Innenpolitik Krankenhausreform

Karl
Karl
Administrator

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Karl

Nach dem Lesen der persönlichen Abwertungen der jeweiligen DiskutantInnen mit abweichender Meinung anstelle von Sachinformationen hatte ich mal Lust, mir einen Überblick über die Sachlage zu verschaffen. Ich habe die am Montag vorgestellte neue Version von ChatGPT4o gefragt, ob sie mir das Für und Wider für die Reform übersichtlich präsentieren kann. Sie hat es versucht:

Natürlich, ich kann die wichtigsten Argumente für und gegen die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform in Deutschland zusammenfassen.

Argumente für die Krankenhausreform
  1. Qualitätssteigerung und Spezialisierung:
    • Die Reform zielt darauf ab, die Qualität der Versorgung zu verbessern, indem spezialisierte Zentren gestärkt und kleinere Krankenhäuser umstrukturiert werden. Dies soll eine bessere medizinische Versorgung durch hochqualifiziertes Personal gewährleisten.
       
  2. Reduktion von Überkapazitäten:
    • In Deutschland gibt es im Vergleich zu anderen Ländern eine hohe Krankenhausdichte mit vielen Betten. Die Reform soll Überkapazitäten abbauen und somit die Ressourcen effizienter nutzen.
       
  3. Kostenersparnis und Effizienz:
    • Durch die Bündelung von Ressourcen und die Konzentration auf spezialisierte Einrichtungen sollen die Betriebskosten gesenkt und die Effizienz des Gesundheitssystems gesteigert werden.
       
  4. Verbesserung der Patientensicherheit:
    • Durch die Zentralisierung bestimmter Eingriffe in spezialisierten Zentren sollen Komplikationen und Fehlbehandlungen reduziert werden, was letztlich der Patientensicherheit zugutekommt.
       
  5. Anpassung an demografische Veränderungen:
    • Die Reform berücksichtigt die demografischen Veränderungen, wie die alternde Bevölkerung, und zielt darauf ab, eine bedarfsgerechtere Versorgung sicherzustellen.
       
Argumente gegen die Krankenhausreform
  1. Schließung von Krankenhäusern:
    • Kritiker befürchten, dass die Reform zur Schließung zahlreicher kleinerer Krankenhäuser führt, was insbesondere in ländlichen Gebieten zu einer Verschlechterung der Versorgungslage führen könnte.
       
  2. Erreichbarkeit und Zugang zur Versorgung:
    • In ländlichen Regionen könnten längere Anfahrtswege zu spezialisierten Zentren die Versorgung der Bevölkerung verschlechtern, da die Erreichbarkeit von Krankenhäusern ein entscheidender Faktor für die schnelle medizinische Hilfe ist.
       
  3. Arbeitsplatzverluste:
    • Die Reform könnte den Verlust von Arbeitsplätzen im Gesundheitswesen nach sich ziehen, insbesondere in Regionen, in denen Krankenhäuser geschlossen oder verkleinert werden.
       
  4. Belastung großer Kliniken:
    • Die Konzentration auf spezialisierte Zentren könnte zu einer Überlastung dieser Einrichtungen führen, was wiederum die Qualität der Versorgung negativ beeinflussen könnte.
       
  5. Finanzierungsunsicherheit:
    • Die Umsetzung der Reform erfordert erhebliche Investitionen in die Infrastruktur der verbleibenden Krankenhäuser. Es gibt Bedenken, ob die Finanzierung ausreichend gesichert ist und wie die Kosten verteilt werden.
       
  6. Soziale Ungerechtigkeit:
    • Die Reform könnte zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, bei der Patienten in ländlichen und strukturschwachen Regionen benachteiligt werden, während städtische Gebiete bevorzugt werden.
Fazit
Die geplante Krankenhausreform von Karl Lauterbach ist ein vielschichtiges Vorhaben, das sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Die Befürworter heben die potenziellen Verbesserungen in der Qualität der medizinischen Versorgung und die Effizienzsteigerungen hervor. Kritiker hingegen warnen vor den negativen Folgen für die Erreichbarkeit der Versorgung, Arbeitsplatzverluste und soziale Ungerechtigkeiten. Eine sorgfältige Abwägung und ein ausgewogenes Vorgehen sind entscheidend, um die positiven Aspekte der Reform zu realisieren und gleichzeitig ihre potenziellen Nachteile zu minimieren.
Meine persönliche Meinung ist, man sollte nicht immer alles nur schwarz und weiß malen, sondern gemeinsam versuchen das Beste zu erreichen. In einer alternden Gesellschaft ist es aber offensichtlich schwer, der Verhärtung von Meinungen entgegenzuwirken.

Karl
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Der-Waldler vom 18.05.2024, 08:42:35

Wirklich ländlich ist unsere Gegend nicht.
Aber wenn die kleine Krankenhäuser - je so 5 bis 10 km von uns entfernt - aufgelöst werden, dann wären es mindestens 50 km Entfernung zu den großen Kliniken in Aachen und Köln.
Und da wird es grundsätzlich schwierig, erst recht in der Vor- und Nachsorge, denn bei schwerwiegenden Erkrankungen ist man in der Regel auf Begleitpersonen angewiesen.
Erst mit Pflegestufe 3 werden zur Zeit Krankenfahrten von der Kasse übernommen.

