Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
Ja Olga, das bewegt sich in Richtung meines Verständnisses.
Es ist doch geradezu widersinnig, wenn die Digitalisierung einer Gesellschaft staatlich vorangetrieben wird, in der Wirtschaft mit Hard- und Software Milliarden umgesetzt und verdient werden und auf gleicher Ebene diejenigen, die dafür die Basis liefern, verfolgt und mit Gefängnisstrafe bedroht werden. Es ist ähnlich wie bei den Drogen, der Umgang damit wird kriminalisiert und bringt entsprechende, zwielichtige Gestalten ins Spiel.
Wir müssen lernen, mit der Beschaffung von Ressourcen richtig umzugehen. Dazu gehört, die Entkriminalisierung und Entpolitisierung der Betrachtung. Die Gleichung Konzern = Kapitalismus = Schwerverbrecher stimmt nicht, besonders dann nicht, wenn das Produkt des "Verbrechens" auf dem Weg in unser Leben auf wunderbare Weise geheiligt, ja geradezu angebetet wird. Im Moment sitze ich vor so einem modernen Schrein.
Wir täten gut daran, die Konzerne, die über entsprechendes Knowhow und Kapital verfügen, zu unterstützen. Das gilt besonders für die Vermögensabsicherung und Diplomatie. Dabei müssen Wege gefunden werden, Despoten in entsprechenden Ländern zu ächten und mit denen zusammen zu arbeiten, die vom Eigentum her Anspruch auf Verträge und Verdienst haben. Verdienst bedeutet Geld, Geld ist geleistete Arbeit, erspartes Geld bedeutet die Freiheit, daß z.B. Kinder nicht das Existenzminimum mit erwirtschaften müssen, sondern zur Schule gehen können.
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adam
Lieber Carlos
Es war nur meine Schlußfolgerung.
Meine Bemerkung zu deinem Beitrag solltest du bitte nicht als Kritik werten.
Es ergibt sich aber, daß in absehbarer Zeit auf Grund der Entwicklung für die sich in Marsch setzenden jungen Leute aus dem afrikanischen Kontinent keine positive Perspektive zu erkennen ist.
Deshalb glaube ich nicht an eine kurzfristige Verhinderung der Völkerwanderung.
Der Statistiker (Name ist mir entfallen) sah ja eine langfristige positive Entwicklung, aber eben langfristig.
lupus
PS:
Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher. – Charlie Rivel.
Hallo Olga,
das ist zutreffend, aber nicht nur im Falle der Korruption, sondern auch in Fragen rechtswidriger Methoden des Machterhalts wie in Kenia. Missachtung des Rechts (Inhaftierung der Richter des obersten Gerichtshofes, weil diese die Wahlfälschung als Rechtsbruch betrachten). Kenyatta ist der Sohn des Politikers, der das Kenia aus der brit. Herrschaft führte.
Politiker wie Kabila und Kenyatta sehen das chinesiche Beispiel. Wie fragil das Staatsgebilde Kenia ist, zeigt sich allein schon in den Wahlkämpfen, die zu Straßenschlachten mit vielen Toten führen. Dabei gehört Kenia zu den zivilisatorisch eher fortgeschrittenen Staaten des Kontinents.
Die Hoffnung, dass eine Übertragung europ. meoderner Technik, einer Gewaltenteilung nach Art eines liberalen Rechtsstaates die Modernisierung voranbringen könnte, scheint eine Täuschung zu sein.
Viele Grüße
c.
@karl Die Geschichte zeigt, dass eine unbestechliche Regierung in Afrika sofort weggeputscht, ermordet oder als "kommunistisch" diskreditiert und isoliert wird, eben weil sie kein tolles Geschäft mehr für die Konzerne garantiert.
@dutchweepee und @olga64,
ich bin bei Euch, wenn ihr Bestechung nicht nur kapitalistischen Systemen zuschreibt. Persönlich bin ich ahnungsloses Unschuldslamm erstmals mit erwarteter Bestechung in Moskau konfrontiert worden, wo nichts lief, weil alle vor dem Tun, Gelder erwarteten. Das war zwar bereits in der postsowjetischen Zeit, schien aber ein so selbstverständlicher Teil des Lebens zu sein, dass dies eine generationenübergreifende, lange eingetrichterte Verhaltensweise zu sein schien.
