Innenpolitik Streit um Bürgergeld
@Rispe: Keine Ahnung, wo Du hier das liest, was Dir "jetzt aufstößt". Ich finde die Beiträge trotz der einen oder anderen Kritik sehr sachlich, und von "Hetze" Kann nun wirklich nicht die Rede sein.
Deine Sätze
" Bei den Langzeitarbeitslosen handelt es sich dann auch oft um psychisch Kranke oder Alkoholiker (auch eine anerkannte Krankheit) oder Leute, die aus anderen Gründen einfach nicht arbeiten können. Die will auch kein Betrieb haben, da würde nicht einmal ein Bemühen des Arbeitslosen viel nützen. Das sollte ein Arbeitsvermittler, der mal in einem Jobcenter gearbeitet hat, eigentlich wissen"
nehme ich einfach mal nicht ernst, weil sie nicht stimmen. Übrigens: Wenn Du alles gelesen hättest, wüsstest Du, dass ich an einer Stelle sogar geschrieben habe, dass Arbeitsentwöhnung eine Krankheit ist. Diese Einstellung habe ich schon zu meinen Sozialamtszeiten an meine Leute weitergegeben. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du jetzt hier mit einem "Spurwechsel" keinen neuen Zungenschlag in das eigentliche Thema bringen würdest. Wenn Du der Meinung bist, dass Vermittler ihren Job nicht richtig machen, dann werde ich Dir die Meinung nicht nehmen; aber das hat nichts mit dem Bürgergeld-Thema zu tun.
Du behauptest, es stimme nicht, dass unter den Langzeitarbeitslosen viele psychisch Kranke oder Alkoholiker sind?
Da kann ich mich nur wundern. Ich habe zwar nie in einem Jobcenter gearbeitet, lese aber regelmäßig Zeitungsberichte mit Aufklärungen, lese auch regelmäßig die Obdachlosenzeitung, auch da ist von diesen Problemen die Rede.Ich selbst kenne auch eine Langzeitarbeitslose, die psychische Defekte hat und deshalb nicht arbeiten kann.
Und dass viele Betriebe keine älteren Leute mehr einstellen, und sie gern arbeiten würden, aber keinen Job kriegen, das ist nun auch seit langem ein bekanntes Thema.
Tut mir leid, ich glaube dir einfach nicht alles, was du schreibst, auch wenn du mal in einem Jobcenter gearbeitet hast.
Auch da gibt es Leute, die eine andere Meinung zu diesen Probemen haben, davon bin ich überzeugt.
Was mir an dieser ganzen Diskussion hier nicht erst jetzt aufstößt, ist, dass man nun so tut, als seien alle Arbeitslosen selber schuld an ihrem Schicksal.Danke, ich teile deine Meinung und stimme dir daher voll zu.
Nicht jeder ist seines Glückes Schmid, der Spruch hat noch nie gestimmt.
Jede/r weiß, dass in den letzten Jahren bei großen Konzernen das Hire and Fire zum Alltag gehörte, und dass es gerade älteren Leuten dann oft schwer fällt, eine neue Arbeitsstelle zu finden.
Auch wenn es viele freie Stellen geben mag, so sind sie nicht immer für jeden und jede zugeschnitten. Was nützt es einem Elektrobetrieb, wenn sich ein Bürokaufmann hier bewirbt? Ist nur ein Beispiel, der Arbeitslose muss ja auch zu den angebotenen Stellen passen.
Bei den Langzeitarbeitslosen handelt es sich dann auch oft um psychisch Kranke oder Alkoholiker (auch eine anerkannte Krankheit) oder Leute, die aus anderen Gründen einfach nicht arbeiten können. Die will auch kein Betrieb haben, da würde nicht einmal ein Bemühen des Arbeitslosen viel nützen.
Das sollte ein Arbeitsvermittler, der mal in einem Jobcenter gearbeitet hat, eigentlich wissen.
Ich glaube einfach nicht, dass die Mehrheit nicht arbeiten will. Es gibt welche, die sich auf Hartz 4 ausruhen, natürlich. Aber es ist garantiert nicht die Mehrheit, die meisten Menschen leiden nämlich unter dem Nichtstun und wollen lieber arbeiten, als sich ständig einem Jobcenter vorzustellen mit unmotivierten Vermittlern, vor denen sie ständig ihre gesamten Einkünfte oder Nichteinkünfte offenlegen müssen. Denn das ist auch ziemlich demütigend für viele.
Diese fast schon Hetze gegenüber Arbeitslosen stößt mich ziemlich ab, das muss ich schon sagen.
