Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?

Innenpolitik Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?

miriam
miriam
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von miriam
als Antwort auf mane vom 01.11.2013, 12:06:26
Liebe mane,

fast möchte ich dir danken, dass du meine Erläuterungen verstanden hast.

Als alter Mensch, ist mir eigentlich die Mentalität bzw. die Kultur des Judentums viel näher, als diejenige der Israelis.
Dies ist aber eine Selbstverständlichkeit.

Ich würde dies mal so erklären: die kulturellen Unterschiede sind in diesem Schmelztiegel - Israel, viel größer als jene der Juden aus unterschiedlichen europäischen Ländern.

Die Szene die ich hier schon einmal vor längerer Zeit wiedergegeben habe, erklärt dies vielleicht am besten.

Wir befanden uns auf einem Friedhof in Benjamina - (kleine Stadt, etwas südlich von Haifa), der Anlass war sehr traurig: es war der vierzigste Tag nach dem Tode meiner viel jüngeren Cousine - und wir gedachten ihrer eher im Stillen, begleitet von einigen Gebeten die von einem Rabiner gesprochen wurden.

Zwei Reihen weiter von uns, fand die Beerdigung einer Frau statt, die aus dem Sephardischen Milieu stammte. (Sepharden sind Juden die von der iberischen Halbinsel, bzw. aus Nordafrika stammen)

Und während es bei uns so still war, tanzten und sangen die Sepharden ganz laut - und brachten ihre Angehörige mit einem riesen-Tamtam zu Grabe.

Vielleicht beneidenswert?

Gruß von Miriam
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf qilin vom 01.11.2013, 14:06:08
ob ich in einem braunen oder einem roten KZ, als Jude oder als 'Konterrevolutionär' verrecke, das Ergebnis ist dasselbe...


denn

mit 'Totalitarismustheorie' hat das nicht das Geringste zu tun ...


die du aber

nichtsdestoweniger für berechtigt hälst


und Hannah Arend findet das auch ?

na dann .

sitting bull
qilin
qilin
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von qilin
als Antwort auf sittingbull vom 01.11.2013, 14:51:48
einfach nochmals lesen, Reihenfolge und Zusammenhang verstehen
- das sollte doch für einen Akademiker nicht so schwer sein...

() qilin

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mane
mane
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von mane
als Antwort auf miriam vom 01.11.2013, 14:33:02


Liebe mane,
fast möchte ich dir danken, dass du meine Erläuterungen verstanden hast.

Wir befanden uns auf einem Friedhof in Benjamina - (kleine Stadt, etwas südlich von Haifa), der Anlass war sehr traurig: es war der vierzigste Tag nach dem Tode meiner viel jüngeren Cousine - und wir gedachten ihrer eher im Stillen, begleitet von einigen Gebeten die von einem Rabiner gesprochen wurden.

Zwei Reihen weiter von uns, fand die Beerdigung einer Frau statt, die aus dem Sephardischen Milieu stammte. (Sepharden sind Juden die von der iberischen Halbinsel, bzw. aus Nordafrika stammen)

Und während es bei uns so still war, tanzten und sangen die Sepharden ganz laut - und brachten ihre Angehörige mit einem riesen-Tamtam zu Grabe.

Vielleicht beneidenswert?

Gruß von Miriam


Liebe Miriam,

durch deine Schilderung ist mir erst bewusst geworden, wie viele unterschiedliche Bräuche es innerhalb des Judentums gibt, je nachdem, woher die Menschen kommen.

Du schreibst von der Beerdigungszeremonie der sephardischen Juden, im Vergleich zu der eurer Familie. Lässt ihre spanisch-orientalische Herkunft ein Begrägnis zu einer ausgelassenen Feier werden? Es ist für mich ein sehr ungewöhnlicher Gedanke, einen geliebten Menschen auf diese Weise zu seiner letzten Ruhe zu begleiten.

Ich habe gelesen, dass es in Berlin eine sephardische Synagoge gibt. "Eine mit orientalischen Teppichen, Kristalleuchtern und einer bronzenen Menora ausstaffierte Wohnung dient als Gebetsstätte".

"Die sefardischen Gebete haben einen stark orientalischen Einfluss, manchmal klang es wie der Ruf eines Muezzins", erinnert sich der Gemeindeälteste Isaak Behar. Behar, der 1936 seine Barmizwa erlebte, war damals ein typischer Safarde: "Mein Pass war türkisch, meine Muttersprache Ladino, meine Religion jüdisch, meine Erziehung preußisch."

