Innenpolitik Terror von rechts

Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
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Man sollte die Aussagen fasifizieren oder verifizieren?
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
als Antwort auf Robertino vom 22.11.2011, 20:50:11
Da ja der zitierte Leitartikel aus der SZ (heute, am 23.11.2011 auch in der Printausgabe erschienen) Auslassungenszeichen enthält, habe ich mir den kompletten Artikel besorgt.

Für mich stellt sich die Frage, welche Aussagen stimmen oder eben nicht stimmen.

Es ist kein Zufall, dass die braune Mörderbande aus dem Osten kommt: In den neuen Ländern ließ man rechtsextremistische Milieus blühen.

Gibt es im Osten tatsächlich mehr rechsextreme Milieus? Mit liegen Straßenbilder aus verschiedenen Orten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs (anlässlich der letzten Wahl) vor, die faktisch nur NPD-Plakate zeigen. Wie verbreitet sind rechtsextreme Kreise z.B. in Ueckermünde, Pasewalk, Anklam, Löcknitz, Stralsund, Greifswald und etlichen anderen Ortn mehr?

Auch die haarsträubenden Pannen der Behörden, die es möglich machten, dass rechtsextreme Bombenbastler einfach wegtauchten, ist symptomatisch für den Osten der Nachmauerjahre. Nirgends ließ man rechtsextremistische Milieus so blühen wie in den neuen Ländern, nirgends gab es so viele Polizisten, die wegsahen, manchmal aus Sympathie mit Neonazis, manchmal aus Angst um ihre Familien.
Es liegen viele Berichte vor, in denen das zögernde Eingreifen der Polizei, die abwiegelnde Haltung von Kommunalpolitikern, die mangelnde und gar nicht erfolgende Verfolgung von "rechtsextremen Delikten" festgestellt und kritisiert wurde.

Auch hier zeigt die Landkarte ein klares Muster: Mehr als die Hälfte dieser Täter kommt aus dem Osten, obwohl dort nur ein Fünftel der Bevölkerung lebt.

Stimmt das? Wenn ja ... Zufall oder doch ein Symptom?

Der Bundesregierung sind solche Zahlen schnuppe, sie behauptet, seit 1990 seien 47 Menschen von Neonazis getötet worden. Weitere Recherchen unerwünscht. Als jetzt die Blutspur sichtbar wurde, die sich von Thüringen quer durchs Land zieht, dauerte es lange, bis der Bundestag sich zu einer Geste des Mitgefühls aufraffen konnte. (...) Die Reaktion des Staates kommt zu spät, gefragt ist Entschlossenheit, zu den Wurzeln des Übels vorzudringen. Keine dankbare Aufgabe für die Politik, die nichts so fürchtet, wie den Wähler zu verschrecken, das scheue Wild, vor allem im Osten.

Das bisherigen Verhalten der Bundesregierung etc. wird u.a. heute in dem Leitartikel der FAZ kritisiert.

Wieso, so ist da lauter zu fragen, führen ausgerechnet die Kinder ehemaliger Antifaschisten die braunen Truppen an?

Ist die Frage berechtigt oder nicht?

Die Familie schottet sich ab. Bei allem Respekt, den auch Angehörige eines Mörders verdienen: Sie müssen sich fragen lassen, ob sie bei der Vermittlung menschlicher Werte, von Mitgefühl, auch Emotion, nicht versagt haben, mit verheerenden Folgen.

Ist es berechtigt, bei einem Täter nach dem familiären und sozialen Umfeld zu fragen?

Bezog sich die Erziehung in der ehemaligen DDR vorwiegend auf ...
Überhöhung der Gemeinschaft, Einordnung in autoritäre Denkmuster, ins große Ganze, für dessen Erhalt persönliche Überzeugungen, weichliche Emotionen und Skrupel zurückzustellen waren.


Als die DDR hin war, blieben funktionslose Funktionäre zurück, gedemütigte Lehrer und Polizisten. Sie vermittelten den Jungen das Gefühl, auf einem wüsten Planeten zu leben.

