Innenpolitik Terror von rechts

hugo
hugo
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Re: Terror von rechts
geschrieben von hugo
als Antwort auf justus39 vom 21.11.2011, 11:00:40
Die Menschen, die vom Sozialismus genug hatten und von SPD und CDU enttäuscht waren, hofften nun dass die Rechte Szene die Lösung bringen würde.
geschrieben von justus


hallo justus, da möcht ich zu bedenken geben, das Jene, die vom Sozialismus die Nase voll hatten,,dort auch mindestens einige Jahre Erfahrungen durchlebt haben müßten,,
Dann wären sie damals ca 30 Jahre 40 Jahre oder noch älter gewesen und heute entsprechend 50 oder 60 Jahre usw,,

Soweit ich das hier überblicke seh ich zumeist sehr junge Gesichter bei den Braunen,,also eher die Kinder Jener mit der Nase voll vom Sozialismus,,

Da müßte eher eine "Übertragung" der Sichten und Ansichten von den Eltern, den Älteren, den Lehrern, den Politikern, den Medien usw auf die "Empfänger" stattgefunden haben,,,

aber warum sollten ausgerecht die vom Sozialismus Enttäuschten, die ja gerade und besonders große Hoffnungen auf das Neue, auf die BRD, auf die Freiheit gesetzt hatten sich nun von diesem Neuen ab-, und den Rechten zuwenden ?

Andere Meinungen sehen das eher bei den vom Sozialismus Begeisterten als bei den Kritikern des Neuen,,aber erst nachdem sie selber enttäuscht wurden,,und das war sicher 1990 zu Zeiten der großen Euphorie noch nicht der Normal-Fall,

,die eigene rechte Szene war damals hier die große Ausnahme,,,und zwar so sehr das sich die Medien -die ja von Ausnahmen, vom Besonderen, vom Unnormalem leben- gewaltig darauf stürzten und es so oft, so umfangreich, so vielfältig in die Zeitungen und auf die Bildschirme brachten das es bis nach Amerika flackerte,,(ich denke z.B ans Sonnenblumenhaus in Rostock,,) und sich bis heute -auch besonders in viele Westköppe- eingebrannt hat.

Solche Bilder sind- im Gegensatz zu dem Wissen z.B den Formeln usw. die man mal in der Schule als Bildungskapital anhäufte -das sich jedoch in Alltag und Beruf relativ schnell verbraucht - immer noch sehr aktuell abrufbar.

Damit wird dann für lange Zeit Politik gemacht, damit werden Köpfe verdreht, werden Erinnerungen gepflegt, leider eben auch von Verdrehern, von Beleidigern, von künstlich Entrüsteten,,,z.B.: "oh welch grandiose braune Hinterlassenschaft hat uns der Sozialismus bzw wurde uns als Morgengabe mitsamt der maroden DDR aufgebrummt,,,

so einfach ist das,,,?? ich denke anders, weil ich anders erzogen wurde, weil ich andere Erfahrungen gemacht habe, weil ich mit rechtem Gedankengut eher nur verbal-plakativ aber selten praktisch in Berührung kam.


hugo

justus39
justus39
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Re: Terror von rechts
geschrieben von justus39
als Antwort auf hugo vom 21.11.2011, 12:11:20
........aber warum sollten ausgerecht die vom Sozialismus Enttäuschten, die ja gerade und besonders große Hoffnungen auf das Neue, auf die BRD, auf die Freiheit gesetzt hatten sich nun von diesem Neuen ab-, und den Rechten zuwenden ?
geschrieben von hugo

Weil sie wahrscheinlich in ihren Hoffnungen enttäuscht wurden.
Weil sie glaubten, dass eine gerechtere und freiere Ordnung entsteht. Stattdessen bekamen sie es mit viel Bürokratie zu tun und mussten erfahren, wie sich der Widerspruch zwischen Arm und Reich immer mehr vergrößerte. Weil sie auch erfahren mussten, dass ihre Kandidaten vor der Wahl mehr versprachen als sie nach der Wahl auch hielten.

