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Innenpolitik schule muss sich ändern

olga64
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 18.09.2024, 20:31:58
immer an den ersten Stellen in Deutschland stehen Sachsen und Bayern und dies seit vielen Jahren.
Wobei  zu fragen wäre, weshalb das so ist.
Am Status als 'Freistaat' kann es ja wohl nicht liegen. Auch nicht am BIP p.c., wo  Bayern zwar an 2. Stelle liegt, nicht aber Sachsen.
Auch nicht am Anteil ausländischer Mitbürger, da müsste MV und Brandenburg an der Spitze liegen.

Auch wäre es interessant, diesen "Spitzenplatz" Sachsens, mit seiner relativ hohen Quote von Schulabgängern ohne Schulabschluss  (2022 : 8,5 %, Bayern - geringste :5.1 % - Bund: 6,8 %) in Verbindung zu bringen .
Aixois - ich weiss das natürlich nicht und habe mich auch nie darum gekümmert, weil es aus vielen Gründen nicht zu meinen Spezial-Studien-Objekten gehört.

Aber es gibt noch einen Unterschied: Sachsen hat ca 4 Mio Einwohner; Bayern ca 14 Mio Einwohner.
Rein intuitiv denke ich,dass es auch etwas zu tun haben könnte, wie wichtig den Eltern Bildungserwerb ist und wie sie dies dann auch bei ihren Kindern umsetzen,d.h., auch durch eigenes Engagement und nicht nur mit Forderungen "muss der Staat/Schule/ Lehrer usw. machen".

Aber die von Ihnen genannten Werte für ausländische Mitbürger zweifle ich an:

Bundesweit sind das aktuell ca 16%.
Bayern bewegt sich in dieser Höhe; MV ca 8% und Brandenburg ca 7.5&.

Aber auch hier sollte man vorsichtig sein: darin enthalten sind meist auch EU-Bürger, die ja volle Freizügigkeit besitzen, wo sie leben, arbeiten und zur Schule gehen wollen.
Das betrifft dann natürlich z.B. auch die Studierenden an den Universitäten, MitarbeiterInnen in internationalen Konzernen usw.

Olga
olga64
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 19.09.2024, 16:34:11
 

Ich hatte es schon sehr oft geschrieben...schreibe es nochmals...der Föderalismus hat im Bildungssystem meiner Meinung nach nichts mehr zu suchen. Hier wäre das Bildungsministerium besser aufgestellt, wenn es bundeseinheitliche Schul,-und Bildungspläne geben würde, die auch untereinander vergleichbar sind, man sich messen kann.


Das Bildungssystem ist in sich nicht stimmig, muss ebenfalls reformiert , angepasst werden ! Hier aber ist es falsch Lehrern wie auch Eltern die Schuld permanent überzuhelfen. Das sollte doch sehr viel differenzierter passieren.



Kristine
Die Klagen über den bestehenden Föderalismus liest man immer, wenn eine gewisse Hilflosigkeit bei Schulen und Eltern vorhanden ist.
Aber er hat sich bewährt und es gibt die Möglichkeit, sich über die Schul- und Bildungspläne zu informieren und natürlich können Bundesländer, wo es - aus welchen Gründen auch immer nicht so gut klappt - bemühen, sich an den Ländern zu orientieren, wo es gut geht.
Ausserdem wird es sicherlich nie eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag geben, um den LänderfürstInnen ihren Job und Macht zu nehmen. Und stellen Sie sich mal vor, so eine Fordeung käme zur Abstimmung in den Bundesrat (also die Ländervertretung).
Mit solchen Ideen sollte man sich nicht aufhalten - das dringendste Problem ist der Mangel an LehrerInnen. Denn wenn Bildungs- und Schulprogramme noch so gut sind -wenn sie keiner den SchülerInnen vermitteln kann, bleibt das Problem bestehen.
Aber ein Blick auf die hohe Abitur- und Studierendenquoten in Deutschland zeigt eigentlich,dass es hier gewaltig nach vorne ging; insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen, die heute oft in der Überzahl an den Universitäten sind und dies auch noch mit sehr viel besseren Zensuren.
Es gibt auch niemanden "die Schuld" den Eltern. Aber es geht nun mal nicht ,wenn diese mehr und mehr denken,sie seien nach dem Säuglingsalter nicht mehr zuständig und das müsste der Staat/Schule/Lehrer erledigen - . So ist es nun mal nicht und das sollten auch Eltern irgendwann wirklich einsehen, wenn es um die eigenen Kinder geht.
Natürlich wäre es der beste Weg, dies zusammen mit den Kindern und Jugendlichen zu machen; aber auf diese haben Eltern und Lehrer meist auch nur Zugriff bis zu deren 16. Lebensjahr. Wenn SchülerInnen dann sich der Volljährigkeit nähern, machen die sowieso was sie wollen und dies mit vollem Recht. Olga
Seija
Seija
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von Seija
als Antwort auf Mareike vom 19.09.2024, 17:16:24