Darum ging es mir aber überhaupt nicht. Die schädlichen Auswirkungen von Bestechung und korrupter Regierung auf die Entwicklung eines Landes werden nicht dadurch besser, dass Bestechung ein systemübergreifendes Phänomen ist. Ich denke, ich habe klar geschildert, warum Bestechung auf Regierungsniveau ein Betrug an der Masse der Bevölkerung eines Landes ist.
Internationale Konzerne, die diese Bestechung betreiben, um ihre Kosten zu senken, fördern und stützen das korrupte System und verhindern, dass die Schürfrechte auch der Bevölkerung zugute kommen.
Wer anderes behauptet ist nicht Anwalt der Bevölkerung der ausgebeuteten Länder.
Karl
Das mit den Konzernen und ihren "Operationen" ist natürlich eine zwiespältige Angelegenheit. Zum einen sind sie massgeblich dafür, dass sich auch in entlegenen Regionen Arbeitsplätze bieten und auch kleine, wirtschaftliche Erfolge abzeichnen.
Zum anderen siedeln dies Konzerne sich gerne dort an, wo die Politik eher diktatorisch abgehandelt wird und sich offene Türen für Korruptionen zeigen (z.B. Bestechungsgelder, steuerfreie Zonen usw.). Auch sind die Konzerne oft nicht daran interessiert, dass sich in diesen Ländern bald freiheitliche Oppositionen aufbauen, die dann die Konzepte ins Wanken bringen.
Ich lese zur Zeit mit grossem Interesse die Recherchen über die Paradise Papers in der Südd. Zeitung und die Zusammenhänge, wie es seit Jahrzehnten dazu kommt und die "Steueroptimierungen" immer perfekter werden, obwohl umgekehrt schon einiges ins Rollen kam, um dies zu verhindern.
Aber es ist wohl so: für jedes geschlossene Schlupfloch findet sich durch Experten bald ein neues, das noch hermetischer abgeschlossen sein wird.
Und wenn die allgemeine Meinung dazu auch in zivilisierten Ländern wie z.B. den Niederlanden nicht sehr auf Seiten der Verhinderung steht, dürfte es in Ländern ausserhalb Europas noch drastischer sein.
'Carlos - danke für den interessanten Hinweis zu Kenia. DA wetteifern ja zwei ältere Herren aus den berühmten, kenianischen Clans (Kenyatta und Odinga), die auf eine ähnliche Biografie und einen ähnlich ausgeprägten Machtwillen zurücksehen können. Ich habe immer noch die Hoffnung ,dass es dort nach dem biologischen Ende dieser beiden Kontrahenten doch mal besser wird (hoffentlich ohne weiteres Blutvergiessen). Olga
Karl, mal in aller Ruhe:
Internationale Konzerne, die diese Bestechung betreiben, um ihre Kosten zu senken, fördern und stützen das korrupte System und verhindern, dass die Schürfrechte auch der Bevölkerung zugute kommen.
Wer anderes behauptet ist nicht Anwalt der Bevölkerung der ausgebeuteten Länder.
Karl
Es ist falsch, daß Konzerne in einem diktatorisch-korruptem System durch Korruption billiger schürfen können. Das ist eine der typischen antikapitalistischen Falschmeldungen derer, die den Westen als Klassenfeind sahen und wie festzustellen ist, immer noch sehen.
Das Gegenteil ist richtig: In einem demokratisch rechtstaatlichem System wäre die Produktion selbstverständlich billiger, einfacher und sicherer..
Warum?
Weil Kosten für Bestechung, Sicherung des Schürfrechts, Sicherung der Produktionsstääten, illegale Handlungen allgemein, Rechtsanwaltskosten im Sinn vorher genannter Sachverhalte, Stützen der Regierung, und so einiges mehr, in einem demokratischem System nicht bezahlt werden müssen. Höhere Kosten, z.B. an Löhnen incl. vorgeschriebene Lohnsteuern und Sozialabgaben, werden durch die Einsparungen leicht abgefangen. Dazu kommen in demokratisch-rechtstaatlichen Systeme Rechtssicherheit, Vertragsschutz, Investitionsschutz über die Gerichte.