Zutreffend oder nicht? Partitiell zutreffend?


Das hat sich festgesetzt, vor allem bei den Verlierern, die Sicherheit in militanten Kampfverbände suchten.

Zutreffend oder falsch?

Dass das im Osten so gut geklappt hat und das Trio aus Jena so lange nicht aufflog, ist der Verschwiegenheit der ostdeutschen Gesellschaft zu verdanken.

Wie hat sich die ostdeutsche Gesellschaft - vor Ort, in den lokalen Medien etc. - tatsächlich verhalten? Was geschah jeweils in den Orten und Regionen nach rechtsextremen Taten? (Das lässt sich sicher heute aus den Zeitungsarchiven rekonstruieren; das wäre doch eine Aufgabe vor Ort, um die eventuelle Falschheit dieses Artikels zu wiederlegen!)

Wo Familien - wie im Westen nach dem Krieg - über persönliche Verstrickung nicht sprechen, wo Regierungen die unbequeme DDR-Aufarbeitung für erledigt erklären, bevor sie das Private erreicht, schleicht das Gift der Diktatur in die nächste Generation. Der Westen hat längst das Interesse verloren. Jetzt ist die Rechnung dafür gekommen.

Dazu ein persönliches Erlebnis. 1990, im Juni (zur Erinnerung: am 1. Juli fand dann die Währens-, Rechts- und Sozialunion statt). Ein zufälliges Zusammentreffen mit acht DDR-Bürgern am Tollensesee. U.a. wurde von mir die Frage der Stasi angeschnitten, wobei ich betonte, dass ich als Westdeutsche in diesen Fragen nicht mitreden kann und will, aber die ostdeutsche Gesellschaft möge das doch selbst aufarbeiten, bevor die westdeutsche Publizistik und Gesellschaft sich dieses Themas annimmt. In diesem Zusammenhang verwies ich auf die 68er-Bewegung, die ja auch eine Reaktion der Nachkriegsgeneration auf die nicht bewältigte Verantwortung und Schuld ihrer Elterngenration gewesen ist.

L.

adam
adam
Mitglied

Re: Man sollte die Aussagen fasifizieren oder verifizieren?
geschrieben von adam
Abgesehen von dem Zorn, mit dem Constanze von Bullion ihren Kommentar geschrieben hat, hat sie nicht so unrecht. Sie beschreibt einen DDR-Nationalismus, der oft genug vertreten wird und die alten Länder der Bundesrepublik, aus Sicht der neuen Länder, immer noch als Ausland erscheinen läßt. Der Westdeutsche ist an allem schuld, das ist immer wieder die Parole. An was? An allem, was die Zeit so brachte und bringt.

Ganz unbeteiligt ist der Altbundesbürger, an der heutigen deutsch-deutschen Schieflage, allerdings wirklich nicht.

Zwanzig Jahre lang wurden die neuen Bundesländer mit Samthandschuhen angefaßt. Der Westdeutsche hatte zu kuschen. Nach seiner Meinung, seinem Willen, was die Wiedervereinigung betraf, war er nicht gefragt worden, schon gar nicht nach dem Prozedere. Kuschen und zahlen war angesagt. Wen wundert es, daß die freudige Stimmung in den alten Bundesländern in Gleichgültigkeit und bei einigen auch in Groll umschlug?
Hier liegt der Anteil der Westdeutschen an der mißlungenen Vereinigung. Eingelullt von 40 Jahren Erfolgsgeschichte und Wohlstand, waren sie nicht in der Lage, ihr Mitwirken an der Wiedervereinigung zu fordern und auch zu bekommen. So spross also die neue Bundesrepublik, ähnlich wie Europa, den Menschen von der Politik übergestülpt, ohne zwischenmenschliches Zutun, schnell aber kalt.

Nun haben wir den Salat. Eine Mordserie, menschlich und politisch Perverser, war notwendig, um zu erkennen, daß es in zwanzig Jahren "gelungen" ist, in den Köpfen eine Mauer hochzuziehen, die massiver ist, als die abgerissene in Berlin.

