Innenpolitik Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
DAnke Federstrich.
Ich denke, Frau Merkel hätte nach der Wende auch Mitglied jeder anderen Partei mit mehr sozialem Touch werden können, wie z.B. die Grünen oder der damaligen SPD. So hat sie aber mit viel Mut die verkrustete CDU stark verändert und ihr viele soziale Aspekte oktroyiert, was nun leider dazu führt, dass sich der männliche Anteil dieser Partei wieder zurückentwickeln wird hin zum konservativem Focus.
Die bis heute anhaltenden, hämischen KOmmentare zu Frau Merkel und deren unvergleichlichen Werdegang siedelte ich persönlich oft in die Reihen der Stasi-Leute an, die nach der Wende ihre Bedeutung verloren hatten, bzw. oft kein Bein mehr auf die Erde brachten und froh sein mussten, wenn der kapitalistische Feind ihre Sozialhilfe bezahlte und später ihre Rente.
Verblüfft haben mich auch immer die ERzählungen von Herrn Gysi, der aus einer guten Familie stammend, zuerst mal Melker werden musste, bevor erJura studieren konnte. Und die Familie Gauck, wo die Söhne wegen fehlender Zukunftssperktiven in den Westen abhauten und die Familienbande, bzw. der Kontakt zu den in der DDR verbleibenden Eltern vermutlich bis heute gestört ist.
Das empfinde ich als die ganz grossen Grausamkeiten dieses Regimes, weil sie bis heute so sehr nachwirken. Olga
An die Stasi würde ich dabei nicht unbedingt denken. Merkel hatte schon vor 2015 vor allem viele Gegner unter den normalen Ostdeutschen, die meinten, sie habe zu wenig für sie getan und denen Merkels Karriere unheimlich war. So wurde in ihrer Vergangenheit gesucht, womit man sie madig machen konnte.
Gysi war mit seiner Ochsentour da nicht allein. Medizin konnte z.B. kaum jemand studieren, der nur normalen Wehrdienst gemacht hat. Schikanen allerorten, sobald man was (werden) wollte.
Federstrich
Dieses MIssverständnis von Ostdeutschen, die vermutlich erhofften, Frau Merkel und auch Herr Gauck würden besonders viel für ihre ehemaligen Landsleute tun, habe ich nie verstanden. Warum haben sie es Kohl nie vorgeworfen, den sie ja mehrheitlich gewählt hatten?
Frau Merkel regierte nie allein, sondern immer in Koalitionen und es wäre ihr nie möglich gewesen, ohne ihr Amt zu gefährden,bzw. den geleisteten Amtseid, hier Unterschiede zu machen.
Es klingt auch so kindisch, wenn Menschen dies nach Jahrzehnten noch erwarteten und dann, wenn es nicht so klappt, wie sie es sich vorstellen, "Merkel muss weg" grölen und sich Parteien zuwenden, die vermutlich überhaupt nichts mehr für sie machen werden, wenn sie erst mal vorne mitregieren.
Das alles entfremdet West und Ost weiterhin, zumindest noch in unseren Generationen und bedeutet auch, dass man aus dem GEschenk der Wiedervereinigung nicht allzu viel Gutes gemacht hat (wobei ich nun nicht ausschliesslich an Geld denke, obwohl auch dieses im Übermasse geflossen ist).
Gerade jetzt, wo George Bush sen. gestorben ist, der so viel für diese Wiedervereinigung zusammen mit Gorbatschow gemacht hat, sollte man seine Gedanken auch zu diesen alten MÄnnern schweifen lassen, die in dieser Form ja nie "nachgewachsen" sind. Olga
Ich kenne dies auch von mir persönlich Bekannten, die ebenfalls erst nach der Wende zum Studium zugelassen wurden. In der DDR wurde ihnen das wegen ihrer Weigerung, bestimmte politische Aufgaben zu übernehmen , versagt. Was war das Kriterium?