Wo liegen die Probleme?
1.) Die Schürfobjekte liegen nicht im Gebiet demokratischer Staaten.
2.) Der Abbau in undemokratischen Systemen wird kriminalisiert.
3.) Legaler Abbau ist durch 2.) nicht möglich.
Folgen: Endlich mal berechtigte, moralische Bedenken, aber nicht wegen der Korruption (Die kann auch unter Gehälter verbucht werden), sondern durch die weitere Verwendung der illegal hergestellten Produkte und deren Reinwaschung von Illegalität bei der Weiterverarbeitung.
Immer noch in aller Ruhe:
adam
adamKarl:
Noch ist Bestechung von Autokraten der einzige Weg, um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen.
"Diese Aussage verstehe ich nicht, denn die im großen Stil betriebene Bestechung afrikanischer Despoten durch westliche und asiatische Firmen ermöglicht ja gerade erst die Ausbeutung der Massen in Afrika."
Dadurch, dass sich Herrscher bestechen lassen, z. B. Schürfrechte für einen Apfel und ein Ei zu verscherbeln, bleibt die Bevölkerung bettelarm, nur die Herrscher bekommen die Taschen von den internationalen Konzernen gefüllt. Dies nun als den einzigen Weg zu bezeichnen, "um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen" ist mehr als zynisch.
An diesem Beispiel zeigt sich übrigens sehr deutlich, dass Moral und Anstand durchaus eine bessere Welt schaffen könnten. Diese internationalen Konzerne sind mit ihrer Bestechungspraxis nämlich nicht nur dafür verantwortlich, dass in Afrika die Bevölkerung vielerortst darbt, sondern damit auch dafür, dass sich soviele sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" nach Europa aufmachen.
Es wäre also höchste Zeit Bestechung äußerst hart zu bestrafen, denn sie ist eine der wichtigsten Ursachen des Übels in Afrika." Karl
Karl, der norwegische Friedensforscher Galtung verwendete den Begriff "strukturelle Gewalt."
Unter Krieg versteht man eine Methode, die politische oder wirtschaftliche Ziele durch Anwendung von direkter und massiver Gewalt zu erreichen sucht und damit die Gegenseite dazu zu bringt Dinge zu tun, die gegen ihren Willen und ihre ureigensten Interessen sind, die sie bei Erkenntnis der Sachlage neimalstreffen würde.
Im Falle eines Staatsmannes, der in Abmachungen einwilligt, die seinem Land und dessen Bewohnern langfristig vergleichsweise wenig oder keinen Nutzen bringen, ja sogar schaden, so darf man getrost feststellen, dass es sich um eine Form von Gewalt gegen das eigene Volk handelt, allein deshalb, weil es Maßnahmen sein können, die die Bewohner des Landes langfristig in Abhängigkeiten (und Strukturen) belassen. Das wäre die strukturelle, indirekte Gewalt.
Es mag sein, dass die Betreiber die unmittelbar beteiligten Arbeiter ihrer Unternehmen gut behandeln. Das ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um eine Abhängigkeit des Staates insgesamt handelt.
Bestechung ist in den Dokumenten über Glencore nicht unmittelbar nachgewiesen worden. Die Geldflüsse sind aber insgesamt so hoch und so wenig spezifiziert, dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um Bestechungsgelder handeln könnte. Die Gesamtsumme dürfte bei 1,3 MRD USD liegen. Dies ist mehr als der Etat im Kongo für Bildung und Gesundheit hergibt.
Es gibt Historiker, z. B. Koenen, die Stalins Kollektivierung anfang der 30er Jahre als einen "Krieg gegen die Bauern" sehen, Was im Kongo passiert ist zwar kein direkter Krieg, aber "strukturelle Gewalt", die die Kongolesen in ihrer zukünftigen Entwicklung unmittelbar betrifft.
