Innenpolitik Lebenserwartung

Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Mareike
Etwas stört mich an dieser Diskusion gewaltig: Sollen denn die Geringverdiener 2011 auf einmal soviel ungebildeter, dümmer, besoffener, bekiffter, etc. als noch vor 10 Jahren sein?
Karl erwähnte bereits: Es ist in der Statistik die Rede von einem Personenkreis, der über 30 Jahren im Nedriglohnsektor beschäftigt war. Heutzutage ist gut jeder fünfte Vollzeitarbeitnehmer in Deutschland im Niedriglohnsektor beschäftigt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienten Ende vergangenen Jahres 4,6 Millionen der rund 21 Millionen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten hierzulande monatlich weniger als 1800 Euro.
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 14.12.2011, 13:10:38
Bravo, carlos,

ansonsten kein weiterer Kommentar. Wie ich sehe, ist es sinnlos.

PS Mit Ende '60 habe ich, dank eines ähnlichen "Rezepts", einen BMI von 21 und Laborwerte eines Jugendlichen.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 14.12.2011, 13:24:35
Karl, ich glaube, jetzt habe ich geschnallt, was Du hören möchtest! Ist es nicht so, daß seit Umbau und Erneuerung " unseres Sozialstaates ", der ja anno 2003 begonnen hat, es stetig bergab geht mit Arbeitsplätzen gerechter Bezahlung und Gesundheitswesen? Wie nennt sich das Ding noch, für das unsere verbissene Kanzlerin den Schröder so gelobt hat, daß er so mutig und entschlossen in Angriff genommen hat, den Sozialstaat umzubauen und gerechter für " alle Bürger " zu machen, das ist die
Agenda 2010, die eigentlich die Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung verbessern sollte! Mit der Agenda 2010 fing das Elend an! Sie hat in Wirklichkeit Tor und Tür für Sozialabbau, Stellenabbau und Niedrigstlöhne geöffnet! Und das geht seit ca. 10 Jahren stetig bergauf, in negativem Sinne natürlich!

Edita

Anzeige

walter4
walter4
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von walter4
als Antwort auf Karl vom 14.12.2011, 13:24:35
Warum hat sich in den letzten 10 Jahren die Schere weiter geöffnet und warum ist die Lebenserwartung der Geringverdiener sogar zurück gegangen? Säuft und kifft diese Bevölkerungsgruppe jetzt mehr als früher (ich habe dazu nirgends unterstützende Statistiken gelesen) oder haben nicht doch Praxisgebühr und das relative und absolute weitere Absenken der Niedriglöhne schuld?
geschrieben von karl


Ich halte das für des Pudels Kern. Die Praxisgebühr beim Hausarzt ist eine unselige Erfindung.

Wer z.B. Blutdrucktabletten braucht, muß nicht nur die Zuzahlung für die Tabletten, sondern auch noch für ein mickriges Rezept 10 Euro Praxisgebühr bezahlen. Das tut sicher manchem Familienvater, der Geringverdiener ist, weh, sodaß er auf die Einnahme seiner Tabletten verzichtet, was auf jeden Fall eine erhebliche Lebensverkürzung zur Folge haben kann. Und billiger ist es für die Kassen ja auch nicht, wenn dafür Herzinfarkte behandelt werden müssen.

In Norwegen z.B. braucht man wegen ständig verordneter Tabletten nicht zum Arzt, das Rezept ermöglicht den wiederholten Bezug der benötigten Arznei für 1 Jahr. Man sollte sich auch mal bei Nachbarn umsehen, was die besser gelöst haben. Stattdessen kommt jetzt der noch hirnrissigere Vorschlag, bei jedem Arztbesuch 5 Euro zu verlangen. Aber das wäre ggf. ein eigenes Thema.
Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
Mitglied

Billige, preiswerte Ernährung?
geschrieben von Die-Klostermaus
als Antwort auf arno vom 14.12.2011, 07:25:45
... gesunde Lebensmittel kann jeder auch mit wenig Geld kaufen. Ich denke an Kartoffel, Gemüse, usw. ... Viele Grüße arno
geschrieben von arno


Sicher nur ein Teilaspekt, ein untergeordneter Punkt in dieser Diskussion, aber dieser bedarf dennoch einer gewissen Korrektur.


