Innenpolitik Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von pschroed
Tag Wolfgang
Ich kann die Strategie von Cameron verstehen, Menschen welche im dem aller untersten Bereich des Zusammenlebens angelangt sind und dementsprechend kommunizieren kann man nur am Anfang > mit harter Autorität ansprechen.
Nachdem die Krawallmacher aus ihrer Trance aufgewacht sind und wieder realisieren dass ihr Staat noch durchgreifen kann (Gesetze und Regeln gibt), werden schon sehr viele Mitläufer ganz schnell verstehen und mehrere Gänge runterschalten.
Unbedingt muss Cameron dann dafür sorgen dass Sozialarbeiter / Pädagogen / ihre Arbeit aufnehmen.
Viele Eltern gehörten meiner Meinung nach mit angeklagt, denn sie sind meiner Meinung am meisten Schuld, dass ihre Zöglinge so ausarten.
Philippe
Ich kann die Strategie von Cameron verstehen, Menschen welche im dem aller untersten Bereich des Zusammenlebens angelangt sind und dementsprechend kommunizieren kann man nur am Anfang > mit harter Autorität ansprechen.
Nachdem die Krawallmacher aus ihrer Trance aufgewacht sind und wieder realisieren dass ihr Staat noch durchgreifen kann (Gesetze und Regeln gibt), werden schon sehr viele Mitläufer ganz schnell verstehen und mehrere Gänge runterschalten.
Unbedingt muss Cameron dann dafür sorgen dass Sozialarbeiter / Pädagogen / ihre Arbeit aufnehmen.
Viele Eltern gehörten meiner Meinung nach mit angeklagt, denn sie sind meiner Meinung am meisten Schuld, dass ihre Zöglinge so ausarten.
Philippe
Ich finde es in höchstem Maße interessant, wie unterschiedlich Camerons drastische Vorgehensweise in Deutschland und England kommentiert wird.
Da ich zu diesem Zeitpunkt in England war, weiß ich nicht, wie das Echo in der deutschen Presse war als die Unruhen ausbrachen und sich auf verschiedene Städte ausweiteten, habe auch nicht die Zeit, das alles nachzulesen, aber in den Links, die ihr eingestellt habt, wird sein Verhalten unisono verurteilt.
In England hingegen habe ich zunächst kaum Kritik an Camerons harten Maßnahmen gehört - weder in den zahlreichen Sondersendungen im Fernsehen noch in privaten Diskussionen und wenn, dann fiel sie verhaltener aus. Stattdessen war die Forderung nach Bestrafung der Randalierer überall zu hören. Erst jetzt beginnt man, das rigorose und extrem harte Vorgehen auch bei minder schweren Delikten zu kritisieren.
Es scheint mir eine Frage der Mentalität zu sein. Zwar wissen die Engländer natürlich auch, dass der Auslöser für die Krawalle in der Unzufriedenheit der Unterprivilegierten über ihre schlechten Lebensbedingungen zu suchen ist. Dennoch akzeptiert man es nicht, dass aus Frust und Wut darüber andere Menschen geschädigt wurden, welche die Misere nicht zu verantworten haben. Man möchte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden – wenn auch nicht so überzogen, wie es teilweise geschieht.
Außerdem hat sich durch die Verwüstung ganzer Straßenzüge und zahlreicher kleiner Geschäfte die Situation für die Randalierer selbst nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Arbeitsstellen wurden vernichtet und potentielle Arbeitgeber wurden in den Ruin getrieben. Im übertragenen Sinn wurde "my home is my castle" ad absurdum geführt – für Engländer geradezu ein Sakrileg.
Dass Cameron mit Härte die Probleme nicht löst und die Situation nicht in den Griff kriegt, ist natürlich richtig. Aber wer könnte behaupten, dieses Problem überhaupt lösen zu können? Ich glaube sogar, dass es unlösbar ist und dass es sich weltweit verstärken wird. Die jüngsten Ereignisse in Berlin stimmen nicht gerade optimistisch.
Lalelu
Da ich zu diesem Zeitpunkt in England war, weiß ich nicht, wie das Echo in der deutschen Presse war als die Unruhen ausbrachen und sich auf verschiedene Städte ausweiteten, habe auch nicht die Zeit, das alles nachzulesen, aber in den Links, die ihr eingestellt habt, wird sein Verhalten unisono verurteilt.