Adam, in jedem Fall ist es auch eine rechtliche und moralische Frage. Der Gewinn, der in der Schweiz (Rüschlikon) anfällt, lässt verantwortungsbewusste Menschen durchaus über die Rechtmäßigkeit dieses Reichtums grübeln. Der Gründer von Glencore, sollte wegen Steuerhinterziehung angeklagt werden, konnte sich aber rechtzeitig in die Schweiz absetzen. Dort ist Recht oder war bis vor kurzem noch Recht, was anderswo als Unrecht gilt. Es ist keine Erklärung oder Entschuldigung, wenn in anderen Teilen der Welt Betrug und Gewalt üblich sind. Wer schweigt stimmt zu. Wir sollten nicht schweigen, zumal weil wir indirekt durch die Armutwanderung beroffen sind.
Natürlich gibt es die Realpolitik, die fordert eigene Interessen wahrzunehemn und nicht zu träumen. Adam, wenn Bestechung aber der einzige Weg sein sollte, damit Afrikaner überhaupt einen geringen Anteil des Reichtums ihres eigenes Landes z sehen bekommen, dann müsste sich das zumindest in einem höheren Pro Kopfeinkommen des Landes sichtbar werden. Weniger als 1,90USD pro Tag ist zu wenig.
Gestern las ich in der Zeitung, dass für den Informationsaustausch der Steuerbehörden der Staaten alles geregelt ist. Die anfallenden Daten müssen aber aufbereitet und ausgewertet werden. Erst 2019 könnte es so weit sein.
Viole Grüße
c
Carlos,
danke für deine Antwort, aber deine strukturelle Gewalt hilft hier nicht weiter. Den Rest von einem längeren Beitrag habe ich wieder gelöscht, weil ich nicht derjenige sein will, der das Klima vollends ungenießbar macht. Sollen sie doch glauben, was sie wollen.
Wahrscheinlich folgt jetzt zum xten Mal Lumumba rauf und runter.
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adam
@adam,
Du hast nach eigenen Aussagen doch selber diesen Bericht in der ARD gesehen:
Paradise Papers: Geheime Geschäfte - Die Milliarden-Deals der Rohstoffkonzerne
Du scheinst daraus völlig andere Folgerungen zu ziehen als ich (und auch Carlos1).
Du behauptest, dass die Ausnützung von Korruption auch der Bevölkerung vor Ort nützt. Ich kann das nicht sehen.
Karl
@ Dutch und @adam,
Gandhi war weniger ein Visionär als ein kluger Kaufmann, vertraut mit der Ökonomie und dem Recht. Er hatte Jura in London studiert und war dafür von seiner Kaste ausgeschlossen worden. Seine Familie war sehr wohlhabend. Was ihn von Lumumba unterschied, war das von ihm gelebte Prinzip der Gewaltlosigkeit, das er aus seiner Beschäftigung mit den Religionen, insbes. dem Christentum gelernt hatte. Die Bergpredigt beeindruckte ihn vor allem.
Auf diesem Hintergrund und seinen Erlebnissen (Diskriminierung als Farbiger) kann man seine politische Strategie im Kampf gegen die Kolonialmacht verstehen. Es handelt sich um einen geplanten langfristigen passiven Widerstand gegen die brit. Herrschaft in Indien. Er wollte durch sein unblutiges Vorgehen den Briten schaden und diese dazu bewegen Schaden und Nutzen ihres Vorgehens abzuwägen.
In erster Linie lag ihm daran, dass eine Zusammenarbeit mit der Kolonialmacht nicht mehr stattfinden sollte, also ein Boykott auf politischer und sozialer Ebene, eine Ausgrenzungsstrategie also.
Das zweite Mittel sah er in einer öffentlich wirksamen Aktivierung der Bevölkerung durch eine ökonomische Maßnahme: Boykott britischer Textilwaren, die die einheimischen Produkte aus den Märkten verdrängten. Mit den Spinnrädern in allen Haushalten sollte die Bevölkerung sich eigene Produkte schaffen. Wirtschaftliche Unabhängigkeit von englischen Waren bedeutete also Freiheit. Verbunden damit war eine empfindliche Schädigung brit. Handelsinteressen. Gandhi saß öfters im Gefängnis. Sein ziviler Ungehorsam bewahrte ihn davor lange eingekerkert zu sein. Die von ihm gegründete Partei NC (Nationalkongress) war die dritte Ebene des von ihm organisierten Widerstandes gegen die englische Herrschaft.