Dennoch wäre ich bei meiner Herzattacke lieber in einer Spezialklinik eingewiesen worden, denn was nutzt mir ein Bett, wenn in einem solchen Fall kein Herzspezialist in der Nähe ist?
Notversorgung kann im Rettungswagen gemacht werden. Das setzt natürlich voraus, dass die Notärzte gut geschult und erfahren sind.

Ich hoffe, dass die kleinere Kliniken erhalten bleiben für die notwendige Pflege und Nachversorgung.

Ich persönlich habe das Glück, dass ich im Notfall zu der jüngsten Tochter ziehen kann, das Angebot steht.
Da sind herausragende Kliniken in unmittelbarer Nähe.

Grundsätzlich werden wir uns wohl mit einschneidenden Kürzungen im "Wohlfühlbereich" abfinden müssen.
Ob die medizinische Versorgung für den Kassenpazienten besser wird, bleibt abzuwarten.

Mareike

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von jeweller

Wir haben ca. 60 000 Einwohner, genau weiss man es nicht, da keine Meldepflicht.
2 Krankenhäuser sind privat und eins ist staatlich. Sie funktionieren so lang ich hier lebe. 
Ein Nachteil, unsere Ärzte tragen keine weissen Kittel.😪

LG Hubert

SDIM0251 (4).jpg


Anzeige

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Granka vom 17.05.2024, 12:54:13
Dorfkrankenhäuser gab und gibt es nicht, kleinere Krankenhäuser in den Kreisstädten sehr wohl und die haben bisher die schnelle Versorgung lebensgefährlicher Krankheiten der in der Umgebung lebenden Bewohner übernommen um dann bei Bedarf die Patienten ins nächst grössere Krankenhaus zur Weiterbehandlung oder OP zu transportieren.
 

Exakt so ist es hier, @Granka

Das kleine Krankenhaus hier "in der Nähe" (nun ja, 25 km...) macht in so einem Fall die Erstversorgung. Wenn der Herzinfarkt z.B. leicht war, wir auch die Behandlung durchgeführt, zeigen EKG und entsprechenden Blutparameter an, dass es gefährlich sein/werden könnte, wird weitergeleitet, manchmal auch per Hubschrauber. Fiele dieses Krankenhaus weg, wird es halt schwieriger bzw. u.U. lebensbedrohlich.

LG

DW
Granka
Granka
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Granka
als Antwort auf Karl vom 18.05.2024, 08:51:53

Karl, niemand wird bestreiten, dass die Krankenhausreform aus Kostengründen notwendig ist, aber auf dem Land war die Gesundheitsversorgung wegen der oft langen Wege und der teilweise schon vorhandenen Spezialisierung der kleinen Krankenhäuser und  Behandlungen schon schwierig und wird noch schwerer, wie deine Befragung auch ergab.  

Nichts anderes habe ich und zwei andere getan, wir haben die Probleme geschildert, weder abgelehnt noch zugestimmt, wir schilderten unsere Erfahrungen.
Granka

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf olga64 vom 17.05.2024, 18:18:18
weil sie Fakten weniger interessieren, sondern nur eigene Behauptungen oder solche von artverwandten 'Gruppen.

 

Liebe Olga,

ich bin der naivem Meinung, dass in einen solchen Thread, in dem es ja auch um die möglichen Folgen gehen sollte, durchaus "eigene Behauptungen" ihren Platz haben, wenn sie aufzeigen, wie a) die Realität vor Ort in manchen ländlichen Räumen und b) die Folgen dieser Reform für ebendiese aussehen bzw. aussehen könnten. Genauso wie ich nicht davon ausgehe, dass mein ländliches Umfeld "typisch" für die soziale Realität ganz Deutschlands ist, sollten auch diejenigen, die in anderen Gegenden leben, nicht davon ausgehen, dass Ihr Umfeld typisch für die soziale Realität in ganz Deutschland ist. Insofern finde ich es sehr wichtig und hilfreich, dass man sich hier austauscht, ohne die Situation des anderen zu ignorieren oder gar zu leugnen.

LG

DW

Anzeige

Granka
Granka
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Granka
als Antwort auf Der-Waldler vom 18.05.2024, 09:41:45
Dorfkrankenhäuser gab und gibt es nicht, kleinere Krankenhäuser in den Kreisstädten sehr wohl und die haben bisher die schnelle Versorgung lebensgefährlicher Krankheiten der in der Umgebung lebenden Bewohner übernommen um dann bei Bedarf die Patienten ins nächst grössere Krankenhaus zur Weiterbehandlung oder OP zu transportieren.
 

Exakt so ist es hier, @Granka

Das kleine Krankenhaus hier "in der Nähe" (nun ja, 25 km...) macht in so einem Fall die Erstversorgung. Wenn der Herzinfarkt z.B. leicht war, wir auch die Behandlung durchgeführt, zeigen EKG und entsprechenden Blutparameter an, dass es gefährlich sein/werden könnte, wird weitergeleitet, manchmal auch per Hubschrauber. Fiele dieses Krankenhaus weg, wird es halt schwieriger bzw. u.U. lebensbedrohlich.