Schönheit in Schöneberg
miriam
miriam
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von miriam
als Antwort auf mane vom 01.11.2013, 17:04:50
Liebe mane - und natürlich alle anderen - die sich für das Thema und dessen Abweichungen interessieren - in erster Linie Danke dir für deine Hinweise.

Wie schon erwähnt: ich bin nicht religiös - was aber nicht bedeutet, dass mich Religionen und ihre Bräuche, nicht interessieren würden.

Würde ich mich als Angehörige einer Gruppe oder zu einer Religionsrichtung zugehörig definieren, dann wären es die Aschkenasim - was sich aber nicht nur auf eine religiöse Richtung bezieht.

Zitat Wikipedia:

Aschkenasim - deutsch aschkenasische Juden, selten auch Aschkenasen, bezeichnet die Gruppe derjeniger Juden weltweit, die sich als Nachfahren der Juden verstehen, die teilweise bereits seit dem Ende der Spätantike im Rheinland, im Norden Frankreichs und Italiens, in England und Mittel-, später auch in Osteuropa ansässig waren.

Aschkenas ist eine biblische geographische Bezeichnung und wurde seit dem Mittelalter in einigen Quellen für Deutschland verwendet.

Aschkenasische Juden verbinden gemeinsame religiöse Traditionen, die sie von den sephardischen Juden unterscheiden, deren Traditionen sich auf der Iberischen Halbinsel entwickelten.

Ende des Zitats.

Da dies ein Thema ist welches nicht nur mich betrifft (eher eine Abweichung vom Thema) - sondern vielleicht von allgemeinem Interesse sein dürfte, gehe ich nun mit gutem Gewissen schlafen.

Gute Nacht

Miriam
Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Letzten Dienstag war ich auf einer Lesung und Diskussion mit dem Thema »Rechter Terror in Deutschland« mit Olaf Sundermeyer, Journalist und Buchautor. Hier ein Link zu seiner Vita: Sundermeyer

Gelesen hat er nicht allzu viel. Wir waren eine kleine Gruppe und es wurde dann mehr diskutiert. Sundermeyer übrigens spricht sich gegen ein Verbot der NPD aus. Er begründet das u.a. mit der Beobachtungsmöglichkeit, die nach einem Verbot nicht mehr gegeben sei. Wobei er unter ´beobachten´ die Arbeit von Journalisten versteht , zu recherchieren und zu berichten.
Über seine Recherchen in der Szene, das Auftreten, die Charakteristika und die Gefahr des rechten Treibens schreibt er in seinem Buch: Rechter Terror in Deutschland-Eine Geschichte der Gewalt. Der Autor zeigt auf, wie verbreitet rechtsextremer Terror in der BRD ist und liefert einen Beitrag zum Verständnis der Gefährlichkeit von rechtem Gedankengut.

Ich habe den Eindruck, dass zu wenig über das rechte Treiben bekannt ist und es zu Verharmlosungen kommt. Die fürchterlichen Taten des NSU sind die Spitze des Eisberges. Täglich gibt es Angriffe gegen Andersdenkende, Mitbürger mit Migrationshintergrund und jüdische Mitbürger.

Es gibt hier im Forum eine für mich aufschlußreiche Zurückhaltung im Sprechen darüber und dem Willen zu erörtern, ein Pro und Contra bzgl. Verbot oder Nichtverbot der NPD. Wo bleiben die Tränen über all die Schweinereien, die Verbreitung des abartigen Gedankengutes mit Worten und Taten? Als Schindlers Liste in den Kinos lief, sah ich Tränen der Rührung, nur war und ist mir nicht klar, warum die Tränen flossen. War es Betroffenheit über Millionen ermordeter Menschen, Rührung wegen einiger geretteter Menschen oder doch eher über die deutschen guten Taten? Da kommen dann gleich noch ein paar Geschichten hinzu, wie und wo auch andere Deutsche Juden retteten. Danach möchte man meinen, in Deutschland gab es nur die Guten.
Zeichen setzen finde ich schon in Ordnung, richtig und wichtig. Aber Stolpersteine legen, Kränze niederlegen und Denkmäler enthüllen - das ist zu wenig und es fehlt das Herzblut.
Und wer da meint, »die da oben« machen alles falsch, muß sich mal bewußt machen, dass nach Artikel 20 des Grundgesetzes alle Gewalt vom Volke ausgeht. Nur muß das Volk sich auch mal aus seiner Komfortzone der häuslichen Couch erheben und Demokratie leben, lebendig machen.

