Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik "mit 67 jahren fängt das leben an ..."

Innenpolitik "mit 67 jahren fängt das leben an ..."

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 03.09.2012, 18:26:26
"das eigentlich gute Argument hat hier in dieser Diskussion schon dunkelgraf gebracht. Die Produktivität ist das, was zählt. Es kommt ja überhaupt nicht darauf an, wie viele Menschen etwas erwirtschaften, sondern entscheidend ist, wie viel erwirtschaftet wird!"
geschrieben von karl


Ich denke mal, dass es kein so sensationelles Geheimnis ist, was dunkelgraf hier offeriert hat - nämlich- dass die Produktivität besonders in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen ist und immer weniger Menschen immer mehr produzieren.
Der Anteil der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe ist deutlich unter 20% !!! gesunken, während die Beschäftigten im Dienstleistungssektor etwa 75% ausmachen( 1991 nur 60%).

Aber - darum geht es nicht NUR.
Es lässt sich doch nicht so einfach unter den Tisch wischen ( dunkelgraf und sittingbull machen das, indem sie den Demografie-Faktor als unsinnig abtun ), dass die Anzahl der Rentenbezieher immer weiter steigt und die Anzahl der Einzahler im Vergleich dazu immer weiter abnimmt.
Bei unserem DERZEITIGEN Rentensystem(Umlageverfahren) ist es eben doch AUCH eine Frage der Demografie. Es wird nicht mehr lange dauern und für jeden Rentner ist nur noch 1 Beitragszahler übrig( vor 40 Jahren waren es noch mehr als 3.)

Mit dem derzeitigen Rentensystem allein wird sich das Problem deshalb nicht lösen lassen.
Ich glaube an eine steuerfinanzierte "Zusatzrente" - denn Geld ist bei dem Stand der Produktivität genügend vorhanden.
UND - natürlich werden hier die Spitzenverdiener besonders stark zur Kasse gebeten werden müssen.

Hier allerdings muss aufgepasst werden, dass die Beitragszahler nicht zur Melkkuh werden und die tägliche Arbeit durch falsche Verteilung der "Produktivitäts-Überschüsse" zur Beschäftigung für Idioten wird.

Immer größer werdende Rentenversprechen besonders vor Wahlen werden allerdings das Rentenproblem nicht lösen.
UND - wenn da Parteien ihre Renten-Versprechen allein innerhalb von 4 Jahren um 25% steigern - werde ich stutzig.
Marija
Marija
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2012, 09:25:37
Klaus,
so sehe ich es auch.
Und:
Die Plünderung der Rentenkasse für allerlei anderes,
die Investitionen in "kaputte" BONDS und die Verluste dabei haben das ihre noch zusätzlich getan.

Die nächsten Kühe, die gemolken werden, das sind die Beamten.
Im Moment wird ja schon zum Hallali geblasen.

Oh, ich bemerke, da ist ein Bildbruch.
Es müsste richtig heißen :
Das nächste Wildbret, das erlegt werden soll

oder:
...im Moment richte man schon den Melkschemel.
hafel
hafel
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von hafel
So ist es.

Knapp 50 Jahre nach ihrer Gründung ist die Rentenkasse leer.
Die Fakten sind doch einigermaßen klar, und nicht davon abhängig, wer Renten zahlt oder wie sich Praxisgebühren entwickeln.

Die heutigen Beiträge, mit denen sich ja die Beitragszahler sich Rentenanwartschaften erkaufen, werden SOFORT und teilweise noch auf Pump an die Rentner ausgezahlt! Darüber hinaus noch ein Zuschuss des Bundes von über 25% des gesamten Bundeshaltes - mehr als jeder 4te Euro, den der Staat einnimmt, geht NUR für die Rente drauf!

Altersversorge ist nicht ein blosses Anrecht eines jeden Einzelnen an den Staat, sondern soll ja, so ist es ja immer gewesen, durch eben die Rentenversicherung finanziert werden.

Wer nun einwendet, das System wäre eben so, der sieht das Problem nicht!
Denn es war schon vor 20 Jahren erkennbar und ist es auch heute noch!
Jetzt muss endlich die Sache in die Hand genommen

Auch kann es nicht sein, dass man die heute beispielsweise 40jährigen blechen lässt mit extremen Beiträgen, um den nachher eine Schmalspurrente zu bekommen, und sie den unweigerlich folgenden Diskussionen, der dann vorhandenen Gesellschaft aussetzt, wie teuer sie denn wären!

Um eine Rente für Nachfolgende und auch unsere Kinder sicherzustellen, muss mit dem "Plündern und Herumdoktern" Schluss sein. Eine Reform, die den Politikern nie mehr Zugriff auf die Rentenkasse erlaubt und gleichzeitig der Jugend ein kapitalgedecktes weiteres Rentenstandbein ermöglicht, ist überfällig. Dies scheint mit einer der etablierten Parteien allerdings unmöglich zu sein.

