Innenpolitik neuenRegierungsbildung

hafel
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Re: Ein Journalist mit Mut? ..oder einfach nur ein guter Journalist?
geschrieben von hafel
als Antwort auf seewolf vom 17.11.2009, 21:41:48
Der Sachverständige für diese Dramafragen ist Hugo.
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hafel
niederrhein
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Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf hans10 vom 17.11.2009, 20:03:57
Darf ich etwas anmerken?


[...] Ich glaube, es geht hier sehr viel um verletzten Stolz, um Anerkennung des eigenen Lebenswerkes und den Versuch, dieser Demokratie eine etwas andere Richtung zu geben, zu mehr Demokratie. [...] Ich finde es immer wieder sehr schwer, Menschen meines Alters, die im Westen aufwuchsen, unsere Sperrigkeit bei der Übernahme ( Beitritt) zur BRD zu erklären. [...] Ich finde dieses taktische Schweigen der Kanzlerin unverschämt. Beschämend war,daß kein deutscher Journalist nachfragte. Und mehr als diffanmierend, die Art, wie hier zum Teil dieser Journalist mit " Bübchen" und ähnl. blöden Aussprüchen tituliert wird. [...]
hans10


Zunächst ein Dankeschön - es tat gut, diese Zeilen zu lesen.

Daß es hier - bei diesen Diskussionen - offenbar meistens nur um Gefühle, Meinungen, pure (Vor)Urteile, aber fast nicht um Tatsachen, um die Klärung von Sachverhalten geht, ist leicht festzustellen, wenn diese Beitragsketten in eine durchgehende Datei kopiert und systematisch durchgeht. Angesichts der Betroffenheit, oft Polemik (die auch vor Invektiven nicht zurückschreckt) etc., muß man sich fragen, welche Verletzungen, welche sozialen, politischen Traumatisierungen liegen da vor? Wieviel "blinde", nicht reflektierte Identifikation mit einem System, mit der eigenen Vergangenheit, wieviel Verdrängung (vielleicht eigenen Versagens oder gar eigener Schuld?) muß da vorliegen, daß manche so "um sich hauen"?
Eine rationale Argumentation ist da natürlich völlig fehl am Platze.

Soll man es kurios nennen, daß ausgerechnet zwischen den ehemaligen Bürgern der DDR der Widerspruch am größten zu sein scheint? Wobei jeder sich auf seine ureigensten Erfahrungen beruft (die ihm ja niemand nehmen will), aber sich gegen jedes Wissen, gegen jede andere Erfahrung nahezu hermentisch abschließt. ("Daß nicht sein kann, was nicht sein darf ...")

Vermutlich haben die meisten westdeutschen (oder auch ostdeutsche?) Menschen wenig Ahnung, wie sich die ganze "Wiedervereinigung" - die ja eben eine solche im Sinne des Grundgesetzes bzw. verfassungsrechtlich keine war! - en detail vollzog.
Wie überhaupt jede Auseinandersetzung mit der ehemaligen DDR - schulisch und auch universitär (!) - [wenn überhaupt eine erfolgte; meistens ging es schlicht nur um eine "Verurteilung"] sich mit dem Hinweis auf das "undemokratische" Parteiensystem bzw. auf die "Parteiendiktatur" begnügte: als weitere Stichworte genügten Juni-Aufstand und Mauerbau ... selbst da wurde in der Regel nicht der Versuch gemacht Zusammenhänge zu verstehen.
Allerdings gilt wohl für beide deutsche Staaten: die Kritik am anderen System ersetzte die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen System und der eigenen Wirklichkeit.
(Selbst wenn man - etwa hier in diesem Forum - auf Tatsachen und Sachverhalte hinweist ... sie werden schlichtweg ignoriert.)

Abgesehen davon, daß manche Beitragsketten und Beiträge problemlos den Tatbestand der ungewollten Realsatire und/oder des höheren (?) Blödsinns erfüllen ... eigentlich vertanene Zeit, sich in diese Worteskapaden einzulesen und/oder gar darauf einzugehen ... ja, wenn es nicht ab und zu tatsächlich inhaltiche ausgezeichnete Beiträge gäbe, sehr interessante Hinweise und eben wirkliche klärende Worte ...

wie eben Dein Beitrag.


