Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

adam
adam
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 12.11.2017, 22:54:13

Carlos,

Glencore ist nicht das einzige Unternehmen, daß die Rohstoffe besorgt, die von der produzierenden Industrie benötigt werden. Die afrikanischen Staaten sind nicht in der Lage, selber zu schürfen und sie haben auch keine staatlichen Strukturen, die einen sicheren Ablauf für Jahre garantieren können. Der Abbau ist also mit hohen Risiken verbunden, sowohl finanzieller als auch körperlicher Natur, was z.B. die  Unversehrtheit von Beteiligten betrifft. In einem vorherigem Beitrag habe ich verdeutlicht, warum es Unsinn ist, daß ausländische Förderfirmen keine demokratischen Staaten wollen. Staaten wie in Europa finden sich in Afrika nicht. Die Nachfrage nach Gold, bestimmten Metallen, Rostoffen, seltenen Erden besteht trotzdem, denn die reichen Menschen wollen mit Handys telefonieren. Irgendwie sollen also Vorkommen erschlossen werden und dafür muß man mit Leuten vor Ort reden, die die Macht haben, den Abbau zu ermöglichen.

Und nun kommt der moralische Salto: Zahlungen vor Ort an Leute, die den Abbau ermöglichen, werden von hiesigen, sehr moralischen Ahnungslosen Bestechung genannt und es wird verlangt, die Bestechungsgelder besser an die einheimische Bevölkerung zu bezahlen. Es sollte doch jedem klar sein, daß das nicht funktioniert, denn es erfolgt ja dann kein Abbau, weil die dazu benötigten Leute nicht bezahlt werden, folglich fließt auch kein Geld, natürlich auch nicht an die Bevölkerung. Um das zu kapieren, brauche ich keine Geschichte über Gandhi.

Wenn ich Korruption vermeiden will, muß ich zuerst aufhören, alles zu verdammen, was Konzerne tun, um an Rohstoffe zu kommen. Die Alternative ist, auf Rohstoffe zu verzichten und damit auf die Produktion aller Güter, die damit hergestellt würden. Fertig.

Carlos, es geht um die Praxis, nicht um irgendwelche moralisch verklärten Vorstellungen und Verschwörungstheorien, die vor Jahrzehnten höchstwahrscheinlich in einem oder für ein Politbüro, gegen den bösen Kapitalismus, erdacht wurden. Wollen wir Produkte kaufen und nutzen, in denen z.B. Kobalt verbaut ist? Dann müssen wird auch akzeptieren, daß das Zeug aus dem Boden gekratzt wird und meist nicht unter schönen Bedingungen. Und wenn es in den Dschungeln Afrikas oder Südamerikas geschieht, dann ist es verbunden mit Dreck, Krankheit und Tod. All das, bis zum Endprodukt, muß mit hohem Risiko finanziert werden. Zu diesen Kosten kommt dann noch der Moralzuschlag, den ich auf über 100% schätze, weil von manchen Endverbrauchern die Produktion der Produkte kriminalisiert wird. Es kostet schließlich Geld, sich in der Schweiz vor Fahndern fern zu halten. Dieses Geld könnte man den jeweiligen Bevölkerungen zukommen lassen. Das Handy kostet dann 100 Euro + 100 Euro für die Kongolesen, weil der Konzernboss kein skrupelloser Halbweltsmensch zu sein braucht und nicht verfolgt wird. Ich habe seit über 10 Jahren kein Handy mehr.

Gruß an dich.

adam

Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 13.11.2017, 00:48:52

Als einem der moralisch Ahnungslosen ist mir vor allem dieser Satz aufgefallen:

adam
Dann müssen wird auch akzeptieren, daß das Zeug aus dem Boden gekratzt wird und meist nicht unter schönen Bedingungen. Und wenn es in den Dschungeln Afrikas oder Südamerikas geschieht, dann ist es verbunden mit Dreck, Krankheit und Tod. All das, bis zum Endprodukt, muß mit hohem Risiko finanziert werden. Zu diesen Kosten kommt dann noch der Moralzuschlag, den ich auf über 100% schätze, weil von manchen Endverbrauchern die Produktion der Produkte kriminalisiert wird.
Ahnungslos wie ich bin, bin ich der Meinung, dass "Dreck, Krankheit und Tod" angeprangert gehören, damit sich etwas ändert.

Karl
adam
adam
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 13.11.2017, 08:08:17

Derselben Meinung bin ich auch. Aber zuerst muß die Realität erkannt werden.

