Innenpolitik Sonneberg Stichwahl: AfD-Politiker Sesselmann gegen CDU-Konkurrenten klar in Führung
48.000 Bürger waren zur Wahl aufgerufen. Etwa 29.000 davon haben gewählt. Ca. 15.000 den AfD-Kandidaten. Davon ist vielleicht die Hälfte "Protestwähler" die andere Hälfte AfD-Anhänger.
Zumindest die Protestwähler sind u.a. auf ein Wahlplakat reingefallen, auf dem steht "Raus aus dem €uro" o.ä. Außerdem habe ich in mehreren Berichten gehört, dass die Protestwähler unter den Bürgern den AfD-Mann "wegen ihres Ärgers über die Bundespolitik, zuletzt durch die Heizungsdebatte", gewählt haben. Oder aber: Sie haben in Wahrheit wegen der Flüchtlinge und der Heizung den AfD-Mann gewählt. Wer weiß?
Dazu :
1. Der € ist da, und niemand wird ihn mehr beseitigen können. Das müsste auch der Dümmste wissen. Wenn die AfD dennoch damit wirbt, ist sie noch dümmer als die Dümmsten.
2. Ärger über die Bundespolitik? Der kann sich derzeit nur gegen die Große Koalition richten. Der Mitbewerber in Sonneberg war aber ein CDU-Mann. Also: Falsche Adresse gegen rationales Wissen.
Ich weiß sehr wohl, dass sich der Bürgerzorn in Deutschlands Osten hauptsächlich gegen die Flüchtlinge richtet; aber dieses Argument läuft nur im Hintergrund und auf keinem Plakat.
Mein Fazit: Die Stammwähler der AfD haben schon dafür gesorgt, dass ich eine immer fester gefahrene Meinung darüber habe, dass unsere Mitbürger in Deutschlands Osten immer AfD-lastiger werden. Vor Jahren wurde das hier immer bestritten. Geht jetzt nicht mehr. Das macht mir meine Landsleute immer unsympathischer. Ich beginne, dabei zunehmend weniger zwischen "denen und denen" zu differenzieren. Warum auch? Kann ich ja gar nicht, weil ich wegen des Wahlgeheimnisses faktisch nicht differenzieren kann. (Das kann ich übrigens bei zwei Mitbewohnern in meinem Haus, von denen ich weiß, dass sie rechtsextrem sind. Die haben bei mir verschi.....) .
Ich hoffe nur, dass die AfD im Westen Deutschlands nicht die gleiche Entwicklung erfährt, wie im Osten. Und ich denke, dass die Fortschritte im Osten Deutschlands für zunehmend mehr Vorurteile im Westen sorgen wird. Bestehen tun die ja schon lange; aber derzeit wird das so oft beschworene "Zusammenwachsen" zwischen Ost und West von Tag zu Tag eher schwerer als leichter.
Was auch daran liegen mag, dass der Westen dem Osten in der allgemeinen Entwicklung immer noch etwas hinterhinkt. Etwas anderes ist es natürlich, versteht man den Westen als den staus quo und den Osten als Anomalie, wer aber so denkt, und Du gehörst zweillos dazu, der ist im vereinten Deutschland noch nicht angekommen.
Mein Fazit: Die Stammwähler der AfD haben schon dafür gesorgt, dass ich eine immer fester gefahrene Meinung darüber habe, dass unsere Mitbürger in Deutschlands Osten immer AfD-lastiger werden. Vor Jahren wurde das hier immer bestritten. Geht jetzt nicht mehr. Das macht mir meine Landsleute immer unsympathischer.
Ich hoffe nur, dass die AfD im Westen Deutschlands nicht die gleiche Entwicklung erfährt, wie im Osten. Und ich denke, dass die Fortschritte im Osten Deutschlands für zunehmend mehr Vorurteile im Westen sorgen wird. Bestehen tun die ja schon lange; aber derzeit wird das so oft beschworene "Zusammenwachsen" zwischen Ost und West von Tag zu Tag eher schwerer als leichter.
Schade, Ingo, dass dir alle Ostdeutschen unsympathisch und somit AfD lastig sind..., zeigt aber auch, dass wirklich nicht viel zusammengewachsen ist, zumindest bei dir nicht.
Es gibt weiterhin Probleme , unbenommen aber alles und jeden über den berühmten Kamm zu scheren, kann ganz sicher nicht mal ansatzweise dazu beitragen, dass es besser wird, im Gegenteil ❗️
Kristine
Na endlich spricht es mal jemand aus! Danke, Ingo!
Mein Fazit: Die Stammwähler der AfD haben schon dafür gesorgt, dass ich eine immer fester gefahrene Meinung darüber habe, dass unsere Mitbürger in Deutschlands Osten immer AfD-lastiger werden. Vor Jahren wurde das hier immer bestritten. Geht jetzt nicht mehr. Das macht mir meine Landsleute immer unsympathischer. Ich beginne, dabei zunehmend weniger zwischen "denen und denen" zu differenzieren. Warum auch? Kann ich ja gar nicht, weil ich wegen des Wahlgeheimnisses faktisch nicht differenzieren kann.
