Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024

Innenpolitik Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024

Wolfram8
Wolfram8
Mitglied

Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von Wolfram8




34 Jahre Deutsche Wiedervereinigung.

Fazit: es ist noch nichts „zusammengewachsen, was zusammen gehört“. (Kohl, Bundeskanzler 1990). Auch die „blühenden Landschaften“ (ebenda) lassen auf sich warten.
Beweis sind die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse von Ost und West.
Wenn es so weiter geht, haben die AfD und das BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) die Mehrheit in den neuen Bundesländern. 1/3 der Wähler/-innen haben sie schon hinter sich vereint.
Wackelt die deutsche Demokratie? Analog der Weihmacher Republik? Nein.

Die Weihmacher Republik scheiterte hauptsächlich und in dieser Geschwindigkeit durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch nach 1929 (schwarzer Freitag). Solch ein katastrophaler Zusammenbruch ist derzeit nicht erkennbar. Es findet eine Umorientierung- und strukturierung statt, hauptsächlich geschuldet der Klimakrise und Digitalisierung.

Auch die deutsche Demokratie wird sich umorientieren- und strukturieren müssen, ohne die Grundrechte des Menschen zu beschränken, oder gar zu beseitigen.
Eine schwierige Aufgabe, zumal die politische Vertretung dem Eigeninteresse unterworfen ist und scheinbar mehr dem Grundsatz „Eigenwohl vor Gemeinwohl“ folgt.

Old denkt über das Geschriebene nach. Er schaut durch ein Fenster in den regnerischen, tristen Herbst in der Hauptstadt der BRD/DDR, kurz Deutschland genannt.
„Eigentlich denke ich auch mehr an mein Eigenwohl. Selbst die ehrenamtliche Arbeit für die Gemeinschaft gilt dem eigenen Wohlempfinden.“

Doch wenn das Eigenwohl mit einem Machtanspruch verbunden wird, führt es zwangsweise in eine gewalttätige Katastrophe.
Wolfram8 (alias Old)
 

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von werderanerin

Ich glaube sehr oft, dass man diese "Einheit" aus mehreren Sichten beurteilen muss. Diejenigen, die damals 1989 in Leipzig, Ostberlin und der DDR, gewissermaßen den Grundstein für die Einheit gelegt haben, sind heute, 34 Jahre danach in ihrer Beurteilung mindestens gespalten, wenn nicht sogar völlig entgegengesetzter Meinung.

Ost trifft nach wie vor auf West - Einheit - Nein !

Vergessen wir nicht, dass inzwischen eine völlig neue Generation herangewachsen ist, die heute im Arbeitsleben steht, Kinder hat und ganz anders mit dem Wort "deutsche Einheit" umgeht.
Sie denken sehr oft garnicht mehr daran..., es ist immer schon so gewesen, warum sich Gedanken machen. Diese Generation hat die "Einheit" vielleicht (...) unbewusst vollzogen, zumindest gedanklich. 

Dieses Deutschland wird erst dann wirklich zusammen wachsen können, wenn die Generation "weg" ist, die immer noch gespalten ist, weil sich Erfahrungen, Erinnerungen, Verletzungen nicht weg schieben lassen. 

Man sieht es hier im ST doch auch, stellvertretend für das Bild in Deutschland - Kompromisse sind nur schwer zu finden, Sturheit in den Köpfen geparrt mit Besserwisserei wird fast tagtäglich gelebt, geschrieben und durchgesetzt.

Ich persönlich sehe die "Einheit" nach wie vor positiv, auch wenn vielleicht manches zu kritisieren ist..., habe ich meinen Weg gefunden, bin dankbar. Dazu gehört aber eben auch, sich immer beide Seiten anzuhören, Verständnis zu aufzubringen , nichts zu verteufeln.

Niemand und Nichts ist vollkommen !