Es ist wieder eine Situation, wo Rattenfänger, die versprechen, Ordnung zu schaffen, viel Zulauf finden.
Wir hatten das schon einmal und müssten eigentlich darauf vorbereitet sein.
yuna
yuna
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Re: Terror von rechts
geschrieben von yuna
als Antwort auf justus39 vom 21.11.2011, 12:24:54
Dessen wurden sie sich aber einige Jahre später erst wirklich bewusst. Davor herrschte noch Hoffnung.
Lass es bis '95 gedauert haben, als die Masse langsam realisierte, wie willkommen sie waren.

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Gillian
Gillian
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Re: Terror von rechts
geschrieben von Gillian
als Antwort auf yuna vom 21.11.2011, 12:06:27
Bravo, Yuna, du hast es auf den Punkt gebracht!
Eigentlich müsstest du von den Ostdeutschen Zustimmung ohne Ende bekommen, aber mit der Arschkarte in der Hand halten die meisten ihre Tippfinger still (außer Hugo, auch dem ein Bravo!). Ich bin auch so eine, die sich nicht mehr einmischt. In meinem Alter hab ich mir abgewöhnt mich aufzuregen, um mein Herz zu schonen. Ich danke dir für deine Beiträge hier und gebe dir in allem Recht!
G.
justus39
justus39
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Re: Terror von rechts
geschrieben von justus39
als Antwort auf yuna vom 21.11.2011, 12:34:28
Yuna, Du sagst es!
Wenn ich an die Euphorie und die Begeisterung denke als endlich die Mauer fiel, und mich dann an die enttäuschten Gesichter erinnere, als es später immer unsicherer und hoffnungsloser wurde.
Die Treuhand verscherbelte Industrie und Immobilien vorwiegend an westliche Investoren, die nur bestrebt waren, dort keine Konkurrenz entstehen zu lassen, und einheimische Bewerber wurden übergangen weil sie nach Meinung der Treuhand nicht über das nötige Management verfügten.
Hier war ein Potential an Initiative und Begeisterung vorhanden, dass dann in Resignation und schließlich in Protest umschlug. Die Politik hat selbst den Boden für die nationalistische Ideologie bereitet, und dann zu lange weggeguckt.
Jetzt wird den Opfern auch noch die Schuld zugeschoben.



EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Terror von rechts
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf justus39 vom 21.11.2011, 13:03:54
Nun bleibt langsam mal auf dem teppich und rührt nicht dinge zusammen, die nicht unmittelbar zusammengehören.
Natürlich ist das ein thema, bei dem richtig schön der ganze O/W scheiß hochgeputscht werden kann.
Die treuhand ist also schuld, Kohl sowieso und Merkel erst recht, das es im Osten nur elend gibt und deshalb die Rechten marschieren.
Nun gibt es im Osten nicht nur elend und die ganze heulerei mit dem ausverkauf der ach so "tollen weltmarktbeherrschenden ostwirtschaft" ist so abgelutscht und wird leider zu propagandazwecken wieder hochgerührt.
Fakt ist, es gibt im Westen wie im Osten Naziterror.
Fakt ist auch, daß unter den Nazis nicht nur untergebutterte arbeitslose und Hartzempfänger sind.
Fakt ist, daß unter den aktiven Nazis, die meisten einer arbeit nachgehen und trotzdem ins braune lager abgewandert sind.
Das alles auf die soziale lage zu schieben ist zu einfach.
Da hab ich gerade gehört, daß der obernazi aus einem dorf bei mecklenburg ein gutbetuchter fuhrunternehmer ist, in meinem umland gabs mal ne nazitruppe, die hatten sich am fußball angebunden und hatten alle eine arbeit.
Nach älterwerden und familiengründung und interessenerweiterung hat sich das dann von selbst erledigt.
So einfach, wie hier teilweise argumentiert, der arme osten und die arbeitslosen und hoffnungslosen jugendlichen im Westen und schon marschiert braun, ist es eben nicht.
Da muß man schon weiter denken, sonst wirds nix mit ursachenforschung und gegenargumentation.