Hier in diesem Thread werden als Argumente für ein Bestehenbleiben der NPD genannt: Beobachtung bleibt möglich, die NPD geht nicht in anderen Parteien auf und Angst vor Ablehnung des Verbotsantrages durch das Bundesverfassungsgericht.

Bei aller Liebe, aber in Zeiten des gläsernen Bürgers kann jeder beobachtet werden. Bekannt ist sowieso, wo sich die Neonazizellen befinden. Und was hat die Beobachterei bisher gebracht? Wurden Morde verhindert, die tägliche rechtsradikale Gewalt unterbunden, die verfassungsfeindlichen Parolen eingedämmt? Nein! Vielmehr wird eine gesellschaftliche Akzeptanz etabliert nach dem Motto: So schlimm kann es ja nicht sein, sonst wären sie als demokratische Partei nicht anerkannt. Wer da findet, diese Partei muß existieren, soll ihre Vertreter gefälligst auch in Talkshows einladen und sie in einem Atemzug nennen mit allen anderen demokratischen Parteien. Entweder-oder!

Geht die NPD nach Verbot in anderen Parteien auf, muß eben erneut Verfassungsfeindlichkeit geprüft und die Partei evtl. verboten werden. Die Mühe muß man sich schon machen.
Angst vor einer Entscheidung des Verfassungsgerichtes muß nicht bestehen. Es gibt genügend Gründe die Partei zu verbieten, nur dürfen nicht V-Leute zur Beweisführung herangezogen werden (s. auch Beitrag vom 24.10. 13, 2056, Seite 2).

In Artikel 21 des Grundgesetzes heißt es:
(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht. ......

Wie läßt sich mit den o.g. Begründungen das Bestehen einer verfassungsfeindlichen Partei rechtfertigen? Ich finde es unglaublich ( siehe hierzu auch Beitrag vom 21.10.13, 22.14 Uhr, Seite2).

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Karl
Karl
Administrator

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.11.2013, 19:28:15
Ich bin für ein Verbot der NPD.
Ich habe den Eindruck, dass zu wenig über das rechte Treiben bekannt ist und es zu Verharmlosungen kommt. Die fürchterlichen Taten des NSU sind die Spitze des Eisberges. Täglich gibt es Angriffe gegen Andersdenkende, Mitbürger mit Migrationshintergrund und jüdische Mitbürger.
Da stimme ich Dir zu. Ich bin für jeden Diskutanten dankbar, der mir hilft, hier im Seniorentreff Aufklärung zu betreiben.

Karl
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Karl vom 24.11.2013, 19:37:19
Ich bin für ein Verbot der NPD.
Karl
geschrieben von karl


Ich bin auch für ein Verbot der NPD.
Anders wird es auch nicht gehen. Ich frage mich warum das bis jetzt
noch nicht passiert ist? Wie lange will man noch warten?
pitt
pitt
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von pitt
als Antwort auf Tina1 vom 24.11.2013, 21:08:24
Natürlich sollte und kann man die npd verbieten.
Das wäre sicher auch längst geschehen, wenn die aussichten, daß das verbot wasserfest ist 100% wären.
Solange die möglichkeit besteht, daß der gang der npd vor das verfassungsgericht, der ist sicher zu erwarten, nicht erfolglos bleibt, wird die politik zögern.
Sicher versucht man derzeit beim nsu prozess eine verbindung der terrorgruppe zur npd zu finden.
Sollte das gelingen, dürfte auch ein verbot immer näher rücken.
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Rechtsradikalismus und die Frage: Warum habt ihr damals (2013) nichts getan?
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Karl vom 24.11.2013, 19:37:19
Ich bin für ein Verbot der NPD.
Ich habe den Eindruck, dass zu wenig über das rechte Treiben bekannt ist und es zu Verharmlosungen kommt. Die fürchterlichen Taten des NSU sind die Spitze des Eisberges. Täglich gibt es Angriffe gegen Andersdenkende, Mitbürger mit Migrationshintergrund und jüdische Mitbürger.
geschrieben von karl
Da stimme ich Dir zu. Ich bin für jeden Diskutanten dankbar, der mir hilft, hier im Seniorentreff Aufklärung zu betreiben.

Karl


Auch wenn diese Schlagzeile und der nachfolgende Bericht in der SZ "Kriegen Sie da bloß nichts raus! - Ermittlungen im NSU-Prozess nichts offenbart, was nicht bereits hinreichend bekannt ist und diskutiert wurde - es schmerzt.

Shenaya

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