Zunächst einmal die Frage, wieviel Geld täglich jemand zur Verfügung steht. Gehen wir von rund 4 Euro (das entspricht in etwa dem Hartz-IV-Tagessatz?) aus.

Dann (1): Was gestehen wir uns, was gestehen wir anderen Menschen täglich an Nahrungsmitteln zu; was entspricht in etwa dem Durchschnitt der Bevölkerung?
Welche Nahrungsmittel sind für eine ausreichende und gesunde Ernährung nötig?
Fällt mir gerade ein ... lange Zeit [auch heute noch?] hieß es, man solle unbedingt Fisch essen ... es dürfte heute den meisten Menschen die Situation in den Weltmeeren bekannt sein: leer gefischt, massiv mit Schadstoffen und Plastik belastet, die (Großsee)Fischerei ist, ähnlich wie die industrielle Landwirtschaft, ökologisch höchst bedenklich. [/indent]

Dann (2): Welche Einkaufsmöglichkeiten sind vorhanden? Welcher Qualität sind diese Nahrungsmittel? Wann bezeichnen wir ein Nahrumgsmittel als gesund? Etwa frei von Pestiziden, irgendwelchen Rückständen?
Von der Produktion der Nahrungsmittel gar nicht zu reden ... Man möge nur einmal die Produktion von Obst, Gemüse, Tomaten, Gurken etc. in Almeria [Spanien], auf den Großbetrieben in Ostdeutschland (Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) genau anschauen!

Die Erzeugung (einschließlich Lagerung und Transport) von - ich zitiere - von "Kartoffeln, Gemüse" etc. ist heute leider ökologisch bedenklich, zudem sind diese Nahrungsmittel auch nicht generell "gesund", sondern häufig belastet (Nitrate, Pestizid-Rückstände). Und billig?
Zeitweilig hat beim ALDI ein Kilo Gemüse zwei- bis viermal soviel gekostet als etwa ein Kilo Hähnchen(fleisch); oder war teurer als manches Fleischangebot beim ALDI.
Wenn man bedenkt, dass Kartoffeln und speziell Gemüse vorwiegend aus Wasser besteht, ist diese Gemüse etc. sehr teuer bezahlt.


Der kein oder nur wenig Geld hat, kann sich nicht den Luxus leisten, auch noch ökologische und gesundheitliche Fragen zu berücksichtigen. Was etwa vier Euro in einem sogenannten BIO-Laden wert sind, weiß jeder, der dort einmal eingekauft hat.

Geht es bei einem Hartz-IV-Ernährungssatz ums nackte Überleben, ums Nicht-Verhungern, oder um eine Ernährung, die der "Durchschnittsernährung" der Bevölkerung entspricht?
(Diese grundsätzliche Frage darf nicht mit dem "ausweichenden" Hinweis auf den Konsum von Nikotinprodukten und Alkoholika beantwortet werden; das wiederum ist ein anderes Problem.)



Dann noch ein psychologisches Moment. Wenn ich [i]freiwillig
faste, etwa wie ein Kartäuser lebe und mich ernähre, ist das etwas grundsätzlich anderes als wenn ich in einer Wohlstands-, Konsum- und Fressgesellschaft lebe und unfreiwillig so am Rande "dahinvegetieren" muss. Das erste mache ich aus Überzeugung und freiwillig, das zweite ...


Die Klostermaus

Karl
Karl
Administrator

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Karl
als Antwort auf Edita vom 14.12.2011, 14:41:31
Mit der Agenda 2010 fing das Elend an! Sie hat in Wirklichkeit Tor und Tür für Sozialabbau, Stellenabbau und Niedrigstlöhne geöffnet! Und das geht seit ca. 10 Jahren stetig bergauf, in negativem Sinne natürlich!
Das ist m. E. ein Erklärungsansatz und die Politik muss dies sorgfältig prüfen.

