Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 14.11.2017, 08:32:03

Das kann ich zu 100% unterschreiben, Edita. Wenn man all diese „Delikte“ unter dem Überbegriff Korruption einordnet, dann wird schnell klar, dass Korruption von sehr vielen Menschen als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Korruption ist in unserem Alltag bereits fest verankert. 
Bruny

Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf Tina1 vom 14.11.2017, 09:13:35

@tina1,

Dein Link führt zum Ende des Vortrags:

Hier ist der Link zum Start.

Karl

P.S.: ich habe mir die Rede des britischen Wirtschaftswissenschaftlers Paul Collier (sein Wikipedia Eintrag)  jetzt angehört. Er macht genau die Punkte, die auch mir wichtig sind. Wir müssen die afrikanischen Staaten dabei unterstützen, nicht nur Demokratien (d.h. Wahlsysteme) einzuführen, sondern Demokratie benötig auch den Aufbau von Gewaltenteilung, d. h. eine unabhängige Justiz ist nötig, die die Politiker kontrolliert. Wir können den afrikanischen Staaten diese Änderungen aber nicht von außen aufdrücken, sondern wir müssen die Kräfte unterstützen, die ihre Länder von innen heraus reformieren wollen.

Es sollten internationale Regeln auch für Unternehmensführung aufgebaut werden, Deals zwischen Firmen und Regierungen müssten transparent gemacht werden, damit die Öffentlichkeit der betroffenen Länder die Konditionen der Deals diskutieren kann. Dafür sei das Interesse in der Bevölkerung der betroffenen Länder sehr hoch.

Diese Transparenz ist der beste Schutz vor Korruption und wird dabei helfen, dass die Resourcen sich nicht zum Fluch, sondern zum Nutzen der betroffenen Länder fördern lassen.

Karl

Edita
Edita
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2017, 09:18:41
Das kann ich zu 100% unterschreiben, Edita. Wenn man all diese „Delikte“ unter dem Überbegriff Korruption einordnet, dann wird schnell klar, dass Korruption von sehr vielen Menschen als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Korruption ist in unserem Alltag bereits fest verankert. 
Bruny
Nicht nur das Bruny - mit Korruption und ihren gesamten Erscheinungsformen hat sich der größte Teil der Kolonialherrschaften Afrika in seinem Sinne "urbar" gemacht, sprich - unter den Nagel gerissen und ausgebeutet!
Und nun hat man das Dilemma und muß bei Null anfangen!

Edita
 

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Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Karl vom 14.11.2017, 09:20:42

Danke Karl, du hast recht. Sorry. Aber bei deinem Link läuft bei mir das Video
nicht weiter. Ich gebe jetzt meinen Link mit dem Anfang ein.
Tina

https://www.ted.com/talks/paul_collier_shares_4_ways_to_help_the_bottom_billion?language=de#t-1553

Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 14.11.2017, 09:20:42

Ich sehe gerade, dass es zu dem Vortrag von Paul Collier auch das Buch gibt:

Die unterste Milliarde: Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann

Aus dem 1. Kapitel

Ich werde nicht unbesehen alle Lösungsvorschläge von Paul Collier gut finden, aber ich freue mich auf seine zu erwartende nachdenkliche und faktenreiche Problemanalyse.

Karl
adam
adam
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 13.11.2017, 23:44:03


 
Adam, genau das ist der Standpunkt, den frühere Kolonialherren im Kongo einnahmen
Carlos,

den Unsinn, den du in meine Beiträge hineingelesen hast, habe ich in obigem Zitat zusammengefasst. Mit meiner Meinung über Hilfe für Afrika hat das nichts zu tun, schon gar nicht mit meinen Ansichten über Korruption.

Ursprünglich ging es Karl um meine folgende Ausssage aus einer Antwort an dich:

Zitat adam:
Noch ist Bestechung von Autokraten der einzige Weg, um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen. Wie könnte das geändert werden? Stichwort Völkerrecht. (6.11. 21 Uhr 53) Zitat Ende.

Das kommentierte Karl wie folgt:

Zitat Karl:
Dadurch, dass sich Herrscher bestechen lassen, z. B. Schürfrechte für einen Apfel und ein Ei zu verscherbeln, bleibt die Bevölkerung bettelarm, nur die Herrscher bekommen die Taschen von den internationalen Konzernen gefüllt. Dies nun als den einzigen Weg zu bezeichnen, "um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen" ist mehr als zynisch. Zitat Ende.

Schon mein Text wurde unvollständig wiedergegeben und ich zum Zyniker erklärt. Dagegen habe ich mich gewehrt und eigentlich nur gesagt, daß Bestechungsgelder nicht der Bevölkerung zugute kommen, wenn sie nicht an Autokraten gezahlt werden, weil dann keine Gelder fließen. Das war alles.

