Innenpolitik schavan
"Meines Wissens werden derzeit die Doktorarbeiten von Politikern aus allen Parteien überprüft. Ich finde das richtig. Ertappte Politiker sollten aus allen Ämtern entfernt werden, damit signalisiert wird: Es ist nicht egal, ob jemand betrügt oder ehrlich ist."
Ersteres glaube ich nicht und ich würde es auch nicht befürworten, NUR Doktorarbeiten von Politikern zu überprüfen.
Mit dieser Verfahrensweise würde man indirekt den Betrug bei Doktorarbeiten bei Nichtpolitikern legalisieren.
Außerdem ergibt sich für mich natürlich die Frage,wie es möglich ist, dass Doktorarbeiten, die mit "höchstem Lob" oder "mit großem Lob" eingestuft wurden, von keinem der "Begleiter" (Doktorvater, die mindestens 2 Begutachter im "Rang" eines Hochschulprofessors oder habilit.Dozenten...) als Betrug erkannt wurden.
UND - das anscheinend recht häufig!
Was ist da an den Hochschulen los?
Gegen den Beschluss der Uni zu klagen, ist natürlich sinnlos, weil ein solcher "Aberkennungsbeschluss" eine Ermessensentscheidung ist und der Ermessensspielraum ist sehr groß.
Allein die Tatsache, dass hier eine Ermessensentscheidung gefällt wurde, zeigt, wie unterschiedlich sicher mit solchen Aberkennungsverfahren umgegangen wird.
Siehe auch die unterschiedlichen Meinungen bekannter Professoren aus dem Fachbereich.
@ Klaus,
warum drehst Du mir die Worte so um? Wo habe ich geschrieben, dass nur bei Politikern geprüft werden sollte? Ich gehe davon aus, dass Plagiatserkennungssoftware inzwischen vielerorts schon routinemäßig eingesetzt wird. Die Plagiatoren jedenfalls sollten sich nicht mehr sicher fühlen.
Früher, das schrieb ich schon, gab es diese Möglichkeit der Überprüfung nicht.
Karl
warum drehst Du mir die Worte so um? Wo habe ich geschrieben, dass nur bei Politikern geprüft werden sollte? Ich gehe davon aus, dass Plagiatserkennungssoftware inzwischen vielerorts schon routinemäßig eingesetzt wird. Die Plagiatoren jedenfalls sollten sich nicht mehr sicher fühlen.
Früher, das schrieb ich schon, gab es diese Möglichkeit der Überprüfung nicht.
Karl
Re: schavan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich bin auch wie Klaus der Meinung, nicht nur bei Politikern
die Arbeiten zu überprüfen.
Schließlich müssen alle gleich behandelt werden und so ein Titel stellt etwas dar.
Weiterhin müssen auch die betroffenen Universitäten ihre Berechtigung zur Vergabe
erstmal neu erwerben.
Es kommt mir wie "Arbeitsverweigerung" vor.
Aber gut, ich bin damit nie befasst gewesen.
Eine andere Frage stelle ich mir.
Heute gibt es sicher mehr Möglichkeiten, derartigen Betrug festzustellen als vor 30 Jahren.
Wie sieht es denn mit den Möglichkeiten aus, selber zu prüfen, ob etwas ein Plagiat sein könnte.
Also in den Fällen, wo jemand nicht betrügen will, sonder selber prüfen möchte, hat das, was ich schreibe, eventuell jemand vorher schon geschrieben.
Kommt so etwas überhaupt vor ?
Gibt es dafür heute mehr Möglichkeiten ?
Dann hätte ich die Frage, muß man nicht jeweils die Möglichkeiten beider Seiten,
Prüfer wie Geprüfter, immer mit den Gegebenheiten der Zeit bewerten.
Dazu ein simples Beispiel aus meiner Welt.
Ein Diktat zur Prüfung der "Mittleren Reife" zu der Zeit mag eine 2 gewesen sein.
Heute wäre das eine glatte 6.
Zugegeben ein simples Beispiel.
Wie ist es denn mit den Möglichkeiten damals und heute für beide Seiten.
Kann dazu jemand etwas sagen ?
Edit: Teilweise hat Karl die Antwort inzwischen gegeben
nordstern
die Arbeiten zu überprüfen.
Schließlich müssen alle gleich behandelt werden und so ein Titel stellt etwas dar.
Weiterhin müssen auch die betroffenen Universitäten ihre Berechtigung zur Vergabe
erstmal neu erwerben.
Es kommt mir wie "Arbeitsverweigerung" vor.
Aber gut, ich bin damit nie befasst gewesen.
Eine andere Frage stelle ich mir.
Heute gibt es sicher mehr Möglichkeiten, derartigen Betrug festzustellen als vor 30 Jahren.
