Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

Innenpolitik Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf adam vom 06.11.2017, 21:53:59
adam schrieb sehr richtig: "Langer Rede, kurzer Sinn. Es gibt nicht nur europäische Kleidung, die in Afrika nachgefragt wird und deren Produktion dorthin verlagert werden kann, zum Wohle der afrikanischen und der europäischen Bevölkerung."

Erinnert Ihr Euch noch an den Visionär Gandhi? ...dieser einzigartige Mann boykottierte billige englische Importe von maschinell produzierten Tuchen und setzte sich selbst ans Spinnrad, um ein Zeichen gegen die Abhängigkeit von dem für Indien tödlichen Billigzeug aus dem "Mutterland" zu setzen.

Nicht umsonst prangt ein Spinnrad auf der indischen Nationalflagge! Heute produziert Indien erfolgreich für die Welt. Seine Revolution gegen den europäischen Kolonialismus startete Gandhi mit Salz und Tuch und erwischte die Machthaber kalt und unbarmherzig.

Auch Afrika wird erst prosperieren, wenn es seine Rohstoffe selbst verkauft und sich vom halbherzigen Hilfstropf Europas, Asiens und vor allem der US-Konzerne befreit. Afrika muss von Nahrungsmittel- und Halbzeugimporten losgelöst sein. Handwerk, Landwirtschaft und Industrie müssen sich vor Ort (!) ohne die falsche finanzielle "Hilfe" der Ausbeuter entwickeln, denn diese bedeutet Abhängigkeit.

Ich bin überzeugt, dass dies keinesfalls mittels Verhandlungen und Konferenzen von westlichen Politikern geschehen wird, sondern nur mit Blut und Gewalt. Die Frage ist, wer bluten wird: die erste oder die dritte Welt? Aber es wird so kommen, auch wenn Gandhi dies (ebenfalls wie ich) verabscheut hätte.

Leider wurden die afrikanischen Gandhis, wie zum Beispiel Patrice Lumumba, von den belgischen Kolonialherren im Kongo grausam ermordet, unter Mithilfe von deutschen Nazischweinen wie Kongomüller.
Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 06.11.2017, 21:53:59

adam
Noch ist Bestechung von Autokraten der einzige Weg, um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen.

Guten Morgen adam,

diese Aussage verstehe ich nicht, denn die im großen Stil betriebene Bestechung afrikanischer Despoten durch westliche und asiatische Firmen ermöglicht ja gerade erst die Ausbeutung der Massen in Afrika.

Die heutigen Staaten Afrikas sind künstliche Gebilde, die Grenzen wurden von den Kolonialherren ohne Rücksicht auf Stammesgebiete und ethnische Vielfalt gezogen, was dann nach dem Rückzug der Kolonialisten oft blutige Kriege nach sich gezogen hat und noch immer zieht. 

Dadurch, dass sich Herrscher bestechen lassen, z. B. Schürfrechte für einen Apfel und ein Ei zu verscherbeln, bleibt die Bevölkerung bettelarm, nur die Herrscher bekommen die Taschen von den internationalen Konzernen gefüllt. Dies nun als den einzigen Weg zu bezeichnen, "um den Afrikanern wenigstens etwas vom Reichtum ihres jeweiligen Landes zukommen zu lassen" ist mehr als zynisch.

An diesem Beispiel zeigt sich übrigens sehr deutlich, dass Moral und Anstand durchaus eine bessere Welt schaffen könnten. Diese internationalen Konzerne sind mit ihrer Bestechungspraxis nämlich nicht nur dafür verantwortlich, dass in Afrika die Bevölkerung vielerortst darbt, sondern damit auch dafür, dass sich soviele sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" nach Europa aufmachen.

Es wäre also höchste Zeit Bestechung äußerst hart zu bestrafen, denn sie ist eine der wichtigsten Ursachen des Übels in Afrika. 