--

adam

justus39
justus39
Mitglied

Re: Man sollte die Aussagen fasifizieren oder verifizieren?
geschrieben von justus39
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 23.11.2011, 12:31:17

Auch die haarsträubenden Pannen der Behörden, die es möglich machten, dass rechtsextreme Bombenbastler einfach wegtauchten, ist symptomatisch für den Osten der Nachmauerjahre. Nirgends ließ man rechtsextremistische Milieus so blühen wie in den neuen Ländern, nirgends gab es so viele Polizisten, die wegsahen, manchmal aus Sympathie mit Neonazis, manchmal aus Angst um ihre Familien.
Es liegen viele Berichte vor, in denen das zögernde Eingreifen der Polizei, die abwiegelnde Haltung von Kommunalpolitikern, die mangelnde und gar nicht erfolgende Verfolgung von "rechtsextremen Delikten" festgestellt und kritisiert wurde.
L.


Da man nach der Wende den Polizeiapparat umkonstruierte, und die leitenden Stellen mit leicht entbehrlichen Beamten aus den alten Bundesländern besetzte, die ihre ganze Aufmerksamkeit der Verfolgung der linken Szene widmeten, konnten natürlich dort die Neonazis Fuß fassen.
Der importierte Polizei- und Justizapparat sah nach der Wiedervereinigung nur die Gefahr, in der kommunistischen DDR Ideologie.
Es gab vor vielen Jahren schon Berichte in kritischen Fernsehsendungen, wo sich ein Pfarrer in Jena und auch kirchliche Kreise im Elbsandsteingebirge über Belästigungen und Sachbeschädigungen durch rechte Randalierer beklagten, aber bei der Polizei keinerlei Gehör fanden. Die verminderte Sehfähigkeit des rechten Polizeiauges wurde ja nun oft genug erwähnt.
Wenn ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, der bei mehren Morden zugegen war, und in seiner Wohnung rechtsextremes Material ansammelt, unbehelligt bleibt, da muss man nicht die Ursache bei Kindergärtnern in der DDR suchen.
Das ganze Pamphlet der Constanze von Bullion strotzt von Menschenverachtung und Vorurteilen und Karl Eduard von Schnitzler hätte es nicht besser schreiben können.

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yuna
yuna
Mitglied

Re: Man sollte die Aussagen fasifizieren oder verifizieren?
geschrieben von yuna
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 23.11.2011, 12:31:17
[...]Gibt es im Osten tatsächlich mehr rechsextreme Milieus? Mit liegen Straßenbilder aus verschiedenen Orten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs (anlässlich der letzten Wahl) vor, die faktisch nur NPD-Plakate zeigen. Wie verbreitet sind rechtsextreme Kreise z.B. in Ueckermünde, Pasewalk, Anklam, Löcknitz, Stralsund, Greifswald und etlichen anderen Ortn mehr?[...]


Wie viele rechtsextreme Milieus es im Osten oder Westen gibt, weiß von der normalen Bevölkerung doch niemand. Von der NSU in Thüringen/Sachsen wusste doch auch kein Mensch (also Bevölkerung inkl. Medien), bis es aufgedeckt wurde. Ob es nun also mehr im Osten als im Westen oder umgekehrt gibt, kann doch keiner mit Gewissheit sagen.

Die vielen, vielen NPD-Plakate kurz vor der Wahl sind kein Anzeichen dafür, dass die NPD in M-V so beliebt wäre, sie hingen aus dem genauen Gegenteil da. Die NPD hatte berechtigte Angst, nicht über die 5%-Hürde zu kommen, weil sie bis kurz vor der Wahl kontinuierlich an Stimmen verloren hatten. Deshalb betrieben sie eine besonders aggressive Kampagne, um mehr Stimmen zu bekommen. Besonders eben in "verlassenen" Städten wie Anklam und kleineren Ortschaften.
Ich weiß, dass sich fast alle Gemeinden, speziell jene, die von Tourismus leben, vor den Wahlen beschwerten über die ganzen NPD-Plakate, das sei den Urlaubern nicht zuzumuten und man selbst wolle die Plakate auch nicht sehen. Die Plakate hängen ja nicht umsonst immer soweit oben wie möglich.