Inzwischen wurde ich zum korrumpierenden, rassistischen Spätkolonialisten gemacht, der der Bestechung das Wort redet. Das ist natürlich horrender Unfug, weswegen ich doch bitte, meine Beiträge ganz, von Anfang an, zu lesen, wie ich es mit anderer Beiträg auch mache, und nicht nur passende Teile oder unvollständig (siehe oben) aus dem Zusammenhang zu reißen.

Weder bin ich für Korruption, noch rassistisch, noch habe ich kolonialistische Ansichten und ich bin auch nicht zynisch, wenn ich logische Zusammenhänge nenne.

--

adam
 

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carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Tina1 vom 14.11.2017, 09:13:35

Ökonom Paul Collier hat sich in seinem Vortrag dem Thema " die unterste Milliarde" gewidmet.

Carlos, wie schätzt du seine Thesen ein?
Tina  


Hallo Tina,
Collier ist ein Mann mit sehr gutem Überblick. Er kennt die Fundamentaldaten der afrikanischen Staaten und geht die Probleme zunächst aus historischer Sicht an. Er erinnert an die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als Europa den Wiederaufbau nicht in Angriff nehmen konnte und bis Ende der 40er Jahre ein Staat nach dem anderen in Osteuropa hinter dem Eisernen Vorhang im Reich Stalins verschwand.

Die Politik musste darauf ernsthaft reagieren. Er greift auf das Modell der Marshallplan- Hilfe zurück und nennt 4 entscheidende Ansatzpunkte: Aid - Trade - Security Policy - Governance.

Kurz erklärt: Hilfe zur Selbshilfe, Öffnung Europas für den Welthandel (OEEC, GATT = General Agreement on Trade and Tariffs), gute Regierung und Verwaltung.

Dahinter versteckt sich eine Revolution der US-Außenpolitk (weg vom Isiolationsimus) und eine Umwälzung der traditionellen europ. Politik: Das 11. Gebot der Politik wurde außer Kraft gesetzt, d h. die nationale Souveränität wurde auf dem Altar der ökonomischen Realität geopfert.

Warum das? Einfach gesagt wegen der Dollarlücke. Europa konnte sich wirtschaftlich nicht erholen, weil der Handel stockte, notwendige Investitonsgüter und Rohstoffe aber nicht gekauft werden konnten. Die Dollar dafür fehlten. Investitonshilfen und Erleichterungen für den Außenhandel durch Kooperation wurden geschaffen mit der OEEC (Vorläufer der OECD). es genügte nicht Geld zu geben, die Zusammenarbeit der europ. staaten musste organisatorisch und institutionell neu aufgestellt werden. Die drei Westzonen traten 1948 der OEEC bei. Ein Jahr bevor die Bundesrepublik ins Leben trat, waren die drei Westzonen bereits Mitglied einer supranaitonalen Organisation. Dieser Trend setzte sich fort mit der  Montanunion, der die Bundesrep. 1951 beitrat, der EWG 1957 etc. Politisch und ökonomisch waren diese Maßnahmen erfolgreich und können als Modell dienen für andere Regionen auf dem Globus.

Collier verweist auf die hohen Einnahmen, die diverse afrikansichen Staaten aus ihren Rohstoffverkäufen. Er glaubt abrer nich an die Nachhhaltigkeit des Rohstoffbooms. Kombiniert mit einem Zugang zu den Märkten in Europa etc könnte das eine große Hilfe für die Entwicklung sein, es sei denn, dass "good governance" dazu kommt.  also eine solide, rechtsstaatlich aufgebaute Verwaltung. Entspechend gibt es auch Verhaltensregeln in Unternhemen (corporate governance).

Ich sehe Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit der afrikanischenStaaten, denn etwas wie eine OEEC wäre Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit auf dem afrikansichen Kontinent. Werden neu gegründete Staaten bereit sein, ihre jüngst erworbene Unabhängigkeit und damit Freiheit wieder einzuschränken?

Ich bin dir und Karl sehr dankbar für den Hinweis auf ds Video.

Viele Grüße
c

 

hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf adam vom 14.11.2017, 13:52:24
Von Adam:
Noch ist Bestechung von Autokraten der einzige Weg, um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen. Wie könnte das geändert werden? Stichwort Völkerrecht.
Ich kann nicht beurteilen ob das tatsächlich so ist. Im Gegensatz zu anderen Diskutanten kann ich aber gut nachvollziehen, was du damit meinst.
 