Hafel

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hafel
hafel
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von hafel
Und da gibt es noch andere Ungereimtheiten!

Die gesetzliche Rente ist nur noch eine Basis, mehr nicht. Jahrelang haben Menschen für ihr Alter gearbeitet und sind am Ende froh, wenn sie wenigstens 300 oder 500 Euro im Monat selber verdiente Rente erhalten. Doch dieser Stolz verfliegt sehr schnell.
Denn bei der Grundsicherung wird diese oft mühsam erworbene Rente komplett angerechnet, was bedeutet, dass wer 30 Jahre für wenig Geld geschuftet hat, bekommt im Alter genau die gleiche Grundsicherung, wie jemand der aus welchen Gründen auch immer, gar nicht gearbeitet hat.
Arbeit lohnt sich?

Diese Regelung muss abgestellt werden. Grundsicherung muss für jeden im Alter greifen, aber wer sich Rentenansprüche erworben hat, sollte das auch im Alter spüren.
Damit ist allerdings das grundsätzliche Problem nicht gelöst, wie Millionen Menschen vor der Altersarmut bewahrt bleiben können. Es wäre aber ein Anfang.

Hafel
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von sittingbull
im prinzip wäre alles ganz einfach .

die arbeiter/innen müssten erstmal mit einem auskömmlichen lohn ausgestattet werden .
verbot von leiharbeit und minijobs und deren ersatz durch sozialversicherungspflichte , unbefristete vollzeitstellen . recht auf arbeit .
abschaffung von niedriglöhnen durch wiedereinführung einer sanktionsfreien arbeitslosen- und sozialhife .
einkommens- und vermögensabhängige einzahlungen aller in die sozialkassen .
deutliche erhöhung der kapital- , gewerbe- und erbschaftssteuern .
regulierung des finanzsektors . verbot von spekulationen mit lebensnotwendigen gütern .
regulierung des wohnungsmarkt . mietpreisbindungen , orientiert an den realen durchschnittseinkommen . recht auf wohnraum .
verbot privater krankenversicherungen , stattdessen eine GKV für alle , in die alle paritätisch einzahlen .
rückverstaatlichung der kranken- , energie- und wasserversorgung .
arbeitszeitverkürzung bei vollem lohnausgleich . rente mit 60 über 1500 € für alle .

davon würden locker 90% der menschen profitieren ...
auch wenn sie das bisher nicht begriffen haben .

wenn angst , stress und einsamkeiten in einem funktionierenden gemeinwesen zurückgefahren werden ... profitieren am ende alle .

sitting bull
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sittingbull vom 04.09.2012, 11:02:45
"recht auf arbeit" (sittingbull) - wer schafft die arbeitsstellen, wenn es zu viel nachfrage danach, aber zu wenig angebot davon gibt? wer ist investor? woher nimmt er das geld dafür? wer entscheidet, wo (in welcher branche, an welchem ort) arbeitsstellen geschaffen werden? marktwirtschaftlich per anreiz? staatswirtschaftlich per anweisung? - um antwort wird gebeten...
---
w.

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Marija
Marija
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2012, 11:56:10
UTOPIA ?

Selbst wenn alle Möglichkeiten zur Besserstellung der zukünftigen Rentner ausgenutzt werden könnten -
wer garantiert uns Überlegenden, dass eine ausreichende Grundversorgung überhaupt von den
"Regierigen "gewollt wird ?

Wie hafel ganz richtig festgestellt hat,
war die Misere seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Es wäre ein Leichtes bzw sogar Pflicht gewesen, z.B. im Bereich der Beamtenvorsorge eine genügende Rücklage zu bilden - nichts ist geschehen.
Es war ganz klar erkennbar, seit 1965, dass die Rente nach einem Gipfel kippen muss. Nichts ist geschehen.

Verschleppung nennt man das und Veruntreuung .
hafel
hafel
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von hafel
als Antwort auf Marija vom 04.09.2012, 12:01:55
Nicht nur seit 1965.

Schon 1955 wurde das kapitalgedeckte Vermögen der damaligen Rentenversicherungsträger von 14,5 Milliarden Mark durch das Kriegsfolgenschlussgesetz enteignet (das entsprach dem halben Bundeshaushalt). Ab jetzt wurden die sich füllenden Rentenkassen als "öffentliche Mittel" angesehen, und so konnte man ohne weiteres für rentenversicherungsfremde Leistungen Mittel entnehmen. Diese Leistungen bewegen sich seit 1957 im Schnitt bei über 30 Prozent der Gesamtausgaben der Rentenkasse (zum Beispiel Kriegsfolgelasten, Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts, Kindererziehungszeiten, Höherbewertung Berufsausbildung, Erwerbsunfähigkeitsrenten wegen Arbeitsmarktlage, Überführung der Rentenversicherung der DDR einschließlich ihrer Beamten, Behördenmitarbeiter, Volkspolizei bis zum Staatssicherheitsdienst etc.). Der Bund beteiligt sich seit 1957 an diesen versicherungsfremden Leistungen mit durchschnittlich 20 Prozent. Die Unterdeckung dieser gesamtgesellschaftlichen Leistungen wird ausschließlich der Rentenkasse aufgebürdet.