Anklam hat, soweit ich weiß einen Arbeitslosenanteil von über 30%. Keiner kümmert sich dort um die Leute, die meisten, die einen Job haben, müssen dafür in die Nachbarstädte.
Und ja, in Anklam gibt es sehr viele, die von sich behaupten rechtsextrem zu sein, gleichzeitig gibt es dort aber auch verhältnismäßig viele Schwarze, Italiener, Asiaten. Nur Türken sind, soweit ich mitbekommen habe, nicht sonderlich stark vertreten.
Ich war mal einige Zeit wegen Freunden in Anklam und kann nur von meinen Eindrücken in dieser Zeit berichten, demnach prügeln sich die Rechten dort gerne untereinander, ansonsten hören sie gerne übermäßig laut rechte Musik - sei es aus den Wohnungen, aus den Autos oder gerne auch Nachts, wenn sie irgendwo auf der Straße feiern.
Weiter habe ich nichts mitbekommen. Größtenteils langweilen die sich einfach nur.
Ist aber auch nicht leicht für die Rechten, wirklich aktiv zu werden, vorausgesetzt sie wollten. Ein Freund berichtete mir mal, dass Anklam seit ein paar Jahren ein riesiges neues Polizeigebäude hat.
Gefühlt kommt da auf jeden Einwohner ein Polizist.
Und diese Polizisten langweilen sich angeblich auch.

Ansonsten gibt es in Anklam noch sehr viele Kiffer bzw Drogenjunkies.

Brandenburg ist quasi wie Anklam, nur als eigenes Bundesland in groß - zumindest der Teil zwischen M-V und Berlin. Da ist auch nichts los. Jeder, der da weg ist, macht 3 Kreuze im Kalender. Was zurück bleibt, wird sich selbst überlassen.

Soziale Brennpunkte sind immer auch ein Magnet für Extremismus. Sieht man ja auch in NRW und einigen Ecken in S-H inzwischen.
Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
Mitglied

Wirklich nur ein Pamphlet?
geschrieben von Die-Klostermaus
als Antwort auf adam vom 23.11.2011, 13:00:15
Zitat aus einem Beitrag:
Das ganze Pamphlet der Constanze von Bullion [i]strotzt von Menschenverachtung und Vorurteilen und Karl Eduard von Schnitzler hätte es nicht besser schreiben können.
[/indent]
Davon abgesehen, dass diese Aussage nur eine persönliche Meinung ist, die nicht begründet und erläutert wurde, bin ich mir nicht im klaren, ob die, von Lotte herausgestellten Aussagen, alle falsch sind?

Die folgenden erläuternden Beiträge bestätigen ja letztlich zwei der gemachten Aussagen.
Worin die Menschenverachtung der Autorin bestehen soll, erschließt sich mir nicht. Es sei denn, dass man so etwas, gleich aus welchen Gründen auch immer, nicht schreiben darf. Basieren die im Leitartikel gemachten und herausgestellten Aussagen nur auf Vorurteilen oder treffen sie doch zu? Siehe ...

Abgesehen von dem Zorn, mit dem Constanze von Bullion ihren Kommentar geschrieben hat, hat sie nicht so unrecht. (...) adam
geschrieben von adam


Ich kann die herausgestellten Aussagen aufgrund fehlender Kenntnisse weder bestätigen noch widerlegen. Und ein paar persönliche Erfahrungen, Vorurteile und Bauchgefühle reichen meines Erachtens nicht aus, hier eine starke Meinung zu vertreten! (Da muss ich mich erst sorgfältiger mit der Materie auseinandersetzen, wozu eine oberflächliche auflagen- und quotenorientierte Berichterstattung mir nicht ausreicht.)