Aktive Propaganda und politische Aktion in einem.
Ein solcher passiver Widerstand (oder ziviler Ungehorsam) ist möglich dort, wo er einer zivilisierten Macht gegenüber tritt, die das Recht auf Leben und auf politische Teilhabe am öffentlichen Leben nach ihrer eigenen Maßgaben und ihrem Verständnis für Politik ausdrücklich gewährt und das, obwohl das allgemeine Wahlrecht in England zu Beginn von Gandhis Tätigkeit noch nicht eingeführt war. Das Frauenwahlrecht gab es in GB erst ab 1918.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde klar, dass GB seine Herrschaft über Indien aufgeben musste. Das Chaos trat erst kurz vor und dann nach der Unabhängigkeitserklärung ein. Millionen von Opfern erforderte der religiöse Konflikt zwischen Hindus und Moslems. Der Subkontinent wurde geteilt. Pakistan und Indien stehen sich heute feindlich gegenüber, beide mit Kernwaffen ausgerüstet. Gandhi selbst wurde Anfang 1948 von einem fanatischen Hindu ermordet.
Wir sollten uns nichts vormachen. In einem totalitären Staat wie der Sowjetunion mit einem Stalin, wäre Gandhi nicht denkbar gewesen. Er wäre liquidiert worden. Dissidenten lebten gefährlich auch in der Nach-Stalin-Ära. Auch unter Putin verschwinden KritikerInnen häufig aus der Öffentlichkeit.
In den 80er Jahren wurde in Westdeutschland die Idee eines passiven Widerstandes nach dem Muster Gandhis gegen die drohende Vernichtung in einem Atomkrieg in Stellung gebracht. Die Friedensbewegung forderte auf den Nato-Doppelbeschluss zu verzichten nach dem Motto „Lieber rot als tot“ ohne zu bedenken, dass es einen Unterschied gibt, ob man gegen strukturelle Gewalt mit friedlichen Mitteln gegen eine das Land beherrschende Kolonialmacht vorgeht wie in Indien oder sich wie die Friedensbewegung in den 80er Jahren in die Außen- und Sicherheitspolitik einmischte. Ohne Zweifel war Gandhi eine politische Persönlichkeit, die diesen Widerstand verkörpern konnte. Woher soll aber dem Kongo eine solche intellektuelle und moralische Autorität erstehen? Und wenn sie da wäre, würden ihr die „Massen“ folgen? Welche Parolen würden dafür nötig sein?
Patrice Lumumba könnte eine solche Persönlichkeit sein, hat er doch 1960 zwar keine überwältigende Mehrheit bei den Wahlen erhalten, er wurde aber Ministerpräsident. Allerdings wird, wie der Zeitartikel (s. Link) zeigt), damit deutlich, dass sein Andenken im Kongo selbst widersprüchliche Gefühle und Zurückhaltung auslöst. Das hat mit der ethnischen Gemengelage (Stammeszugehörigkeit) in diesem Staat zu tun. Mobutu sein Nachfolger, war ehemals Untergebener und war beim Mord an Lumumba beteiligt. Er hat zugelassen, dass L. auf der Flucht festgesetzt und nach Katanga ins Separatisengebiet Moise Tschombés ausgeliefert wurde. Lumumba war stark von Kwame Nkrumah in Ghana beeinflusst, er wollte die nationale Einheit des Kongo und die Freiheit seines Landes, aber nicht dessen Mitgliedschaft im Ostblock. Mobutu war ein Machthaber ganz nach dem Geschmack der westlichenn Industiestaaten. Mit Beklemmung darf man seine Eskapaden zur Kenntnis nehmen. Auf die Frage eines Journalisten woher er sich Geld beschaffen wolle, antwortete er, dass ein Anruf be ier Notenbank genüge.
