aura des Würdevollen zu geben".
Mane
Leseprobe aus "Mein Kampf" in der Weltbühne (siehe Seite 522)
lupus
lupus
sara und mane, ist ja im Prinzip alles klar, was ihr postet, mir geht es um das ganz persönliche Nachspüren eines Textes, weniger um die bekannten wahren Gründe, die zu H's Erfolg geführt haben.
Servus
Hallo heigl,
ich bin gespannt, zu welchen Erkenntnissen Du nach dem Lesen (Nachspüren) des Buches kommen wirst - unvoreingenommen, so wie Du es beim Lesen von "Das Kapital" und der Bibel wahrscheinlich gewesen bist.
In dem Sinne von: Die Einstellung des Lesers bestimmt die Wirkung eines Buches - frei nach den Worten des römischen Grammatikers Terentianus Maurus.
Ich habe einige Meinungen im Internet gefunden, wo versucht wurde, dem Mythos des Buches nachzuspüren. Joachim Fest schrieb in seiner Hitler-Biographie, dass sich in Hitlers Buch "inmitten aller hochtrabenden Unordnung der Gedanken scharfsinnige Überlegungen finden, die unmittelbar aus tiefer Irrationalität hervortreten, nicht selten auch treffende Formulierungen oder eindrucksvolle Bilder."
Adolf Hitler war wohl in der Lage mit großer Überzeugungskraft und rhetorischen Mitteln seine kruden Theorien zu vermitteln. Anders ist die Faszination, die von ihm ausging, kaum zu erklären.
Gruß Mane
Adolf Hitler war wohl in der Lage mit großer Überzeugungskraft und rhetorischen Mitteln seine kruden Theorien zu vermitteln. Anders ist die Faszination, die von ihm ausging, kaum zu erklären.quote]
Gruß Mane[/
Ich wundere mich bei einigen Kommentaren (Sie sind nicht gemeint, liebe Mane), dass schon wieder so viele ein wiederaufgelegtes Buch beurteilen, das erst morgen erscheinen wird. Ich erlaube mir auch die These, dass die wenigsten es kaufen und noch weniger lesen werden - aber eine Meinung dazu werden vermutlich genau diese Menschen haben. Gerade in unserer Generation hätten es die Menschen ja seit Jahrzehnten lesen können - unsere Eltern erhielten das "Werk" ja zur Hochzeit (bei mir war es so).
Hitler`s Überzeugungskraft lässt auch auf die Beschaffenheit der Angesprochenen schliessen - nicht auszudenken, wenn es damals schon Internet gegeben hätte, wie hoch wäre dann wohl die Faszination dieser schlichten Masse wohl gewesen? Olga
Re: Warum wurde "Mein Kampf" neu aufgelegt???
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Hitlers Propagandabuch durfte nach 1945 nicht mehr gedruckt werden
und war schon fast aus dem Bewußtsein der Bevölkerung verschwunden.
Jetzt soll es wieder verkauft werden!
Eine Wiederveröffentlichung erschwert die Integration der Flüchtlinge
und wird die Mitgliederzahlen der Rechten erhöhen."
Das ist Unsinn - "Mein Kampf wird nicht "wiederveröffentlicht".
Vielleicht doch noch mal zur Klarstellung, denn die Thread-Überschrift ist eigentlich falsch.
Herausgegeben wird nicht Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf", sondern eine kommentierte Ausgabe von "Mein Kampf".
Unkommentierte Ausgaben vom Originalbuch "Mein Kampf" bleiben weiterhin in Deutschland verboten.
Das Institut für Zeitgeschichte (ifz) hat jahrelang recherchiert, um die Ansichten Hitlers zu hinterfragen und gründlich zu widerlegen.
Die Ansichten Hitlers werden hier, wie man in Vorabdrucken erkennen kann, regelrecht zerlegt und als menschenfeindlich gekennzeichnet.
Das hat mit Hitlers "Mein Kampf" nichts mehr zu tun.
Mane, Du irrst, das gemeine Volk hatte keine Möglichkeit.
Ich bin selten am Computer. Ich möchte Dir aber antworten.
Nur wer die Geschichte kennt und nicht nur die Hitlerzeit,
kann die Ereignisse in Deutschland verstehen. Der sogenannte
„Kleine Mann „ hatte nur zu gehorchen und wehe, er war nicht
gläubig im Sinne der jeweils Mächtigen, und, wie sich das für
den „Kleinen Mann“ gehörte, unterwürfig.
