Innenpolitik Merkel wir schaffen das
Ich bin auch voll bei Dir, wenn Du dafür bist, dass Sorgen ernst genommen werden müssen. Wenn es echte Sorgen und nicht nur diffuse Ängste sind, dann sollte es möglich sein, sich in Ruhe vernünftig auszutauschen.
Lieber Karl,
was die „echten“ Sorgen betrifft, bin ich 100%ig deiner Meinung, aber mit den diffusen Ängsten stimme ich Hobbyradler zu. Diffuse Ängste kommen ungerufen, lassen sich rational nicht erklären und sind vielleicht unbegründet. Sie sind aber da und sollten entkräftet, aber nicht einfach weggewischt werden. Wem ist damit geholfen, wenn sie im Unterbewusstsein weiter ihr Unwesen treiben?
Ich sympathisiere weder mit denen, die sagen „Alles ist gut“ noch mit denen, welche behaupten „Es wird niemals gut“. Wenn man die zweifellos vorhandenen Probleme offen ansprechen darf, hat man eine Chance, sie zu beheben – aber auch nur dann. Wozu es führt, wenn man immer nur weghört oder beschwichtigt und beschönigt, erleben wir gerade.
Das Letzte, was ich will, ist, dass rechte Parteien Zulauf bekommen. Gerade das fördert man aber, wenn die Menschen das Gefühl bekommen, dass sich hier jeder aufführen kann, wie er will, ohne dass er ernsthafte Konsequenzen befürchten muss und dass ein Parksünder härter bestraft wird als ein Gewalttäter. Es wird höchste Zeit, dass man die Sorgen der Menschen zerstreut, statt neue zu schaffen, weil man ihre Ängste nicht ernst nimmt. Dann wird man sie „mitnehmen“, aber sicher nicht, wenn man alle pauschal als Sympathisanten der rechten Parteien diffamiert.
Leider ist aber dies vielfach eben nicht möglich, denn es geht nicht um Sorgen, sondern vorgefasste Ressentiments werden ausgelebt. Wie schrieb mir heute jemand "Ich habe meine Meinung, basta".
Menschen mit vorgefassten Ressentiments wird es immer geben. Sie sind aber in der Minderheit, wie die große Welle der Hilfsbereitschaft beweist. Daher kann man sie getrost negieren. Meiner Meinung nach ist das besser als ständig über sie zu jammern, denn erst dadurch bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie nicht verdienen.
Wenn es nicht so viele Menschen gäbe, die sich für das Wohl der Flüchtlinge engagieren, hätten wir nicht geschafft, was wir bisher bereits geschafft haben.
Ich schrieb sinngemäß: Alle Menschen - auch wir - wollen, dass unsere Kinder und Enkel ein gutes Leben führen können, deshalb möchten wir, dass sich unsere Lebensumwelten entsprechend gestalten lassen.
Auch da bin ich voll auf deiner Linie – aber dazu gehört, dass wir unsere Freiheiten verteidigen und nicht aus falsch verstandener Toleranz allmählich zu Grabe tragen.
Ich gehe eben davon aus, dass wir dieses Ziel nur erreichen, wenn wir eine menschliche Politik machen, die Menschenrechte in Ehren halten und diese eben auch für alle Menschen anerkennen. Tun wir das nicht, wird eine noch unfriedlichere Welt resultieren und das Leben unserer Kinder und Enkel wird fürchterlich.
Richtig! Wir müssen aber auch von den Neuankömmlingen fordern dürfen, dass SIE unsere Menschenrechte in Ehren halten.
Ich bin für die strikte (und leider noch immer nicht vollendete) Trennung von Staat und Religion. Weder die christlichen Kirchen, noch die muslimischen Gemeinden dürfen Einfluss auf die staatlichen Organe haben. Ich bin für das friedliche Miteinander aller Religionen, auch von Christen, Muslimen und Atheisten, für die Beibehaltung des Asylrechtes und dessen Durchsetzung bei anderen Staaten in Europa und in der Welt. Ich bin für die Beseitigung der Fluchtursachen, die ich in Krieg, Korruption und Kolonialismus sehe, für einen Stopp der Waffenlieferungen in Krisenregionen, für die Durchsetzung der Menschenrechte.
100 Prozent Zustimmung meinerseits!
Ich bin der Meinung, jeder trägt auch mit seinen Beiträgen in einem Diskussionforum Verantwortung dafür, ob die Welt ein wenig friedlicher oder unfriedlicher wird. Sorgen dürfen geäußert werden, vielleicht können sie durch Argumente ausgeräumt werden. Reine Hetze und Ressentiments werden dann deutlich, wenn schon am Tonfall erkennbar ist, dass keine Bereitschaft zum wirkliche gedanklichen Austausch besteht.
Was das „Sorgen äußern“ betrifft, besteht nach meiner Meinung auch hier im Forum Verbesserungsbedarf. Zu schnell werden Diskutanten als fremdenfeindlich beschimpft, wenn sie vorhandene Fehlentwicklungen so nennen. Warum kann man nicht Bedenken entkräften, falls möglich, anstatt sofort mit der Keule auf jeden einzuschlagen, dessen Brille vielleicht ein wenig dunkler gefärbt ist als die eigene rosa Version?
Ich halte es für weitaus erfolgversprechender, wenn man versucht, sachlich und rational miteinander umzugehen, als zu schimpfen, wenn jemand mehr Bedenken hat als man selbst. Was sonst ist der Sinn eines Diskussionsforums?
Nur zur Klarstellung: Ich meine damit nicht dich, denn obwohl deine persönliche Einstellung klar ist, bemühst du dich um Objektivität. Dafür bedanke ich mich herzlich.
Lalelu
...und ich bedanke mich herzlich für diesen Deinen Beitrag, der mir aus den Herzen spricht, da kann ich mich nur Deinen Worten anschließen.
Ein großes Danke von Hera
Ein großes Danke von Hera
Liebe lalelu,
zunächst möchte ich mich für Deinen Diskussionsstil bedanken. Das macht Spass, denn Du gehst auf Geschriebenes sachlich ein und erweiterst die Gedankengänge ohne Polemik.
Karl
zunächst möchte ich mich für Deinen Diskussionsstil bedanken. Das macht Spass, denn Du gehst auf Geschriebenes sachlich ein und erweiterst die Gedankengänge ohne Polemik.
