Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Messer-Angriff in Würzburg

Innenpolitik Messer-Angriff in Würzburg

Karl
Karl
Administrator

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Karl
als Antwort auf werderanerin vom 29.06.2021, 13:53:28
Ich möchte noch ergänzen, lieber Waldler...Humanität ist kein großes Wort, es muss eben aber gelebt werden. Menschen auf der Flucht aus Kriegs,-und Krisengebieten gewährt man Schutz.

Wie aber...und das sehe ich seit vielen Angriffen/Anschlägen kann man nun solchen Tätern das Handwerk legen. In diesem, jetzt ganz konkreten Fall, war der Täter ja als psychisch sehr instabil bekannt und bereits mehrfach in Behandlung. 

Erst jetzt, nach diesem Angriff wird er wohl wirklich in einer Psychatrie... landen und behandelt werden. Ein entspr. Prozess folgt.

Für mich bleibt die Frage, warum ist es Psychiatern nicht möglich, bereits im Vorfeld deutliche Zeichen zu erkennen, dass Menschen abdriften könnten...ich weiß...nicht einfach, nicht machbar, nicht...muss erst immer etwas passieren ?

Hier jedenfalls sehe ich enormen Handlungsbedarf - und da ist es erstmal egal, welcher Herkunft. Menschen aber, die sowieso schon traumatisiert hier her kommen, bedürfen vielleicht (?)... besonderer ärztlicher Behandlung und Hilfestellung...


Kristine
@Werderanerin,

Du stellst gute Fragen und schreibst selber, dass die Antworten darauf "nicht einfach" sind. Auch dem würde ich zustimmen.

Das Problem mit psychiatrischen Diagnosen ist ja, dass man niemanden zu Unrecht vorsorglich einsperren möchte, der sich nichts zu schulden hat kommen lassen. Wenn Du fragst "muss immer wieder etwas passieren?", dann sollte die Antwort darauf m. E. lauten: schon bei kleinsten Hinweisen auf gewalttätiges Verhalten muss ganz streng geprüft werden, wie hoch die Gefahr einzuschätzen ist. Man kann heutzutage durch Medikamentation einiges erreichen. Auch sollte zeitlich engmaschig kontrolliert werden, ob diese eingehalten wird.

Personell und finanziell dürften diese Aufgaben aber kaum von den Kliniken zu leisten sein. Deshalb muss sich die Politik Gedanken machen, wie die Situation der Kliniken verbessert werden kann. Es gilt Schaden von der Geschellschaft abzuwenden.

Deinem letzten Absatz ist nichts hinzuzufügen, ich würde das "vielleicht(?)" eher wegnehmen 😉

Karl
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.06.2021, 14:35:54

Digi..., auch ich sehe viele Sachen sehr kritisch, zumal man ja diese Menschen überhaupt nicht kennt, alles nur aus Medien ziehen kann aber eine Meinung hat fast jeder.

Oft kommen eben junge Menschen..., die Leid, Elend, Krieg und deren Folgen kennen, nur kein normales Leben...und das als junger Mensch also schon mit Geburt.

Ja, Integration ist ein weites Feld und wenn man dann ggf. noch ganz allein in einem fremdes Land ist, wie schwer muss das alles sein?

Ich möchte nichts aber auch nichts beschönigen - nur die Frage stellen, warum konnte genau dieser Würzburger Täter nicht schon VORHER entsprechenden Behandlungen/Therapien o.a. Hilfestellungen zugeführt werden ...?


Kristine

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Karl vom 29.06.2021, 15:17:28

Ja, Karl, ich denke auch, dass dieses umfangreiche Thema nie nur durch die entspr. Kliniken zu leisten ist, das weiß man lange. Dieser, spezielle Täter hat sich ja wohl mehrfach selbst entlassen...klar, festhalten geht eben nicht...

Wir wissen alle, dass seit nun mehr 2015 (!) garnicht alle Probleme gelöst oder zumindest auf den Weg gebracht worden sind. 

Man kann nur wünschen, dass eine neue Regierung dieses Thema mehr in den entspr. Focus setzt, damit bestimmte Strukturen geschaffen bzw. ggf. ausgebaut werden - denn eines steht für mich fest, das Thema Flucht und Integration wird es immer geben.