In England hingegen habe ich zunächst kaum Kritik an Camerons harten Maßnahmen gehört - weder in den zahlreichen Sondersendungen im Fernsehen noch in privaten Diskussionen und wenn, dann fiel sie verhaltener aus. Stattdessen war die Forderung nach Bestrafung der Randalierer überall zu hören. Erst jetzt beginnt man, das rigorose und extrem harte Vorgehen auch bei minder schweren Delikten zu kritisieren.
Es scheint mir eine Frage der Mentalität zu sein. Zwar wissen die Engländer natürlich auch, dass der Auslöser für die Krawalle in der Unzufriedenheit der Unterprivilegierten über ihre schlechten Lebensbedingungen zu suchen ist. Dennoch akzeptiert man es nicht, dass aus Frust und Wut darüber andere Menschen geschädigt wurden, welche die Misere nicht zu verantworten haben. Man möchte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden – wenn auch nicht so überzogen, wie es teilweise geschieht.
Außerdem hat sich durch die Verwüstung ganzer Straßenzüge und zahlreicher kleiner Geschäfte die Situation für die Randalierer selbst nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Arbeitsstellen wurden vernichtet und potentielle Arbeitgeber wurden in den Ruin getrieben. Im übertragenen Sinn wurde "my home is my castle" ad absurdum geführt – für Engländer geradezu ein Sakrileg.
Und wenn da einfach nur mit drakonischen Strafen gegenüber Einzelnen durchgegriffen wird, dann wird Cameron sich wundern. Denn damit kriegt er auf Dauer die Situation keineswegs in den Griff.
Dass Cameron mit Härte die Probleme nicht löst und die Situation nicht in den Griff kriegt, ist natürlich richtig. Aber wer könnte behaupten, dieses Problem überhaupt lösen zu können? Ich glaube sogar, dass es unlösbar ist und dass es sich weltweit verstärken wird. Die jüngsten Ereignisse in Berlin stimmen nicht gerade optimistisch.
Lalelu
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
du solltest dich mit deinen vorschlägen direkt an mr. cameron wenden. er ist der zuständige. ich habe damit nichts zu tun.
--
Wolfgang
--
Wolfgang
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von pschroed
Zitat Wolfgang
du solltest dich mit deinen vorschlägen direkt an mr. cameron wenden. er ist der zuständige. ich habe damit nichts zu tun.
Das ist auch gut so
Philippe
du solltest dich mit deinen vorschlägen direkt an mr. cameron wenden. er ist der zuständige. ich habe damit nichts zu tun.
Das ist auch gut so
Philippe
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
kein (schnell)gericht und auch keine harte strafe werden das problem lösen, unter dem vor allem die großstädte des westens in die knie gehen.
cameron et al. und diejenigen, die sie an die macht brachten (meist weiß und relativ einkommensstark bzw. vermögend), fordern jetzt lautstark gegengewalt. sie sind nicht lösung, sondern teil des problems.
die abgehängten, die ausgegrenzten haben einen weit sichtbaren feind.
--
Wolfgang
cameron et al. und diejenigen, die sie an die macht brachten (meist weiß und relativ einkommensstark bzw. vermögend), fordern jetzt lautstark gegengewalt. sie sind nicht lösung, sondern teil des problems.
die abgehängten, die ausgegrenzten haben einen weit sichtbaren feind.
--
Wolfgang
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von schorsch
Liebe Lalelu, du warst also in Old England? Hast du dort vielleicht einen TV- oder Radio-Sender oder eine Zeitungsredaktion besucht, die von Slum-Bewohnern betrieben wird?
Nein?
Ist nicht verwunderlich. Denn die Slum-Bewohner haben keine Medien, die von ihnen alimentiert und betrieben werden. Also gibt es auch keine, die sich getrauen anders zu schreiben, als die offiziellen, von Gutbürgerlichen alimentierten Medien!
Nein?
Ist nicht verwunderlich. Denn die Slum-Bewohner haben keine Medien, die von ihnen alimentiert und betrieben werden. Also gibt es auch keine, die sich getrauen anders zu schreiben, als die offiziellen, von Gutbürgerlichen alimentierten Medien!
Lieber Schorsch,
nein, ich habe keinen Fernseh- oder Radiosender besucht, der von Slumbewohnern betrieben wird und habe auch keine Zeitung gefunden, die von ihnen verlegt wird, aber du irrst dich, was die englischen Medien betrifft. Die sind sehr frei und weder zimperlich in der einen noch in der anderen Richtung - und jede Richtung ist vertreten. Die Medienlandschaft ist sehr bunt.