Südafrika fand in Nelson Mandela eine solche Führergestalt. Die Situation wird um einiges klarer, wenn man die Vorgänge beim Völkermord an den Tutsis in Ruanda (Nachbarland des Kongo) sich vor Augen führt. Woher kommt dieser archaische Hass in den Menschen dort, den Huthus und den Tutsis? Bei allem Hass auf die Kolonialherren und ihre Herrschaft, die Araber waren es auch, die den europ. Sklavenhändlern die Sklaven zuführten, indem sie deren Dörfer niederbrannten und die Bewohner verschleppten. Die Kolonialherren tragen Schuld an den Zuständen der Kolonialzeit. Sind sie jedoch auch verantwortlich zu machen für einen Genocid in der Nachkolonialzeit, wenn sie sich nicht einmischen? Es hat auch in Asien Genocide in der vorkolonialen Zweit gegeben. Mrs Albright sprach in den 90er Jahren von dem Weltkrieg , der im Kongo geführt wurde, dem etwa 5 Mio Menschen zum Opfer fielen. Im Simbabwe des Marxisten Robert Mugabe, der seine Frau Grace vor kurzem zur Mitregentin ernannte, um eine alten Weggefährten bei der Nachfolgefrage zu umgehen gab es auch ein kleines Massaker, zwar nur mit ca.20 000 Toten.
Ein Vergleich Indien und Afrika wäre reizvoll. Aber allein die Fakten machen deutlich, dass die vielen Millionen Opfer des Krieges nach der Unabhängigkeit zwischen Pakistan und Indien nicht mehr den Kolonialherren in die Schuhe geschoben werden dürfen. Für Indien bedeutet die brit. Kolonialherrschaft auch ein gewisser zivilisatorischer Fortschritt. Das Land mit seinen fast 200 Sprachen, verschiedenen Religionen hat die Sprache der einstigen kolonialen Unterdrücker als Amtssprache übernommen, ist kulturell stark auf GB ausgerichtet (Indien ist oder war? Mitglied des Commonwealth) . Das ist nur deshalb möglich, weil die Erinnerungen an die Zeit vor der britischen Kolonialherrschaft nicht die besten sind. Die Herrschaft der Maharadschas war nicht weniger blutig und das Kastenwesen, die Verachtung der Parias, die Witwenverbrennungen sind heute noch ein Schandfleck, wenigstens für Europäer. Patrice Lumumba war ein für die Belgier zivilisierter Kongolese, de französische sprach, un évolué. Er machte aber den Fehler seines Lebens, als der in Gegenwart des belgischen Königs in gutem Französisch die Unterdrückung seines Volkes bei der Feier zur Unabhängigkeit Im Juli 1960 ansprach. Dieser Affront ließ ihn als Feind der ehemaligen Kolonialherren erscheinen.
„Auch Afrika wird erst prosperieren, wenn es seine Rohstoffe selbst verkauft und sich vom halbherzigen Hilfstropf Europas, Asiens und vor allem der US-Konzerne befreit. Afrika muss von Nahrungsmittel- und Halbzeugimporten losgelöst sein. Handwerk, Landwirtschaft und Industrie müssen sich vor Ort (!) ohne die falsche finanzielle "Hilfe" der Ausbeuter entwickeln, denn diese bedeutet Abhängigkeit.“ Dutch
Ich bin überzeugt, dass dies keinesfalls mittels Verhandlungen und Konferenzen von westlichen Politikern geschehen wird, sondern nur mit Blut und Gewalt.“ Dutch
Kannst du Beispiel für rohstoffreiche Länder nennen, die wirklich „prosperieren“? Vielleicht Saudi-Arabien, solange Öl fließt. Was aber, wenn das Ölzeitalter zu Ende ist? Schon der schottische Pfarrer Adam Smith dachte darüber nach, wie Wohlstand entsteht, nicht durch Rohstoffreichtum, sondern durch Arbeit/Verarbeitung und Handel. Nicht einmal Russland zählt zu den prosperierenden Ländern.