So war es in fast allen Ländern. Man zählte nur, wenn man was zu
bieten hatte. Geld kam zu Geld. So war es bei den sogenannten
„ Wohlsituierten“ und auch bei den Kleineren. Jeder, guckte auf
den „Untergeordneten“ herab. Der Herrscher auf den Untertanen,
Der Studierte auf den Nichtakademiker, der Beamte auf den Angestellten,
der Angestellte auf den Arbeiter, der gelernte Handwerker auf den ungelernten
oder angelernten Fabrikarbeiter, und alle auf die Arbeitslosen.
Es war keine Menschenliebe von Bismarck, dass er die Renten und Kranken-
versicherung ins Leben rief, sondern eiskaltes Kalkül, weil er die, aus dem entsetzlichen
Elend der Massen, entstandene SPD fürchtete.
Juden, hatten, ihrer Religion und Erfahrungen gemäß, da sie sehr oft Prognomem ausgesetzt
waren, und oft an der Ergreifung akademischer Berufe und auch an der Erlernung
eines Handwerkes gehindert wurden, sich dem Geldwechsel mit Zinsen, das christlichen
Gläubigen verboten war, zugewendet.
In Düsseldorf waren große Einkaufsläden und Banken in jüdischen Händen.
Es war ein Leichtes, den Klügeren gegenüber der allgemein herrschenden Armut das Urteil
der Schuld zuzuschieben. Einige waren nicht unschuldig, aber die Rache von oben
verordnet, widersprach jeder Gerechtigkeit.
Als ich im November 1938 morgens auf dem Schulweg an dem aus den Fenster geworfenen Mobiliar fassungslos vorbeikam, fragte ich anschließend meine Klassenlehrerin: “WARUM?“
Warum wurden die Synagogen angesteckt? Ihre Antwort:“ Das ist der Volkszorn,
die Guten müssen eben unter den Schlechteren leiden.“
Das nur als Erläuterung, warum man als Kind niemand fragen konnte.
Die Eltern schwiegen aus Gehorsam und Angst.
Nach dem Krieg traf ich Alfred Hugenberg mit Gattin. Sie waren in Bad Meinberg interniert,
hatten aber freien Ausgang. Er besaß keine Uhr mehr und fragte nach der Tageszeit,
um rechtzeitig zum Abendessen im Roten Haus (inzwischen abgerissen) zu sein.
Niemand hätte in diesem kleinen, friedlichen alten Mann nebst der ebenso kleinen Gattin den
großen Zeitungszaren vermutet, der aus dem Zeitgeist und den damaligen Möglichkeiten
heraus glaubte, Hitler wäre im Moment die einzige Lösung.
Bald wurden ihre konfiszierten Gelder wieder freigegeben.
Selbst Hindenburg hat letzten Endes nichts gegen Hitler unternommen.
Nein, ich glaube keiner Regierung mehr, was sie an Worten von sich gibt, und
kann nur hoffen, dass das Volk aus der Vergangenheit gelernt hat, rechtzeitig handelt,
und nicht der Propaganda verfällt. Die Rechnung zahlt am Ende immer der Normalbürger.
Sarahkatja
Ich bin selten am Computer. Ich möchte Dir aber antworten.
Nur wer die Geschichte kennt und nicht nur die Hitlerzeit,
kann die Ereignisse in Deutschland verstehen. Der sogenannte
„Kleine Mann „ hatte nur zu gehorchen und wehe, er war nicht
gläubig im Sinne der jeweils Mächtigen, und, wie sich das für
den „Kleinen Mann“ gehörte, unterwürfig.
So war es in fast allen Ländern. Man zählte nur, wenn man was zu
bieten hatte. Geld kam zu Geld. So war es bei den sogenannten
„ Wohlsituierten“ und auch bei den Kleineren. Jeder, guckte auf
den „Untergeordneten“ herab. Der Herrscher auf den Untertanen,
Der Studierte auf den Nichtakademiker, der Beamte auf den Angestellten,
der Angestellte auf den Arbeiter, der gelernte Handwerker auf den ungelernten
oder angelernten Fabrikarbeiter, und alle auf die Arbeitslosen.
Es war keine Menschenliebe von Bismarck, dass er die Renten und Kranken-
versicherung ins Leben rief, sondern eiskaltes Kalkül, weil er die, aus dem entsetzlichen
Elend der Massen, entstandene SPD fürchtete.
Juden, hatten, ihrer Religion und Erfahrungen gemäß, da sie sehr oft Prognomem ausgesetzt
waren, und oft an der Ergreifung akademischer Berufe und auch an der Erlernung
eines Handwerkes gehindert wurden, sich dem Geldwechsel mit Zinsen, das christlichen
Gläubigen verboten war, zugewendet.