Wie sieht es denn mit den Möglichkeiten aus, selber zu prüfen, ob etwas ein Plagiat sein könnte.
Also in den Fällen, wo jemand nicht betrügen will, sonder selber prüfen möchte, hat das, was ich schreibe, eventuell jemand vorher schon geschrieben.
Kommt so etwas überhaupt vor ?
Gibt es dafür heute mehr Möglichkeiten ?
Dann hätte ich die Frage, muß man nicht jeweils die Möglichkeiten beider Seiten,
Prüfer wie Geprüfter, immer mit den Gegebenheiten der Zeit bewerten.
Dazu ein simples Beispiel aus meiner Welt.
Ein Diktat zur Prüfung der "Mittleren Reife" zu der Zeit mag eine 2 gewesen sein.
Heute wäre das eine glatte 6.
Zugegeben ein simples Beispiel.
Wie ist es denn mit den Möglichkeiten damals und heute für beide Seiten.
Kann dazu jemand etwas sagen ?
Edit: Teilweise hat Karl die Antwort inzwischen gegeben
nordstern
Somit mein Fazit: Schlechte Doktorarbeit? Ja.
Bewusster Betrug? ???????????
Mareike
Wenn Du es denn so siehst, Mareike... Ich sehe es etwas anders. Wer eine Doktorarbeit schreibt, muss doch wissen, wie man zu zitieren hat! Es sind ja angeblich nicht die Dümmsten, die promovieren wollen. Mit 25 und Hochschulstudium ist davon auszugehen, dass ein Doktorand jede Menge Bücher zu seiner Arbeit liest - natürlich auch schon im Studium. In diesen Fachbüchern bekommt er/sie vorgeführt, wie zu zitieren ist, Fußnoten, Quellen im Anhang etc.
Schavan wird vorgeworfen, wortwörtlich "gestohlen" zu haben, nicht nur umgeformt.
Eine Doktorarbeit ist eine wissenschaftliche Arbeit und setzt wissenschaftliches Arbeiten voraus. Als wirklich einzige Entschuldigung lasse ich die damals fehlenden Möglichkeiten der Nachprüfbarkeit für die beurteilenden Professoren gelten. Schavans Verhalten selbst ist in meinen Augen nicht entschuldbar.
Clara
Laut Dr. Stefan Weber, Sachverständiger für wissenschaftliche Texte mit dem Schwerpunkt Plagiatsprüfung. galten in den 70-ger Jahren, die gleich verpflichtenden Zitierregeln wie heute!
Tagesschau.de -Interview - Schavans Plagiat war geschickt gemacht.
Edita
Tagesschau.de -Interview - Schavans Plagiat war geschickt gemacht.
Edita
Es hat natürlich sehr viel mit dem "Wissenschaft"-Begriff zu tun.
Wir haben eine Fülle von Erkenntnissen und immens viele Theorien dazu - gesammeltes Wissen von einigen Tausend Jahren.
Jetzt machst Du als junger Mensch im Studium eine Entdeckung oder eine Erfahrung. Dies möchtest Du thematisieren.
Ich habe noch gut die Zeit in Erinnerung, als eine unserer Töchter ihre Diplomarbeit schrieb.
Sie studierte Pädagogik, Schwerpunkt Sonderpädagogik, Thema ihrer Diplomarbeit: Die Bedeutung der Beziehung für die Kommunikation mit schwerstbehinderten Kindern.
Ich erinnere mich an einer Situation, welche das ganze Dilemma des geforderten "Wissenschaftlich Begründen" dokumentierte:
Eine Fußnote zu einer Fußnote in einer Abhandlung ihrer Professorin sollte näher erläutert werden. Die Tochter forderte die dazu ausgewiesene Literatur an: Es waren zwei bis zum Rand gefüllten Tragetaschen voller Bücher und Ordner.
Merke: Es war eine Fußnote zu einer Fußnote zur Begrifflichkeit: "Unterschied zwischen Kommunikation und Beziehung".
Die Anforderungen sollten überdacht werden.
Mareike
Wir haben eine Fülle von Erkenntnissen und immens viele Theorien dazu - gesammeltes Wissen von einigen Tausend Jahren.
Jetzt machst Du als junger Mensch im Studium eine Entdeckung oder eine Erfahrung. Dies möchtest Du thematisieren.
Ich habe noch gut die Zeit in Erinnerung, als eine unserer Töchter ihre Diplomarbeit schrieb.
Sie studierte Pädagogik, Schwerpunkt Sonderpädagogik, Thema ihrer Diplomarbeit: Die Bedeutung der Beziehung für die Kommunikation mit schwerstbehinderten Kindern.