... was die »echten« Sorgen betrifft, bin ich 100%ig deiner Meinung, aber mit den diffusen Ängsten stimme ich Hobbyradler zu. Diffuse Ängste kommen ungerufen, lassen sich rational nicht erklären und sind vielleicht unbegründet. Sie sind aber da und sollten entkräftet, aber nicht einfach weggewischt werden. Wem ist damit geholfen, wenn sie im Unterbewusstsein weiter ihr Unwesen treiben?Da muss ich Dir zustimmen. Es ist allerdings wesentlich schwieriger gegen Ängste z. B. vor dem "Fremden" zu argumentieren als jemandem die konkrete Furcht vor einer fremden Person zu nehmen. Auch sollten Ängste nicht als Entschuldigung für Fremdenhass und Hetze akzeptiert werden, bestenfalls als Teil einer Erklärung für dieselben. Die Ängste bei den Insassen von Flüchtlingsheimen sind garantiert größer als die Ängste in der demonstrierenden Menge davor.
Ich sympathisiere weder mit denen, die sagen »Alles ist gut« noch mit denen, welche behaupten »Es wird niemals gut«. Wenn man die zweifellos vorhandenen Probleme offen ansprechen darf, hat man eine Chance, sie zu beheben - aber auch nur dann. Wozu es führt, wenn man immer nur weghört oder beschwichtigt und beschönigt, erleben wir gerade.Ich stimme zu.
Das Letzte, was ich will, ist, dass rechte Parteien Zulauf bekommen. Gerade das fördert man aber, wenn die Menschen das Gefühl bekommen, dass sich hier jeder aufführen kann, wie er will, ohne dass er ernsthafte Konsequenzen befürchten muss und dass ein Parksünder härter bestraft wird als ein Gewalttäter.Ich bin schon seit Monaten der Meinung, dass die Gewalttäter härter bestraft und intensiver ermittelt werden müssen. So wie ich das für die Brandstifter gefordert habe und fordere, fordere ich dies jetzt auch gleichermaßen für die Straftäter von Köln.
Es wird höchste Zeit, dass man die Sorgen der Menschen zerstreut, statt neue zu schaffen, weil man ihre Ängste nicht ernst nimmt. Dann wird man sie »mitnehmen«, aber sicher nicht, wenn man alle pauschal als Sympathisanten der rechten Parteien diffamiert.Richtig, pauschale Urteile sind immer schlecht. Aber gerade deshalb muss ich ja so häufig im Forum einschreiten, weil häufig undifferenzierte, pauschale (Vor)Urteile über Muslime und Flüchtlinge etc. geäußert werden.
Menschen mit vorgefassten Ressentiments wird es immer geben. Sie sind aber in der Minderheit, wie die große Welle der Hilfsbereitschaft beweist. Daher kann man sie getrost negieren. Meiner Meinung nach ist das besser als ständig über sie zu jammern, denn erst dadurch bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie nicht verdienen.Sicher, aber Kleiderspenden alleine werden nicht reichen. Wenn ich hier lese, habe ich auch manchmal Zweifel, ob es sich tatsächlich nur um eine Minderheit handelt, die Ressentiments hat. Jeder Mensch hat gewisse Vorurteile über andere, auch ich. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird und ob man sich das bewusst macht.
Wenn es nicht so viele Menschen gäbe, die sich für das Wohl der Flüchtlinge engagieren, hätten wir nicht geschafft, was wir bisher bereits geschafft haben.
Unbedingt!Ich schrieb sinngemäß: Alle Menschen - auch wir - wollen, dass unsere Kinder und Enkel ein gutes Leben führen können, deshalb möchten wir, dass sich unsere Lebensumwelten entsprechend gestalten lassen.
Auch da bin ich voll auf deiner Linie - aber dazu gehört, dass wir unsere Freiheiten verteidigen und nicht aus falsch verstandener Toleranz allmählich zu Grabe tragen.
Natürlich!Ich gehe eben davon aus, dass wir dieses Ziel nur erreichen, wenn wir eine menschliche Politik machen, die Menschenrechte in Ehren halten und diese eben auch für alle Menschen anerkennen. Tun wir das nicht, wird eine noch unfriedlichere Welt resultieren und das Leben unserer Kinder und Enkel wird fürchterlich.
Richtig! Wir müssen aber auch von den Neuankömmlingen fordern dürfen, dass SIE unsere Menschenrechte in Ehren halten.
Was das »Sorgen äußern« betrifft, besteht nach meiner Meinung auch hier im Forum Verbesserungsbedarf. Zu schnell werden Diskutanten als fremdenfeindlich beschimpft, wenn sie vorhandene Fehlentwicklungen so nennen. Warum kann man nicht Bedenken entkräften, falls möglich, anstatt sofort mit der Keule auf jeden einzuschlagen, dessen Brille vielleicht ein wenig dunkler gefärbt ist als die eigene rosa Version?Danke für die Blumen. Aber die Forderung nach mehr Sachlichkeit und Rationalität gilt für alle Seiten. Es kann nicht sein, dass versucht wird, Menschen als "Gutmenschen" zu diffamieren und lächerlich zu machen, wenn sie sich für humane Lösungen der Probleme einsetzen. Sachlichkeit fehlt sicher nicht nur auf einer Seite.
Ich halte es für weitaus erfolgversprechender, wenn man versucht, sachlich und rational miteinander umzugehen, als zu schimpfen, wenn jemand mehr Bedenken hat als man selbst. Was sonst ist der Sinn eines Diskussionsforums?
Nur zur Klarstellung: Ich meine damit nicht dich, denn obwohl deine persönliche Einstellung klar ist, bemühst du dich um Objektivität. Dafür bedanke ich mich herzlich.
Karl
zunächst möchte ich mich für Deinen Diskussionsstil bedanken. Das macht Spass, denn Du gehst auf Geschriebenes sachlich ein und erweiterst die Gedankengänge ohne Polemik.
Lieber Karl, recht herzlichen Dank für deine netten Worte; ich bemühe mich zumindest, sachlich zu bleiben; wenn mein Diskussionspartner das ebenfalls tut, ist es ja nicht schwer.
Bevor wir jetzt einen Blumenladen aufmachen zu deinem Beitrag:
Es ist allerdings wesentlich schwieriger gegen Ängste z. B. vor dem "Fremden" zu argumentieren als jemandem die konkrete Furcht vor einer fremden Person zu nehmen.