Jetzt mal aus der Praxis:

Mohammad, den ich seit Jahren betreue wurde ohne Deutschkenntnis eingeschult.
Kommentar der frustierten Lehrerin: "Ich schleppe ihn mit, dann Förderschule....
Nachdem er erfolglos - wie konnte es anders sein - unterrichtet wurde, fragte ich nach, ob er nicht neu eingeschult werden könne. Dies wurde bejaht. Seine Deutschkenntnisse hatten sich gebessert und
er bekam eine nette empathische Lehrerin. Die Grundschule schloss er dann erfolgreich - d. h. mit einem mittelmäßigen Zeugnis ab.
Realschule + folgte, er bekam auch die Empfehlung dafür.
Mohammad hatte einen Lehrer, der so gut wie keine Hausaufgaben aufgab und
sein Lerneifer ließ merklich nach. In der Nachmittagsbetreuung lief auch nicht viel. Im Aufgabenheft fehlten jedliche Bemerkungen, so dass ich zu spät erkannte, wie schlecht es schulisch um ihn stand.
Gespräch folgte, die Mutter unterschrieb das "freiwillige" Zurücktreten in die 5. Klasse.
Was geschah - weil man ihn auf seinen IQ erst im Mai nächsten Jahres testen kann (ist so organisiert )
wurde er versetzt. Nun holte ich mir von Mohammads Eltern alle Vollmachten und ging dagegen an.
Mit dem Zeugnis der Klasse 5 hätte er in der 6 Klasse völlig unmotiviert herumgesessen, weil ihm viele Grundlagen fehlten.
Innerhalb von 2 Tagen wurde das freiwillige Zurücktreten bewilligt....
Ich sag mal: "So geht man (sicher nicht immer) mit ausländischen Kindern um.
Abschieben in die Förderschule (war aus meiner Sicht das Ziel).

Mohammad hat nun wieder Freude an der Schule, einen netten Klassenlehrer und ist Klassensprecher geworden. Ob es so positiv weitergeht weiß ich natürlich nicht. Aber er hat eine Chance bekommen.
Mit der Vollmacht, die ich jetzt inne habe, kann ich viel besser agieren. Er weiß, dass ich jetzt immer auf dem Laufenden bin. Das ist bei ihm sehr wichtig. Liebe und Konsequenz - das braucht er.

Ich tue alles dafür, dass Mohammad einen Schulabschluss hinbekommt und später
kein Bürgergeld-Empfänger wird.


Seija


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olga64
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von olga64
als Antwort auf Seija vom 19.09.2024, 18:01:51

Liebe Seija,

ich bewundere Sie und Ihr hohes Engagement für diesen Jungen seit Jahren. Ich denke und hoffe,dass er dies auch mehr und mehr begreift, was Sie alles für ihn tun und wie aussichtslos seine Situation wäre, wenn Sie es nicht täten.
Sicherlich ist die Schule und der Lehrkörper ein wichtiger Aspekt. Aber deren vordringlichste Aufgabe ist die Lehrtätigkeit und ein LehrerIn kann nun mal nicht bei ca 30 SchülerInnen dies kompensieren, was an Schwachstellen in den Elternhäusern entstanden ist.
Aber es wird von allen Seiten von LehrerInnen verlangt - auch ein Grund ,weshalb immer weniger junge Menschen diesen Beruf ergreifen wollen, weil sie sich schon im Vorfeld zu stark überlastet fühlen und Angst haben, sie könnten diesen Beruf nicht so ausüben, wie sie es möchten.
Ihnen wünsche ich weiterhin viel Kraft,d amit Sie diesem Jungen helfen können. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo Probleme von ausländischen Kindern oft ignoriert oder herabgewürdigt werden, ist das extrem wichtig. Wir brauchen diese jungen Menschen in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt und dafür müssen wir ihnen eine gute Basis schaffen, damit sie erfolgreich werden, uns bei unserer Problemlösung zu helfen. Olga

aixois
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von aixois
als Antwort auf ingo vom 19.09.2024, 15:49:59
durch die erschreckende Zahl von 10-20% (die genaue Zahl weiß ich gerade nicht ) Kindern, die keinen Schulabschluss haben.
im langjährigen Schnitt rechnet man mit rund 6 - 7 % Abgänger ohne Schulabschluss, d.h. 6- 7 Schüler auf 100 Schüler, was bei einer angenommenen Klassengröße von  20 Schülern, weniger als 2 Schüler pro Klasse ausmacht.

