Innenpolitik Pflegeversicherung

ingo
ingo
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Pflegeversicherung
geschrieben von ingo

Die erste Meldung heute war, dass der Pflegeversicherung die Pleite droht.
Die zweite Meldung war, dass Lauterbach dem widerspricht.
Die dritte Meldung war, dass der Bund der Pflegeversicherung noch ca. 5 Mrd. € aus der Coronazeit schuldet.
Die vierte Meldung war, dass die Pflegeversicherung dadurch belastet wird, dass sie die Rentenversicherung von pflegenden Angehörigen tragen muss. Wieviel das ist, weiß ich nicht. Ich bin allerdings gespannt, was nun noch kommt.

Eine Anmerkung aus meinem Berufsleben im Sozialamt dazu: Vor der Pflegeversicherung wurden die notwendigen Kosten für die Pflege(ergänzend oder total)  von Bund, Ländern und Gemeinden getragen. Das nannte sich im Bundessozialhilfegesetz "Hilfe zur Pflege". Als die Pflegeversicherung eingeführt wurde, konnte man zunächst denken, dass nun alles besser wird. Pustekuchen! Die öffentlichen Haushalte  wurden allerdings massiv entlastet, und das Geld konnte woanders ausgegeben werden. Und nun beginnt gewiss das große Geschrei, weil das damalige Geld längst anderweitig verplant und nicht mehr zurückzuholen ist. Meine Meinung: Die Pflegeversicherung hätte damals eine Ergänzung für die Pflege sein müssen. So habe ich mir das auch mal vorgestellt. Dass das ein großer Irrtum war, habe ich aber bald gemerkt. Und nun haben wir den Salat, weil die Pflegekosten enorm gestiegen sind. Und das konnte damals iemand ahnen?

olga64
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RE: Pflegeversicherung
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 07.10.2024, 17:43:49

Meine Meinung: Die Pflegeversicherung hätte damals eine Ergänzung für die Pflege sein müssen. So habe ich mir das auch mal vorgestellt. Dass das ein großer Irrtum war, habe ich aber bald gemerkt. Und nun haben wir den Salat, weil die Pflegekosten enorm gestiegen sind. Und das konnte damals iemand ahnen?
Die Beiträge für die Pflegekosten bezahlen bei Berufstätigen jeweils hälftig Arbeitgeber und Arbeitnehmer; bei uns RentnerInnen bezahlen wir die Beiträge allein ohne Zuschuss von der Rentenversicherung wie es bei Krankenversicherung ist.
Für mich war und ist diese Versicherung immer eine Art Teilkasko-Versicherung - schon allein aufgrund der nicht hohen prozentualen Belastung am jeweiligen Einkommen.
Ich befürchte aber, dass es Leute gibt, die das anders verstehen (so wie auch vermutlich einige denken, das sog. Bürgergeld wäre ein Ersatz für eine gutes Gehalt).

Noch muss ich die Pflegeversicherung nicht in Anspruch nehmen. Vermutlich könnte ich ohne grosse Probleme die Stufe 1 erhalten und damit meine Putzhilfe bezahlen; mache ich aber (noch) nicht.
Aber für meine persönlichen höheren Pflegefall habe ich schon vor Jahrzehnten vorgesorgt, weil ich mir ausrechnen kann, dass z.B. ein Heimaufenthalt nie vollständig von der Pflegeversicherung bezahlt wird und es dann auch mit einer besseren Rente etwas knapp werden dürfte, wenn man sich ausser dem Heimaufenthalt auch sonst noch etwas leisten möchte.

Ich denke, man sollte auch hier nicht wieder mal die alleinige Schuld den "unfähigen PolitikerInnen" geben (denn die haben ja auch in diesem Gesundheits-Ressort seit B eginn der Pflegeversicherung mehrfach gewechselte). Manchmal schadet es wirklich nicht, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wie das mal im eigenen Leben so wird, wenn man Hilfe und Pflege braucht. Olga
MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Pflegeversicherung
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf ingo vom 07.10.2024, 17:43:49
Die erste Meldung heute war, dass der Pflegeversicherung die Pleite droht.
Die zweite Meldung war, dass Lauterbach dem widerspricht.
Die dritte Meldung war, dass der Bund der Pflegeversicherung noch ca. 5 Mrd. € aus der Coronazeit schuldet.
Die vierte Meldung war, dass die Pflegeversicherung dadurch belastet wird, dass sie die Rentenversicherung von pflegenden Angehörigen tragen muss. Wieviel das ist, weiß ich nicht. Ich bin allerdings gespannt, was nun noch kommt.