Simiya
Das Ganze ist ein einziges Trauerspiel!
So etwas hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht gewagt vorzustellen: dass heute nochmal eine rechtsextreme Partei mit Nazis in ihren Reihen (Höcke darf durchaus als einer bezeichnet werden, und er ist nicht der Einzige) einen solchen Zulauf hat. Und das in einem ehemals linken Staatswesen.
Und man sollte sich nicht damit trösten, dass die Hälfte der Wähler Protestwähler sind, das wäre schön.
Leider ist es viel schlimmer.
Hier ein Beitrag dazu: AfD erobert in Sonneberg ersten Landrats-Posten: Experte warnt vor „Triumphzug“
Zitat:
„Vorländer (gemeint ist ein Dresdner Politikwissenschaftler) sprach von einer Gemengelage verschiedener Motive bei den Wählerinnen und Wählern. Die AfD sei seit Jahren in vielen Regionen Ostdeutschlands tief verwurzelt und habe teils ein Potenzial von mehr als 30 Prozent. Viele Menschen hätten konservative, rechtspopulistische, rechtsnationale oder sogar völkische Einstellungen. Derzeit komme die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung hinzu. „Das ist ein fruchtbarer Boden für die AfD“, sagte Vorländer“.
Wir sollten es nicht länger verdrängen: Wer die AFD wählt, tut dies nicht trotz ihres Personals und deren Parolen, sondern genau deswegen und will sicher auch niemanden in Verantwortung nehmen, sondern wünscht sich dass die politische Hütte brennt.
Herrn Sesselmann,dem neu gewählten Landrat in Sonneberg darf man aber herzlich zurufen: willkommen in der politischen Realität.
Es wird nicht lange dauern,bis diejenigen, die ihn wollten und auch wählten, in ihre bekannten Jammer-Chöre einstimmen werden: ImWahlkampf der AFD ging es nicht um regionale Themen. Herr Sesselmann will die Abschiebung von Asylbewerbern forcieren, Leistungskürzungen für alle, Friedensverhandlungen mit Russland, ein Ende der Sanktionen, dieMehrwertsteuer senken, Grenzen sichern usw.
Nur - das sind alles Themenbereiche, für die der Bund zuständig ist, aber kein Landrat in einem kleinen Bundesland.
Diese Verwaltungs-Positionen sind zuständig für Schulen, das Gesundheitsamt, Tierseuchenbekämpfung und die Finanzierung der Krankenhausgesellschaften.
Ausserdem kann auch jemand in solch nachgeordneter Position nicht "allein durchregieren" - er ist bei Umsetzung von Plänen auf den Kreistag angewiesen. Dort stellt die AFD in Sonneberg derzeit 9 von 40 Abgeordneten
Aber das bringt auch die CDU des Herrn Merz in grosse Probleme, der ja mal vollmundig erklärte, wenn jemand aus der CDU mit der AFD zusammenarbeiten würde, setze dies am nächsten Tag ein Parteiausschussverfahren in Gang.
Was tun? Wenn in Sonneberg nun die Beigeordneten mit einem Landrat von der AFD zusammenarbeiten müssen und/oder welche Folgen hätte es, wenn die CDU-Fraktion im Kreistag dies nicht täte?
Im Kleinen kann nun die AFD trainieren, bzw. unter Beweis stellen, wozu in Erfüllung ihrer Wahlversprechen den Wählern gegenüber fähig ist. Das dürfte dann auch ausschlaggebend werden für den Erfolg der AFD bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg in 2024.
So geht Demokratie - und hohe Umfragewerte wie seit längerem in Ostdeutschland gegeben, zeigen innere politische Stimmungen - aber keine Wahlergebnisse. Die können nach einiger Zeit völlig anders aussehen, wenn - wie jetzt - eine AFD-Figur zeigen muss, was er politisch drauf hat und wie er seine Wähler dann "mitnimmt". Olga
Liebe Olga,
da hast du wieder einen guten Beitrag geschreiben, danke.
Aber mit dem letzten Satz kann und will ich mich nicht abfinden.
Nein, so soll es nicht sein! Ich will keine Nazis mehr, weder im Bundestag noch in irgendwelchen Landtagen.
Damit werde ich mich nie abfinden: Dass Leute, die die Demokratie abschaffen wollen, in einer solchen geduldet werden.
Alle, die eine solche Partei wählen nach unserer Vergangenheit, sollten sich in Grund und Boden schämen.
P.S. Anscheinend hast du den letzten Satz geändert.
Vorher stand da: "So geht Demokratie, und so soll es sein". Darauf hatte ich mich bezogen.
Kein Kommentar.
@werderanerin: Du scheinst meine beiden letzten Sätze in Deinem Zitat nicht begriffen zu haben. Und meinen gesamten Beitrag eher auch nicht.