Innenpolitik "Piraten" bleiben "Piraten"
[b]Für die meisten Interviews ist es für die Piraten dumm gelaufen, da sich dummerweise unsere Alltagsthemen nicht nur an der „Kopierfreiheit“ festmachen.
Richtig. Nur genau in diese Schublade werden die Piraten eingeordnet. Wenn ein kleiner Piratenhäuptling den großen Beck aus der Reserve lockt und ihn fast zur Selbstzerstörung bringt, ist es ein Zeugnis dafür, was wir von dieser gegenwärtig 12%-Volkspartei noch erwarten können und wieviel Angst die anderen "Volksparteien" vor den Piraten haben.
Hier im Thread ist wieder von der Schlecker-Pleite und ihren Folgen die Rede. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde fast alle Argumentation gegenstandslos machen. Schon allein die Reduzierung des Verwaltungsaufwandes für Hartz4 könnte einen großen Teil finanzieren.
Heute diskutiert die "große Politik", mit der realitätsfremden Mikroben-Partei an der Spitze, über Sinn und Unsinn der Pendlerpauschale und lehnt eigentlich jeden Vorschlag ab. Sie verweist darauf, das die Autoindustrie neue Autos herstellen soll. Das ist ja schön und gut, aber mein PEUGEOT 207 ist erst 3 Jahre alt. Um ihn verschrotten zu können, müsste ich ihn erstmal fertig bezahlen. Ich mit 68 Jahren und meiner, dank Schlecker, arbeitslosen Ehefrau bekommen kein neues Auto mehr finanziert. Das ist die Realität.
Für die meisten Interviews ist es für die Piraten dumm gelaufen, da sich dummerweise unsere Alltagsthemen nicht nur an der „Kopierfreiheit“ festmachen.
Hafel
@hafel,
auch Du machst Deine Beurteilung an einzelnen Punkten fest und beurteilst die Piratenpartei aus einer süffisanten Überlegenheit heraus. Ähnlich, wie gestern bei Gottschalk.
Da war ein selbstzufriedener, etwas feist gewordener, Wowereit zu Gast, seines Zeichens Regierender Bürgermeister von Berlin. Man sprach über die Piraten und zeigte ein Video, indem Marina Weisband[/url], politische Geschäftsführerin und Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei, über eine direkte Demokratie, ohne Parteien, sogar ohne Parlament nachdachte. Ich kenne dieses Interview aus einer anderen Sendung. Nach ihren Überlegungen betonte sie: "Das ist eine Utopie!"
Dieses [u]"Das ist eine Utopie!" wurde bei Gottschalks Video weggelassen und gab Wowereit die Gelegenheit, über die Piraten als erste Partei zu schwadronieren, die über ihre Auflösung nachdenkt, ehe sie richtig angefangen hat, Politik zu machen. Auch hier war eine Süffisanz spürbar, die die Ratlosigkeit offenbarte, mit der die etablierte Politik und deren veränderungsängstliche Unterstützer, dem Phänomen dieser politischen Bewegung gegenüber steht. Man will sie nicht wahr haben, versucht sie als lästig abzuwerten, möchte sie am liebsten als lächerlich aus der politischen Landschaft wischen.
So funktioniert das aber nicht. Mögen die Piraten als Internetbewegung angefangen haben, sehen sie sich jetzt als Versammlungsbewegung all derer unter der Wählerschaft, die eine Veränderung wollen. Die Piraten werden in eine Avantgarderolle hineingedrängt, der so mancher von ihnen nicht gewachsen ist. Es wird mit Spannung zu beobachten sein, ob aus ihren Reihen Charaktere wachsen, die diese Herausforderung annehmen, sie politisch ausfüllen und weiterentwickeln können.
Eines haben die Piraten, avantgardegleich, schon getan: Sie haben Ideen entwickelt, zeigen Neuland, sprechen den Intellekt in der Gesellschaft an und werden das vorhandene politische Spektrum verändern, ob sie als Partei überleben werden oder nicht. Schlechtestenfalls wird das lange dauern, bestenfalls kann daraus ein "Wir sind die Wähler" werden und Veränderungen demokratisch, im ureigensten Sinn, erzwingen.
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adam
@ Adam: "auch Du machst Deine Beurteilung an einzelnen Punkten fest und beurteilst die Piratenpartei aus einer süffisanten Überlegenheit heraus."
Tuen wir das nicht alle und immer? Beurteilst nicht auch Du "andere Parteien" aus Deiner
subjektiven Sicht? Warum sollte ich die Piraten anders beurteilen und behandeln, als die Restparteien?
Noch stehen sie nicht unter Artenschutz.
Hafel
Tuen wir das nicht alle und immer? Beurteilst nicht auch Du "andere Parteien" aus Deiner
subjektiven Sicht? Warum sollte ich die Piraten anders beurteilen und behandeln, als die Restparteien?
Noch stehen sie nicht unter Artenschutz.