Man kann der englischen Presse einiges vorwerfen, aber sicher keinen generellen vorauseilenden Gehorsam oder gar Gleichschaltung, was die Meinungsbildung betrifft!
In der ganzen Woche als die Unruhen auf ihrem Höhepunkt waren, liefen tagsüber Sondersendungen im Fernsehen, und die Schlagzeilen der Zeitungen waren voll mit Kommentaren, in denen unter anderem auch eine ganze Reihe der Bewohner aus den Problemvierteln zu Wort kamen. Die meisten waren wütend auf die Randalierer, besonders natürlich, wenn ihr Eigentum zerstört wurde, aber auch diejenigen, die selbst keinen materiellen Schaden hatten. Sie befürchteten nämlich, dass sie mit den Randalierern in einen Topf geworfen werden und dass ihr Ansehen in der Bevölkerung durch die Randale geschädigt wurde. Fast alle forderten, dass die Täter bestraft werden sollten.
Es gibt eine generell gültige britische Einstellung, und die heißt: „Leben und leben lassen“. Jeder Exzentriker kann seinen Spleen ausleben, solange er niemand anderen stört, schädigt oder in seinen Rechten beschneidet, aber genau das haben diese Kids getan.
Bei einer Sitzung des Parlamentes sagte Cameron während seiner Rede sinngemäß: „Wenn diese Kinder alt genug waren, Straftaten zu begehen, so sind sie auch alt genug, dafür die Konsequenzen zu tragen. Wir haben ihre Fotos, und wir werden sie finden.“. Und weiter: „Wir werden sie ihrer gerechten Straf zuführen!“
Bevor Cameron-Gegner jetzt empört reagieren: Ed Miliband, der Vorsitzende der Labour-Partei, erhob sich und erwiderte: „Herr Premierminister, wir stehen an Ihrer Seite“.
Nein, Schorsch, Fürsprecher haben die Randalierer kaum – weder in ihrer eigenen Klasse noch beim Rest der Bevölkerung. Die englische Mentalität und die deutsche sind nicht identisch.
Lalelu
nein, ich habe keinen Fernseh- oder Radiosender besucht, der von Slumbewohnern betrieben wird und habe auch keine Zeitung gefunden, die von ihnen verlegt wird, aber du irrst dich, was die englischen Medien betrifft. Die sind sehr frei und weder zimperlich in der einen noch in der anderen Richtung - und jede Richtung ist vertreten. Die Medienlandschaft ist sehr bunt.
Man kann der englischen Presse einiges vorwerfen, aber sicher keinen generellen vorauseilenden Gehorsam oder gar Gleichschaltung, was die Meinungsbildung betrifft!
In der ganzen Woche als die Unruhen auf ihrem Höhepunkt waren, liefen tagsüber Sondersendungen im Fernsehen, und die Schlagzeilen der Zeitungen waren voll mit Kommentaren, in denen unter anderem auch eine ganze Reihe der Bewohner aus den Problemvierteln zu Wort kamen. Die meisten waren wütend auf die Randalierer, besonders natürlich, wenn ihr Eigentum zerstört wurde, aber auch diejenigen, die selbst keinen materiellen Schaden hatten. Sie befürchteten nämlich, dass sie mit den Randalierern in einen Topf geworfen werden und dass ihr Ansehen in der Bevölkerung durch die Randale geschädigt wurde. Fast alle forderten, dass die Täter bestraft werden sollten.
Es gibt eine generell gültige britische Einstellung, und die heißt: „Leben und leben lassen“. Jeder Exzentriker kann seinen Spleen ausleben, solange er niemand anderen stört, schädigt oder in seinen Rechten beschneidet, aber genau das haben diese Kids getan.
Bei einer Sitzung des Parlamentes sagte Cameron während seiner Rede sinngemäß: „Wenn diese Kinder alt genug waren, Straftaten zu begehen, so sind sie auch alt genug, dafür die Konsequenzen zu tragen. Wir haben ihre Fotos, und wir werden sie finden.“. Und weiter: „Wir werden sie ihrer gerechten Straf zuführen!“
Bevor Cameron-Gegner jetzt empört reagieren: Ed Miliband, der Vorsitzende der Labour-Partei, erhob sich und erwiderte: „Herr Premierminister, wir stehen an Ihrer Seite“.
Nein, Schorsch, Fürsprecher haben die Randalierer kaum – weder in ihrer eigenen Klasse noch beim Rest der Bevölkerung. Die englische Mentalität und die deutsche sind nicht identisch.