Kristine


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Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Lorena
als Antwort auf Karl vom 29.06.2021, 15:17:28
Ich möchte noch ergänzen, lieber Waldler...Humanität ist kein großes Wort, es muss eben aber gelebt werden. Menschen auf der Flucht aus Kriegs,-und Krisengebieten gewährt man Schutz.

Wie aber...und das sehe ich seit vielen Angriffen/Anschlägen kann man nun solchen Tätern das Handwerk legen. In diesem, jetzt ganz konkreten Fall, war der Täter ja als psychisch sehr instabil bekannt und bereits mehrfach in Behandlung. 

Erst jetzt, nach diesem Angriff wird er wohl wirklich in einer Psychatrie... landen und behandelt werden. Ein entspr. Prozess folgt.

Für mich bleibt die Frage, warum ist es Psychiatern nicht möglich, bereits im Vorfeld deutliche Zeichen zu erkennen, dass Menschen abdriften könnten...ich weiß...nicht einfach, nicht machbar, nicht...muss erst immer etwas passieren ?

Hier jedenfalls sehe ich enormen Handlungsbedarf - und da ist es erstmal egal, welcher Herkunft. Menschen aber, die sowieso schon traumatisiert hier her kommen, bedürfen vielleicht (?)... besonderer ärztlicher Behandlung und Hilfestellung...


Kristine
@Werderanerin,

Du stellst gute Fragen und schreibst selber, dass die Antworten darauf "nicht einfach" sind. Auch dem würde ich zustimmen.

Das Problem mit psychiatrischen Diagnosen ist ja, dass man niemanden zu Unrecht vorsorglich einsperren möchte, der sich nichts zu schulden hat kommen lassen. Wenn Du fragst "muss immer wieder etwas passieren?", dann sollte die Antwort darauf m. E. lauten: schon bei kleinsten Hinweisen auf gewalttätiges Verhalten muss ganz streng geprüft werden, wie hoch die Gefahr einzuschätzen ist. Man kann heutzutage durch Medikamentation einiges erreichen. Auch sollte zeitlich engmaschig kontrolliert werden, ob diese eingehalten wird.

Personell und finanziell dürften diese Aufgaben aber kaum von den Kliniken zu leisten sein. Deshalb muss sich die Politik Gedanken machen, wie die Situation der Kliniken verbessert werden kann. Es gilt Schaden von der Geschellschaft abzuwenden.

Deinem letzten Absatz ist nichts hinzuzufügen.

Karl
geschrieben von karl

Lieber @Karl

ich stimme Deiner Meinung gerne zu, jedoch bleibt für mich die Frage, weshalb es so lange dauert bis unsere Politik sich darum ernsthaft kümmert, sodass solche Vorfälle und Verbrechen nicht mehr weiterhin Menschenleben kosten. Sonst könnte man ja annehmen, es ist ihr egal, Hauptsache man kann nicht sagen, die Deutschen wären fremdenfeindlich. Denn genau da liegt der Hund begraben. Wenn immer solchen Verbrechen keine Konsequenzen folgen, kann Fremdenfeindlichkeit sogar begünstigen. Ist doch ganz einfach. Und das könnte man durch Maßnahmen verhindern und nicht den Bürger noch beschimpfen oder gar drohen, er mache fremdenfeindliche Äußerungen und das steht unter Strafe. Da muss etwas geändert werden.
Dann hat auch keiner mehr das Gefühl, als Deutscher fremd im eigenen Land zu sein. Denn solche Gefühlszustände sind nicht fruchtbar. Das macht sich auch deutlich beim Wähler bemerkbar. 

Zeit dazu, etwas zu ändern war schon lange. 

Lorena 
 
Edita
Edita
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Edita
als Antwort auf werderanerin vom 29.06.2021, 15:20:36
Ich möchte nichts aber auch nichts beschönigen - nur die Frage stellen, warum konnte genau dieser Würzburger Täter nicht schon VORHER entsprechenden Behandlungen/Therapien o.a. Hilfestellungen zugeführt werden ...?


Kristine
Kristine - weil ......... und das weiß man schon viele Jahre .........