LG

DW
Ich denke, der Gesundheitsminister müsste diesen Aspekt noch mitbedenken, er bekommt auch Gegenwind,  lieber Der_Waldler. Ich habe miterlebt, wie eine Verwandte mit Schlaganfall per PKW 30km ins Städtische Klinikum gefahren wurde, weil kein Rettungswagen frei war. Es hört sich immer so toll an, zu viel Krankenhäuser, da spart man doch einige ein, aber die Realität auf dem Land ist oft anders, besonders in Bayern.
Granka
Elbling
Elbling
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Granka vom 17.05.2024, 20:58:38
Die Gemeindeschwester gab es oder gibt es evtl. auch noch  bei uns.
 
Zum Taem meiner Hausärztin gehört auch eine 'Art Gemeindeschwester'. Entweder die Ärztin selber schickt sie zu Patienten oder die Patienten können sie auch "anfordern". Sie stellt zwar keine "Diagnosen", aber sie sorgt notfalls für Tablettennachschub, berät bei der Anwendung, Blutdruckmessungen und eine Knontrolle des Allgemeinzustandes macht sie schon - wie halt die "Gemeindeschwester Agnes" (eine im Osten noch bekannte Filmfigur von Agnes Krause)

Und wenn sie eine Notwendigkeit erkennt sorgt sie für die ärztliche Betreuung.
Nordlicht 55
Nordlicht 55
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Lenova46 vom 17.05.2024, 18:07:36

Lauterbachs Schlacht gegen die Lobby ist alternativlos
Die von Karl Lauterbach geplante und nun vom Kabinett beschlossene Krankenhausreform kommt spät, ist aber alternativlos. Der Kliniksektor verschlingt viel Geld und Personal, leistet aber nur mittelmäßige Qualität, kommentiert Tim Szent-Ivanyi.
 

@ Lenova,

immer wenn ich "alternativlos" höre oder lese, gehen bei mir die Alarmzeichen an!
In diesem Zusammenhang von einer "Schlacht gegen die Lobby" zu schreiben, die dann auch noch "alternativlos" sein soll, finde ich ganz unmöglich!

Herr Lauterbach hat sich bei der Erarbeitung seiner Krankenhausreform GEGEN eine Zusammenarbeit mit sämtlichen Fachgremien, sowie der Gesundheitsministerkonferenz der Bundesländer entschieden.
Hätte er deren fachliche Expertise zur Kenntnis genommen und bei der Erarbeitung beachtet, läge jetzt eher eine umsetzbare Krankenhausreform vor, die dieses Wort verdient.
Weil: ALLE wollen eine sinnvolle Krankenhausreform!
So bleibt sie zunächst ein eher theoretisches Konstrukt, das in vielen Bereichen nicht praxistauglich ist!

Es ist kein Wunder, dass es dadurch zahlreiche Änderungsforderungen gibt!
Wenn jetzt versucht werden sollte, dieses Gesetz ohne Genehmigung des Bundesrates durchzudrücken, wäre das in meinen Augen verfassungswidrig.
Denn immerhin stehen die Bundesländer in der Pflicht, diese Reform umzusetzen - und nicht Herr Lauterbach!

Du kannst bei Deiner Zustimmung doch auch nicht allein von durchzuführenden Operationen ausgehen!
Da gehört doch sehr viel mehr dazu!
Vorsorge, eine entsprechende konkrete Diagnose, Erstversorgung und vor allem auch die Nachsorge!
Wenn hier insbesondere von "Dorfbevölkerung" diesbezügliche Befürchtungen geschrieben werden, gehören sie sehr wohl zum Thema und Du solltest sie nicht einfach so abbügeln!
Über Dein "Dorfkrankenhaus" musste ich herzlich lachen 😃!
Es ist doch sehr schön für Dich, dass Du die Auswirkungen der immer schlechter werdenden Gesundheitsversorgung im ländlichen Bereich nicht kennst - Andere müssen damit leben!

Katja
Elbling
Elbling
Mitglied

RE: Krankenhausreform
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Karl vom 18.05.2024, 08:51:53

Karl, es geht nicht um Schwarz/weiß-Malerei. Hier im Landkreis und in unmittelbarer Nachbarschaft wurden schon einige Krankenhäuser geschlossen. Und wenn der Rettungsdienst jemanden ins Krankenhaus bringen muss wirds spannend - sie fragen rum wo noch ein Platz frei ist. Die Menschen brauchen Hilfe und keinen 'Telefonjoker'.

Und Lauterbach sein https://bundes-klinik-atlas.de/ ist wenig nützlich wenn man noch nicht mal weiß was für eine Erkrankung vorliegt. Nur weil ein Bett in der ortophädischen Klinik frei war dürfte ein Herz-Kreislauf-Problem nicht gerade optimal sein.

..und alles mit Blick auf die alternde Gesellschaft.


Anzeige