Es grüßt

Die Bertha
vom Niederrhein


(die sich für das WS 09/10 u.a. vorgenommen hat, die vorhandene (... im eigenen Bestand ...) DDR-Literatur (inklusive etlicher Neu-Darstellungen ... der Geburtstag hat's gebracht) [er]neu[t] zu studieren.



eko
eko
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Re: neuenRegierungsbildung
geschrieben von eko
als Antwort auf hans10 vom 17.11.2009, 20:03:57
Hallo hans 10,

ich hoffe, Du liest Dir diesen meinen Beitrag noch, auch wenn ich Dir nicht gleich auf Deinen geantwortet habe.

Zunächst einmal:

Ich finde es entsetzlich, wie wir (und damit meine ich sowohl uns westdeutsche wie auch Euch ostdeutsche) miteinander umgehen. Anstatt aufeinander zuzugehen und sich dessen bewusst werden, dass wir e i n Deutschland sind, dass es keine DDR und auch keine BRD (was sowieso eine Erfindung der Stasi war, um die westdeutschen zu ärgern) mehr gibt, sondern nur noch e i n Deutschland, das von Aachen bis Görlitz und von Stralsund bis Lörrach reicht, werden Schlachtfelder eingerichtet und aufeinander eingedroschen, als ginge es auf Leben und Tod.

Ich räume ein, dass ich mich selbst einen Narren schelte, dass ich mich immer und immer wieder dazu hinreißen lasse, auf Beiträge zu antworten, die nur dem Zweck dienen, die jeweils andere Seite aufzumischen, zu provozieren und zu beleidigen.

Wir (und damit meine ich Ost und West) machen alle denselben Fehler, indem wir alle und alles über einen Kamm scheren. Indem gewisse Eigenschaften den jeweils anderen übergezogen werden. Dabei gibt es überall, ob in Flensburg oder Zittau, ob in Greifswald oder Freiburg, solche und solche Menschen, nämlich gute und weniger gute. Politisch interessierte und auch andere. Es gibt ganz gewiss in ganz Deutschland Menschen, die mit ihrem Leben zufrieden sind..........und Meckerer und Miesmacher gibts auch überall.

Als vor 19 Jahren die Einheit vollzogen wurde, habe ich die Meinung vertreten, dass wir im Westen es einfacher hätten, wir müssen lediglich unseren Geldbeutel aufmachen und was davon abgeben, aber die Leute "drüben" es viel schwerer hätten, weil sie von der Briefmarke bis zur Steuererklärung alles neu lernen müssten. Da haben viele von denen, die mir da zuhörten, einfach weggehört.

Wenn ich die Beiträge hier im ST verfolge, packt mich schon manchmal die Wut, wenn ich sehe, dass einige nichts Besseres zu tun haben, als gegen den Westen zu hetzen. Ich könnte aber auch meinem Bruder eine runterhauen, der ständig nur von "Dunkeldeutschland" labert.

Das alles bringt uns nicht weiter !

Nun könnte man ja auch sagen, es wird erst besser, wenn diese Generation, die den Zusammenschluß miterlebt hat, mal ausgestorben ist, aber damit setze ich mich dem Vorwurf aus, ich würde denen (und dazu zähle ich mich ja auch) den Tod wünschen. Das ganz gewiß nicht! Aber ich setze meine Hoffnung auf die Generation in ganz Deutschland, die das alles nur noch vom Hörensagen kennt und unbelastet und unvoreingenommen aufeinander zugeht. Dann werden hoffentlich auch diese unsäglichen Streitereien hier ein Ende finden.
--
eko

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 22.11.2009, 20:32:52

Vermutlich haben die meisten westdeutschen (oder auch ostdeutsche?) Menschen wenig Ahnung, wie sich die ganze "Wiedervereinigung",, - en detail vollzog.
(Die Bertha vom Niederrhein)

das ist nicht vermutlich, das ist echt so. Aber Du wirst kaum 10% Diskutanten finden die das zugeben,,

die jetzige Meinung der meisten Deutschen wurde zur Wendezeit nicht durch und von den Bürgerrechtlern, den Demonstranten oder den Leuten vom Neuem Forum usw geprägt, sondern durch die ausgesuchten Berichte, die kommentierten Beiträge und Sensationsnachrichten der Medien.

und weiter: "Wie überhaupt jede Auseinandersetzung mit der ehemaligen DDR - schulisch und auch universitär (!) - [wenn überhaupt eine erfolgte; meistens ging es schlicht nur um eine "Verurteilung"] sich mit dem Hinweis auf das "undemokratische" Parteiensystem bzw. auf die "Parteiendiktatur" begnügte"
(Die Bertha vom Niederrhein)

stimmt, stimmt, stimmt,,,um die Verurteilung,,,darum geht es auch oft hier in der Diskussion, wobei als "Argumente" -echte und scheinechte- zumeist (wohl der Rechthaberei wegen?)wie billige Todschlagargumente gehandhabt werden.

