Innenpolitik Lebenserwartung

murasaki
murasaki
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von murasaki

Ich frage hier nochmal, wie sich die Statistik zusammensetzt. Es werden hier Zahlen als gegeben hingenommen und Ursachen einer Entwicklung diskutiert, die in diesem Ausmaß eventuell gar nicht besteht. Ich kann doch aus Endergebnissen einer Statistik, deren Aufbau ich nie gesehen habe und somit nicht weiß mit welchen Daten sie gefüttert wurde, keine Schlüsse ziehen. Höchstens Mutmaßungen anstellen, mit denen ich richtig oder gewaltig danebenliegen kann.

Die Statistik kann sich ja nur auf bereits Verstorbene beziehen. Es müssen somit Menschen mit geringen Renten- oder Versorgungsbezügen gewesen sein. Nun müssen geringe Bezüge im Alter nicht unbedingt auf Niedriglöhne oder geringe Einkommen im aktiven Berufsleben zurückzuführen sein. Für geringe Altersbezüge gibt es vielschichtige Gründe. Ich halte die Statistik bzw. ihre auf Geringverdiener reduzierte Wiedergabe für (bewusst) irreführend. Müsste man für konkrete Schlussfolgerungen nicht auch berücksichtigen, woran die „angeblichen“ Geringverdiener verstorben sind? Wie hoch ist die Anzahl derer, die z. B. aufgrund genetischer Faktoren, unsoliden Lebenswandels oder Unfällen verstorben sind? Ursachen, die auch bei gutem Einkommen frühzeitig zum Tod geführt hätten. Es liegt mir nichts daran, bedenkliche Entwicklungen schön zu reden, aber mit dieser Statistik habe ich arge „Probleme“. Dass der soziale Status Auswirkung auf die Lebenserwartung haben kann, ist unbestritten und leider schon immer so gewesen. Das Einkommen ist allerdings nur Teil des sozialen Status.

murasaki


Karl
Karl
Administrator

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 13.12.2011, 17:12:44
Olga64, deiner Meinung nach sind also diejenigen, die wenig Geld haben und heutzutage früher sterben müssen als noch vor 10 Jahren alle selber schuld. Also besteht kein politischer Handlungsbedarf?

Karl
Karl
Karl
Administrator

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Karl
als Antwort auf murasaki vom 13.12.2011, 18:21:20
Dass der soziale Status Auswirkung auf die Lebenserwartung haben kann, ist unbestritten und leider schon immer so gewesen.
Darum geht es ja auch gar nicht. Es geht darum, dass bei den gleichen Messmethoden heute arme Menschen früher versterben als vor 10 Jahren.
Wer im Niedriglohnsektor gearbeitet hat, stirbt früher als ein Besserverdiener. Und noch schlimmer: Die Lebenserwartung von Geringverdienern nimmt ab. Experten sehen die Ursache in Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitssektor und fordern eine "offensive Armutspolitik". Quelle.
geschrieben von sueddeutsche
Zur Methodik der Zählung steht in dem Link zur Süddeutschen Zeitung, den senhora bereits angegeben hatte (aber gelesen wird hier ja nicht ):
Langjährig rentenversicherte Männer - also jene, die mindestens 35 Versicherungsjahre vorweisen - und weniger als 75 Prozent des Durchschnittslohns verdienten, wurden 2001 durchschnittlich noch 77,5 Jahre alt. Zehn Jahre später liegt ihre Lebenserwartung fast zwei Jahre darunter. Besonders deutlich ist der Rückgang in den neuen Bundesländern. Männer, die während ihrer Berufstätigkeit weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens erhielten, sterben dort heute 2,6 Jahre früher als noch 2001. Verdienten sie zwischen 50 und 75 Prozent dieser Bezugsgröße, sind es sogar fast vier Jahre.
geschrieben von Sueddeutsche Zeitung

Wer diese Zahlen bezweifelt, bezweifelt die Angaben der Bundesregierung:
Diese Zahlen der Deutschen Rentenversicherung stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Große Anfrage der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.
geschrieben von ebd.
Es ist nun eher nebensächlich, wer diese Anfrage gestellt hat, aber selbst das war hier ja bereits ein Argument gegen die Zahlen. Wieviel Scheuklappen gibts eigentlich?