Eine Anmerkung aus meinem Berufsleben im Sozialamt dazu: Vor der Pflegeversicherung wurden die notwendigen Kosten für die Pflege(ergänzend oder total)  von Bund, Ländern und Gemeinden getragen. Das nannte sich im Bundessozialhilfegesetz "Hilfe zur Pflege". Als die Pflegeversicherung eingeführt wurde, konnte man zunächst denken, dass nun alles besser wird. Pustekuchen! Die öffentlichen Haushalte  wurden allerdings massiv entlastet, und das Geld konnte woanders ausgegeben werden. Und nun beginnt gewiss das große Geschrei, weil das damalige Geld längst anderweitig verplant und nicht mehr zurückzuholen ist. Meine Meinung: Die Pflegeversicherung hätte damals eine Ergänzung für die Pflege sein müssen. So habe ich mir das auch mal vorgestellt. Dass das ein großer Irrtum war, habe ich aber bald gemerkt. Und nun haben wir den Salat, weil die Pflegekosten enorm gestiegen sind. Und das konnte damals niemand ahnen?
geschrieben von ingo
Hätte man die Pflegekassen in der Tat als Ergänzung gesehen, sähe es heute wohl ( noch! ) nicht so düster aus. Da kann ich dir nur zustimmen.

Aber die Kosten sind inzwischen je nach Pflegegrad so hoch, dass dies wohl auch nicht ausgereicht hätte. Hinzu kommt noch, dass es in diesem Bereich viel zu wenig Personal gibt, möglicherweise sind hier auch weitere monetäre Anreize nicht zu vermeiden ... in der Folge steigen natürlich auch die Kosten.

Mit den geburtenstarken Jahrgängen hat zunächst die GRV das Problem, zeitversetzt natürlich auch die Pflegekassen. Nach der Coronazeit steigt nun auch wieder die Lebenserwartung an, natürlich auch die Pflegekosten.

Ich vermute auch, dass die Pflegebereitschaft in den Familien zurück geht. Ehepartner, so weit vorhanden, will ich da ausnehmen, aber bei den Kindern, die vielleicht irgendwo arbeiten und/oder keine Wohnung in ausreichender Größe haben, sieht es auch nicht gut aus.

Beim Beitragsaufkommen ist sicher noch was zu machen, treibt natürlich auch die Lohnnebenkosten , ähnlich wie bei der GRV, hoch. Ich denke, es wird nicht ohne staatliche Zuschüsse gehen, auch der erweiterte Rückgriff auf die Angehörigen könnte kommen ...

Keine dieser Lösungen ist mir sonderlich sympathisch ...

Lauterbach und seine Beschwichtigungen traue ich nicht so richtig ...
MarkusXP

 

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Pflegeversicherung
geschrieben von olga64
als Antwort auf MarkusXP vom 07.10.2024, 18:50:57

Eine"Pflegebereitschaft" kann auch innerhalb von Familien oft nicht mehr erbracht werden,weil wir in einer Single-Gesellschaft leben, auch unterfüttert durch die seit Jahren sehr hohen Scheidungsraten.

Aber ich vermisse auch beiIhrem Beitrag,den ich grundsätzlich für sachlich und vernünftig halte,d en Vermerk, was Menschen selbst für als Vorsorge für ihre spätere Pflegebedürftigkeit machen sollen.
Es gibt entsprechende Versicherungen, bzw. wird so manches Haus, in dem jemand lange lebte irgendwann dafür herhalten müssen, um diese Kosten aufzubringen.
Aber wenn man dies frühzeitig persönlich so sieht und für sich einplant, kann dies auch sehr entlastend sein. Denn von einer vergreisenden Gesellschaft solidarisch zu verlangen, dass diese für alle Mehrkosten durch die Steuerzahlungen der jungen und jüngeren Menschen aufzukommen hat, führt in den Abgrund, wie ich befürchte. Olga

Lenova46
Lenova46
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RE: Pflegeversicherung
geschrieben von Lenova46

Appelle an die rechtzeitige Pflegevorsorge für das Alter verhallen und dann können Betroffene in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Nicht klar ist mitunter, dass die soziale Pflegeversicherung im Pflegefall nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten trägt. Der verbleibende Rest muss aus eigener Tasche finanziert werden. 

So eine Versorgungslücke könnte geschlossen werden. Es könnte "rechtzeitig" eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen werden. 
Da wären Tarife der Versicherungsgesellschaften zu vergleichen, die Bedingungen durchzuarbeiten.


 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Pflegeversicherung
geschrieben von olga64
als Antwort auf MarkusXP vom 07.10.2024, 18:50:57


Keine dieser Lösungen ist mir sonderlich sympathisch ...