--
hugo
hans10
hans10
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von hans10
als Antwort auf niederrhein vom 22.11.2009, 20:32:52
Hallo Bertha vom niederrhein, die (zumindest lt.Wetterbericht) im schönsten Klima Deutschlands lebt,
Was soll ich dazu sagen. Ich habe Dich bisher als schätzenswerte Userin erlebt und dann dieses Lob, tzi..tzi..tzi..
und eko hat auch noch solche "Schmusegedanken", auch hugo glaubt, daß man sich besser verstehen könnte, habt Ihr alle in Vorweihnachtsstimmung ein bischen Illegales geraucht?
Und doch ist es erstaunlich, wie jeder Thread, der hier angesprochen wird,wenn er nur ein bischen politischen Inhalt hat , sofort zum Ost/West- Streit sich entwickelt.
Dieselben User, die bei Fotographie, Weihnachtsbasteleien, Weltklotag und anderem bestens miteinander auskommen, schleifen hier die Messer und spitzen die Zunge.
Aber woran liegt das, ich verstehe es seit 30 Jahren nicht. Ich bin der einzige meiner Familie , der im Osten blieb, weil ich das Studium zu Ende machen wollte, dann kam die Mauer.
Seitdem versuche ich mich zu rechtfertigen, weiß nicht wofür, aber ich glaube wir suchten immer Anerkennung auch für unser Lebenswerk, auch wenn es materiell nicht so erfolgreich war.
jetzt, im Alter, wo mich Meinungen anderer nicht mehr so treffen, erlaube ich mir einen provokativen Gedanken:
Ulbricht prägte Anfangs der 60er Jahre den Satz "Überholen ohne Einzuholen" oder etwas ähnlich. Heute denke ich das wäre eine Chance für Ost und West gewesen, die Chanc in Deutschland neue Ideen einzubringen. Aber der Osten hechelte ja immer nur erfolglos dem Lebensstandart des Westens hinterher und die Menschen im Westen hinterfragten ihr System ja nie, solange es wirtschaftlichen Aufschwung versprach. Erst mit dem Studenten der 68er Zeit gab es dort ein Umdenken in dem bürgerlichen Mief.
Und vielleicht ein bischen für eko: ja,ich bin froh, in einem Land mit diesen Freiheiten zu leben, aber ich bin genauso enttäuscht, wie festgefahren und autoritär hier Politik gehandhabt wird.
Vielleicht haben Ostler eines gelernt: sie glauben erst einmal nicht (weder dem Pastor noch dem Politiker) und beiden kann man wirklich nicht unbesehen glauben. Das läßt uns manchmal in der Augen der Altbundesbürger undankbar, aufmüpsig, permanent meckernd erscheinen.

Es ist richtig, wenn hugo schreibt, wir wissen gar nicht genau, was die Einheit eigentlich verursachte, vieles bleibt an Fragen offen, aber sowenig, wie der Westdeutsche seinen Anspruch lassen will, in vielen dingen besser Bescheid zu wissden, lassen wir uns den Anspruch nehmen, die Wende mit unseren Aktivitäten herbeigeführt zu haben.

So, und um dem noch eins draufzusetzen: gestern Nacht hörte ich in N 24 Stalin hatte Ende der 50er Jahre einen neutralen deutschen Staat vorgeschlagen, die Amis glaubten ihm nicht und lehnten ab.
Was wäre denn damals aus uns geworden? Ein einig Volk von Brüdern?
Entschuldigt die vielen Worte zu nächtlicher Zeit
--
hans10
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hans10 vom 23.11.2009, 01:19:39
@hans10

Das war das Beste, was ich hier seit Monaten zu diesem Thema gelesen habe - DANKE!

Zur Zeit werden ja viele Zeitzeugen der Ereignisse von 1989 gesendet. Heute kam ein Schriftsteller in den Tagesthemen zu Wort, der sich 1989 einen demokratischen Aufbruch mit neuem Denken und neuen Strukturen erhoffte und deshalb aktiv im Neuen Forum mitarbeitete - wie ich und viele Andere auch. Dies wurde aber sehr schnell durch eine Überstülpung der westlichen Strukturen abgewürgt. Dadurch wurde eine Chance zur Erneuerung vertan, die uns noch lange leid tun wird.

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hans10
hans10
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von hans10
als Antwort auf dutchweepee vom 23.11.2009, 01:24:31
Ging nur so gut, weil ich gerade von einer Feier kam. Sozusagen Weinseelig und Verbrüderungvoll.