Hafel
hafel,
wenn Du nur Dein eigenes Zitat und den ersten Absatz meines Beitrages gelesen hast, kannst Du auf diese Erwiderung kommen.
--
adam
wenn Du nur Dein eigenes Zitat und den ersten Absatz meines Beitrages gelesen hast, kannst Du auf diese Erwiderung kommen.
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adam
"Eines haben die Piraten, avantgardegleich, schon getan: Sie haben Ideen entwickelt, zeigen Neuland, sprechen den Intellekt in der Gesellschaft an..."
Klingt ja revolutionär - " avantgardegleich " - geht's noch einen Zahn schärfer?
Falls Intellekt immer noch bedeutet, dass man unter Einsatz des Denkens zu neuen Erkenntnissen gelangt, frage ich mich natürlich, was sie bei ihren Auftritten in der Öffentlichkeit (Fernsehen...)getan haben.
Eines sicher nicht - uns ihre neuen Erkenntnisse und Ideen mitgeteilt.
Das war doch eher ein Umherstochern in ihren eigenen Unkenntnissen - und dabei kommen ganz sicher keine neuen Ideen raus.
@ Klaus:
es scheint offenbar zu faszinieren, wenn man als (angehender) Poliker offen vor der Kamera zugibt: "ich habe Null-Ahnung".
Hafel
es scheint offenbar zu faszinieren, wenn man als (angehender) Poliker offen vor der Kamera zugibt: "ich habe Null-Ahnung".
Hafel
Noch ist es für die Klientel der Piraten (jung, männlich, Internet-affin) sicher charmant, wenn ein "Politiker" von Null-Ahnung spricht - der potentielle Wähler hat ja auch keine, weil er sich der Komplexität der diversen Themen nicht aussetzen mag.
Sollte er jedoch irgendwann einen guten Job bekommen (also nicht der Philosoph, der Taxi fährt und jetzt via Piraten eine bessere Einnahmemöglichkeit aufgrund eines errungenen Landtagsmandats errungen hat), wird sich seine Meinung ändern. Egal welcher Couleur in der politischen Landschaft - fast alle haben irgendwann ihren Weg durch die Institutionen abgeschlossen, bis auf einige lebenslange Verlierer, die dann der deutsche Steuerzahler ernährt. Olga
Sollte er jedoch irgendwann einen guten Job bekommen (also nicht der Philosoph, der Taxi fährt und jetzt via Piraten eine bessere Einnahmemöglichkeit aufgrund eines errungenen Landtagsmandats errungen hat), wird sich seine Meinung ändern. Egal welcher Couleur in der politischen Landschaft - fast alle haben irgendwann ihren Weg durch die Institutionen abgeschlossen, bis auf einige lebenslange Verlierer, die dann der deutsche Steuerzahler ernährt. Olga
q.e.d.
"Die Dilettanten sind die Heroen unserer Tage"
Die völlige Abwesenheit von Wissen ist kein Hindernis auf dem Weg nach oben, sondern Voraussetzung für einen erfolgreichen Aufstieg, findet der Publizist Thomas Rietzschel.
Artikel / Henryk M. Broder
in weltonline
Re: "Piraten" bleiben "Piraten", was sollten die sonst werden?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Saachtma Leuts, über was unterhaltet ihr euch überhaupt? Die FDP tritt zur NRW-Wahl an. Im Gegensatz zu den Piraten hat sie jedoch kein Wahlprogramm. Das haben die Blogger Mario Sixtus und Matthias Schindler herausgefunden. Martin Sonneborn, der selbst ernannte Vorsitzende der "Die Partei", wird vor Neid erblassen und vermutlich eine Klage wegen Urheberrechtsschutz einreichen.
Nachlesen bei http://sixtus.cc: Christian Lindner (FDP): Unser Programm ist nicht vage - wir haben gar keines
Nachlesen bei http://sixtus.cc: Christian Lindner (FDP): Unser Programm ist nicht vage - wir haben gar keines
Es ist schon ein Phänomen, mit Vernunft kaum faßbar, eine politische Bewegung beschleunigt von 0,0 auf 7,9 in Nullkommanichts. Es gab schon mal eine Bewegung deren Höhenflug auch unbegreiflich war.
Damit das klar ist, die Piratenpartei will ich nicht mit der Nazipartei vergleichen, aber das Unbegreifliche der Abwendung der Wähler von den bürgelichen Parteien der Weimarer Republik, hin zu dieser neuen, jungen Bewegung die sich National-Sozialistische-Arbeiter-Patei nannte, ist bis heute nicht recht erklärbar.
sysiphus...
Damit das klar ist, die Piratenpartei will ich nicht mit der Nazipartei vergleichen, aber das Unbegreifliche der Abwendung der Wähler von den bürgelichen Parteien der Weimarer Republik, hin zu dieser neuen, jungen Bewegung die sich National-Sozialistische-Arbeiter-Patei nannte, ist bis heute nicht recht erklärbar.
sysiphus...