Lauterbach und seine Beschwichtigungen traue ich nicht so richtig ...
MarkusXP

 
Jetzt müssen Sie ganz tapfer sein: es wird keiner aus der jetzigen Regierung oder der nachfolgenden Sie fragen, was Ihnen denn sympathisch wäre.

Und wenn Sie Herrn Lauterbach nicht trauen, werden Sie vermutlich bald erlöst werden.
Eine neue Regierung mit CDU/CSU an der Spitze wird evtl. Herrn Spahn wieder mit diesem Amt betrauen?Fänden Sie das wirklich besser? Olga

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Pflegeversicherung
geschrieben von olga64
als Antwort auf Lenova46 vom 07.10.2024, 20:14:46

Genau so ist es - aber wenn viele deutsche Menschen automatisch davon ausgehen, dass dies alles "der Staat" zahlen muss, wird es ein harter Weg, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Als ich meine ETW in München vor 50 Jahren kaufte und sie seitdem immer vermietete, auch um anfangs die Bankschulden abzutragen, war es für mich schon bald klar,dass diese Wohnung irgendwann meine Pflegekosten finanzieren wird und muss.
DAs beruhigt mich einigermassen, weil es mir sehr unangenehm schon damals erschienen wäre, an staatliche Türen klopfen zu müssen oder Familienmitglieder damit zu belasten usw. Es war ja zwischenzeitlich viel Zeit, wo ich die Weichen stellen konnte für diesen etwaigen Versorgungsfall im Alter. Olga

Friedensfreund
Friedensfreund
Mitglied

RE: Pflegeversicherung
geschrieben von Friedensfreund
als Antwort auf Lenova46 vom 07.10.2024, 20:14:46

Die Pflegezwangsversicherung dient doch zum großen Teil dazu, der in den letzten Jahrzehnten aufgeblühten Pflegeindustrie die Profite zu generieren. dito den von Dir empfohlenen privaten Pflegezusatzversicherungen. Die Zuzahlungen für die Unterbringung in Pflegeheimen übersteigen in der Regel die Renten der Betreffenden und zehren deren Rücklagen weitestgehend auf. Man geht mit nichts, so wie man mit nichts gekomen ist. Eine steigende Lebenserwartung ist zwar vom Einzelnen erwünscht, die Natur aber hat diese rasche Entwicklung vermutlich (noch) nicht vorgesehen, ich meine, die Biologie des Menschen ist aus heutiger Sicht nicht bereit, 100 oder 110 Jahre alt zu werden, und dieses Alter in gewohnter Selbstständigkeit bewältigen zu können. Es kann ganz einfach nicht ausbleiben, das die letzten 5 bis 10 Jahre des Lebens als Pflegefall zugebracht werden. Eine Lösung, bei der der alte Mensch im Mittelpunkt steht, sehe ich nicht.

Bruny_K
Bruny_K
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RE: Pflegeversicherung
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Friedensfreund vom 07.10.2024, 20:55:12

Der durchschnittliche alte Mensch wird als Pflegefall nie im Mittelpunkt stehen. Als Pflegefall ist er abhängig von anderen Menschen und wenn er seine Abhängigkeit (noch) mitbekommt, muss das für ihn deprimierend sein.

Nick42
Nick42
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RE: Pflegeversicherung
geschrieben von Nick42
als Antwort auf olga64 vom 07.10.2024, 20:28:40
Genau so ist es - aber wenn viele deutsche Menschen automatisch davon ausgehen, dass dies alles "der Staat" zahlen muss, wird es ein harter Weg, sie vom Gegenteil zu überzeugen......
Als ich meine ETW in München vor 50 Jahren kaufte und sie seitdem immer vermietete, auch um anfangs die Bankschulden abzutragen, war es für mich schon bald klar,dass diese Wohnung irgendwann meine Pflegekosten finanzieren wird und muss.....
...DAs beruhigt mich einigermassen, weil es mir sehr unangenehm schon damals erschienen wäre, an staatliche Türen klopfen zu müssen oder Familienmitglieder damit zu belasten ....
Hallo Olga,
die meisten Leute die ich kenne, wollen nich in die Situation kommen, an staatliche Türen zu  klopfen oder der eigenen Familie im Alter finazuiell  zur Last zu werden.

Und ich vermute, dass ihre perönliche Situation gut geregelt ist, auch deshalb, weil sie frühzeitig Vorsorge betrieben haben und vermutlich auch etwas Glück, dass die Miete aus ihrer ETW genauso steigt, wie die Kosten eines Pflegeplatzes.

Aber das gilt für die wenigsten Menschen und dann bleibt nur staaliche Fürsorge. Und der Staat kan diese Sozialleistungen in Zukunft nicht mehr finanzieren.

Was also tun?

Nick42

 

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