In Düsseldorf waren große Einkaufsläden und Banken in jüdischen Händen.
Es war ein Leichtes, den Klügeren gegenüber der allgemein herrschenden Armut das Urteil
der Schuld zuzuschieben. Einige waren nicht unschuldig, aber die Rache von oben
verordnet, widersprach jeder Gerechtigkeit.
Als ich im November 1938 morgens auf dem Schulweg an dem aus den Fenster geworfenen Mobiliar fassungslos vorbeikam, fragte ich anschließend meine Klassenlehrerin: “WARUM?“
Warum wurden die Synagogen angesteckt? Ihre Antwort:“ Das ist der Volkszorn,
die Guten müssen eben unter den Schlechteren leiden.“
Das nur als Erläuterung, warum man als Kind niemand fragen konnte.
Die Eltern schwiegen aus Gehorsam und Angst.
Nach dem Krieg traf ich Alfred Hugenberg mit Gattin. Sie waren in Bad Meinberg interniert,
hatten aber freien Ausgang. Er besaß keine Uhr mehr und fragte nach der Tageszeit,
um rechtzeitig zum Abendessen im Roten Haus (inzwischen abgerissen) zu sein.
Niemand hätte in diesem kleinen, friedlichen alten Mann nebst der ebenso kleinen Gattin den
großen Zeitungszaren vermutet, der aus dem Zeitgeist und den damaligen Möglichkeiten
heraus glaubte, Hitler wäre im Moment die einzige Lösung.
Bald wurden ihre konfiszierten Gelder wieder freigegeben.
Selbst Hindenburg hat letzten Endes nichts gegen Hitler unternommen.
Nein, ich glaube keiner Regierung mehr, was sie an Worten von sich gibt, und
kann nur hoffen, dass das Volk aus der Vergangenheit gelernt hat, rechtzeitig handelt,
und nicht der Propaganda verfällt. Die Rechnung zahlt am Ende immer der Normalbürger.
Sarahkatja
Was für eine überhebliche Aussage!
Übrigens wäre man wohl in der DDR für den Besitz dieses Buches eingesperrt worden.
lupus
Übrigens wäre man wohl in der DDR für den Besitz dieses Buches eingesperrt worden.
lupus
Interessant fand ich hier den Beitrag von Jeremy Adler (Professor für Deutsche Geschichte am King`s College in UK) in der Südd. Zeitung ,der mich sehr nachdenklich machte. Ich war und bin dafür, diese neue Edition nicht zu verbieten, ganz pragmatisch auch deshalb, weil alles, was verboten ist, noch reizvoller wird.
Aber auch ich persönlich würde schon schlucken, wenn sich dieses "Werk" wochenlang auf der Spiegel-Bestseller-Liste hielte.
Ausserdem müssen Schüler ab einem gewissen Alter (16 - 18 Jahre) selbst entscheiden können, ob sie es im Geschichtsunterricht haben wollen oder nicht. Hier gilt immer: je besser jemand historisch vorgebildet ist, desto mündiger wird er als politisch denkender und handelnder Bürger sein.
Interessant ist aber auch ,dass juristisch diese neue Edition noch gar nicht geklärt ist - es kann gut sein, dass es zu einem Stop kommt, weil es vor letztgültiger, juristischer Entscheidung heute erscheinen wird.
Dem IFZ wurden übrigens von staatlicher Seite zugesagte Subventionen "auf der Strecke" wieder versagt, weil die juristische Komponente unklar ist - die machten aber weiter. Olga
Aber auch ich persönlich würde schon schlucken, wenn sich dieses "Werk" wochenlang auf der Spiegel-Bestseller-Liste hielte.
Ausserdem müssen Schüler ab einem gewissen Alter (16 - 18 Jahre) selbst entscheiden können, ob sie es im Geschichtsunterricht haben wollen oder nicht. Hier gilt immer: je besser jemand historisch vorgebildet ist, desto mündiger wird er als politisch denkender und handelnder Bürger sein.
Interessant ist aber auch ,dass juristisch diese neue Edition noch gar nicht geklärt ist - es kann gut sein, dass es zu einem Stop kommt, weil es vor letztgültiger, juristischer Entscheidung heute erscheinen wird.
Dem IFZ wurden übrigens von staatlicher Seite zugesagte Subventionen "auf der Strecke" wieder versagt, weil die juristische Komponente unklar ist - die machten aber weiter. Olga
Liebe Sarahkatja,
danke, dass Du mich an Deinem Wissen und Deinen persönlichen Erfahrungen teilhaben lässt. Als in den 50er Jahren Geborene habe ich mein Wissen über diese Zeit hauptsächlich durch Erzählungen meiner Eltern und durch Bücher/Zeitschriften/Internet. Es war für mich interessant, Deine Schilderungen zu lesen.