Der Amtseid lautet ja auf „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."

Zum Volk gehören eben nicht nur die oberen Zehntausend.

Karl

Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 14.12.2011, 15:35:01
Auch dieser Satz hat nach wie vor seine hohe Berechtigung - ist aber in Teilbereichen sehr illusorisch. Gerechtigkeit gegen Jedermann wird nie erreichbar sein,da die Beurteilung dieser Kriterien eben Jedermann trifft und hier alle anderer Meinung sind.
Aber Demokratien können sich nicht nur für Minderheiten einsetzen, sondern benötigen auch Mehrheiten, um überleben zu können. Und die vielbescholtene Agenda 2010 hat in den letzten Jahren erheblich mitgeholfen, die Arbeitslosenzahlen drastisch zu senken, was ja wiederum Einzahlungen in die Sozialsysteme und auch die Steuerkassen zur Folge hat.
Wie immer im Leben, sollte man auch dies von beiden Seiten betrachten.
Das Beispiel Norwegen und dessen Gesundheitsversorgung macht mich etwas nachdenklich: sicher ist es einfach, ein kleines Land mit weniger Bürgern zufriedenzustellen als ein 83 Mio Volk mit sehr hohen Ansprüchen. Immerhin ist das deutscheGesundheitssystem eines der besten der Welt und das kostet viel Geld. Zukünftig wird es noch teurer, wenn der demographische Faktor weiter vorangeschritten ist - also noch mehr Patienten und immer weniger Einzahler. Olga
Edita
Edita
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 14.12.2011, 15:41:06
Olga die Agenda 2010 hat genau das nicht bewirkt, mir fällt es schwer zu glauben, daß Sie nicht wissen, wie diese Zahlen geschönt werden! Ein Gros der bei der Agentur gemeldeten Arbeitssuchenden werden einfach in irgendwelche sinnlosen und nicht weiterbringende Maßnahmen zwangsgesteckt, oder müssen irgendwelche sinnlosen Praktika absolvieren, und schon sind sie raus aus der Statistik! Die sind dann zwar immer noch Arbeit suchend, erscheinen aber nicht mehr in der Statistik, und Geld bekommen sie auch nicht mehr! Es wurden eigens Unternehmen gegründet, um solches Unterfangen zu ermöglichen! Hier gilt der Spruch " glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast " ganz besonders!

Edita
Re: Lebenserwartung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 14.12.2011, 15:41:06
Das Beispiel Norwegen und dessen Gesundheitsversorgung macht mich etwas nachdenklich: sicher ist es einfach, ein kleines Land mit weniger Bürgern zufriedenzustellen als ein 83 Mio Volk mit sehr hohen Ansprüchen. Immerhin ist das deutscheGesundheitssystem eines der besten der Welt und das kostet viel Geld. Zukünftig wird es noch teurer, wenn der demographische Faktor weiter vorangeschritten ist - also noch mehr Patienten und immer weniger Einzahler. Olga


Schon mal das nachgerechnet, was da geschrieben steht Frau olga?
Im Umkehrschluß sehe ich das so: Ein kleines Land mit weniger Bürgern hat ein kostenintensiveres Gesundheits-System, da weniger Menschen die moderne Technologie tragen und finanzieren müssen (Anschaffungspreis:Anzahl der Nutzungen=Amortisation....) Wie machen das die Skandinavier nur? Haben ein super Gesundheitssystem, ein wunderbares soziales System, geringste Arbeitslosigkeit (obwohl die Infrastruktur weitaus schwieriger ist als hierzulande) ...tja, WIE machen die das nur ???
Und den demographischen Faktor haben DIE genauso - prozentual betrachtet vermutlich denselben wie wir.

silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2011, 16:12:29
Wie die das machen, die Norweger? Ganz anders können die das machen:
Sie finanzieren das Gesundheitswesen aus Steuereinnahmen. Und davon fließen reichlich, dank der Offshore-Ölquellen.


Anzeige