Von Karl:
Diese internationalen Konzerne sind mit ihrer Bestechungspraxis nämlich nicht nur dafür verantwortlich, dass in Afrika die Bevölkerung vielerortst darbt, sondern damit auch dafür, dass sich soviele sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" nach Europa aufmachen.

Diese These würde ja die Schuld auf ALLE Verbraucher abwälzen, die diverse technische Geräte von den Konzernen kaufen. Denn das Korruption bei der Rohstoffgewinnung in Afrika im Spiel ist, dürften den meisten bekannt sein.

 
Von Karl:
Es wäre also höchste Zeit Bestechung äußerst hart zu bestrafen, denn sie ist eine der wichtigsten Ursachen des Übels in Afrika. 

Sofern man in den betroffenen Staaten (die mit den Rohstoffen) die einflussreiche Elite bestrafen könnte, wäre sicherlich etwas erreicht.

Die „Konzerne“ einseitig zu bestrafen ist momentan realitätsfern. Die einflussreiche Elite würde sich andere Partner suchen um geschmiert zu werden.

Ciao
Hobbyradler
 
adam
adam
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf hobbyradler vom 14.11.2017, 15:55:10

Ja Hobbyradler,

da denke ich ganz ähnlich. So manches Denken ist geradezu paranoid. Der eine Gedanke bestraft das, was er als Korruption ausmacht, während der parallele Gedanke die Produkte bejubelt, die aus dem enstanden, das die "Korruption" zur Verfügung stellt.

Daß Korruption der Wirtschaft schadet, bezweifelt niemand. Es kommt aber auch darauf an, was als Korruption ausgemacht und wer als korrupt bezeichnet wrd.

Es fällt auf, daß die Afrikaner nicht gefragt werden, daß westliche Geschäftswerte so einfach auf afrikanische Verhältnisse übertragen werden. Dabei kommt heraus, daß afrikanischen Ressourceneignern noch nicht einmal das gegönnt wird, was Konzerne bezahlen. Dabei ist das System das gleiche wie bei uns in der Bundesrepublik. Auch bei uns hat die Allgemeinheit so gut wie nichts von Schürfrechten, außer dem, was der schürfende Konzern und der Eigentümer an ihrem Einkommen versteuern.

Ehe wir also verteufeln, muß geprüft werden, ob verurteilt werden darf und wenn sich etwas Illegales herausstellt, darf es nicht so einfach verallgemeinert werden. Das ist nicht rechtens, das ist "bestenfalls" ideologisch.

--

adam

 

carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 14.11.2017, 13:52:24

Adam, du bist kein korrumpierender Spätkolonialist oder sonst irgendetwas Abstoßendes. Weide dich bitte nicht weiter in solchen mitleidheischenden Selbstanklagen. Das hast du nicht nötig.
 
Es geht um bittere Armut in Teilen der Welt und die paar Brosamen, die (um ein Bild aus der Bibel zu gebrauchen) von des reichen Mannes Tisch fallen. Ich verstehe gut, was du sagen willst. Es geht aber nicht darum resigniert zu sagen:

Noch ist Bestechung von Autokraten der einzige Weg, um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen. Wie könnte das geändert werden? Stichwort Völkerrecht.“ Adam
 
Der einzige Weg wäre also die seitherige Praxis (Beispiel Glencore?) beizubehalten? Du berufst dich auf das „noch“ und willst sagen, wir können es noch nicht besser machen oder es geht noch nicht, denn da sind ja die bösen korrupten Autokraten in Afrika und lassen eine bessere Politik nicht zu, denn Staaten sind nun einmal souverän. Wir sind machtlos. Verstehe bitte, dass das nicht ausreicht.
 
Diese Politik ginge so lange gut, wie dein „Noch ist Bestechung der einzige Weg … “ als Faktizität für die Milliarde Armen weiter in Geltung  bliebe und bis uns in einigen Jahrzehnten oder bald die Dinge um die Ohren fliegen.
 
Politiker können denken und müssen versuchen, Schlimmes oder das Schlimmstmögliche zu vermeiden, deshalb darf man in einer Diskussion auch darauf hinweisen. Die Belgier im Kongo sahen in der Zivilisierung der Eingeborenen auch den einzigen Weg und bedienten sich mit gutem Recht, wie sie meinten, der Reichtümer des Landes. Engländer, Franzosen, Russen, Deutsche zeigten die gleiche Geisteshaltung.
 
Die Ökonomie und deren Logik in Ehren. Aber alles verstehen, was in und rund um die Ökonomie vor sich geht, heißt nicht alles verzeihen oder weiter laufen lassen, wie bisher. Darum geht es.
 
Viel Grüße
c

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