" Sozialarbeiter beklagen immer wieder, dass psychische Krankheiten von Flüchtlingen unbehandelt bleiben, weil Personal und Geld fehlt. Psychotraumata können durch Folter, sexuelle Gewalt oder Kriegshandlungen ausgelöst werden und sich in Panikattacken oder auch Aggressionen zeigen.    

Keine Chance auf therapeutische Behandlung

Edita
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Karl vom 29.06.2021, 15:17:28


Das Problem mit psychiatrischen Diagnosen ist ja, dass man niemanden zu Unrecht vorsorglich einsperren möchte, der sich nichts zu schulden hat kommen lassen. Wenn Du fragst "muss immer wieder etwas passieren?", dann sollte die Antwort darauf m. E. lauten: schon bei kleinsten Hinweisen auf gewalttätiges Verhalten muss ganz streng geprüft werden, wie hoch die Gefahr einzuschätzen ist. Man kann heutzutage durch Medikamentation einiges erreichen. Auch sollte zeitlich engmaschig kontrolliert werden, ob diese eingehalten wird.

Personell und finanziell dürften diese Aufgaben aber kaum von den Kliniken zu leisten sein. Deshalb muss sich die Politik Gedanken machen, wie die Situation der Kliniken verbessert werden kann. Es gilt Schaden von der Geschellschaft abzuwenden.

Karl
geschrieben von karl

Lieber Karl,

da muss ich Dich desillusionieren. Die "neuen" Psychiatriegesetze aus den 1990er Jahren (ich war damals noch im Beruf), die in den Bundesländern infolge der großen Psychiatrie-Enquete   (1975) entstanden, setzen den psychiatrischen Eingreifmöglicheiten engste Grenzen. Niemand darf gegen seinen Willen in einer Psychiatrie festgehalten werden, sofern es keine "eindeutigen" Hinweise auf Fremd- oder Eigengefährdung gibt (die nachzuweisen sehr schwierig sind, selbst "Drohungen" reichen da nicht aus). Eine Medikation bzw. die Einnahme eines Medikamentes darf nicht so ohne weiteres kontrolliert werden (bei einem Drogenabhängigen darf man das nach wie vor!). Ich habe in dem Heim, in dem ich gearbeitet habe, schizophrene Patienten gehabt, die, nachdem das Medikament optimal gewirkt hat, dieses abgesetzt haben, weil sie meinten, es ginge ihnen ja wieder gut, also bräuchten sie das nicht mehr. Wohlwissend, dass diese Menschen in absehbarer Zeit einen schweren Rückfall erleiden würden, hatten wir keine Handhabe, sie zur Einnahme zu verpflichten. Manche ließen das Medikament auch einfach weg, ohne es uns zu sagen, und wir durften die Dosetten nicht kontrollieren, geschweige denn über eine Blutuntersuchung durch unseren Heimarzt den Wirkspiegel kontrollieren

Das alles ist an sich gut und für den Patienten ein Schutz gegen Willkürmaßnahmen. Aber zur Prävention von Fremd- oder Eigengefährdung nutzt das alles kaum noch.

Allerdings bin ich seit über 15 Jahren aus diesem Bereich raus; soviel ich aber weiß, hat sich da nichts geändert an der gesetzlichen Lage.

Liebe Grüße

DW

 

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RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lorena vom 29.06.2021, 15:29:44
ich stimme Deiner Meinung gerne zu, jedoch bleibt für mich die Frage, weshalb es so lange dauert bis unsere Politik sich darum ernsthaft kümmert, sodass solche Vorfälle und Verbrechen nicht mehr weiterhin Menschenleben kosten. Sonst könnte man ja annehmen, es ist ihr egal, Hauptsache man kann nicht sagen, die Deutschen wären fremdenfeindlich. Denn genau da liegt der Hund begraben.
Vielleicht wäre in dem Fall mal diese Statistik angebracht:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1100598/umfrage/polizeilich-erfasste-faelle-von-mord-in-deutschland/

Bitte die Jahre vor 2015 anschauen, da hatten wir noch keine Flüchtlingswelle! Ich hatte das schon mal geschrieben: Man kann solche Vorfälle nicht verhindern. Es wird immer Menschen geben, die aus religiösen, familiären, psychischen oder anderen Gründen andere umbringen werden. Zum Glück verbietet unsere Gesetzgebung das Wegsperren auf Verdacht.

