Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen

Innenpolitik Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2016, 20:18:46
@heddy,
ich finde deine Meinung besonders wichtig, da du ein Vorort-Statement machen kannst, wie die meisten von uns nicht.

Interessanterweise kommt das Thema Flüchtlinge darin gar nicht vor.

dazugelernt, Servus
Karl
Karl
Administrator

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 04.09.2016, 22:53:58
Ich muß sagen, viele haben kaum Ahnung was hier in Mecklenburg Realität ist.
Immer noch hohe Arbeitslosigkeit,niedrige Bezahlung und lange Arbeitszeiten,ältere Menschen finden keine Arbeit mehr und müssen mit Abzügen in Rente gehen, um nur einiges zu nennen. Jugenliche wandern ab, weil sie hier mit dem Gehalt keine Familie ernähren können. Sie würden gerne hier wohnen.
Viele Ehrenamtliche helfen bei der Bewältigung der Aufgaben in der Flüchtlingspolitik. Rassismus ist sicher vorhanden, wie auch in anderen Bundesländern, und die Angst das sich Deutschland sehr verändert. Aber darüber muß man reden und nicht durch Hetzen gegen AFD-Wähler im allgemeinen und gegen Mecklenburger.
geschrieben von Heddy
Es geht also um Protest und im wesentlichen um die soziale Frage? Im Osten hat sich schon sehr viel nach der Wende verändert, ist das der Grund, sich nun besonders vor den Veränderungen durch die Flüchtlinge zu fürchten?

Karl
adam
adam
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 04.09.2016, 23:18:55
Warum kommst Du denn mit der Furcht daher? Furcht ist doch in diesem Fall ein Synonym für Dummheit. Aber die Leute sind nicht dumm, sondern verärgert darüber, daß sie mit einem Satz ("Wir schaffen das!") in die zweite Reihe, hinter wildfremde Menschen, gestellt wurden. Niemand hat ihre Sorgen beachtet, sondern sie nicht nur nach rechts, sondern in die Naziecke gestellt und mit Häme überschüttet, sie mit rassistischem Pöbel gleichgestellt.

Altersarmut, aber für eine vernünftige Rente gibt es kein Geld, keine bezahlbaren Wohnungen und zu wenig Arbeitsplätze da, wo sie gebraucht werden. Den Einheimischen wird gesagt, sie sollen sich selber kümmern. Und statt dem Ömchen, die mit 500,-Euro über die Runden kommen muß, zu sagen, warum die Flüchtlinge aufgenommen werden mußten und müssen (Weil es besser ist, sie kommen als Bittsteller, statt Eroberer), wird ihr erzählt, sie sei am Krieg in Syrien schuld und nun müsse sie eben zurück treten. Statt die Flüchtlinge als das zu nehmen, was sie sind: Asylsuchende, die wieder nach Hause wollen, wird von Integration gefaselt als sei das eine Sache von ein paar Wochen und es werden Wohnungen und Arbeitsplätze versprochen, die es nie geben wird.

Nun ist der Rechtsruck da. Die AfD ist gesellschaftsfähig mit über 20 Prozent und wird bei der Bundestagswahl nächstes Jahr wahrscheinlich noch mehr Stimmen bekommen. Es ist das Ergebnis von arroganter Ahnungslosigkeit, von überheblicher Besserwisserei, von null Wissen, wie z.B. Arbeitsplätze geschaffen werden oder warum man sie nicht einfach bei Bedarf abrufen kann.

Zwanzig Prozent der Wähler zeigen nun dahin, wo die Realität das Leben bestimmt und haben angefangen, Elfenbeintürme abzureissen.

--

adam

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Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von Elmos
als Antwort auf adam vom 05.09.2016, 00:15:14
Hallo Adam,
Aber die Leute sind nicht dumm, sondern verärgert darüber, daß sie mit einem Satz ("Wir schaffen das!") in die zweite Reihe, hinter wildfremde Menschen, gestellt wurden.
geschrieben von adam

wenn sich jemand bei dem Ausspruch "Wir schaffen das" in die zweite Reihe gestellt und nicht angesprochen fühlt von dem "wir" dann sollte man sich vielleicht noch mal um dessen Integrationswilligkeit bemühen.

Wobei ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass es das ist was du hier ausführen wolltest (und Heddys Post spricht da ja auch eine andere Sprache). Ansonsten, interessant deine Ausführungen. Bisher dachte ich du wärest einfach islamophob.