Das ist richtig; gerade weil diffuse Ängste nicht an etwas Konkretem festgemacht werden können, ist es schwer, sie greifbar und begreifbar zu machen. Umso wichtiger ist es, den Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass man ihre Sorgen ernst nimmt und sie damit nicht allein lässt. Ihre Angst ist ja nicht völlig abstrakt; sie gründet sich darauf, dass sie zunehmend das Gefühl haben, von Politikern aller Couleur belogen zu werden und nicht mehr wissen, wem sie vertrauen können. In diesem Klima des Misstrauens setzt man auf Vertrautes und ist Fremdem gegenüber vorsichtig. Wenn diese Fremden dann noch Gewaltexzesse verüben, so dass man sich im eigenen Land nicht sicher fühlt, schließt sich der Teufelskreis. In unserem eigenen Interesse und im Interesse der vielen unschuldigen Flüchtlinge, die unsere Hilfe brauchen, sollte man alles daran setzen, diese Gewalttäter zu identifizieren und empfindlich zu bestrafen. Ich bin ziemlich sicher: Das wäre die beste Medizin gegen diffuse Ängste.
Auch sollten Ängste nicht als Entschuldigung für Fremdenhass und Hetze akzeptiert werden, bestenfalls als Teil einer Erklärung für dieselben. Die Ängste bei den Insassen von Flüchtlingsheimen sind garantiert größer als die Ängste in der demonstrierenden Menge davor.
Natürlich gibt es für Fremdenhass und für Hetze keinerlei Entschuldigung. Hass ist per se (fast) unentschuldbar. Ich habe nur dann Verständnis dafür, dass man jemanden hasst, wenn man von ihm bitteres Unrecht erfahren hat. Sollte eine der in der Silvesternacht massiv belästigten Frauen jetzt Hass verspüren, würde ich es verstehen. Dieser Hass richtet sich primär nicht gegen einen Fremden, sondern gegen einen Peiniger.
Ich bin schon seit Monaten der Meinung, dass die Gewalttäter härter bestraft und intensiver ermittelt werden müssen. So wie ich das für die Brandstifter gefordert habe und fordere, fordere ich dies jetzt auch gleichermaßen für die Straftäter von Köln.
Ich freue mich, dass du es so eindeutig formuliert hast – und dass ich alle, die Flüchtlingsheime anzünden, ebenfalls hinter Gittern sehen möchte, ist natürlich ebenso eindeutig.
Richtig, pauschale Urteile sind immer schlecht. Aber gerade deshalb muss ich ja so häufig im Forum einschreiten, weil häufig undifferenzierte, pauschale (Vor)Urteile über Muslime und Flüchtlinge etc. geäußert werden.
Es stimmt – Pauschalurteile kommen von beiden Seiten, von denen, die alles durch eine rosa Brille sehen und von denen, die eine pechschwarze auf der Nase haben. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Wenn ich hier lese, habe ich auch manchmal Zweifel, ob es sich tatsächlich nur um eine Minderheit handelt, die Ressentiments hat. Jeder Mensch hat gewisse Vorurteile über andere, auch ich. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird und ob man sich das bewusst macht.
Ich stimme dir zu, dass sicher keiner völlig frei von Vorurteilen ist. Wenn diese dann auch noch Nahrung bekommen wie durch die Geschehnisse in der Silvesternacht, werden sie noch größer. Ich wiederhole mich: Darum müssen wir um bestmögliche Aufklärung der Vorfälle und um Bestrafung der Schuldigen bemüht sein.
Ich bin aber weniger besorgt als du, dass es mehr als eine Minderheit ist, die grundsätzliche Ressentiments gegenüber Flüchtlingen hat. Oft beruht die Ablehnung im Vorfeld auf unsinnigen Entscheidungen der Politiker. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist man sich beispielsweise einig, dass man den armen Menschen helfen MUSS. Trotzdem wird auch hin und wieder heftig geschimpft. Ich habe es auch schon getan und zwar aus folgendem Grund:
In dem 4000-Seelen-Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es eine leerstehende, große Fabrikhalle. Dort sollten nach dem Willen unserer Landesregierung 3000 Flüchtlinge untergebracht werden, also fast ein Flüchtling pro Einwohner. Weder der Bürgermeister noch sonst jemand wurde vorher gefragt. Ich finde es nicht verwunderlich, dass sich dort heftigster Widerstand regte, denn der kleine Ort wäre mit so vielen Flüchtlingen hoffnungslos überfordert gewesen. Bin ich wegen meiner Ablehnung dieser großen Zahl jetzt fremdenfeindlich?
Die Flüchtlinge kamen bisher übrigens nicht; man hatte ihre Zahl auf 1000 reduziert, womit die Gemeinde einverstanden gewesen wäre, aber wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse und/oder Sanierungsbedarf wurde alles vorerst auf Eis gelegt.
die Forderung nach mehr Sachlichkeit und Rationalität gilt für alle Seiten. Es kann nicht sein, dass versucht wird, Menschen als "Gutmenschen" zu diffamiert und lächerlich zu machen, wenn sie sich für humane Lösungen der Probleme einsetzen. Sachlichkeit fehlt oft nicht nur auf einer Seite.
Absolut richtig!
Lalelu
Hallo Lalelu,
du hast mehrere wunderbare Beiträge geschrieben, denen man allen zustimmen kann.
Der Absatz zu dem du den Daumen hebst, ist allerdings das entscheidende Problem. Diesen Absatz kann man losgelöst von allen Gegebenheiten diskutieren, dann bleibt reine Zustimmung.
Sobald man über konkrete Situationen diskutiert, tauchen die Probleme auf. Jeder einzelne hat seine eigene Rationalität, Sachlichkeit bzw. Realität. Auch wenn es oft so aussieht als würden sich zwei Gruppen gegenüberstehen, glaube ich das nicht. Jeder fühlt sich lediglich der Gruppe näher, zu deren Meinung er eher tendiert.
Mir fehlt der Begriff Ehrlichkeit. Eigene Ehrlichkeit und die grundsätzliche Annahme, dass der Mitdiskutant ebenso ehrlich ist.
Ciao
Hobbyradler
So, jetzt breche ich gleich auf, um mir am Stammtisch (?) die Wahrheit eintrichtern zu lassen. Ein paar Parolen sollte man sich schon vom Original abholen.