Kristine

 

aixois
aixois
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RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von aixois
als Antwort auf werderanerin vom 03.10.2024, 14:43:22

Dieses Deutschland wird erst dann wirklich zusammen wachsen können,

Wobei ich immer noch versuche eine Antwort zu finden, welches Deutschland eigentlich "mit dieses" gemeint ist, dass da zusammenwachsen will oder sollte oder muss.

Das Deutschland konkurrierender Königs- oder Herzogtümer von 1871 bis zum Ende der Monarchie ?
Danach wurde aus dem kaiserlichen Preußendeutschland ein Freistaat Preußen geworden mit vielen Provinzen, die  bis  1945 ins Rheinland reichten.
Das war ja bekanntermaßen nicht unbedingt immer ein ausgesprochenes 'Liebesverhältnis' zwischen den Preußendeutschen und z.B. den Rheinländerdeutschen. Zwischen  Franken, Bayern, Schwaben, Badener, Sachsen und Berlin ...  usw. ebensowenig.

Also was genau wollen wir wiederhaben, wie es mal war ?  Die 'verspätete Nation '?
Das verpasste alte Vaterland, aus Krieg geboren , durch Krieg untergegangen ?
Das bis dahin 10 lange Jahre hindurch Krieg führte, fast so lange, wie es Zeit hatte, Demokratie zu lernen und zu praktizieren, was ja hinten und vorne nicht reichte und deshalb auch schief ging ?

Wie sollte der Westen denn heute sein, oder der Osten, um als modernes einig Deutsches Vaterland zu gelten ? Doch nicht so wie vor 1933 und doch sicher auch nicht so wie zu Zeiten der 'Herrschaft' der Reichsstatthalter ? 

Wäre es nicht an der Zeit, sich gemeinsam zu überlegen , was für ein Deutschland denn  da  überhaupt erst  mal wachsen soll, bevor man es zum Zusammenwachsen anhält ?

Eine gemeinsam erarbeitete deutsche  Verfassung, auch als Gesellschaftsvertrag verstanden, wäre möglicherweise eine Chance gewesen, diese Frage in freier Mitbestimmung zu beantworten.
 

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aixois
aixois
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RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von aixois
als Antwort auf Wolfram8 vom 03.10.2024, 13:48:27

Doch wenn das Eigenwohl mit einem Machtanspruch verbunden wird, führt es zwangsweise in eine gewalttätige Katastrophe.

Wie ist das 'zwangsweise' denn zu verstehen ?
Das ginge doch nur wenn die Mehrheit der Wähler das Prinzip gut hieße, wonach das, was gut für mich ist auch automatisch (zwangsweise ?) "gut für die Menschen" anzusehen ist, jeder für sich und alle anderen für mich ...?
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von JuergenS

seid ihr alle schon so verengt, dass ihr nicht bemerkt habt, dass es schon einen heute bedienten thread gibt: "Tag der deutschen Einheit".


????

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf aixois vom 03.10.2024, 15:48:33
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Ja, @aixois, es gibt wohl alljährlich einen Thread anläßlich dieses Tages,
und @JuergenS hat den von 2013 wieder nach vorne geholt.

Sehr interessant.......
Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen, und ich merke, daß ich
bei diesem Thema immer konservativer werde.
Ich habe nur das Deutschland in den heutigen Konturen verinnerlicht,
aber erst jetzt im Alter denke ich manchmal an die Heimatvertriebenen aus den Gebieten der alten Reichsgrenzen, wie die das wohl empfinden.
Nicht, daß ich revanchistische Gedanken dabei habe, nur mein Verständnis
für deren Haltung hat sich geändert.
Auch ich hätte eine neue Verfassung begrüßt!
So, wie man die Unabhängigkeitserklärung der USA vom 4.7.1776
immer wieder als bahnbrechend über die Jahrhunderte für ein weltweites
demokratisches Grundverständnis  bezeichnet oder auch die französische
Verfassung vom 3.9.1791 und den "Code Civil"  von 1804 nach der
Revolution ........so hätte eine neue Verfassung  nach der Wiedervereinigung
Deutschlands  und dem damaligen eingeleiteten Ende des Kalten Krieges
weit in die Zukunft reichende Impulse auslösen können, aber diese Chance
wurde verpaßt.
Die Bundesdeutschen sagten: "Zu unserem Grundgesetz gibt es keine
Alternative"  -  aber gibt es etwas, was nicht zu verbessern wäre, zumal
wenn man es ernst gemeint hätte, daß "zusammen wächst, was zusammen
gehört" (WILLI  BRANDT).