In der Mediathek der ARD ist derzeit folgende Doku noch ansehbar. Sehr empfehlenswert:


Paradise Papers: Geheime Geschäfte - Die Milliarden-Deals der Rohstoffkonzerne

Karl

 
adam
adam
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 07.11.2017, 10:26:55

Grüß dich Karl,

Wenn es die Dokumentation ist, die vorgestern spät abends gesendet wurde, habe ich sie gesehen, mitsamt der Bestechung dieser Schweizer Kleinstadt. Die Zahl hatte so viele Nullen, daß sie auf keine offizielle Steuererklärung passte.

Mich wundert immer wieder, wie europäische, ideale Moralvorstellungen auf Regionen der Erde übertragen werden, in denen andere Regeln gelten. Wenn ich mich recht erinnere, war in der Dokumentation u.a. von einer Bestechungssumme von 300 Mio Dollar für den zweitmächtigsten Mann des Kongo die Rede. Die erste europäische Überlegung ist natürlich, wie gut dieses Geld dem kongolesischem Volk täte. Statt dessen verschwindet es in den Taschen eines nichtsnutzigen Despoten und Mörders, der es für goldene Betten, teuere Autos, leichtlebige Frauen und Luxusvillen ausgibt. Den Rest verschleudert er. Dabei ist zu bedenken, daß diese 300 Mio nur ein Teil der Bestechungsgelder sind. Es geht schließlich um ein Milliardengeschäft, es geht um Schürf- und Abbaurechte und das für viele Jahre. Dabei gibt es keinen Minister für Erzabbau, keinen Fiskus mit Formularen, keine Polizei für Recht und Ordnung, kurz gesagt: Es gibt keine deutsche Ordnung.

Diese deutsche Ordnung liegt allein in den Händen des mächtigen, kongolesischen Despoten. Von den 300 Mio (später kriegt er mehr) bezahlt der Mann regionale Fürsten, auf deren Gebiet geschürft werden soll, er bezahlt seine Soldaten, die für Ruhe sorgen und schon mal einen Unruhestifter umbringen, er besticht andere Mächtige, das alles aber nur solange die 300 Mio ausreichen. Mit Bestechungsgeldern wird für die Stabilität im Land gesorgt, die nötig ist, um für Jahre Gold, Kobalt, Bauxit, seltene Erden usw abzubauen, damit wir Handys, Computer und sonstige Elektronik kaufen können. Ach ja, eines ist noch wichtig: Sollte der mächtige Kongolese seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, für die er viele Millionen bekommen hat, wird er beiseite geräumt, d.h. umgebracht. Ein Anruf genügt.

So weit, so viel zu unseren Moralvorstellungen in der Welt. Die Frage lautet nun: Was passiert, wenn keine Bestechungssummen fließen? Antwort: Nix. Es wird nicht geschürft, es werden keine Handys gebaut und die einfachen Kongolesen bekommen auch nichts, noch nicht mal von den 300 Mio., weil es die ja wegen europäischen Moralvorstellungen nicht gibt. Selber können sie die Arbeiten nicht machen, denn weder haben sie das Knowhow, noch das techn. Gerät, noch das Geld für Investitionen, die meist höher sind als die Haushalte ihrer Staaten. Das alles hört auch nicht auf, wenn wir keine Handys oder PCs mehr kaufen, dann werden eben andere Geschäfte getätigt, die immer mehrere Partner haben. Auch die Menschen der betroffenen Länder wollen sie und sei es, weil sie Stabilität bringen. Das zur Beantwortung deiner Frage.

Und so ist es in aller Welt. Hast du vor, dir mal Saudi Arabien, den Jemen oder ein ähnliches Land zu begucken? Dann nimm genug Bargeld mit, denn Haftungsansprüche werden dort an Ort und Stelle sofort beglichen, sonst wird es gefährlich. Gefährlich ist es natürlich auch, so viel Geld mit sich herum zu tragen.

Fazit: Wir Europäer haben für „unterentwickelte“ Länder meist nur unbrauchbares Geschwätz übrig wie „Bekämpfung der Korruption“ und „Geburtenkontrolle“. Wir wollen den Afrikanern also sogar das Fipseln verbieten, damit das Kinderkriegen und somit ihre Altersversorgung.