Da fällt mir noch etwas ein – ein Anflug von Humor könnte bei Diskussionen auch nicht schaden.
du hast mehrere wunderbare Beiträge geschrieben, denen man allen zustimmen kann.
Der Absatz zu dem du den Daumen hebst, ist allerdings das entscheidende Problem. Diesen Absatz kann man losgelöst von allen Gegebenheiten diskutieren, dann bleibt reine Zustimmung.
Sobald man über konkrete Situationen diskutiert, tauchen die Probleme auf. Jeder einzelne hat seine eigene Rationalität, Sachlichkeit bzw. Realität. Auch wenn es oft so aussieht als würden sich zwei Gruppen gegenüberstehen, glaube ich das nicht. Jeder fühlt sich lediglich der Gruppe näher, zu deren Meinung er eher tendiert.
Mir fehlt der Begriff Ehrlichkeit. Eigene Ehrlichkeit und die grundsätzliche Annahme, dass der Mitdiskutant ebenso ehrlich ist.
Ciao
Hobbyradler
So, jetzt breche ich gleich auf, um mir am Stammtisch (?) die Wahrheit eintrichtern zu lassen. Ein paar Parolen sollte man sich schon vom Original abholen.
Da fällt mir noch etwas ein – ein Anflug von Humor könnte bei Diskussionen auch nicht schaden.
Hallo Hobbyradler,
herzlichen Dank für deine Zustimmung. Ich stimme deinen Aussagen ebenfalls zu und möchte zu einzelnen Punkten konkret etwas sagen.
Genau! Außer bei denen, die wirklich als fremdenfeindlich bezeichnet werden können, die ich aber für die Minderheit halte, ist die grundsätzliche Zustimmung zur Hilfe doch überwältigend, was ja nicht bedeutet, dass man im Detail einer Meinung sein muss, wie du im Folgenden ausführst:
Ebenfalls ein eindeutiges JA von mir (wobei ich die „Rechtsaußen“ nicht mit einbeziehe. Ihnen attestiere ich weder Rationalität, noch Sachlickeit oder Realitätssinn). Ich halte es für normal, dass die eigene Lebenserfahrung die persönliche Einstellung prägt. Wer überwiegend positive Erlebnisse mit wem oder was auch immer hatte, wird das vehement verteidigen. Menschen, die mit dem gleichen „wem oder was“ negative Erfahrungen gemacht haben – oder die unter den vorher angesprochenen diffusen Ängsten leiden, werden dem ablehnend gegenüber stehen.
Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Einschätzungen können aber nicht aus der Welt geschafft werden, indem man sich gegenseitig Vorwürfe macht. Das verhärtet die Fronten eher als dass es zu Problemlösungen führt. Meiner Meinung nach wäre schon viel gewonnen, wenn man dem anderen ruhig zuhört (das geht auch virtuell ), dann tief Luft holt, die Argumente auf sich wirken lässt und erst dann antwortet.
Man kann nicht erwarten, dass alle Menschen nur eine einzige Meinung vertreten. Deshalb muss man Lösungen finden, mit der die große Mehrheit leben kann – auch wenn jede Seite ein paar Abstriche machen muss. Je mehr Menschen einen Kompromiss aus Überzeugung akzeptieren können, umso besser ist es. Alles andere führt zur Unzufriedenheit ganzer Gruppen. Das gilt schließlich nicht nur in der Flüchtlingsfrage, sondern in jedem Lebensbereich. Ich plädiere immer dafür, dass man um Ausgleich bemüht ist und sich überlegt, wie man ihn erreichen kann, ohne dass eine Seite „siegt“ und die andere „unterliegt“.
Ich glaube nach wie vor, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen Flüchtlinge aufnehmen will, die in Not sind. Es muss aber möglich sein, ruhig und rational darüber zu sprechen, ob die bisherige Aufnahme- und Abschiebe-Praxis gut und vernünftig ist, ohne dass man gleich als herzlos und fremdenfeindlich hingestellt wird, wenn man nicht mit allem einverstanden ist.
Ich gehöre zu denen, die sagen, dass eben nicht alles gut und vernünftig läuft und dass Verbesserungsbedarf besteht.
Das Schlimmste an der momentanen Situation ist, dass die große Mehrheit der ehrlichen und hilfsbedürftigen Flüchtlinge darunter zu leiden hat, dass unsere Politiker es bisher nicht geschafft haben, diejenigen schnell zu bestrafen, die zweifelsfrei als Kriminelle identifiziert wurden.
Hmmm, ein schwieriges Problem. Ich glaube schon, dass Diskutanen, die sich in einem Forum regelmäßig äußern, so etwas wie einen virtuellen Fingerabdruck hinterlassen, den sie auf Dauer schlecht manipulieren können, und mit dessen Hilfe man sie einschätzen kann. Sicher kann man sich aber nicht sein – glaube ich. Hoffen dürfen wir aber, dass sich im ST nur ehrliche Menschen tummeln!
Dafür zaubere ich doch glatt den Daumen noch einmal hervor!
Lalelu
P.S.: Hattest du daran gedacht, einen ausreichend großen Trichter zum Stammtisch mitzunehmen, damit die ganze Wahrheit ohne Blockade durchlaufen konnte?
herzlichen Dank für deine Zustimmung. Ich stimme deinen Aussagen ebenfalls zu und möchte zu einzelnen Punkten konkret etwas sagen.
Der Absatz zu dem du den Daumen hebst, ist allerdings das entscheidende Problem. Diesen Absatz kann man losgelöst von allen Gegebenheiten diskutieren, dann bleibt reine Zustimmung.
Genau! Außer bei denen, die wirklich als fremdenfeindlich bezeichnet werden können, die ich aber für die Minderheit halte, ist die grundsätzliche Zustimmung zur Hilfe doch überwältigend, was ja nicht bedeutet, dass man im Detail einer Meinung sein muss, wie du im Folgenden ausführst:
Sobald man über konkrete Situationen diskutiert, tauchen die Probleme auf. Jeder einzelne hat seine eigene Rationalität, Sachlichkeit bzw. Realität. Auch wenn es oft so aussieht als würden sich zwei Gruppen gegenüberstehen, glaube ich das nicht. Jeder fühlt sich lediglich der Gruppe näher, zu deren Meinung er eher tendiert.