Wir alle sind in das Schneeballsystem des Wirtschaftsablaufes involviert und diejenigen, die wissen, daß die Letzten die Hunde beißen, tragen Mitverantwortung und können diese nicht durch Anklagen abstreifen. Wer die Ungerechtigkeit wann in die Welt gebracht hat, wird nicht mehr zu ermitteln sein. Solange Wertschöpfung und Mehrwert eine Aufwärtsspirale bilden und nicht durch Nachhaltigkeit ersetzt werden, können die Folgen des Systems bestenfalls abgemildert werden. Ludwig Erhard nannte das "Maßhalten":

--

adam


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adam
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf adam vom 13.11.2017, 00:48:52


Wenn ich Korruption vermeiden will, muß ich zuerst aufhören, alles zu verdammen, was Konzerne tun, um an Rohstoffe zu kommen. Die Alternative ist, auf Rohstoffe zu verzichten und damit auf die Produktion aller Güter, die damit hergestellt würden. Fertig.

 
geschrieben von adam
Der zitierte Abschnitt meines Textes ist irreführend, sehr unglücklich formuliert.

Besser ist, zu empfehlen, die Gelder, die fließen, nicht Korruption zu nennen, sondern sich zu überlegen, was die Alternative zu diesen Zahlungen wäre. Die Alternative lautet nicht, die Zahlungen einzustellen oder das Geld an die Bevölkerung zu geben. Die Alternative lautet, auf den Abbau von Rohstoffen zu verzichten.

--

adam
sammy
sammy
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von sammy
als Antwort auf adam vom 13.11.2017, 10:41:16

 
Der zitierte Abschnitt meines Textes ist irreführend, sehr unglücklich formuliert.

Besser ist, zu empfehlen, die Gelder, die fließen, nicht Korruption zu nennen, sondern sich zu überlegen, was die Alternative zu diesen Zahlungen wäre. Die Alternative lautet nicht, die Zahlungen einzustellen oder das Geld an die Bevölkerung zu geben. Die Alternative lautet, auf den Abbau von Rohstoffen zu verzichten.
 
geschrieben von adam
....nein adam, auch der Text ist mehr als "unglücklich" formuliert. Wer als "zivilisierter Unternehmer" in einem fremden Land Schürfrechte für Rohstoffe erwirbt, sollte eben nicht mit Korruption arbeiten.
Diese "Praxis" in der "Dritten Welt" gehört an den Pranger. 

sammy
 
Mitglied_a254d63
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sammy vom 13.11.2017, 11:32:02
 
....nein adam, auch der Text ist mehr als "unglücklich" formuliert. Wer als "zivilisierter Unternehmer" in einem fremden Land Schürfrechte für Rohstoffe erwirbt, sollte eben nicht mit Korruption arbeiten.
Diese "Praxis" in der "Dritten Welt" gehört an den Pranger. 

sammy
 

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Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf sammy vom 13.11.2017, 11:32:02

Danke sammy.

Bestechen bedeutet hier Zahlungen an Privatleute mit dem Ziel, die offiziellen Kosten für Schürfrechte zu drücken.

Diese "privaten Zahlungen" werden nicht nur nicht versteuert, sondern sie sind natürlich um mindestens eine Größenordnung geringer als ein fairer Preis für die Schürfrechte.

Betrogen wird der Staat und seine Bevölkerung, auf deren Kosten sich die bestechlichen Beamten und Regierungsvertreter und der bestechende Konzern bereichern.

Karl

 

lupus
lupus
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von lupus
als Antwort auf Karl vom 13.11.2017, 12:37:20

Ich glaube Adam's Aussage ist richtiger. Es geht nicht um den Preis zu drücken sondern um die Schürfrechte überhaupt zu bekommen.
Die afrikanischen Verhältnisse sind für mich undenkbar.
Dazu im Spiegel Nr.43 eine Schilderung zu Somalia: " Es gibt eigentlich kein Somalia mehr, nichts was einen Staat ausmacht, keine Justiz, keine Polizei, keine Steuern."
lupus

Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf lupus vom 13.11.2017, 12:59:19

@lupus,

wir diskutieren konkret 

Paradise Papers: Geheime Geschäfte - Die Milliarden-Deals der Rohstoffkonzerne

Karl

lupus
lupus
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von lupus
als Antwort auf Karl vom 13.11.2017, 13:07:24

ja und?
Adam meint man muß zahlen (wie auch immer genannt und an wen) um überhaupt an die Rohstoffe zu kommen die unabdingbar gebraucht werden,
Du sagst es geht nur ums Preisdrücken.
Ich glaube das Adam's Behauptung zutreffender ist und nenne als Beispiel die geschilderten Zustände in Somalia.
 Was meinst du ist dann so neben der Diskussion? (Abgesehen von der Überschrift emoji_grinning)
lupus


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