Lalelu
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
arm gegen reich (linktipp). in berlin ist die lage nicht grundsätzlich anders als in london. sicher, der spalt ist hier nicht so breit und nicht so tief wie dort. aber er ist da. und tag für tag brennen autos.
feuerzeichen
es wäre ein segen für alle, die zuständigen sähen die zeichen und deuteten sie richtig und warteten nicht allzulange mit einer guten politik.
--
Wolfgang
feuerzeichen
es wäre ein segen für alle, die zuständigen sähen die zeichen und deuteten sie richtig und warteten nicht allzulange mit einer guten politik.
--
Wolfgang
Re: Sind Deutsche disziplinierter als andere Nationen oder nur gehorsamer ?
Großstädte waren schon immer ein Schmelztiegel, der sich aus Einheimischen und Zuwanderern, Armen und Reichen, Arbeitswilligen und Arbeitsverweigerern, Sozialschmarotzern und und durch schuldlos Verarmten etc. zusammensetzt. Und immer gab jene, die sich anstrengten ,ihre Lage zu verbessern und solche, die resignierten oder in die Kriminalität abstürzten.
Was aber zum Zündfunken für Ausschreirungen in England oder Frankreich wurde, ist die tiefe Verachtung der Bessergestellten gegenüber den Gescheiterten, die bedenkenlos ausgegrenzt werden und denen man durch dieses Verhalten auch den letzten Rest Würde nimmt und sie in tiefste Resignation stürzt.
Wenn dann eine Regierung gerade dort, wo die größte Not herrscht, beziehungsweise sich auch kriminelle Zellen bilden, finanzielle Streichungen vornimmt - wie z. Bsp. die Jugendzentren wie in England und Minderung der Notzuschüsse - ist das ein Schlag ins Gesicht jener, die alles versuchen, um sich halbwegs anständig durch dieses miese Leben zu bringen, wenn sie als Gegensatz dazu sehen, wie die Reichen durch "Schutzschirme" geschützt werden. Aus dieser Art Ghettoleben wieder herauszukommen wird durch die Gesellschaft , nicht nur vertreten durch Politiker, erschwert, wenn nicht gar verhindert.
Dann bricht sich -sowie sich die Gelegenheit bietet- eine unbegrenzte Wut ihre Bahn.
Einfach zu sagen, hier geht es um Arm oder Reich greift viel zu kurz und oberflächlich. Es geht um Würde, Resignation und Angst vor der Zukunft, die keinerlei Perspektive bietet.
Und das, so meine ich es zu sehen, hat Deutschland noch besser im Griff - solange hier die Menschen nicht vergessen, wie schnell man zu jenen gehören kann, die ausserhalb der sogenannten gesellschaftlichen Norm leben müssen.
Nimm einem Menschen jegliche Würde - und er gesellt sich zum Mob.
Luchs
Was aber zum Zündfunken für Ausschreirungen in England oder Frankreich wurde, ist die tiefe Verachtung der Bessergestellten gegenüber den Gescheiterten, die bedenkenlos ausgegrenzt werden und denen man durch dieses Verhalten auch den letzten Rest Würde nimmt und sie in tiefste Resignation stürzt.
Wenn dann eine Regierung gerade dort, wo die größte Not herrscht, beziehungsweise sich auch kriminelle Zellen bilden, finanzielle Streichungen vornimmt - wie z. Bsp. die Jugendzentren wie in England und Minderung der Notzuschüsse - ist das ein Schlag ins Gesicht jener, die alles versuchen, um sich halbwegs anständig durch dieses miese Leben zu bringen, wenn sie als Gegensatz dazu sehen, wie die Reichen durch "Schutzschirme" geschützt werden. Aus dieser Art Ghettoleben wieder herauszukommen wird durch die Gesellschaft , nicht nur vertreten durch Politiker, erschwert, wenn nicht gar verhindert.
Dann bricht sich -sowie sich die Gelegenheit bietet- eine unbegrenzte Wut ihre Bahn.
Einfach zu sagen, hier geht es um Arm oder Reich greift viel zu kurz und oberflächlich. Es geht um Würde, Resignation und Angst vor der Zukunft, die keinerlei Perspektive bietet.
Und das, so meine ich es zu sehen, hat Deutschland noch besser im Griff - solange hier die Menschen nicht vergessen, wie schnell man zu jenen gehören kann, die ausserhalb der sogenannten gesellschaftlichen Norm leben müssen.
Nimm einem Menschen jegliche Würde - und er gesellt sich zum Mob.
Luchs