Ebenfalls ein eindeutiges JA von mir (wobei ich die „Rechtsaußen“ nicht mit einbeziehe. Ihnen attestiere ich weder Rationalität, noch Sachlickeit oder Realitätssinn). Ich halte es für normal, dass die eigene Lebenserfahrung die persönliche Einstellung prägt. Wer überwiegend positive Erlebnisse mit wem oder was auch immer hatte, wird das vehement verteidigen. Menschen, die mit dem gleichen „wem oder was“ negative Erfahrungen gemacht haben – oder die unter den vorher angesprochenen diffusen Ängsten leiden, werden dem ablehnend gegenüber stehen.
Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Einschätzungen können aber nicht aus der Welt geschafft werden, indem man sich gegenseitig Vorwürfe macht. Das verhärtet die Fronten eher als dass es zu Problemlösungen führt. Meiner Meinung nach wäre schon viel gewonnen, wenn man dem anderen ruhig zuhört (das geht auch virtuell ), dann tief Luft holt, die Argumente auf sich wirken lässt und erst dann antwortet.
Man kann nicht erwarten, dass alle Menschen nur eine einzige Meinung vertreten. Deshalb muss man Lösungen finden, mit der die große Mehrheit leben kann – auch wenn jede Seite ein paar Abstriche machen muss. Je mehr Menschen einen Kompromiss aus Überzeugung akzeptieren können, umso besser ist es. Alles andere führt zur Unzufriedenheit ganzer Gruppen. Das gilt schließlich nicht nur in der Flüchtlingsfrage, sondern in jedem Lebensbereich. Ich plädiere immer dafür, dass man um Ausgleich bemüht ist und sich überlegt, wie man ihn erreichen kann, ohne dass eine Seite „siegt“ und die andere „unterliegt“.
Ich glaube nach wie vor, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen Flüchtlinge aufnehmen will, die in Not sind. Es muss aber möglich sein, ruhig und rational darüber zu sprechen, ob die bisherige Aufnahme- und Abschiebe-Praxis gut und vernünftig ist, ohne dass man gleich als herzlos und fremdenfeindlich hingestellt wird, wenn man nicht mit allem einverstanden ist.
Ich gehöre zu denen, die sagen, dass eben nicht alles gut und vernünftig läuft und dass Verbesserungsbedarf besteht.
Das Schlimmste an der momentanen Situation ist, dass die große Mehrheit der ehrlichen und hilfsbedürftigen Flüchtlinge darunter zu leiden hat, dass unsere Politiker es bisher nicht geschafft haben, diejenigen schnell zu bestrafen, die zweifelsfrei als Kriminelle identifiziert wurden.
Mir fehlt der Begriff Ehrlichkeit. Eigene Ehrlichkeit und die grundsätzliche Annahme, dass der Mitdiskutant ebenso ehrlich ist.
Hmmm, ein schwieriges Problem. Ich glaube schon, dass Diskutanen, die sich in einem Forum regelmäßig äußern, so etwas wie einen virtuellen Fingerabdruck hinterlassen, den sie auf Dauer schlecht manipulieren können, und mit dessen Hilfe man sie einschätzen kann. Sicher kann man sich aber nicht sein – glaube ich. Hoffen dürfen wir aber, dass sich im ST nur ehrliche Menschen tummeln!
Da fällt mir noch etwas ein – ein Anflug von Humor könnte bei Diskussionen auch nicht schaden.
Dafür zaubere ich doch glatt den Daumen noch einmal hervor!
Lalelu
P.S.: Hattest du daran gedacht, einen ausreichend großen Trichter zum Stammtisch mitzunehmen, damit die ganze Wahrheit ohne Blockade durchlaufen konnte?
Wie schaffen wir das....?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
zunächst möchte ich mich für Deinen Diskussionsstil bedanken. Das macht Spass, denn Du gehst auf Geschriebenes sachlich ein und erweiterst die Gedankengänge ohne Polemik.
Lieber Karl, recht herzlichen Dank für deine netten Worte; ich bemühe mich zumindest, sachlich zu bleiben; wenn mein Diskussionspartner das ebenfalls tut, ist es ja nicht schwer.
Bevor wir jetzt einen Blumenladen aufmachen zu deinem Beitrag:
Es ist allerdings wesentlich schwieriger gegen Ängste z. B. vor dem "Fremden" zu argumentieren als jemandem die konkrete Furcht vor einer fremden Person zu nehmen.
Das ist richtig; gerade weil diffuse Ängste nicht an etwas Konkretem festgemacht werden können, ist es schwer, sie greifbar und begreifbar zu machen. Umso wichtiger ist es, den Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass man ihre Sorgen ernst nimmt und sie damit nicht allein lässt. Ihre Angst ist ja nicht völlig abstrakt; sie gründet sich darauf, dass sie zunehmend das Gefühl haben, von Politikern aller Couleur belogen zu werden und nicht mehr wissen, wem sie vertrauen können. In diesem Klima des Misstrauens setzt man auf Vertrautes und ist Fremdem gegenüber vorsichtig. Wenn diese Fremden dann noch Gewaltexzesse verüben, so dass man sich im eigenen Land nicht sicher fühlt, schließt sich der Teufelskreis. In unserem eigenen Interesse und im Interesse der vielen unschuldigen Flüchtlinge, die unsere Hilfe brauchen, sollte man alles daran setzen, diese Gewalttäter zu identifizieren und empfindlich zu bestrafen. Ich bin ziemlich sicher: Das wäre die beste Medizin gegen diffuse Ängste.
Auch sollten Ängste nicht als Entschuldigung für Fremdenhass und Hetze akzeptiert werden, bestenfalls als Teil einer Erklärung für dieselben. Die Ängste bei den Insassen von Flüchtlingsheimen sind garantiert größer als die Ängste in der demonstrierenden Menge davor.
Natürlich gibt es für Fremdenhass und für Hetze keinerlei Entschuldigung. Hass ist per se (fast) unentschuldbar. Ich habe nur dann Verständnis dafür, dass man jemanden hasst, wenn man von ihm bitteres Unrecht erfahren hat. Sollte eine der in der Silvesternacht massiv belästigten Frauen jetzt Hass verspüren, würde ich es verstehen. Dieser Hass richtet sich primär nicht gegen einen Fremden, sondern gegen einen Peiniger.