Karl

Anzeige

arno
arno
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von arno
als Antwort auf Karl vom 13.12.2011, 18:36:21
Hallo, karl,

jetzt erkenne ich endlich das Positive der Studie:

Der Arme ist nicht so lange arm, wie der Reiche reich ist!

Viele Grüße
arno

weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von weserstern
als Antwort auf arno vom 13.12.2011, 18:41:46
Hallo, karl,

jetzt erkenne ich endlich das Positive der Studie:

Der Arme ist nicht so lange arm, wie der Reiche reich ist!

Viele Grüße
arno

geschrieben von arno


Der Reiche kann dann immerhin, nach langem Leben noch was vererben.

Und der Arme???


weserstern

Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
Mitglied

Man kann auch daneben zielen ...
geschrieben von Die-Klostermaus
als Antwort auf dutchweepee vom 12.12.2011, 12:24:49
@jupp11
Du interpretierst mich falsch. Ich möchte anmerken, dass seit dem Ende der DDR, das soziale Gewissen der Marktwirtschaft reduziert wurde und zunehmend neoliberale Schwerpunkte gesetzt werden. Die Armen werden ärmer und die Reichen reicher. Die Bundesrepublik hat es seit dem zunehmend nicht mehr nötig, sich einen sozialen Anstrich zu geben, um den asozialen Markt zu tarnen.



Ohne die (oben von mir farbig markierten) Thesen grundsätzlich zu bestreiten, aber diese statistischen Ergebnisse sind - sofern sie als solche zutreffend und repräsentativ sind - komplexer zu erklären, wie dies ja auch in den anderen Beiträgen geschehen ist. Die Anmerkung erklärt zum Sachverhalt leider nichts.

Gerade wenn man einen Anspruch von Aufklärung und Wahrheit vertritt, sollte man nicht so plakativ und zudem auch nicht zutreffend "argumentieren". (Damit macht man es dem politischen Gegenspieler sehr leicht ...)


Lebensweise, Ernährung und der vermutlich verstärkte Konsum von Alkohol und Nikotin spielen hier wohl eine wichtige, wenn nicht sogar eine entscheidende Rolle.
Siehe das sehr geringe Durchschnittsalter russischer Männer (Frauen sterben im Schnitt mit 72 und Männer mit 59 Jahren. Quelle)
[/indent]
Inwieweit sich eine unterchiedliche medizinische Behandlung (Zwei-Klassenmedizin) hier auswirken könnte - wenn überhaupt - , wäre durchaus einer Betrachtung wert.

Interessant und vielleicht amüsant: Während in den 50er Jahren Rauchen gewissermaßen ein positives Statusmerkmal war (man beachte etwa die Reklame der Zigaretten-Industrie in den Illustrierten dieser Jahre! Wer raucht welche Zigarettenmarke, in welcher Situation und in welchem sozialen Umfeld?), ist das Rauchen heute ein [i]Unterschichtenphänomen
geworden. (Zu dieser These finden sich im netz zahlreiche Hinweise!)


Die Klostermaus

Anzeige

jupp11
jupp11
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von jupp11
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2011, 16:53:46
Es gibt fast überall Gelegenheiten für diese Menschen sich fast kostenlos Nahrungsmittel wie Gemüse u.s.w. von Tafeln zu bekommen.

Deine Rechnung ist sehr schön, woher kommt den nun das Geld für Zigaretten und Alkohol? Das können sich viele nicht leisten die von Arbeit leben. Zwei Personen mit Alkohol und Zigaretten zu versorgen.