Ich weiß. dass es heute, von außen betrachtet, einfach ist, anzuzweifeln, dass dem "kleinen Mann/dem gemeinen Volk" keine andere Möglichkeit blieb, als zu gehorchen. Hat man diese Zeit hautnah miterlebt, sah man vieles anders, spürte Ängste, die ich heute nicht wirklich nachempfinden kann.
"Warum habt Ihr damals nichts gegen Hitler unternommen?", ist eine Frage, die ich oft meinen Eltern gestellt habe. Sie erzählten von Zeiten, als es den Menschen sehr schlecht ging, wo Hunger und hohe Arbeitslosigkeit herrschte. Auch sie waren NSDAP-Wähler und erhofften sich durch Hitler Besserung ihrer Situation. Sie wussten nicht wie die Geschichte verlaufen würde und ich glaubte ihnen, dass, wenn die Menschen gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten die Nazis kaum Chancen gehabt.
Waren es anfangs nur diffuse Vermutungen, was mit der jüdischen Bevölkerung geschah, so passierte es bald direkt vor aller Augen. Du schreibst vom November 1938, als Du auf dem Schulweg aus dem Fenster geworfenem Mobiliar begegnet bist. Einige Jahre später wurden die Wohnungen der kurz vorher Deportierten leer geräumt und deren Hab und Gut billig verkauft.
Ich habe vor kurzem die Dokumentation von Michael Verhoeven "Menschliches Versagen" gesehen. Er ging auch der Frage nach: Warum hat keiner den Juden geholfen? Seiner Meinung nach: "Weil fast jeder profitiert hat." Die Möbel wurden vom Gerichtsvollzieher, in den Dörfern oft direkt vor den verlassenen Wohnungen und Häusern, meistbietend an die Nachbarn verkauft. Bei Berufsverboten und Entlassungen der jüdischen Lehrer, Ärzte usw. bekamen Deutsche die Möglichkeit diese Stellen zu besetzen, was gerne angenommen wurde.
Mane
danke, dass Du mich an Deinem Wissen und Deinen persönlichen Erfahrungen teilhaben lässt. Als in den 50er Jahren Geborene habe ich mein Wissen über diese Zeit hauptsächlich durch Erzählungen meiner Eltern und durch Bücher/Zeitschriften/Internet. Es war für mich interessant, Deine Schilderungen zu lesen.
Ich weiß. dass es heute, von außen betrachtet, einfach ist, anzuzweifeln, dass dem "kleinen Mann/dem gemeinen Volk" keine andere Möglichkeit blieb, als zu gehorchen. Hat man diese Zeit hautnah miterlebt, sah man vieles anders, spürte Ängste, die ich heute nicht wirklich nachempfinden kann.
"Warum habt Ihr damals nichts gegen Hitler unternommen?", ist eine Frage, die ich oft meinen Eltern gestellt habe. Sie erzählten von Zeiten, als es den Menschen sehr schlecht ging, wo Hunger und hohe Arbeitslosigkeit herrschte. Auch sie waren NSDAP-Wähler und erhofften sich durch Hitler Besserung ihrer Situation. Sie wussten nicht wie die Geschichte verlaufen würde und ich glaubte ihnen, dass, wenn die Menschen gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten die Nazis kaum Chancen gehabt.
Waren es anfangs nur diffuse Vermutungen, was mit der jüdischen Bevölkerung geschah, so passierte es bald direkt vor aller Augen. Du schreibst vom November 1938, als Du auf dem Schulweg aus dem Fenster geworfenem Mobiliar begegnet bist. Einige Jahre später wurden die Wohnungen der kurz vorher Deportierten leer geräumt und deren Hab und Gut billig verkauft.
Ich habe vor kurzem die Dokumentation von Michael Verhoeven "Menschliches Versagen" gesehen. Er ging auch der Frage nach: Warum hat keiner den Juden geholfen? Seiner Meinung nach: "Weil fast jeder profitiert hat." Die Möbel wurden vom Gerichtsvollzieher, in den Dörfern oft direkt vor den verlassenen Wohnungen und Häusern, meistbietend an die Nachbarn verkauft. Bei Berufsverboten und Entlassungen der jüdischen Lehrer, Ärzte usw. bekamen Deutsche die Möglichkeit diese Stellen zu besetzen, was gerne angenommen wurde.
Mane