Das natürlich nicht nur in Afrika. Vor etwa 30 Jahren hatte ich u. a. mit einem Großprojekt von damals 500 Mio Dollar am Orinoko zu tun. Davon waren 15% für „freie Investitionen vor Ort“ kalkuliert. Und das war nicht viel.

Die Welt wird nicht weiß durch Moral und ist nicht schwarz dort, wo diese Moral nicht greift. Wir alle leben in einem hübschen Grau, haben keinen Persilschein durch „Moral“. Einfach nur zu existieren reicht aus, an allem Teil zu haben.

--

adam

 

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sammy
sammy
Mitglied

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von sammy
als Antwort auf adam vom 07.11.2017, 13:22:22



Fazit: Wir Europäer haben für „unterentwickelte“ Länder meist nur unbrauchbares Geschwätz übrig wie „Bekämpfung der Korruption“ und „Geburtenkontrolle“. Wir wollen den Afrikanern also sogar das Fipseln verbieten, damit das Kinderkriegen und somit ihre Altersversorgung.

Die Welt wird nicht weiß durch Moral und ist nicht schwarz dort, wo diese Moral nicht greift. Wir alle leben in einem hübschen Grau, haben keinen Persilschein durch „Moral“. Einfach nur zu existieren reicht aus, an allem Teil zu haben.
 
geschrieben von adam
....irgendwie erinnert mich das an die "drei Affen"....:-)
Eine andere Frage erhebt sich trotzdem, wie kann denn deiner Meinung einem Kontinent bzw. den notleidenden Bürgern geholfen werden?

sammy 
adam
adam
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf sammy vom 07.11.2017, 14:09:11

Welche drei Affen?

Mit einem typischen Dreizeiler die Lösung der Probleme der Welt von anderen verlangen? Meine Güte sammy, bißchen mehr Eigeninitiative darf schon sein!

--

adam

Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 07.11.2017, 13:22:22

@adam,

ich widerspreche Dir, im Grunde sind die Argumente von mir bereits im Beitrag über Deinem aufgezählt, vehement.

Du bestätigst jetzt nur noch einmal Deine Haltung. Ich finde, Du erkennst nicht wie schädlich sich die Korruption auswirkt. Du scheinst tatsächlich zu denken, wie es in dem von mir zitierten Satz von Dir steht, dass die Bestechungsgelder dem Kongo zugute kommen. Das ist ein großer Irrglaube und stellt die Fakten auf den Kopf.

Die Bestechungsgelder wurden eingesetzt, um den "Deal" für den internationelen Großkonzern lukrativer zu gestalten. Es wurden Hunderte von Millionen Dollar gespart, dafür brauchte man nur einen Bruchteil in private Hände fließen lassen. Ein tolles Geschäft für den Konzern, aber unmoralisch, da schlecht für den Staat Kongo.

Eine unbestechliche Regierung hätte für den Staat Kongo einen besseren Preis erzielt. Eine Konzern, der Bestechung ablehnt (z. B. weil er moralisch handeln möchte), hätte einen höheren Preis bezahlt.

Es würden damit auch weniger Flüchtlinge kommen müssen. Niemand flieht, wenn es ihm zuhause gut geht.

Karl


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dutchweepee
dutchweepee
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 07.11.2017, 14:32:34
@karl Die Geschichte zeigt, dass eine unbestechliche Regierung in Afrika sofort weggeputscht, ermordet oder als "kommunistisch" diskreditiert und isoliert wird, eben weil sie kein tolles Geschäft mehr für die Konzerne garantiert.
Karl
Karl
Administrator

RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 07.11.2017, 14:52:20

Teilweise so geschehen, wie Du schilderst, dutch. Das ist ja der Skandal. Der Kolonialismus ist heute weniger staatlich, sondern nun sind es die großen Konzerne, die betrügen und ausbeuten.

Das gelingt aber nur, weil bestochen wird. Bestechung ist die Voraussetzung dafür.