C.S.

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von olga64

In der SZ schreibt Kurt Kister einen nach meiner Einschätzung guten und sachlichen Bericht über die "Deutsche Einheit", aus dem ich nachstehend einige Passagen zitiere:

"Seit 1990 haben wir den 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit. An jenem Tag traten die 5 neu gegründeten Bundesländer dem Geltungsbereich desGrundgesetzes bei, womit die Deutsche Einheit auch ein Verwaltungsakt wude.

Die kürzlichen Wahlergebnisse in Brandenburg, Sachsen und Thüringen tragen dazu bei, dass der Tag der Deutschen Einheit auch in diesem Jahr eher als Tag der deutschen Unterschiede wahrgenommen wird.

Es ist nicht verwunderlich,dass auch 34 Jahre nach dem Verwaltungsakt von 1990 Deutschland nicht einige Vaterland ist. DDR und BRD waren gegeneinander gerichtete Staatsmodelle und bezogen ihre Identität auch daraus, gerade nicht so zu sein wieder jeweils andere.
27% de Menschen, die heute in Ostdeutschland leben, sind älter als 65 Jahre, was bedeutet, dass sie in dieser bipolaren deutschen Welt aufgewachsen und sozialisiert sind und auch als Erwachsene in der DDR lebten.

Im Westen sind knapp 21% älter als 65 Jahre. Manches anUrteilen und Vorurteilen wird sich nicht ändern zu Lebzeiten dieser Generationen - manches wird an Kinder und Enkel auch weitergegeben werden.

Der Soziologe Steffen Mau aus Rostock stellt es in seinem Buch "Ungleich" glaubhaft dar,dass dder Osten anders bleiben wird und die sog. Ostidentität kein schwindendes Nachwende-Konstrukt war sonder nzu einem Teil der Lebensrealität geworden ist.

Es ist ja auch nicht schlecht, wenn ein Gesamtstaat regionale Unterschiede aufweist. Bayern war und ist auch immer anders gewesen als andere Bundesländer und verfügt auch über eine erfolgreiche, regionale Partei, die CSU.
Aber zu erwähnen ist natürlich auch, dass Bayern mehr Menschen beherbergt als die 5 ostdeutschen Bundesländer zusammen.

Das Anderssein sollte als friedliches, gutes und tolerantes Zusammenleben verstanden und gelebt werden.
Aber leider wächst die Bereitschaft, das eigene Anderssein als Massstab für alle zu verstehen und durchzusetzen zu wollen. Die AFD ist dafür der parteigewordene Ausdruck dieser Form von Intoleranz.

Und das ist im Osten stärker als im Westen, weil im Osten viele die eigene Identität nicht respektiert sehen und sich von den Anderen bedroht fühlen.
In den 90er Jahren kam die Normierung des Ostens durch den Wesen der PDS im Osten zugute; heute der AFD und aktuell auch dem BSW.
Und sollte man die AFD wirklich irgendwann verbieten können, kämen im Klima einer zunehmenden Konfrontationspolitik neue Parteien hinzu - und  keinesfalls weniger radikale. "

Ich schätze die Aussagen des Soziologen Steffen Mau sehr; es geht ihm auch nicht darum wie seinem Professoren-Kollegen Dirk Oschmann, was "der Westen dem Osten alles angetan habe" und sowieso der Westen den Osten zu seinem eigenen Vorteil "erfunden" habe. Und dies aus einem akademischen Werk,dessen Autor selbst für sich eine bewunderungswürdige, internationale Karriere machen konnte in einer freien Welt ohne Grenzen - wie es ihm zu Zeiten der DDR nie möglich gewesen wäre.