Luchs35
Während ihrer Schulzeit wurde Sahrah Wagenknecht Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ)[5] und schloss 1988 die Erweiterte Oberschule (EOS) „Albert Einstein“ in Berlin-Marzahn mit dem Abitur ab.[6] Die in der DDR übliche militärische Ausbildung für Schüler empfand sie als extrem belastend: Sie konnte nichts mehr essen, was ihr von den Behörden als politischer Hungerstreik ausgelegt wurde.[7] Als repressive Reaktion darauf durfte sie in der DDR nicht studieren. (Wikipedia)
Von FRau Wagenknecht ist auch bekannt,dass sie "kurz vor Torschluss" noch der SED beigetreten ist. Sie hatte dann aber die Gnade der späten GEburt. Wenn sie 1988 Abitur machte, waren es nur noch Monate, bis das sozialistische Paradies zusammengebrochen ist und sie konnte im Westen studieren. Das dürfte das logische Kriterium sein, weshalb sie nicht in der DDR studierte, oder? Olga
Was mich nun etwas irritiert,ist die Tatsache, dass Angela Merkel in der damaligen DDR studieren durfte, während dies z. Bsp. der überzeugten Kommunistin Sarah Wagenknecht wegen Ungehorsams untersagt wurde. Sie studierte später im Westen.
Ich kenne dies auch von mir persönlich Bekannten, die ebenfalls erst nach der Wende zum Studium zugelassen wurden. In der DDR wurde ihnen das wegen ihrer Weigerung, bestimmte politische Aufgaben zu übernehmen , versagt. Was war das Kriterium?
Luchs35
@luchs35, das war ja der springende Punkt: Wagenknecht scheint renitenter gewesen zu sein, wie es bei Wiki zu lesen ist. Das wurde geahndet. Sie hat auch ein geschlossenes maxistisch-leninistisches WEltbild gehabt und geglaubt, sie könne die SED von innen her reformieren und so dieses sozialistische Experiment insgesamt retten. Deshalb der späte SED-Beitritt.
@olga, Auch viel später noch erzählte sie von ihren Schwierigkeiten, einen Betreuer für ihre linkslastige wissenschaftliche Qualifizierungsarbeit (Master) zu finden. Auch deshalb das (Teil-)Studium in den NL. Das ist aber ein ganz anderes Kaliber als Merkel und nicht vergleichbar. Sie war nicht ungehorsam, aber auch keine Kommunistin. Ihre Alibi-Posten und FDJ-Mitgliedschaft wurden aber hochgejazzt, um ihr eine Gesinnung anzudichten, die sie nicht gehabt hat. Wie ich oben geschrieben habe, war sie angepasst bis zu dem Grade, der eine Überwinterung in einer Nischenexistenz erlaubt hat. Ebenso ihr Mann.
@olga, Kohl war Westdt., d.h. er hatte nicht den ostdeutschen Stallgeruch. Die Erwartung an ihn waren enorm, aber man setzte Hoffnungen ihn, obwohl er Westdt. war. In Merkel wurden sie gesetzt, weil sie Ostdt. war.
Federstrich
Ja , ich glaube genau so war es bei der Wagenknecht.
Die Führungsbande hat am meisten Angst vor Reformierern von innen her.
Ich erinnere mal an Bahro.
lupus
@ lupus
Bahro war n ganz Gerader. Am Ende wollte er Erich H. sogar in Moabit als Verteidiger zur Seite stehen.
Sein Buch "Die Alternative" haben wir damals als Studenten verschlungen ...
Danke, für Deine Erläuterung, Federstrich, die ist für mich nachvollziehbar, so wie man S.W. kennt. Ganz zufrieden bin ich aber trotzdem nicht, denn ich denke dabei an das parallele Schicksal meiner Bekannten,
Bruder meiner Freundin und dessen Ehefrau, deren Medizin-Studium davon abhängig gemacht wurde, ob sie gewisse Einzelheiten aus dem Leben eines nahen Verwandten "preisgeben" wollen oder können. Sie lehnten ab- und Studium war "leider" nicht möglich, auch andere Berufswünsche ließen sich nicht erfüllen.
Nach der Wende packten sie ihre Koffer, Medizinstudium im Westen klappte, und heute haben beide eine Arztpraxis, und sie sind Merkel-Fans.
Gut, ich stecke in diesen Schicksalen nicht drin, kann also kein persönliches Urteil abgeben, aber möglicherweise ist das der Boden für Vorurteile gegen die Kanzlerin durch Teile der ostdeutschen Bevölkerung, die eben hinterher viel erfahren haben, was der Nachbar oder die Nachbarin "ausgeschnüffelt" hatten.