Die Klostermaus

(Ich habe vorhin leider vergeblich Blogbeiträgen auf der Webseite der SZ gesucht.)
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ein tatsächlich neuer Blickwinkel (aus der Süddeutschen Zeitung)
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 23.11.2011, 11:20:28


Was dort die gute Frau Bullion mit ihrer Kaffeekränzchenlogik aus ihrer Hühnerbrühe orakelt, übertrifft ja nun alles, was bisher an Unsinn veröffentlicht wurde.
Aber die Leserkommentare machen doch Hoffnung, dass dieser Unsinn nicht ernst genommen wird.


Das ist ja das Problem:eine ausgezeichnete Journalistin informiert uns über Hintergründe zu dieser Mörderbande aus braunen Nestern in der ehemaligen DDR - darauf wird polemisch mit Kindergarten-Terminologie reagiert (sind das die Leserbriefe?). Vermutlich hat der Schreiber den sehr guten Artikel nicht intensiv gelesen, sondern war schon aufgrund der Überschrift wütend.
Mit erscheint vieles erklärlicher, vor allem, weshalb in einem Teil Deutschlands, wo gerade mal 1/5 der Gesamtbevölkerung lebt, sich so viel mörderischer Hass aufbaut, der vermutlich auch in den sanktionierenden und verfolgenden Behörden manifestiert ist.
Es erscheint mir auch sehr logisch, dass analog zur RAF, die die Generation ihrer "braunen" Eltern verfolgten, nun die Spät-DDR-Revolutions-Generation dies mit ihren sozialistischen Eltern macht. Olga


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Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
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Zusammenhang zwischen desolater sozialer und wirtschaftlicher Situation
geschrieben von Die-Klostermaus
als Antwort auf yuna vom 23.11.2011, 13:37:11

Die vielen, vielen NPD-Plakate kurz vor der Wahl sind kein Anzeichen dafür, dass die NPD in M-V so beliebt wäre, sie hingen aus dem genauen Gegenteil da. ... Die Plakate hängen ja nicht umsonst immer soweit oben wie möglich.
geschrieben von yuna

Ist es richtig, dass die anderen Parteien u.a. in den genannten Orten kaum oder wenig plakatiert haben? Warum?


Anklam hat, soweit ich weiß einen Arbeitslosenanteil von über 30%. Keiner kümmert sich dort um die Leute, die meisten, die einen Job haben, müssen dafür in die Nachbarstädte. ... Soziale Brennpunkte sind immer auch ein Magnet für Extremismus. Sieht man ja auch in NRW und einigen Ecken in S-H inzwischen.
geschrieben von yuna


Für mich besteht aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Daten (da findet sich etliches im Netz) bezüglich Rechtsextremismus ein klarer Zusammenhang zwischen desolater sozialer und wirtschaftlicher Situation; ob es die einzige Ursache oder die Hauptursache, kann ich nicht entscheiden.

Wieweit die hier schon öfters zitierte individuell-familiäre und soziale Sozialisation eine Rolle, eine wichtige oder wesentliche Rolle spielt, kann m.E. nicht ignoriert werden. (Diese Fragestellung stößt hier offenbar auf kein Interesse? In diesem Zusammenhang: Ich werde mich mal mit den Biographien der hier genannten Personen Rieger, Mahler und Rabehl beschäftigen.)

Wer hat Kenntnisse und Hinweise bezüglich nationalistischer und rechtsextremistischer Haltungen im europäischen Ausland?


Die Klostermaus
justus39
justus39
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Re: Wirklich nur ein Pamphlet?
geschrieben von justus39
als Antwort auf Die-Klostermaus vom 23.11.2011, 15:11:25

Worin die Menschenverachtung der Autorin bestehen soll, erschließt sich mir nicht.