Olga

olga64
olga64
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von olga64
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 03.10.2024, 17:43:54
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Auch ich hätte eine neue Verfassung begrüßt!

Die Bundesdeutschen sagten: "Zu unserem Grundgesetz gibt es keine
Alternative"  -  aber gibt es etwas, was nicht zu verbessern wäre, zumal
wenn man es ernst gemeint hätte, daß "zusammen wächst, was zusammen
gehört" (WILLI  BRANDT).

C.S.
Der Beitritt der DDR erfolgte 1990 durch die 5 neugegründeten Bundesländer dem Geltungsbereich des Grundgesetzes und zwar ohne Ausübung von Waffengewalt o.ä.

N atürlich gibt es nichts, was nicht verbessert werden könnte. Aber in unserer Demokratie benötigt es hierzu keinen Alleinherrscher, der es von oben bestimmt ,sondern - wie z.B. bei Änderungen im Grundgesetz - Zweidrittelmehrheiten.
Es steht jedem frei,d iese immer und immer wieder zu sammeln und ein solches Änderungsprozedere in Gang zu setzen. Das ist der Vorteil einer liberalen Demokratie.

Aber Vergleiche nach so vielen Jahrzehnten mit Fiüchtlingen aus einem Reichsgebiet und deren Problemen halte ich nicht für zielführend.
Damals mussten deutsche Menschen den Preis für einen grausamen 2. Weltkrieg mit Millionen Toten bezahlen - das haben sicher irgendwann auch diese aus Reichsgebieten geflohenen Menschen eingesehen, bzw. einsehen müssen und in diesem Sinne auch an ihre Nachkommen weitergegeben. Wenn nicht ,wäre das fahrlässig gewesen. Olga
Elbling
Elbling
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von Elbling
als Antwort auf olga64 vom 03.10.2024, 18:01:07
Aber in unserer Demokratie benötigt es hierzu keinen Alleinherrscher, der es von oben bestimmt ,sondern - wie z.B. bei Änderungen im Grundgesetz - Zweidrittelmehrheiten.
 
Olga, das weiß man doch schon seid Jahren, daher ist '..wieder mal die Besserwisserei..' eiigentlich nicht angesagt, aber macher ist schon so alt das er ohne nicht mehr kann.
Und eigentlich könnte es mal eine Einheit werden - wenn man es den wollte.
Warum eigentlich nicht..?
Was spricht dagegen..?
Nur weil die Menschen sich herausnehmen auch eine Meinung zu haben, die leider abweicht von dem so geliebten Mainstream..?
olga64
olga64
Mitglied

RE: Tag der Deutschen Einheit - 3. Oktober 2024
geschrieben von olga64
als Antwort auf Elbling vom 03.10.2024, 19:29:09

Wenn es nach fast 40 Jahren keine "Ein heit" wurde (was immer man darunter ausser der gemeinsamen Sprache verstehen mag) warum wird darauf nach wie vor von einigen gepocht?
Bayern, Baden-Württemberg, die Hansestädte usw. sind doch auch unterschiedlich zu anderen Bundesländern - wem schadet es denn?
Da entwickeln sich andere Mentalitäten, Ideen, Vorstellungen - das macht Deutschland doch bunter.
Gerade in meinem Heimatland Bayern mit eigener, sehr erfolgreicher Regionalpartei sieht man doch, wie anziehend das auf andere Natiionalitäten wirken kann.
Unser Oktoberfest geht zu Ende - vermutlich waren wieder mal mehr als 7 Mio Gäste aus unterschiedlichsten LÄndern bei uns.
Wir mögen das - . Olga
 


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