Konferenzen tragen dazu bei, dass verantwortungslose Manager wegen Steuerhinterziehung hinter Schloss und Riegel kommen könnten (s. den Link über den Rohstofffonds Glencore undseinen Gründer). Die Rechtsmittel dafür gibt es bereits. Die Datenflut aber durch den bereits legalisierten Datensaustauch zwischen den Finanzbehörden der Staaten ist so gewaltig, dass erst ab 2019 mit einer schnellen Verarbeitung der Daten gerechnet werden kann (gelesen heute im Wirtschaftsteil der Zeitung). Woher soll der Kongo z. B. das Kapital hernehmen, wenn er auf westliche Hilfe verzichtet (die ja keine echte Hilfe sein soll)? China als Geldgeber??? Oder durch eigenes Sparen? Dutch, guck dir mal die Fundamentaldaten der Entwicklungsländer an wie der Demokrat. Republik Kongo. Wie sollen die armen Leute dort sparen??? Woher kommt das technische und finanzielle know how?
„Wir täten gut daran, die Konzerne, die über entsprechendes Knowhow und Kapital verfügen, zu unterstützen. Das gilt besonders für die Vermögensabsicherung und Diplomatie. Dabei müssen Wege gefunden werden, Despoten in entsprechenden Ländern zu ächten und mit denen zusammen zu arbeiten, die vom Eigentum her Anspruch auf Verträge und Verdienst haben. Verdienst bedeutet Geld, Geld ist geleistete Arbeit, erspartes Geld bedeutet die Freiheit, daß z.B. Kinder nicht das Existenzminimum mit erwirtschaften müssen, sondern zur Schule gehen können.“ adam
Adam, du trittst für eine aktive deutsche Industriepolitik ein, die auch dem Vermögenschutz der Investoren dienen muss. Deshalb sollen nach deiner Meinung nach die beteiligten Unternehmen etwa in Afrika nicht kriminalisiert werden, die Diskussion sollte entpolitisiert werden. Das lässt sich aber doch nur machen, wen ndie beteiligten Unternehmensführungen eine saubere West haben. Genau das war im Falle Glencore nicht der Fall. Das Unternehmen wird nicht kriminalisiert, es hat sich durch sein Treiben selbst kriminalisiert. In den USA wäre der Gründer des Unternehmens wegen Steuerhinterziehung ins Kittchen gewandert (vgle Link). Nicht zuletzt deshalb sind die USa auch so hart gegen unsere biederen Schweizer Nachbarn im Fall der UBS vorgegangen. Dabei haben selbst in den USA in Staaten wie New Jersey tausende von Briefkasten ihren Sitz. Wie fein, wenn der Lärm bei der Verfolgung von Kriminellen verbirgt, dass die Verfolger auch Dreck am Stecken haben. Unter Clinton wurde Marc Rich von Glencore schließlich begnadigt. Er lebt heute nicht mehr. Die Leute, die von ihm ihr Handwerk gelernt haben, die leben und wirken in seinem Sinne (seiner DNA) fort.
Man sollte nicht vergessen, dass viele Vorkämpfer für nationale Unabhängigkeit in der Dritten Welt in den USA vorschnell in die kommunistische Ecke gedrängt wurden. Das war bei Lumumba der Fall. Ohne solche Fehler ist der Vietnamkrieg der USA nicht zu verstehen (so gen. Dominotheorie, derzufolge beim Sieg zuerst des Vietminh, dann des Vietkong) ganz Südostasien Beute der Kommunisten werden müsste. Heute sehen die USA Vietnam als Partner gegen (das kommunsitische) China.
Deshalb ist es auch wichtig zu verstehen, was in den Köpfen der Afrikaner abläuft. Ich kenne wenige Fakten, verstehe aber bei weitem nicht alles.
Eines muss deutlich gesagt werden: Die Elendsmigration hat zum Ziel westliche Industrieländer u. a. Dtld, nicht China, nicht Russland, nicht Saudi-Arabien. Dafür gibt es gute Gründe.
Link. https://www.helles-koepfchen.de/mahatma-gandhi.html
http://www.zeit.de/2011/03/Kongo-Lumumba