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yuna
yuna
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Re: Terror von rechts
geschrieben von yuna
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 21.11.2011, 13:27:48
Gram, einfach ist es nicht, da hast du recht. Ich schrieb auch schon mal, dass das Thema sehr vielschichtig ist. Aber insgesamt ist die Masse von rechtsorientierten idR. aus irgendeiner Frustration heraus auf diese Seite gewechselt.
Was du beschreibst, betrifft oftmals schon den harten Kern. Die sind auch extrem engagiert. Aber, wenn man die Frustrierten abschöpft, bleibt nicht mehr viel.

Es ist ja auch schon oftmals belegt worden, dass frustrierte Menschen dazu neigen zu "trotzden" und dann auf eine extreme Seite wechseln wie Links oder eben Rechts.

Je länger sie dort bleiben, desto verschobener wird ihr Weltbild, weil sie sich dann in einem Kreis befinden, indem sie größtenteils nur Zuspruch bekommen für ihre Weltanschauung und sie daher zunehmend für realer halten.

Man kann es also, wie du richtig sagst, nicht "nur" auf Frustration zurückführen, aber man kann es "auch".
Und zumindest dieser Part, der eben die Masse betrifft, wäre durch ein bisschen Engagement und Interesse durch die Regierung und die Gesellschaft zu beheben.

@justus39
Die genauen Hintergründe, wieso, warum, weshalb kenne ich nicht, daher äußere ich mich da eher nicht zu. Mich beschäftigt hauptsächlich die menschliche Seite, die Empfindungen der Leute, ihre Reaktionen.
Denn sie sind idR. ein großer Teil für eine Handlungsmotivation.


@Gillian: :)
justus39
justus39
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Re: Terror von rechts
geschrieben von justus39
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 21.11.2011, 13:27:48
Zur Spitze der NPD gehören natürlich vornehmlich gut gestellte und auch intellektuelle Personen. Dort gibt es ausgefuchste Rechtsanwälte und auch Unternehmer. Darin besteht überhaupt kein Zweifel.

Was ich wahrscheinlich etwas missverständlich beschrieben habe betrifft weniger die aktiven Neonazis sondern die Wähler dieser Partei, die auf deren Propaganda hereinfielen, und warum sie Ihre Hoffnung auf diese Partei setzen, habe ich beschreiben wollen.
So erreichte die NPD in Mecklenburg- Vorpommern immerhin 6,0. Der Vorsitzende Stefan Köster stammt übrigens aus Nordrhein Westfalen und ist ausgebildeter Betriebswirt und Versicherungskaufmann.
Natürlich sind diese 6 Prozent eine Minderheit und sprechen nicht für die Bevölkerung der neuen Länder, aber meiner Ansicht nach sind es immer noch zu viele.

olga64
olga64
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Re: Terror von rechts
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 21.11.2011, 13:03:54


Jetzt wird den Opfern auch noch die Schuld zugeschoben.

Verstehe ich leider nicht - wann und wie wird den ermordeten Türken, dem Griechen und der Polizistin aus Heilbronn Schuld zugesprochen? Oder definieren Sie die Opfer-Frage anders als ich? Olga
yuna
yuna
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Re: Terror von rechts
geschrieben von yuna
als Antwort auf olga64 vom 21.11.2011, 15:27:20
Olga, et ging um die gesamte Zeit seit 1990 bis heute. Der Satz bezieht sich mit Sicherheit nicht direkt auf den aktuellen Fall der drei Neonazis.

Übrigens wird der Polizisten inzwischen eine Verbindung zu den Dreien nachgesagt, was somit bedeuten würde, dass sie nicht zufällig erschossen wurde, sondern tatsächlich gezielt.
Man ging ja bisher von Zufall aus, weil sich erst an diesem speziellen Tag (soweit ich mich erinnere) entschieden hatte, dass sie mit ihrem Kollegen unterwegs sein würde. Geplant war das nämlich nicht.

Dass der NSU nun auch da war, lässt ja schon einen Informanten vermuten oder die Polizistin wurde schon im Vorfeld seit geraumer Zeit vom NSU überwacht, damit sie eine günstige Situation direkt nutzen konnten.

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