Karl

adam
adam
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 07.11.2017, 14:32:34
. Du scheinst tatsächlich zu denken, wie es in dem von mir zitierten Satz von Dir steht, dass die Bestechungsgelder dem Kongo zugute kommen. Das ist ein großer Irrglaube und stellt die Fakten auf den Kopf.

Eine unbestechliche Regierung hätte für den Staat Kongo einen besseren Preis erzielt. Eine Konzern, der Bestechung ablehnt (z. B. weil er moralisch handeln möchte), hätte einen höheren Preis bezahlt.

Es würden damit auch weniger Flüchtlinge kommen müssen. Niemand flieht, wenn es ihm zuhause gut geht.

Karl
geschrieben von karl
Ich habe nicht behauptet, daß die Bestechungsgelder dem Kongo zugute kommen, sondern genau beschrieben wem. Etwas davon landet auch bei der Bevölkerung, weil auch Bestechungsgelder ausgegeben werden. Besser das als nichts. Nichts bekommt die Bevölkerung, wenn nicht bestochen wird.

Welche unbestechliche Regierung? Mit demokratischen Regierungen werden keine Schürfrechte ausgehandelt, denn denen gehört das Land nicht. Wo in Afrika finden sich demokratische Regierungen? Wie willst du in afrikanischen Staaten demokratische Verhältnisse herstellen? Natürlich ohne Waffen, versteht sich. Les mal das Völkerrecht, es schütz Regierungen als Objekt des Völkerrechts ohne zu beurteilen, welcher Art sie sind. Warum wollte der IS einen eigenen Staat? Warum versucht Al Qaida im Jemen einen Staat zu gründen. Warum versuchen die Taliban, in Pakistan an die Macht zu kommen? Warum versuchen die USA das fast verzweifelt zu verhindern? Weil sie gerne Drohnenkrieg spielen und gerne Menschen in die Luft sprengen? Nein, weil der Zustand Staat praktisch jede Regierung unverletzlich macht und jeden ins Unrecht stellt, der sie von aussen bekämpft. Wenn die Amis tasächlich den hunderttausendfachen Mörder Kim aus seinem Versteck bomben, machen sie sich schuldig nach dem Völkerrecht. Genauso, wenn ein Zusammenschluß von demokratischen Staaten einen Genozid per Waffen verhindert.

Alle Regierungen, die über Schürfrechte verhandeln und sich dafür bezahlen lassen, sind Diktaturen. Die Gelder, die sie bekommen sind Bestechungen. Und glaubst du tatsächlich, daß jemand einen Bürgerkrieg bezahlt, um dann noch zu bestechen? Dann schreib mir ein Beispiel. Das Problem ist, daß die Welt nur so an wichtige Güter kommt. Muß ich schreiben, daß ich das nicht gut finde, damit ich nicht als dummer Junge hingestellt werde?

Karl, ich habe die Realität beschrieben. Komm mir jetzt bitte nicht mit irgendwelchen hätte, könnte, sollte oder ähnlichen Konjunktiven. Welche Möglichkeiten ich sehe, der einfachen Bevölkerung in afrikanischen Staaten zu helfen, habe ich in meinem Beitrag an Carlos angerissen. Jetzt kommst du und hängst alles an Korruption auf. Ganz so einfach ist die Welt nicht gestrickt, daß man jemandem die Schuld zuschanzt und sich dann zurück lehnt.

--

adam
olga64
olga64
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RE: Sarah Wagenknecht will AfD Protestwähler abjagen
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 07.11.2017, 14:52:20
@karl Die Geschichte zeigt, dass eine unbestechliche Regierung in Afrika sofort weggeputscht, ermordet oder als "kommunistisch" diskreditiert und isoliert wird, eben weil sie kein tolles Geschäft mehr für die Konzerne garantiert.

geschrieben von dutchweepee

Stimmt sicher - manchmal. Allerdings wenn z.B. der kommunistische Staat China,der auf vielen Feldern in Afrika bereits seit Jahren vertreten ist, "besticht", trifft diese Diskreditierung sicher nicht den Kern der Sache.
Korruption ist ja nicht nur eine Sache des Kapitalismus, wie man mittlerweile ja gut weiss. Olga


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