Ich selber aber glaube keinesfalls, dass Helmut Kohl sich damals ungeprüft ein "Kuckucksei" ins Haus geholt hätte. Das schließe ich absolut aus.
Für viele Ostdeutsche war Kohl lange Zeit eine Art Messias, ein großer Erlöser durch seine Versprechungen von "der blühenden Landschaften" etc. Leider wurden dann eben auch viele Fehler gemacht . Ich bin ab März 1990 zwei Jahre lang mit kurzen Unterbrechungen kreuz und quer durch Ostdeutschland gefahren bis rauf in die Uckermark oder die Darss und habe zu 95 Prozent bei Privatleuten gewohnt, nebenbei u.a. noch für die "Berliner Zeitung" (Ost) geschrieben, weil sich da vieles verbunden hat. Da habe ich vom alten Leben und dem langsamen Übergang sehr viel mitbekommen und auch Freunde gewonnen, mit denen ich bis heute guten Kontakt halte. Die Begeisterung aus der Anfangszeit ist teilweise einer großen Enttäuschung gewichen, andere, die gut Fuß gefasst haben in der "neuenWelt" , leben mit aller Selbstverständlichkeit ihren neuen Weg. Für sie ist es ein Leben davor oder danach.
Dem Titel kann ich mich übrigens anschließen- diese Zeit (ohne Kommunismus) gehört auch zu meinen Schönsten in meinem Leben.
Luchs35
Liebe Luchs, ich glaube, weder du noch ich können hier in diesem Schrätt Einzelschicksalen gerecht werden. Viel zu unterschiedlich waren die Gegebenheiten und viel zu wenig wissen wir von anderen, wie, was, wo, warum gelaufen ist. Du hast nach den (allgemeinen) Kriterien für eine Studienzulassung gefragt. Ich habe auch nie in einer Zulassungskommission gesessen, aber ich war jung und habe wie jeder andere Ostdeutsche viele Kontakte, Bekannte, Freunde gehabt, die genauso jung waren und Einblicke in ihr Leben und wiederum ihren Bekanntenkreis gegeben haben. Daraus schöpfe ich. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich dich klar verstanden habe, wenn du Merkel und das Schicksal deiner Bekannten vergleichst (?). Beides ist nicht vergleichbar.
Zu deiner Bekannten: Das mag es gegeben haben, dass Studienwünsche verweigert wurden, weil man im Visier der Stasi war. Ich kenne aber auch zwei Beispiele, wo die Stasi während des Studiums angeklopft hat. Als eine Zusammenarbeit verweigert wurde, ist aber dennoch nichts passiert. Es ging alles weiter wie gehabt. Anderen Männern wurde das Studium verweigert, weil sie keine Verpflichtung zum Reserveoffizier unterschrieben haben. Es gab Ungerechtigkeiten und individuelle Gründe für Verweigerungen ohne Ende (!!) und wer selber betroffen war, hatte den Kanal restlos voll. Ich habe aber auch gelernt, dass in den persönlichen Erzählungen von einer Vielzahl von Gründen mitunter auch nur einer betont wurde. Auch das ist menschlich. Es gab nichts, was es nicht gab.
Merkel hat aus gutem Grund ein naturwissenschaftliches Studium gewählt, was bei weitem nicht so attraktiv war wie ein Medizinstudium. Wer prinzipiell was gegen Merkel hat, wird ihr alles Mögliche andichten wollen, andichten eben, weiter nichts. Ich selber war nie ein Merkel-Fan, das nur nebenbei, weil es immer welche gibt, die absichtlich missverstehen wollen, nur weil man differenziert.
Die Begeisterung aus der Anfangszeit ist teilweise einer großen Enttäuschung gewichen, andere, die gut Fuß gefasst haben in der "neuenWelt" , leben mit aller Selbstverständlichkeit ihren neuen Weg. Für sie ist es ein Leben davor oder danach.
Ich würde sagen, es ist für jeden Ostdeutschen ein Leben davor und danach, kommt ganz darauf an, wie man es sieht. Die Ostdeutschen waren vor der Wende durch ihre ganz unterschiedlichen Lebenswelten gespalten und sind es nach der Wende wieder.
Federstrich