Ich erinnere mich an einer Situation, welche das ganze Dilemma des geforderten "Wissenschaftlich Begründen" dokumentierte:
Eine Fußnote zu einer Fußnote in einer Abhandlung ihrer Professorin sollte näher erläutert werden. Die Tochter forderte die dazu ausgewiesene Literatur an: Es waren zwei bis zum Rand gefüllten Tragetaschen voller Bücher und Ordner.
Merke: Es war eine Fußnote zu einer Fußnote zur Begrifflichkeit: "Unterschied zwischen Kommunikation und Beziehung".
Die Anforderungen sollten überdacht werden.
Mareike
"@ Klaus,
warum drehst Du mir die Worte so um? "
Ich habe auf folgenen Satz von dir geantwortet:
"Meines Wissens werden derzeit die Doktorarbeiten von Politikern aus allen Parteien überprüft. Ich finde das richtig."
Meine Antwort: "Ersteres glaube ich nicht und ich würde es auch nicht befürworten, NUR Doktorarbeiten von Politikern zu überprüfen."
Wo habe ich dir deine Worte umgedreht?
Dein Beispiel mit dem Diktat war gar nicht so simpel.
In der Technik gilt, und das weißt Du ja auch, dass die "Erkenntnisse" von gestern heute "Schnee von gestern" sind. Ich erinnere nur an den Transistor. Somit hinkt eine 30-Jahre alte Dissertation heute immer der "technischen Weiterentwicklung" hinterher. Aber darum geht hier ja auch nicht.
Es geht darum, ob ich gedankliches Eigentum von anderen "geklaut" habe. Das ist – zugegebener Maßen in der Geisteswissenschaft leichter möglich – wie Karl bereits an einer anderen Stelle schon geschrieben hat.
In der Molekülforschung, in dessen Institut ich tätig war, sind Plagiate schwieriger, weil sich die "Fachleute" bereits durch unzählige internationale Veröffentlichungen und Tagungen auch persönlich kennen. Man weiß "Who's who". Wenn hier das Zitat eines anderen benutzt wird, wissen die meisten auch ohne Kennung von wem es ist.
Hafel
In der Technik gilt, und das weißt Du ja auch, dass die "Erkenntnisse" von gestern heute "Schnee von gestern" sind. Ich erinnere nur an den Transistor. Somit hinkt eine 30-Jahre alte Dissertation heute immer der "technischen Weiterentwicklung" hinterher. Aber darum geht hier ja auch nicht.
Es geht darum, ob ich gedankliches Eigentum von anderen "geklaut" habe. Das ist – zugegebener Maßen in der Geisteswissenschaft leichter möglich – wie Karl bereits an einer anderen Stelle schon geschrieben hat.
In der Molekülforschung, in dessen Institut ich tätig war, sind Plagiate schwieriger, weil sich die "Fachleute" bereits durch unzählige internationale Veröffentlichungen und Tagungen auch persönlich kennen. Man weiß "Who's who". Wenn hier das Zitat eines anderen benutzt wird, wissen die meisten auch ohne Kennung von wem es ist.
Hafel
Frau Schavan hat natürlich auch das Pech, daß sie eine prominente Politikerin ist; wäre sie ein No-Name, würde kein Hahn danach krähen! Und......, hätte sie bei Guttenberg nicht so scharf und ehrenkäsig reagiert, vielleicht hätte man sie weiter in Ruhe gelassen! Ihr Glück ist aber, daß sie nicht in Österreich lebt, da hätte man sie wahrscheinlich schon ein paar Jährchen früher entdeckt, denn dort gibt es schon seit 2009 die zentrale Prüfstelle für Plagiatsverdachtsfälle!
tagesschau.de - Wie Österreich den Fall Schavan behandeln würde
Edita
tagesschau.de - Wie Österreich den Fall Schavan behandeln würde
Edita
Meines Wissens werden derzeit die Doktorarbeiten von Politikern aus allen Parteien überprüft. Ich finde das richtig. Ertappte Politiker sollten aus allen Ämtern entfernt werden, damit signalisiert wird: Es ist nicht egal, ob jemand betrügt oder ehrlich ist.
Karl
Ob Politiker oder nicht, es wird immer leichter, Veröffentlichungen auf Plagiatsverdacht zu überprüfen, und das wird nun wahrscheinlich auch mit Recht ausgiebig genutzt werden, und Politiker mit einem durch Betrug erworbenen Titel stärken nicht gerade das Vertrauen in unsere Volksvertreter.
Natürlich ist es interessanter eine prominente Persönlichkeit zu entlarven als eine unbekannte Person.
Wie ich jetzt erfuhr, hat Frau Schavan ja keinerlei akademische Abschlüsse- weder Magister noch Diplom, und wenn jetzt der Dr. weg ist, dann bleibt nur eine Frau Professor mit einer abgeschriebenen Dissertation.
Das ist doch für eine Politikerin sehr peinlich.
justus