Innenpolitik Moschee-Neubau in Erfurt
Ich denke, es ist richtig, fundamentalistischen Strömungen im Islam (wie auch im Christentum und anderen Religionen) entgegenzutreten. Das bedeutet aber doch nun nicht, alles in einen Topf zu werfen.Da kann ich dir nur voll zustimmen.
Karl
Der Begriff Hass, hat bei dem Thema hier leider schon wieder Fuß gefasst. Der Hass kommt natürlich aus der Moschee, was in vielen Moscheen ja tatsächlich der Fall ist. Aber bevor man alle in einen Topf wirft, sollte man eben doch mal fragen, wer will denn hier eigentlich eine Moschee bauen? Also die Saudis sind es schon mal nicht.
Die Gemeinde nennt sich Ahmadiyya, hat in Deutschland ca. 40.000 Mitglieder, naja, in Thüringen sind es etwa 100, davon in Erfurt vielleicht 70. Die wollen also in einem Gewerbegebiet am Stadtrand eine kleine Moschee bauen, und schon verbreitet sich der Verdacht, die Hassprediger wollen Erfurt erobern. Na und wer ist ganz besonders daran interessiert, diesen Verdacht möglichst breit zu streuen, natürlich die AfD.
Aber man muss dabei auch mal die Relationen beachten, bei der Grundsteinlegung am 13.11.18 kamen etwa 80 Moscheegegner und genau so viele Befürworter an die Baustelle. Erfurt hat über 200tsd. Einwohner, also ein Massenprotest war es ja wohl nicht. Mitte Januar kamen etwa 300 Gegner zusammen, da hat natürlich Herr Höcke eine Rede gehalten.
Hier ein Zitat: Höcke. Er schaut hinauf zum prächtigen Erfurter Dom und seinen Turmspitzen. "Ich bin in Sorge, dass in einer gar nicht so fernen Zukunft auf unserem Dom der Halbmond zu sehen sein wird. Wollt ihr das?" Und die Menge ruft, natürlich: "Nein!" und "Niemals!"
Es gab ja schon seit Bekanntwerden 2016 viele Proteste gegen den Bau, bei einem Volksbegehren kamen
sicher einige tausend Unterschriften zusammen, alles natürlich initiiert und unterstützt von der AfD, aber
ganz Erfurt mit den 75% Atheisten, sind in dem Topf nicht zu finden.
Es ist einfach wieder das übliche geleiere der AfD, die NPD macht selbstverständlich auch mit.
Hier nur mal kurz ein paar Details zu der Ahmadiyya-Gemeinde. Die ist 1889 in British-India
gegründet worden, die meisten Anhänger sind aber im laufe der Zeit geflohen, weil sie als ungläubige,
von anderen Moslems verfolgt wurden. Etwa 1920 hatten sie sich in zwei Gruppen gespalten, aber alle
die im Westen angekommen sind, kann man durchaus als moderate, liberale und säkulare Gemeinden
bezeichnen. Die meisten sind wohl in England gelandet, Commonwealth halt, ihre erste Moschee in
Deutschland, hatten sie 1928 in Berlin eröffnet.
Natürlich kleben in manchen älteren Köpfen sicher auch noch archaische, patriarchalische Traditionen, z.B. Trennung von Mann und Frau. Soweit mir bekannt ist, sind die Frauen aber sogar ganz froh darüber, die hatten schon 1922 die erste islamische Frauenbewegung gegründet. „Lajna Imaillah“ ist eine sich selbst verwaltenden Frauenorganisation, 18.000 Mitglieder in Deutschland, da geht es um Bildung für Frauen und Mädchen, gegen Zwangsheirat und die Unterdrückung der Frau, Veranstaltungen, Sportevents, interreligiösen Dialogveranstaltungen usw. Die Frauen können sich bestens austauschen, wenn es Probleme gibt, können sie gemeinsam was dagegen unternehmen.
Integration, Sprache und Bildung, steht bei denen ganz oben auf der Liste, gepredigt wird übrigens deutsch, ich könnte natürlich noch mehr dazu schreiben, mit ein wenig Mühe findet man dann auch bei denen noch die eine oder andere Macke, aber insgesamt sind die fernab von Hasspredigten, im Gegenteil, ihr Hauptmotto lautet
"Love for All, Hatred for None“- „Liebe für Alle, Hass für Keinen!“
In Hessen gilt sie seit 2013 als erste und einzige islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts und ist damit den großen Kirchen rechtlich gleichgestellt.
Pat
Danke Pat,
für den differenzierenden Blick auf die Lage.
Karl
Euer differenzierter Blick auf die Lage zeigt , es gibt solche und solche. So sehe ich das auch.