Ich bin schon seit Monaten der Meinung, dass die Gewalttäter härter bestraft und intensiver ermittelt werden müssen. So wie ich das für die Brandstifter gefordert habe und fordere, fordere ich dies jetzt auch gleichermaßen für die Straftäter von Köln.
Ich freue mich, dass du es so eindeutig formuliert hast – und dass ich alle, die Flüchtlingsheime anzünden, ebenfalls hinter Gittern sehen möchte, ist natürlich ebenso eindeutig.
Richtig, pauschale Urteile sind immer schlecht. Aber gerade deshalb muss ich ja so häufig im Forum einschreiten, weil häufig undifferenzierte, pauschale (Vor)Urteile über Muslime und Flüchtlinge etc. geäußert werden.
Es stimmt – Pauschalurteile kommen von beiden Seiten, von denen, die alles durch eine rosa Brille sehen und von denen, die eine pechschwarze auf der Nase haben. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Wenn ich hier lese, habe ich auch manchmal Zweifel, ob es sich tatsächlich nur um eine Minderheit handelt, die Ressentiments hat. Jeder Mensch hat gewisse Vorurteile über andere, auch ich. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird und ob man sich das bewusst macht.
Ich stimme dir zu, dass sicher keiner völlig frei von Vorurteilen ist. Wenn diese dann auch noch Nahrung bekommen wie durch die Geschehnisse in der Silvesternacht, werden sie noch größer. Ich wiederhole mich: Darum müssen wir um bestmögliche Aufklärung der Vorfälle und um Bestrafung der Schuldigen bemüht sein.
Ich bin aber weniger besorgt als du, dass es mehr als eine Minderheit ist, die grundsätzliche Ressentiments gegenüber Flüchtlingen hat. Oft beruht die Ablehnung im Vorfeld auf unsinnigen Entscheidungen der Politiker. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist man sich beispielsweise einig, dass man den armen Menschen helfen MUSS. Trotzdem wird auch hin und wieder heftig geschimpft. Ich habe es auch schon getan und zwar aus folgendem Grund:
In dem 4000-Seelen-Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es eine leerstehende, große Fabrikhalle. Dort sollten nach dem Willen unserer Landesregierung 3000 Flüchtlinge untergebracht werden, also fast ein Flüchtling pro Einwohner. Weder der Bürgermeister noch sonst jemand wurde vorher gefragt. Ich finde es nicht verwunderlich, dass sich dort heftigster Widerstand regte, denn der kleine Ort wäre mit so vielen Flüchtlingen hoffnungslos überfordert gewesen. Bin ich wegen meiner Ablehnung dieser großen Zahl jetzt fremdenfeindlich?
Die Flüchtlinge kamen bisher übrigens nicht; man hatte ihre Zahl auf 1000 reduziert, womit die Gemeinde einverstanden gewesen wäre, aber wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse und/oder Sanierungsbedarf wurde alles vorerst auf Eis gelegt.
die Forderung nach mehr Sachlichkeit und Rationalität gilt für alle Seiten. Es kann nicht sein, dass versucht wird, Menschen als "Gutmenschen" zu diffamiert und lächerlich zu machen, wenn sie sich für humane Lösungen der Probleme einsetzen. Sachlichkeit fehlt oft nicht nur auf einer Seite.
Absolut richtig!
Lalelu
Lalelu,auch ich bedanke mich für Deine Kommentare,beeindruckend klar und realistisch,ich fühle mich verstanden...
Bei meiner üblichen Leserunde im Web fand ich einen interessanten Bericht,den ich auszugsweise kopiere und hier vorstelle.Deine Meinung dazu würde mich sehr interessieren.
Philosophen schauen auf die Flüchtlingskrise:
Wie kann Integration gelingen?
Eine Integration kann nur gelingen, wenn sie vom ersten Tag des Betretens deutschen oder europäischen Bodens vorbereitet wird. Jeder, der in eine Erstaufnahme hineinkommt, muss ein Papier in die Hand bekommen in seiner Muttersprache. In dem Papier wird klar gesagt: Dieses Geschenk der Deutschen, dass man erst mal ohne Bezahlung eine Unterkunft, einen Schlafplatz und eine Vollversorgung plus Taschengeld bekommt, muss durch eigene Anstrengungen im Asylheim beantwortet werden. Man erwartet die Teilnahme an allen Veranstaltungen im Heim. Der Deutschunterricht muss besucht werden, es muss in den ersten Tagen fleißig Deutsch gelernt werden.
Es müssen alle Arbeiten im Haus oder Heim von den Flüchtlingen erledigt werden, auch die Toilettenreinigung. Es müssen kommunale Arbeitsdienste, auch ohne Bezahlung, geleistet werden. Ein solches Papier muss nach Lektüre unterschrieben werden. Es gibt wenige Fälle, in denen sich Flüchtlinge nicht bereitfinden, den Deutschunterricht zu besuchen. Dann muss ihnen gesagt werden, dass sie in diesem Fall wieder abgeschoben werden. Und das muss auch sofort durchgeführt werden.
Jeder Mensch lebt durch Tätigsein. Das schlimmste Hindernis der Integration sind die Untätigkeit und Passivität, zu denen das deutsche Asylbewerbersystem nicht nur neigt, sondern die es verfügt. Die Menschen, die hier auf ihr Einleben warten, dürfen bis zu 17 Monate nichts tun, dürfen sich außerhalb der Bannmeile ihres Ortes nicht bewegen. Sie werden geradezu stillgestellt. Das ist für die Entfaltung der Selbstorganisation und die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft schmerzlich hinderlich.
Die Deutschen müssten sich endlich erwachsen mit Migration auseinandersetzen.
LG Inga
zunächst möchte ich mich für Deinen Diskussionsstil bedanken. Das macht Spass, denn Du gehst auf Geschriebenes sachlich ein und erweiterst die Gedankengänge ohne Polemik.
Lieber Karl, recht herzlichen Dank für deine netten Worte; ich bemühe mich zumindest, sachlich zu bleiben; wenn mein Diskussionspartner das ebenfalls tut, ist es ja nicht schwer.
Bevor wir jetzt einen Blumenladen aufmachen zu deinem Beitrag:
Es ist allerdings wesentlich schwieriger gegen Ängste z. B. vor dem "Fremden" zu argumentieren als jemandem die konkrete Furcht vor einer fremden Person zu nehmen.