"Familie, das war wichtig in der DDR, Zuflucht vor staatlicher Drangsal, noch öfter Hort ideologischer Schulung. Wer diese Welt im Rückblick betrachtet, stößt bisweilen auf eine erstaunlich niedrige Betriebstemperatur bei der Aufzucht des Nachwuchses."

Nun ja, wir haben vier Kinder und fünf Enkel, die mit viel Liebe, Geduld und Fürsorge aufwuchsen.
Da möchte ich nichts von einer niedriegen Betriebstemperatur bei der Aufzucht sprechen.
Das mag vielleicht bei der Geflügelhaltung zutreffen.

oder auch diese Bemerkung:
"Die Fragen führen in Familien wie die des Professorensohns Uwe Mundlos, in der es nicht an Grips und Ordnungssinn gefehlt haben soll, an der Befähigung also zum Schmetterlingsammeln."

Aber die Leserkommentare und ihre Bewertungen machen doch etwas Mut.


olga64
olga64
Mitglied

Re: Zusammenhang zwischen desolater sozialer und wirtschaftlicher Situation
geschrieben von olga64
als Antwort auf Die-Klostermaus vom 23.11.2011, 15:26:31



Wer hat Kenntnisse und Hinweise bezüglich nationalistischer und rechtsextremistischer Haltungen im europäischen Ausland?


Die Klostermaus


Eine "Haltung" ist noch recht aktuell - der Massenmörder, der in Norwegen ca 80 Jugendliche niedermetzelte.
Wir Deutsche sollten aber nicht wieder den Fehler machen, in dem solche Untaten auch im Ausland auftauchen, unsere eigenen Verfehlungen dadurch kleinzureden. Immerhin haben wir eine ganz andere geschichtliche Vergangenheit als das europäische Ausland, oder? Olga
clara
clara
Mitglied

Re: Man sollte die Aussagen fasifizieren oder verifizieren?
geschrieben von clara
als Antwort auf adam vom 23.11.2011, 13:00:15


.....
Zwanzig Jahre lang wurden die neuen Bundesländer mit Samthandschuhen angefaßt. Der Westdeutsche hatte zu kuschen. Nach seiner Meinung, seinem Willen, was die Wiedervereinigung betraf, war er nicht gefragt worden, schon gar nicht nach dem Prozedere. Kuschen und zahlen war angesagt. Wen wundert es, daß die freudige Stimmung in den alten Bundesländern in Gleichgültigkeit und bei einigen auch in Groll umschlug?
Hier liegt der Anteil der Westdeutschen an der mißlungenen Vereinigung. Eingelullt von 40 Jahren Erfolgsgeschichte und Wohlstand, waren sie nicht in der Lage, ihr Mitwirken an der Wiedervereinigung zu fordern und auch zu bekommen. So spross also die neue Bundesrepublik, ähnlich wie Europa, den Menschen von der Politik übergestülpt, ohne zwischenmenschliches Zutun, schnell aber kalt.


adam

geschrieben von adam

Dies alles kann ich nicht als Grund für eine rechte Szene in den neuen Bundesländern sehen, Adam.
Vor 20 Jahren war die Euphorie doch auch im Westen sehr groß, ich kenne keinen Menschen in Westdeutschland, der nicht froh über die Wiedervereinigung war. Auch keinen, der wegen des Solidaritätszuschlags hier gemurrt hätte. Im Gegenteil gab es viel freiwillige Hilfe beim Aufbau Ost. Das ist zwischenmenschlich und Mitwirken an der Wiedervereinigung. Was gab es da in der damaligen BRD groß zu fragen, die Wiedervereinigung geschah doch ganz nach ihrem Willen! Ich meine eher, die Politik hat das ausgeführt, was die Menschen in Ost und West forderten.
Spätere Übertölpelung nicht weniger Ostdeutscher durch Westdeutsche hat im Osten das Gefühl entstehen lassen, Deutsche 2. Ordnung zu sein. Wenn dann noch die bekannten wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einigen Regionen Ostdeutschlands hinzu kommen, haben es Rattenfänger leicht, wie die Geschichte lehrt.

Clara

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