Oder sollte ich besser nur besoffen schreiben?
--
hans10
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hans10 vom 23.11.2009, 01:33:12
))
adam
adam
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von adam
als Antwort auf hans10 vom 23.11.2009, 01:19:39
Es ist richtig, wenn hugo schreibt, wir wissen gar nicht genau, was die Einheit eigentlich verursachte, vieles bleibt an Fragen offen, aber sowenig, wie der Westdeutsche seinen Anspruch lassen will, in vielen dingen besser Bescheid zu wissden, lassen wir uns den Anspruch nehmen, die Wende mit unseren Aktivitäten herbeigeführt zu haben.


@hans10

Doch, wir wissen, was die Einheit verursachte. Es waren die Demonstranten in der DDR, die das Regime in die Knie zwangen.

Mag man noch so viel darum herum reden: Ohne die Montagsdemonstrationen hätte es keine Änderungen gegeben, hätte kein Kohl oder Gorbatschow, kein anderer Staat, kein übergeordnetes Bündnis reagieren können.

Deshalb sollten die Deutschen den Tag der Einheit ähnlich feiern wie die Franzosen den Sturm auf die Bastille. Nicht der Fall der Mauer sollte das Sinnbild des Niedergangs der DDR sein, sondern die vollbesetzte Nikolaikirche in Leibzig. Nicht die Pressekonferenz eines ansich unfähigen Herrn Schabowski war ausschlaggebend, sondern die Kundgebungen in den Städten der DDR.

Gerade in der heutigen Zeit sollte die Macht in Erinnerung bleiben, die von Bürgern auf die Straße gebracht werden kann. Die Selbstbeweihräuchrung der Politik zum 20. Jahrestag war in meinen Augen unerträglich. So meine Meinung als "Wessi".

--

adam
hugo
hugo
Mitglied

Re: Darf ich etwas anmerken?
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 23.11.2009, 06:19:03

Doch, wir wissen, was die Einheit verursachte. Es waren die Demonstranten in der DDR, die das Regime in die Knie zwangen.(adam)

ja und deshalb wisse wir auch was die Demonstrationen verursachte,,,

-das Regim: welches trotz eines hehren theoretischen Ziels, mit den untauglichen Mitteln (auch wegen der äußeren Einflüsse) und der eigenen Mangelhaftigkeit diese Situation beflügelte.
-der günstige Moment, mit der "Schwäche" Moskaus oder der "Stärke" Gorbatschows (je nachdem wie man dies bewerten will)

aber wir müssen diesem Regime trotzdem nicht danken, es hätte ja nix mehr davon,,es hat sich ja letztendlich selber geopfert, selbst aufgelöst,,es bedurfte nur noch eines kleinen mutigen Schubsers, eines geringen Anstoßes -und das sogar völlig friedlich- um alle Dämme und die Mauern brechen zu lassen.

hallo hans: "ich bin genauso enttäuscht, wie festgefahren und autoritär hier Politik gehandhabt wird.
Vielleicht haben Ostler eines gelernt: sie glauben erst einmal nicht (weder dem Pastor noch dem Politiker) und beiden kann man wirklich nicht unbesehen glauben. Das läßt uns manchmal in der Augen der Altbundesbürger undankbar, aufmüpsig, permanent meckernd erscheinen.(hans)

genau diese Vermutung kannste gerade heute eindringlich bestätigt bekommen,,,guck Dir mal an was ein beleidigter Wessi so von sich gibt wenn seine Pfründe nicht mehr wie gehabt sprudeln,,

Zitat: "Durch manche Behörden wehe noch "der Geist der DDR". Aufgrund der "Entchristlichung" in der DDR fehle vielen Menschen "ein geistiger Halt". Schönbohm beklagte auch ein unzureichendes Bewusstsein für die Geschichte der DDR. In den neuen Bundesländern gebe es "viel Unkenntnis über das alte Unrechtsregime". Viele Lehrer verklärten die DDR. Zudem sei Stillosigkeit verbreitet - "im Umgang wie bei der Kleidung".(Schönbohm)

na aber hallo Herr Schönbohm,,das wird Ihnen ja gewaltig neue Freunde im Osten der Republik schaffen ??,,,
das ist die gleiche Welle, die auch hier von einigen Usern geritten wird. Das ist der so unerwünschte Westwind, den es neben der milden erfrischenden Brise -die es zum Glück auch gibt- der noch immer so viel Porzellan zerdeppert.--
hugo

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