Das ist richtig; gerade weil diffuse Ängste nicht an etwas Konkretem festgemacht werden können, ist es schwer, sie greifbar und begreifbar zu machen. Umso wichtiger ist es, den Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass man ihre Sorgen ernst nimmt und sie damit nicht allein lässt. Ihre Angst ist ja nicht völlig abstrakt; sie gründet sich darauf, dass sie zunehmend das Gefühl haben, von Politikern aller Couleur belogen zu werden und nicht mehr wissen, wem sie vertrauen können. In diesem Klima des Misstrauens setzt man auf Vertrautes und ist Fremdem gegenüber vorsichtig. Wenn diese Fremden dann noch Gewaltexzesse verüben, so dass man sich im eigenen Land nicht sicher fühlt, schließt sich der Teufelskreis. In unserem eigenen Interesse und im Interesse der vielen unschuldigen Flüchtlinge, die unsere Hilfe brauchen, sollte man alles daran setzen, diese Gewalttäter zu identifizieren und empfindlich zu bestrafen. Ich bin ziemlich sicher: Das wäre die beste Medizin gegen diffuse Ängste.
Auch sollten Ängste nicht als Entschuldigung für Fremdenhass und Hetze akzeptiert werden, bestenfalls als Teil einer Erklärung für dieselben. Die Ängste bei den Insassen von Flüchtlingsheimen sind garantiert größer als die Ängste in der demonstrierenden Menge davor.
Natürlich gibt es für Fremdenhass und für Hetze keinerlei Entschuldigung. Hass ist per se (fast) unentschuldbar. Ich habe nur dann Verständnis dafür, dass man jemanden hasst, wenn man von ihm bitteres Unrecht erfahren hat. Sollte eine der in der Silvesternacht massiv belästigten Frauen jetzt Hass verspüren, würde ich es verstehen. Dieser Hass richtet sich primär nicht gegen einen Fremden, sondern gegen einen Peiniger.
Ich bin schon seit Monaten der Meinung, dass die Gewalttäter härter bestraft und intensiver ermittelt werden müssen. So wie ich das für die Brandstifter gefordert habe und fordere, fordere ich dies jetzt auch gleichermaßen für die Straftäter von Köln.
Ich freue mich, dass du es so eindeutig formuliert hast – und dass ich alle, die Flüchtlingsheime anzünden, ebenfalls hinter Gittern sehen möchte, ist natürlich ebenso eindeutig.
Richtig, pauschale Urteile sind immer schlecht. Aber gerade deshalb muss ich ja so häufig im Forum einschreiten, weil häufig undifferenzierte, pauschale (Vor)Urteile über Muslime und Flüchtlinge etc. geäußert werden.
Es stimmt – Pauschalurteile kommen von beiden Seiten, von denen, die alles durch eine rosa Brille sehen und von denen, die eine pechschwarze auf der Nase haben. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Wenn ich hier lese, habe ich auch manchmal Zweifel, ob es sich tatsächlich nur um eine Minderheit handelt, die Ressentiments hat. Jeder Mensch hat gewisse Vorurteile über andere, auch ich. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird und ob man sich das bewusst macht.
Ich stimme dir zu, dass sicher keiner völlig frei von Vorurteilen ist. Wenn diese dann auch noch Nahrung bekommen wie durch die Geschehnisse in der Silvesternacht, werden sie noch größer. Ich wiederhole mich: Darum müssen wir um bestmögliche Aufklärung der Vorfälle und um Bestrafung der Schuldigen bemüht sein.
Ich bin aber weniger besorgt als du, dass es mehr als eine Minderheit ist, die grundsätzliche Ressentiments gegenüber Flüchtlingen hat. Oft beruht die Ablehnung im Vorfeld auf unsinnigen Entscheidungen der Politiker. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist man sich beispielsweise einig, dass man den armen Menschen helfen MUSS. Trotzdem wird auch hin und wieder heftig geschimpft. Ich habe es auch schon getan und zwar aus folgendem Grund:
In dem 4000-Seelen-Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es eine leerstehende, große Fabrikhalle. Dort sollten nach dem Willen unserer Landesregierung 3000 Flüchtlinge untergebracht werden, also fast ein Flüchtling pro Einwohner. Weder der Bürgermeister noch sonst jemand wurde vorher gefragt. Ich finde es nicht verwunderlich, dass sich dort heftigster Widerstand regte, denn der kleine Ort wäre mit so vielen Flüchtlingen hoffnungslos überfordert gewesen. Bin ich wegen meiner Ablehnung dieser großen Zahl jetzt fremdenfeindlich?
Die Flüchtlinge kamen bisher übrigens nicht; man hatte ihre Zahl auf 1000 reduziert, womit die Gemeinde einverstanden gewesen wäre, aber wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse und/oder Sanierungsbedarf wurde alles vorerst auf Eis gelegt.
die Forderung nach mehr Sachlichkeit und Rationalität gilt für alle Seiten. Es kann nicht sein, dass versucht wird, Menschen als "Gutmenschen" zu diffamiert und lächerlich zu machen, wenn sie sich für humane Lösungen der Probleme einsetzen. Sachlichkeit fehlt oft nicht nur auf einer Seite.
Absolut richtig!
Lalelu
Lalelu,auch ich bedanke mich für Deine Kommentare,beeindruckend klar und realistisch,ich fühle mich verstanden...
Bei meiner üblichen Leserunde im Web fand ich einen interessanten Bericht,den ich auszugsweise kopiere und hier vorstelle.Deine Meinung dazu würde mich sehr interessieren.
Philosophen schauen auf die Flüchtlingskrise:
Wie kann Integration gelingen?
Eine Integration kann nur gelingen, wenn sie vom ersten Tag des Betretens deutschen oder europäischen Bodens vorbereitet wird. Jeder, der in eine Erstaufnahme hineinkommt, muss ein Papier in die Hand bekommen in seiner Muttersprache. In dem Papier wird klar gesagt: Dieses Geschenk der Deutschen, dass man erst mal ohne Bezahlung eine Unterkunft, einen Schlafplatz und eine Vollversorgung plus Taschengeld bekommt, muss durch eigene Anstrengungen im Asylheim beantwortet werden. Man erwartet die Teilnahme an allen Veranstaltungen im Heim. Der Deutschunterricht muss besucht werden, es muss in den ersten Tagen fleißig Deutsch gelernt werden.