Hafel
adam
adam
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von adam
als Antwort auf sittingbull vom 04.09.2012, 11:02:45
im prinzip wäre alles ganz einfach .

die arbeiter/innen müssten erstmal mit einem auskömmlichen lohn ausgestattet werden .
verbot von leiharbeit und minijobs und deren ersatz durch sozialversicherungspflichte , unbefristete vollzeitstellen . recht auf arbeit .
abschaffung von niedriglöhnen durch wiedereinführung einer sanktionsfreien arbeitslosen- und sozialhife .
einkommens- und vermögensabhängige einzahlungen aller in die sozialkassen .
deutliche erhöhung der kapital- , gewerbe- und erbschaftssteuern .
regulierung des finanzsektors . verbot von spekulationen mit lebensnotwendigen gütern .
regulierung des wohnungsmarkt . mietpreisbindungen , orientiert an den realen durchschnittseinkommen . recht auf wohnraum .
verbot privater krankenversicherungen , stattdessen eine GKV für alle , in die alle paritätisch einzahlen .
rückverstaatlichung der kranken- , energie- und wasserversorgung .
arbeitszeitverkürzung bei vollem lohnausgleich . rente mit 60 über 1500 € für alle .

davon würden locker 90% der menschen profitieren ...
auch wenn sie das bisher nicht begriffen haben .

wenn angst , stress und einsamkeiten in einem funktionierenden gemeinwesen zurückgefahren werden ... profitieren am ende alle .

sitting bull


Es ist immer wieder die gleiche Zumutung, solche Vorschläge zu unterbreiten und die Vertreter derartiger theoretischer Hirngespinste lernen einfach nicht, daß es in der Wirtschaft die Automatismen, die sie voraussetzen, nicht gibt.

Zum Beispiel wird aus drei Minijobs keinesfalls eine Vollzeitbgeschäftigung, die Leiharbeit fällt weg und wird bestehenden Festeinstellungen aufgebürdet. Wird das staatlich verboten, sinkt die Gewinnerwartung, das Verhältnis Risiko zu Gewinnerwartung stimmt nicht mehr und der Betrieb wird geschlossen.

Der ganze Zinnober führt zu Stellenabbau, weniger sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen, mehr Inanspruchnahme von Sozialleistungen, Kapital- und Produktionsflucht ins Ausland, weniger Firmengründungen, mehr Firmenpleiten und geringerer Konkurrenzfähigkeit von Produkten auf dem Weltmarkt, damit weniger Absatz, Stellenabbau u.s.w......

Neunzig Prozent der Menschen würden darunter leiden.

Worüber man reden kann, bzw muß, ist die Verstaatlichung von infrastrukturellen Einrichtung wie z.B. Energie, Transport und Kommunikation.

Die Finanzmärkte müssen derart reguliert werden, daß die Schaffung von Geld aus Geld, ohne produktive Werteschaffung nicht mehr möglich ist. Schon im Mittelalter war die Geldfälschung verboten und es drohten harte Strafen. Heutzutage müssen Politiker durch Verfassungszusätze daran gehindert werden, kurzfristige Geldpolitik zu betreiben. Die Zentralbanken müssen von der Politik unabhängig sein. Siehe das Geldmarktverbrechen, das mit der EZB veranstaltet wird.

--

adam
Marija
Marija
Mitglied

Re: "mit 67 jahren fängt das leben an ..."
geschrieben von Marija
als Antwort auf adam vom 04.09.2012, 12:12:55
Schäuble wettert gegen den Hochfrequenzhandel.
Aber wird er nach dem "Sagen auch Liefern" ?

Was die Rente anbelangt, so schauen wir doch auch einmal zu den Kommunen - müssen die nicht die Ausgleichszahlung vornehmen ?

Wer soll das bezahlen ?

Die Expokurve ist steil, steiler geht es nicht.
Vielleicht kann das System noch einige Jahre verschleppt werden, es wird an der Steilheit aber zerbrechen, irgendwann.
Und dann ist mit der Rente eh alles futsch.

Meiner Meinung nach eine verfahrene Situation, die im System liegt, welches auf Grund der Globalisierung wie eine Art böses Gangliom funktioniert.

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