Aber was wollt ihr gegen die Hassprediger tun?
lupus
Ja,gut,dass jemand auf die Idee kommt nachzuforschen
es fehlt allerdings die Info,dass eine gute Überwachung notwendig ist, nicht nur vor rechtsextremen,sondern vor anderen Muslime,die ihren Glauben ernst nehmen. Es gibt da Drohungen aus Pakistan gegen Deutschland.
Wozu ein neues Gesetz? Das gibt es in Deutschland doch schon lange.
Wikipedia hat das mal zusammengefasst:
"In Deutschland ist die Religionsmündigkeit im Gesetz über die religiöse Kindererziehung vom 15. Juli 1921 geregelt. Ab Vollendung des 10. Lebensjahres ist das Kind zu hören, wenn es in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden soll. Ab Vollendung des zwölften Lebensjahres darf ein Kind nicht mehr gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden. Ab Vollendung des 14. Lebensjahres besteht in Deutschland eine uneingeschränkte Religionsmündigkeit.
Die Religionsmündigkeit beinhaltet sowohl das Recht, aus der bisherigen Gemeinschaft oder Konfession auszutreten, als auch das Recht, zu konvertieren. Mit Eintritt der Religionsmündigkeit kann der Jugendliche eigenverantwortlich entscheiden, ob er am Religionsunterricht teilnehmen möchte oder nicht. In Bayern und im Saarland wird jedoch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres die Zustimmung der Eltern zur Nichtteilnahme am Religionsunterricht verlangt."
Das Gesetz wurde zuletzt Ende 2008 geändert.
Gesetz über die religiöse Kindererziehung
Dumm ist dabei nur, dass genau jene Frauen, die am meisten Unterstützung bräuchten, von ihren männlichen Verwandten mit Gewalt daran gehindert werden.
Lieber kirk,
die Prägungen finden im Kleinkindalter statt und erfolgreiche Religionen haben Jahrzausende überlebt, weil sie alle Rituale haben, die bereits die Weichen bei Kleinkindern stellen.
Karl
Euer differenzierter Blick auf die Lage zeigt , es gibt solche und solche. So sehe ich das auch.Und auch solche, die ihr Leben uneigennützig riskieren und opfern, um ein anderes Leben zu schützen und zu retten!
Trauer um einen Retter
Aber was wollt ihr gegen die Hassprediger tun?Man kann gegen Haßprediger, egal aus welcher Ecke sie kommen, nichts tun, sie gab es immer und wird es immer geben, gegen Juden, gegen Christen, gegen Moslems, gegen Schwule, usw. !
lupusgeschrieben von lupus
Die Gesellschaft kann sich nur gegen sie verbünden, wenn sie sich einig ist, daß Haß die Menschen und die Zivilisation nicht weiterbringt, sondern sie um Jahrzehnte, Jahrhunderte zurückwirft und zerstört, also muß sie zeigen, daß Haß an ihr abprallt wie Seifenblasen!
Haß kann man nicht verbieten oder regulieren, man kann dem Haß nur die kalte Schulter zeigen, und in diesem Falle, dem der extra eingeschleusten professionell religiösen Haßpredigern, sie gar nicht erst einreisen lassen oder sie, wenn der Verfassungsschutz sie als solche hieb- und stichfest ausgemacht hat, ausweisen, ohne großes mediales Trara und Trallala, Punkt! Ähnliches Prozedere wie bei den abzuschiebenden Asylbewerbern, und wer dagegen protestiert - gleich mit ......
Uneinsichtigen muß man vielleicht manchmal glasklar aufzeigen, daß Demokratie eben kein rechtsfreier Raum ist in dem man Menschen aufeinander hetzen und / oder jagen kann, Demokratie muß ohne Umschweife signalisieren, daß sie Menschen und ihren Lebensraum bedingungslos schützt!
Hier ist es, wie bei anderen Theman auch..., die Basis für solchen Hass wird immer in der Kindheit gelegt, wenn man es dann als Heranwachsener nicht anderes kennt, wird man genau diesen Hass weitergeben, denn es ist ja "normal" für Denjenigen.
Kristine
Hallo, @kirk,
erst gestern hörte ich wieder einmal die Aussage eines Verhaltensforschers der sinngemäß sagte, in den ersten drei Lebensjahren lernt der Mensch fast alles. Dann gibt es noch einmal ein Zeitfenster und zwar in der Pubertät. Die Prägung in diesen zwei Zeiten hält ein ganzes Leben.
Meine Großmutter, katholisch getauft, aber als junge Frau aus der Kirche ausgetreten, pflegte immer zu sagen: „Einmal katholisch - immer katholisch“, obwohl die kath. Kirche ihr sehr viel Leid zugefügt hatte.
Pippa