Es müssen alle Arbeiten im Haus oder Heim von den Flüchtlingen erledigt werden, auch die Toilettenreinigung. Es müssen kommunale Arbeitsdienste, auch ohne Bezahlung, geleistet werden. Ein solches Papier muss nach Lektüre unterschrieben werden. Es gibt wenige Fälle, in denen sich Flüchtlinge nicht bereitfinden, den Deutschunterricht zu besuchen. Dann muss ihnen gesagt werden, dass sie in diesem Fall wieder abgeschoben werden. Und das muss auch sofort durchgeführt werden.
Jeder Mensch lebt durch Tätigsein. Das schlimmste Hindernis der Integration sind die Untätigkeit und Passivität, zu denen das deutsche Asylbewerbersystem nicht nur neigt, sondern die es verfügt. Die Menschen, die hier auf ihr Einleben warten, dürfen bis zu 17 Monate nichts tun, dürfen sich außerhalb der Bannmeile ihres Ortes nicht bewegen. Sie werden geradezu stillgestellt. Das ist für die Entfaltung der Selbstorganisation und die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft schmerzlich hinderlich.
Die Deutschen müssten sich endlich erwachsen mit Migration auseinandersetzen.
LG Inga
Eine solche Anwendung der Zitierfunktion macht die Diskussion kaputt!
lupus
Re: Wie schaffen wir das....?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ok,ist zu lang,mir war aber die Aussage von Lalelu wichtig genug,diese noch einmal aufzuzeigen.
Und Du...
LG
Inga
Und Du...
LG
Inga
Hallo Inga,
vielen Dank für den Link und den Auszug daraus, welcher die Meinung Rupert Neudecks wiedergibt. Ich finde seine Aussagen sehr pragmatisch und vernünftig, stehe voll dahinter und schließe mich der Aussage von Herrn Eilenberger ohne Einschränkung an:
Eilenberger: Rupert Neudeck hat jahrzehntelange Erfahrung mit Flüchtlingen. Was er vorschlägt, verdient Beachtung. Mich ärgert es, dass solche alltagsvernünftigen Vorschläge, die für beide Seiten einen Gewinn darstellen, allzu leicht in eine rechte Ecke gestellt werden. Das ist kontraproduktiv.
Ich habe hier schon wiederholt geäußert, dass eine Integration nur gelingen kann, wenn Neuankömmlinge selbst zum Gelingen beitragen. Das gilt natürlich nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle, die dauerhaft hier leben möchten.
Dazu gehört vordringlich, dass sie unsere Sprache erlernen. Außerdem halte ich es für selbstverständlich, dass sie ihre Unterkünfte selbst in Ordnung halten und dass man nicht professionelle Putzfirmen mit dieser Aufgabe betraut, wie es zumindest teilweise geschieht. Dafür habe ich kein Verständnis. Rupert Neudeck hat es ausgezeichnet formuliert:
Jeder Mensch lebt durch Tätigsein. Das schlimmste Hindernis der Integration sind die Untätigkeit und Passivität, zu denen das deutsche Asylbewerbersystem nicht nur neigt, sondern die es verfügt. Die Menschen, die hier auf ihr Einleben warten, dürfen bis zu 17 Monate nichts tun, dürfen sich außerhalb der Bannmeile ihres Ortes nicht bewegen. Sie werden geradezu stillgestellt. Das ist für die Entfaltung der Selbstorganisation und die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft schmerzlich hinderlich.
Und auch Herr Eilenberger hat es gut ausgedrückt: Es bedeutet für beide Seiten einen Gewinn, wenn die Flüchtlinge sich aktiv daran beteiligen, ihren Alltag zu bewältigen. Der deutsche Staat spart Kosten, und die Flüchtlinge, die von Staats wegen zu monatelanger Untätigkeit verdammt werden, können wenigstens in ihrem eigenen Umfeld die Verantwortung übernehmen.
Liebe Grüße, Lalelu
vielen Dank für den Link und den Auszug daraus, welcher die Meinung Rupert Neudecks wiedergibt. Ich finde seine Aussagen sehr pragmatisch und vernünftig, stehe voll dahinter und schließe mich der Aussage von Herrn Eilenberger ohne Einschränkung an:
Eilenberger: Rupert Neudeck hat jahrzehntelange Erfahrung mit Flüchtlingen. Was er vorschlägt, verdient Beachtung. Mich ärgert es, dass solche alltagsvernünftigen Vorschläge, die für beide Seiten einen Gewinn darstellen, allzu leicht in eine rechte Ecke gestellt werden. Das ist kontraproduktiv.
Ich habe hier schon wiederholt geäußert, dass eine Integration nur gelingen kann, wenn Neuankömmlinge selbst zum Gelingen beitragen. Das gilt natürlich nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle, die dauerhaft hier leben möchten.
Dazu gehört vordringlich, dass sie unsere Sprache erlernen. Außerdem halte ich es für selbstverständlich, dass sie ihre Unterkünfte selbst in Ordnung halten und dass man nicht professionelle Putzfirmen mit dieser Aufgabe betraut, wie es zumindest teilweise geschieht. Dafür habe ich kein Verständnis. Rupert Neudeck hat es ausgezeichnet formuliert:
Jeder Mensch lebt durch Tätigsein. Das schlimmste Hindernis der Integration sind die Untätigkeit und Passivität, zu denen das deutsche Asylbewerbersystem nicht nur neigt, sondern die es verfügt. Die Menschen, die hier auf ihr Einleben warten, dürfen bis zu 17 Monate nichts tun, dürfen sich außerhalb der Bannmeile ihres Ortes nicht bewegen. Sie werden geradezu stillgestellt. Das ist für die Entfaltung der Selbstorganisation und die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft schmerzlich hinderlich.
Und auch Herr Eilenberger hat es gut ausgedrückt: Es bedeutet für beide Seiten einen Gewinn, wenn die Flüchtlinge sich aktiv daran beteiligen, ihren Alltag zu bewältigen. Der deutsche Staat spart Kosten, und die Flüchtlinge, die von Staats wegen zu monatelanger Untätigkeit verdammt werden, können wenigstens in ihrem eigenen Umfeld die Verantwortung übernehmen.
Liebe Grüße, Lalelu