Andrea
ehemaligesMitglied48
ehemaligesMitglied48
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf Karl vom 04.09.2016, 23:18:55
Genau so ist es karl.Heddy hat es richtig erkannt.Viele Beiträge hier im Forum zeigen es auch, daß dieser Protest hier kaum wahr genommen wird.
In den alten Bundesländern wird der Osten als Land wo Milch und Honig auf tollen Autobahnen fliessen wahr genommen und man findet kaum Verständnis für diese "undankbaren Menschen" dort die Linke oder nun AfD wählen.
Aber die haben langsam "die Schnauze voll".Es ist kein "Licht am Ende des Tunnels" zu sehen. Kein Dax Konzern siedelt sich im Osten an.Und die wenigen "Leuchttürme" in Dresden, Leipzig oder Jena werden gar nicht wahr genommen.
Familien sind oft zerrissen...die Eltern wurden aus gesicherten Verhältnissen entwurzelt, weil sie ihre Arbeit verloren und sich nun mit Minijobs über Wasser halten.Die Jungen gehen nach Süddeutschland oder driften in Hartz4 ab.
Es können sich einfach nicht alle gegenseitig die Haare schneiden um zu überleben.Die Deeindustrialisierung ist daran ebenso schuld, wie der strikte Abbau aller Dinge die die Menschen mal in der DDR gut fanden. Es reicht nicht nur das Sandmännchen und der grüne Pfeil. Aber die Lobby sitzt halt in den alten Bundesländern. Das haben die Menschen erkannt...und nun begehren sie auf...nicht nur in MV sondern auch in Sachsen oder Potsdam.
ehemaligesMitglied48
ehemaligesMitglied48
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2016, 20:18:46
Schön, daß du das in einem ruhigen und sachlichen Beitrag artikuliert hast.Du hast auch die Hintergründe gut beleuchtet. Leider können das viele User die die Verhältnisse (nicht nur in MV) nicht kennen oder wahr nehmen nicht nachvollziehen.Für sie sind die Menschen dann dumm oder "undankbar".Nun haben sie schon ein "Westauto" und Autobahnen und Bananen und sind immer noch unzufrieden.....daß aber viele Familien seit der Wende zerfallen sind, durch diese Verhältnisse...das nimmt kaum einer zur Kenntnis.
Danke dir sehr für den Beitrag.

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JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von JuergenS
Sellering

dieser unaufgeregte Politiker hat Charisma, den sollten die Sozis als Kanzlerkandidaten nehmen, der versteht zu siegen.
Karl
Karl
Administrator

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 05.09.2016, 08:19:57
Zum "Triumphieren" ist glücklicherweise kein Anlass. Eine Machtübernahme findet nicht statt. Wenn man die Prozente der NPD und der AfD zusammenzieht, haben immerhin etwa 76% nicht rechts gewählt. Von den 24% ist viel Protest und wie hier viele versichern keineswegs alles rechtsradikal. Also, zum Erschrecken ist Anlass, aber zum Verzweifeln sehe ich keinen Grund. Wenn die AfD sich etabliert hat, werden die Protestwähler neue Parteien finden.

Karl
Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2016, 20:18:46

"Mit solchen überheblichen Redewendungen wie dumm und ungebildet hetzt ihr noch mehr. Seit langer Zeit lese ich hier sehr aufmerksam und ich muß sagen, viele haben kaum Ahnung was hier in Mecklenburg Realität ist."
geschrieben von Heddy45


Mach dir nichts draus - das war noch nie anders.
Meine Frau ist aus Mecklenburg und wir sind sind sehr oft hier und lieben Land und Leute dieser Region.
Das Gerede von "Dumm" und "Ungebildet" , wenn es um Mecklenburg und besonders Vorpommern geht, gibt es seit über 100 Jahren. Es ist die Arroganz der reicheren "West- und Südbundesländer", die das Land nur vom Namen her kennen und vielleicht mal einige Tage an der Ostsee waren, sich aber über die soziale und räumliche Struktur wenig Gedanken gemacht haben.
Gerade diese Arroganz treibt viele Wähler zu extremen Parteien.

Wenn der ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen, Daniel Mack, gestern twitterte: "Mecklenburg-Vorpommern, das am dümmsten besiedelte Bundesland", kann ich das noch abhaken, weil aus seinem Mund noch selten was Gescheites rauskam.

Sauer bin ich darüber, dass hier im st inzwischen bis in höchste "st-Kreise" in die gleiche Kerbe gehauen wird.
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Man kann die AfD nicht mit AfD-Parolen besiegen
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 05.09.2016, 08:19:57
Es ist kein "Licht am Ende des Tunnels" zu sehen. Kein Dax Konzern siedelt sich im Osten an.Und die wenigen "Leuchttürme" in Dresden, Leipzig oder Jena werden gar nicht wahr genommen.
geschrieben von dion


Hallo Dion.

Das hast du wunderbar beschrieben, aber wer glaubt Frauke, Höcke bzw. Gauland würde DAX Konzerne oder ein ausländischer Konzern nach Schleswig Holstein holen, der irrt aber gewaltig, eher ziehen noch die wenigen noch ab, die Haushalte werden noch ärmer.

Wenn ich meine Gegend nehme, das ist das Pendeln angesagt, zwischen 80 und 100 kilometer pro Tag ist keine Seltenheit und das dann noch um auf drei Schichten zu arbeiten.

Nix mit dem Fahrrad eine Viertelstunde strampeln und sich über die hohe Anzahl der vorbeifahrenden Karossen ärgern. (Natürlich fahre ich heute noch sehr gerne Fahrrad)

Die AFD soll jetzt mal zeigen was sie kann, sie soll ein Beispiel sein um eingeschlafene sehr schöne Landschaften mit industriellen Leben zu füllen, ich würde es dem normalen Bürger vom Herzen gönnen und wünschen.

Phil.

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