"Was mir an dieser ganzen Diskussion hier nicht erst jetzt aufstößt, ist, dass man nun so tut, als seien alle Arbeitslosen selber schuld an ihrem Schicksal."
Das was du hier beschreibst, das fand hier im ST statt. Das sind haltlose Unterstellungen, die ich immer wieder kritisiert habe. Für mich unerträglich, das sagt viel über diese User aus. Das selbe ist beim Thema "Obdachlose" passiert.
"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt" (Gustav Heinemann)
Tina
Ich habe wegen der politischen Streitereien gerade mal durchgerechnet, wie das Bürgergeld für einen Drei-Personen-Haushalt im Verhältnis zu einen Niedrigverdienst ist.Nur die Zahlenbeispiele benennen und damit sagen wollen, dass Menschen dann nicht mehr arbeiten wollen, das ist zu kurz gegriffen u ist auch nicht richtig. Denn bei der Diskussion gehört auch anderes dazu. Es geht ja auch darum, dass Menschen mit keiner oder schlechten Ausbildung, keine Jobs mehr finden. Die Anlernjobs, die es zu meiner Zeit ,als ich noch gearbeitet habe gab, die gibt es schon lange nicht mehr. Deshalb finden ja auch die Studenten keine Jobs mehr. Seit Corona sind sie vollkommen verschwunden, siehe Gastronomie, Handel usw. Und diese Menschen brauchen auch eine Absicherung. Diese " Anlernjobs" haben auch ermöglicht, dass man eine vollkommen neue Tätigkeit verrichten konnte, als es der Beruf war. Auch das gibt es nicht mehr. Man will fertige Arbeitnehmer haben, möglichst jung, aber auch schon mit vielen Berufserfahrungen.
Bürgergeld:
Haushaltsvorstand. 502 €
Partner: 451 €
Kind: 318 € +(je nach Alter) - 219 € Kindergeld
Miete max. (Hamburg) 732,75 € - Wohngeld, Höhe unbekannt.
Heizkosten (Hannover) 140 € +-
Summe: 1924 €, abzüglich Wohngeld, geschätzt 200 €
=1724 €
Dagegen: Mindestlohn: 12 € x 40 Stunden x 4,3 Wochen = 2064 €
Nettolohn nach Abzug der Sozialabgaben (keine Steuern): 1681 €
Ich habe die Beträge als jemand, der im Sozialamt gearbeitet hat, nach bestem Wissen und Gewissen im Internet recherchiert und muss zu dem Ergebnis kommen, dass die Opposition Recht hat. Puhhhhhhhhhh! Wenn jemand hier zu einem (gravierend) anderen Ergebnis kommt....dann bitte!
Zu den Freibeträgen: Zwei Jahre sind m.E. zuviel. Ein Jahr hätte gereicht und wäre für mich aufgrund meiner Erfahrungen nachvollziehbar gewesen, weil es hart ist, jemandem, der zig Jahre gearbeitet hat und gerade mal (ohne eigenes Verschulden ) einige Monate arbeitslos ist, an das Ersparte zu gehen.
Es wäre besser gewesen, dass man den Niedriglohnsektor mehr aufstockt, wie auf die 13 Euro, das ist ein Lacher. Hat schon mal jemand hier von so einem Lohn leben müssen? Hat hier schon mal jemand mit Hartz 4 leben müssen? Da wird von Erfolgen geredet bei 13 Euro p. St., diese niedrige Aufstockung, für mich einfach zu wenig. Auch für Menschen ohne Ausbildung oder Menschen, die beruflich umsatteln wollen, muss es einen Lohn geben, wovon die Menschen leben können, ohne trotzdem noch zum Sozialamt gehen zu müssen. Wären die Löhne höher, bräuchte man die jetzige Diskussion über ein Bürgergeld nicht.
Schon lange müssen Menschen 2-3 Jobs haben, um über die Runden zu kommen. Und das wird jetzt alles noch schlimmer. Das sagt doch aus, dass da was im Argen ist. Und zwar mit den Löhnen. Das sind die Punkte, die man angehen muss, die diskutiert werden sollten und nicht darüber diskutieren, ob sich das oder das lohnt, oder nicht, anstatt den Menschen immer wieder vorzuwerfen, dass sie nicht arbeiten wollen. Ich wage mir mal zu sagen, dass hier die Rentner vor vielen Jahren für 13 Euro die Stunde nicht aufgestanden wären, aber man verlangt es von anderen. Zumal es nicht langt zum Leben und die Menschen sich nichts, aber auch garnichts leisten können, auch nicht für ihre Kinder. Und das, obwohl sie voll arbeiten. Meine Meinung, die niemand teilen muss.