Simiya
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Lorena vom 29.06.2021, 15:29:44

Liebe Lorena, ich "mische" mich mal ein (sorry)... das politische Mühlen oft leider sehr langsam mahlen..., ist ja per se nichts neues. Oft wünschte man sich als Wähler*In viel schnelleres und vor allem effizienteres Handeln und das (möglichst) sofort. Geht aber eben oft nicht, weil z.B. eine Koalition besteht, andere Gremien kommen hinzu.

Du weißt selbst, wie schwer da Einigungen oder Kompromisse sind ! Dabei spreche ich nicht
mal von Geldern u.a. Mitteln! Das alles nennt man Demokratie!

Ich persönlich würde mir für die neue Regierung ein Ministerium vorstellen können, was wirklich nur mit dem Thema "Integration und nachgerückten Fragen" zu tun hat.
Es wäre dann (vielleicht) in der Lage, viel schneller, punktgenauer und effizienter zu handeln.

Fazit: Es müssen unbedingt neue Strukturen und das bis nach "unten" geschaffen werden ... und das ggf. über den Föderalismus hinweg !


Kristine

Edita
Edita
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Edita
als Antwort auf werderanerin vom 29.06.2021, 15:47:40

Liebe Kristine,
in diesem Falle, wenn es um die Behandlung traumatisierter Flüchtlinge geht, hat die Politik Null Chance einzugreifen, es gibt einfach viel zu wenige Fach-Praxen,niemand bekommt unter einer Mindestwartezeit von 6-9 Monaten eine Chance, Hilfe zu bekommen, es sei denn, man macht einen Selbstmordversuch, dann kommt man über die Notfallrettung in ein Klinikum .......

Edita

Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Messer-Angriff in Würzburg
geschrieben von Lorena
als Antwort auf werderanerin vom 29.06.2021, 15:47:40
Liebe Lorena, ich "mische" mich mal ein (sorry)... das politische Mühlen oft leider sehr langsam mahlen..., ist ja per se nichts neues. Oft wünschte man sich als Wähler*In viel schnelleres und vor allem effizienteres Handeln und das (möglichst) sofort. Geht aber eben oft nicht, weil z.B. eine Koalition besteht, andere Gremien kommen hinzu.

Du weißt selbst, wie schwer da Einigungen oder Kompromisse sind ! Dabei spreche ich nicht
mal von Geldern u.a. Mitteln! Das alles nennt man Demokratie!

Ich persönlich würde mir für die neue Regierung ein Ministerium vorstellen können, was wirklich nur mit dem Thema "Integration und nachgerückten Fragen" zu tun hat.
Es wäre dann (vielleicht) in der Lage, viel schneller, punktgenauer und effizienter zu handeln.

Fazit: Es müssen unbedingt neue Strukturen und das bis nach "unten" geschaffen werden.


Kristine
Liebe @werderanerin

das sehe ich genau so, nur ich denke, irgendwann reichts auch mal. Entweder wird der Bürger in der Zwischenzeit gleichgültig oder er zieht Konsequenzen, die vielleicht nicht wünschenswert sind für ein gutes Zusammenleben. 

Ich vermute, viel ändern wird sich nicht, es verläuft alles wieder mal im Sande bis zum nächsten Vorfall. Für eine Änderung muss Druck von außen kommen und der kommt nicht. Also, weshalb soll dann auch etwas geändert werden... Da können wir uns noch so viel die Köpfe und Finger heiß schreiben, es bleibt wie es war. Und wenn ich dran denke, wer als Kanzler so in den meisten Köpfen schon steckt, wird das Problem erst gar nicht angefasst. Da sind andere Dinge wichtiger. Beides geht scheinbar nicht.

Deine Idee mit dem Sondergremium und neue Strukturen finde ich theoretisch gut, aber in der Praxis lass ich mal offen.
An die heißesten Probleme wird dort wohl auch nicht rangegangen, nur drum rumgeeiert. 

LG Lorena 

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