Gerade heute morgen beim Einkaufen im Supermarkt hat sich so ein armes Paar welche ja vom Existenzminimum leben muss statt Gemüse dann doch lieber 10 Dosen Bier gekauft.

Vom äußeren Eindruck her werden die beiden den Durchschnitt an Lebensalter der unteren Einkommen auch nicht erhöhen.

Einige die hier posten scheinen in ländlichen Idyllen zu wohnen.

Wer wirklich die Warhet wissen möchte dem kann ich nur empfehlen sich doch mal in Großstädten umzusehen.
Re: Lebenserwartung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jupp11 vom 13.12.2011, 19:22:46
Es gibt fast überall Gelegenheiten für diese Menschen sich fast kostenlos Nahrungsmittel wie Gemüse u.s.w. von Tafeln zu bekommen.

Deine Rechnung ist sehr schön, woher kommt den nun das Geld für Zigaretten und Alkohol? Das können sich viele nicht leisten die von Arbeit leben. Zwei Personen mit Alkohol und Zigaretten zu versorgen.

Gerade heute morgen beim Einkaufen im Supermarkt hat sich so ein armes Paar welche ja vom Existenzminimum leben muss statt Gemüse dann doch lieber 10 Dosen Bier gekauft.

Vom äußeren Eindruck her werden die beiden den Durchschnitt an Lebensalter der unteren Einkommen auch nicht erhöhen.

Einige die hier posten scheinen in ländlichen Idyllen zu wohnen.

Wer wirklich die Warhet wissen möchte dem kann ich nur empfehlen sich doch mal in Großstädten umzusehen.


@ jupp
Ich denke, dass man Mannheim/Ludwigshafen nicht unbedingt als Dörfer einstufen muss, oder ?
Zudem weiß ich sehr wohl, wovon ich schreibe, da ich H4-Betroffene unterstütze bei Behördengängen und Papierkrieg. (ehrenamtlich - also mein Soziales Jahr als Rentner bereits vorab mal absolviere).

Ich finde es zum Kotzen (ja, nur dieses Wort drückt meine Wut wirklich aus!), dass H4-Betroffene stets mit Alkohol und Zigaretten in Verbindung gebracht werden. Auch die Tafel ist ein Witz der Obersten, denn: geh mal hin ...

Was die zehn Dosen Bier angeht, so kann ich nur wiederholt eine H4-Empfängerin zitieren:"Wenn ich eine Flasche Wein trinke für 1€50, dann habe ich keinen Hunger mehr!" Diese Frau hat DREI Kinder alleine großgezogen, trotz GdB 60%, sich die Hände blutig geschrubbt in Wohnungen von Leuten wie Jupp oder Olga, sich erfolglos immer und immer wieder beworben bis zum Erbrechen !!!
Zumindest ihre Kinder hatten immer zu essen, man sah ihnen ihren Status nicht an; heute studieren sie bis auf den Jüngsten, der noch zuhause ist.

Was haben Menschen wie du jupp oder Andere hier, die von Nichts viel Ahnung haben, denn schon gesehen an Armut in unseren Städten ?
Ich wünsche Manchen hier nichts Böses, aber sie sollen mal nur für ein halbes Jahr in den "Genuß" von H4 geraten, das wäre mir eine wahre innere Wohltat!
Marija
Marija
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von Marija
als Antwort auf Marija vom 13.12.2011, 11:06:19
Robert Koch Institut gibt die Fakten.

@ karl

" Scheuklappen " ist eine euphemistische Benennung
Ich nenne es im besten Falle nur noch Ignoranz.

Marija

burgfrau
burgfrau
Mitglied

Re: Lebenserwartung
geschrieben von burgfrau
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2011, 19:51:40
@ asray, da hast du vollkommen recht, ich stimme dir zu !

denn wer auf seinem hohen ross sitz, sieht nur in seiner höheren position das leben. aber nicht, daß was in wahrheit unter ihm geschieht.


burgfrau!

Anzeige