Tina
@Rispe: """ Du behauptest, es stimme nicht, dass unter den Langzeitarbeitslosen viele psychisch Kranke oder Alkoholiker sind? ""
Das habe ich nicht behauptet. Im Gegenteil, das weiß ich!!!!!! Und nun lass es bitte gut sein. Das ist nicht unser Thema....
@Tina1: """ Das was du hier beschreibst, das fand hier im ST statt. Das sind haltlose Unterstellungen, die ich immer wieder kritisiert habe. ""
Würdest Du bitte beim aktuellen Thema bleiben, statt auf andere alte Diskussionen zurückzukommen? Wir sind beim Bürgergeld.
Ich spreche da zumindest für meine Leute, die ich damals aus dem Sozialamt in die Jobcenter "mitgebracht" habe.
das war halt nur ein sehr begrenzter bereich mit wenigen leuten, die besonders motiviert waren.
ich hab es wie gesagt bei sehr vielen miterlebt daß es oft anders ist:
"ich hab früher mal eine weile ehrenamtlich in der drogenberatungsstelle mitgearbeitet, weil es da sehr interessante fortbildungen gab.
die dort zu betreuenden klienten waren alle arbeitslos und hätten gern gearbeitet, aber es wurde ihnen beim arbeitsamt nichts passendes angeboten. sie wurden bei den terminen in max. 5 min. abgefertigt, meist gab es noch nicht mal ein jobangebot und umschulungen usw. überhaupt nicht."
lg
minerva
Hallo, @Rispe, Hallo, @Tina1,
Aktuelles kann ich dazu nicht sagen, aber zu meiner Zeit, als ich mit psychisch kranken und/oder süchtigen Menschen gearbeitet habe, waren diese von den Zwangsmaßnahmen nahezu immer ausgeschlossen. Aber ich gebe zu, dass ich nicht weiß, wie das heute ist, es ist über 20 Jahre her.
Allerdings möchte ich eines klarstellen, generell: Ich bin NICHT der Meinung, dass Arbeitslosigkeit selbst verschuldet ist (Ausnahmen gibt es immer), ich bin auch NICHT der Meinung,. dass Arbeitslose nur zu faul zum Arbeiten sind. Und ich bin auch NICHT der Meinung, dass man "nur wollen" muss, dann bekommt man schon Arbeit.
Wenn das so rüberkam, habe ich mich wohl sehr unklar ausgedrückt. Ich habe mit diesen Menschen nicht nur gearbeitet (über die sozialpsychologische Beratungsstelle, in der ich tätig war) , sondern ich war nach meinem Studium selbst ein Jahr arbeitslos und sehr verzweifelt, keine Arbeit zu bekommen.
Aber genauso weiss ich (von meiner Klientel und von mir), dass irgendwann der Punkt kommt, an dem man resigniert. Hier ohne Ansporn, Angebote, Möglichkeiten "einfach nur" Bürgergeld zu zahlen, empfinde ich in vielen Fällen nicht als hilfreich. MIR hätte es damals nicht geholfen.
Hetze lese ich in diesen Beiträgen aber keinesfalls, im Gegenteil, es wundert mich sogar, dass es bei diesen schwierigen Thema hier so friedlich bleibt.
Schönen Gruss
DW
Darf ich mal ein wenig den finanziellen Aspekt beiseite lassen ?
Bei dem Bürgergeld ist die Rede vom Alleinstehenden ( 502€ )
und dann vom volljährigen Partner (451€ )
Im weiteren Verlauf heißt es dann
451 Euro – für eheliche oder nichteheliche Partner einer Lebensgemeinschaft .
Gibt es in Deutschland Lebenspartnerschaften, ob ehelich oder nichtehelich , in der der eine Part nicht volljährig ist ?
https://www.buerger-geld.org/
Hallo, @Rispe, Hallo, @Tina1,Da bin ich nicht deiner Meinung. Es gibt eben keine Angebote, Möglichkeiten
Aber genauso weiss ich (von meiner Klientel und von mir), dass irgendwann der Punkt kommt, an dem man resigniert. Hier ohne Ansporn, Angebote, Möglichkeiten "einfach nur" Bürgergeld zu zahlen, empfinde ich in vielen Fällen nicht als hilfreich. MIR hätte es damals nicht geholfen.
Schönen Gruss
DW
für aber tausende Menschen. Die Zeiten sind vorbei.
Tina