1970 betrug diese Quote in Baden-Württemberg z.B. 16 % und ist seither auf ein Niveau von rund  5-6 % gesunken.
Ein Migrationshintergrund kann aber1970 nicht Ursache gewesen sein.
Vielleicht lags an den antiautoritärten, undisziplinierten, langhaarigen 68-er Junglehrern ?

Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, den Hauptschulabschluß nachzuholen, z.B. über einen erfolgreichen Besuch der Berufsschule.
Wieviele Abgänger einen Abschluss später noch nachholen - die Zahlen kenne ich nicht, ich weiß nur , dass das mehr als nur ein paar sind.

 
werderanerin
werderanerin
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 19.09.2024, 18:00:13

Dein letzter Satz ist schon bemerkenswert in der Hinsicht, als das ich mich frage, woher deine Kenntnisse sind, dass man ab dem 16. Lebensjahr kaum noch "Zugriff" auf Jugendliche hätte...

Das alles habe ich ständig und immer wieder vor Augen, es kommt eben auch das Verhältnis zwischen Jugendlichen und Eltern an...es ist ein Prozess. Wenn Jugendliche immer schon allein waren, die Eltern sie mit Geld ruhig stellten, muss man sich nicht über das Ergebnis wundern.

Meine Enkel allesamt wurden nie ruhig gestellt, sie leben in einer großen Patchworkfamilie (heute sind sie 19, 2x17 und 2x15) und hatten immer das Gefühl, gehört, beteiligt zu werden. Noch heute ist das Abendbrot sehr wichtig und Standard, es werden Probleme aber auch schöne Erfolge besprochen.
Ganz selbstverständlich. Es gehört zum Alltag dazu. Nur so ist es möglich, auch mal "die sehr lange Leine" suggsessive und stetig zu lockern, ohne dass sie sich allein fühlen.

Sie haben einen Anker..., der da heißt Familie ❗️

Das nennt man Erziehung in einem liebevollen zu Hause ❗️

Kristine


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ingo
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von ingo
als Antwort auf aixois vom 19.09.2024, 19:10:12
Und hier die erschreckende Statistik nach Bundesländern. Die Zahl der Nichtdeutschen liegt etwas dreimal so hoch, wie bei Deutschen.
Mareike
Mareike
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von Mareike
als Antwort auf werderanerin vom 20.09.2024, 10:26:51

Die Formulierung "Zugriff" sagt ja schon einiges aus.

Ich würde nie von Zugriff reden, ich habe immer, sowohl innerhalb der Familie als auch im Schuldienst, von "Beziehung" gesprochen, nicht von Erziehung.

Meine Enkel, alle älter als 16, kommen regelmäßig zu mir, wenn sie etwas auf dem Herzen haben. Sie suchen das Gespräch.

Das Jugendliche sich abnabeln ist notwendig und wertvoll. Die Verbindung halten und sich gleichzeitig lösen, ist eine schwierige Aufgabe.

Mareike

pschroed
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Seija vom 19.09.2024, 18:01:51

Ich tue alles dafür, dass Mohammad einen Schulabschluss hinbekommt und später
kein Bürgergeld-Empfänger wird.
Seija
Mein Respekt liebe Seija, soviel Empathie ist besonders heute für andere Menschen nicht mehr üblich. 💖
Eines Tages wird der kleine Mohammad dir dankbar sein. Phil.
werderanerin
werderanerin
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RE: schule muss sich ändern
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Mareike vom 20.09.2024, 11:19:17

...genauso ist es Mareike...es ist so wichtig und lebensnotwendig, sich abzunabeln...man kann sie liebevoll dabei unterstützen und begleiten..., um auch in Zukunft ein gutes Verhältnis beizubehalten.

Dieser Prozess ist langwierig und ja...kann auch mal weh tun. Ich selbst kann auch nur schreiben, dass ich nach wie vor zu all meinen Enkeln ein gutes Verhältnis habe...auch wenn sie natürlich auch ihrer Wege gehen, derweile Freundin und Freund haben.

Sehen wir uns, ist sofort diese Herzlichkeit da, es macht mich glücklich und froh, sie alle zu haben. Selbst diejenigen, die dazu kommen (Freundin/Freund) kommen gerne zu uns, sind herzlichst willkommen...das alles spüren mein Enkel und sind froh, Oma und Opa zu haben.

Erziehung ist ein langer Prozess und hat ganz viel mit Gefühlen, Zuneigung und Emotionen zu tun. Wenn sich Kinder/Jugendliche gut aufgehoben fühlen, können sie dieses Gefühl später einmal weitergeben. Wie wichtig das ist, ahnen wir alle. Es kann nämlich leider auch anders sein.

Kristine


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