Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?

Innenpolitik Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf lupus vom 15.12.2018, 11:05:54
Nein es ist schlichtweg so,
wer die rote Armee und damit die Besatzungsmacht und das politische System in Frage stellte, kam nach Workuta.
So ist es geschehen bei einem Verwandten, als er zurück kam wurde ihm über drei Ecken zugeflüstert er solle fliehen und das tat er auch sonst wäre er wieder dahin gekommen.
Er war kein Krimineller.
geschrieben von freddy-2015
Eine schlichtweg sehr fragwürdige Verallgemeinerung!
Was hat dein Verwandter gemacht?
Und vor allem wann hat der das gemacht?
Gab es da die DDR schon?  Was soll das?geschrieben von lupus
Er war einfach anderer Meinung als die Partei
und konnte nicht wie alle das Mau. halten über die Misstände.
Es war ja in den Anfängen der DDR wo alles noch in Bewegung war.
Er war halt nicht der Kriecher wie es sonst viele gab.
Auch war er nicht der einzige Deutsche in Workuta.
Was das sollte.??????, die Kritiker ins Lager zu stecken, kann ich dir nicht sagen.
Das musst du die Fachleute der linken Szene fragen, gibt ja noch einige.
Genutzt hat es der KPDSU nichts.
Alle die nicht konform waren im Parteibereich oder mit der Besatzungsmacht hatten einiges
zu erwarten, das war auch später noch so.


 
Songeur
Songeur
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von Songeur
als Antwort auf Federstrich vom 15.12.2018, 16:24:05

Was ist denn ein "ausgelernter DDR-Bürger" ???

 

lupus
lupus
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von lupus
als Antwort auf hanspeter65 vom 15.12.2018, 16:17:35

Schade, du kannst dir nichts unter "aufmüpfig" vorstellen und lässt "grundsätzlich" weg.
Nur soviel, öffentlich gegen die Grundsätze der SED aufzutreten schaffte natürlich Probleme.
(In Kollegenkreisen wurde schon anders diskutiert)
Die Nichtzulassung zum Medizinstudium wegen fehlender SED-Zugehörigkeit scheint mir eine Ausrede zu sein, denn da gab es andere Hinderungsgründe (z.B. Notendurchschnitt usw.).
lupus
 


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lupus
lupus
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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von lupus
als Antwort auf freddy-2015 vom 15.12.2018, 16:47:24

Konkret, war es DDR oder noch sowjetische Zone?
Und KPdSU ?
lupus

freddy-2015
freddy-2015
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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf lupus vom 15.12.2018, 17:00:42
Es war die DDR Zeit.
Und die DDR Reg. wollte es sogar forcieren mit den Deportationen nach Russland.
Später besserte sich einiges naturgemäss, die meisten Meckerer hauten ab.


Die erste DDR-Regierung drängte im Oktober 1949 sogar darauf, alle, also auch die vor 1949 von SMTs Verurteilten, in die sowjetischen Arbeitslager zu deportieren,
was von Stalin jedoch abgelehnt wurde.
Statt dessen sollten in der DDR verbleibende Häftlinge Anfang 1950 in den Strafvollzug der DDR übergehen.

Wie die Schicksale einiger unserer Interviewpartner zeigen,
wurden jedoch weiterhin Häftlinge in die Sowjetunion deportiert.




 
wandersmann
wandersmann
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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von wandersmann

Die Nichte meiner ehem. Chefin bewarb sich Ende der 80-er bei Radio DDR als Sprecherin. Da sie lispelte, wurde sie abgelehnt. Sie erzählte aber überall, sie sei nicht genommen wotden, weil sie nicht in der SED war.

Um zu DDR-Zeiten in einen Jugendwerkhof eingewiesen zu werden, musste man schon einiges auf dem Kerbholz haben. Gleiches trifft auf eine Deportation nach Workuta zu. Meiner Kenntnis nach waren das 200 Deutsche vielleicht eine Handvoll mehr, die meisten davon unmittelbar nach Kriegsende, weil evtl. als Kriegsverbrecher eingestuft. Sicher gab es in jener Zeit auch politisch motivierte Fehlurteile. Spätestens nach Stalins Tod aber kamen die wieder zurück nach Deutschland.

Hier aber so zu tun, als sei es zu DDR-Zeiten gängige Praxis gewesen, kritische Bürger wegzusperren oder gar nach Sibirien zu verbringen, ist derart hanebüchen, dass mir echt die Worte fehlen.
Auffallend ist auch, dass genau diese falschen Darstellungen, diese Wahrheitsverbiegungen vorwiegend von jenen kommen, die nicht dabei waren, die ihre "Kenntnisse" aus max. 2. und 3. Hand beziehen, die also lediglich auf einseitige Informationen zugreifen können.
 


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Federstrich
Federstrich
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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von Federstrich
als Antwort auf Songeur vom 15.12.2018, 16:52:34
Was ist denn ein "ausgelernter DDR-Bürger" ???

 

Hallo Songeur,
damit meine ich, dass ich bis zum Alter von 34 Jahren in der DDR gelebt und vor allem an verschiedenen Orten gearbeitet habe, also genug Leidenserfahrung hatte, um zumindest meine Sicht der Dinge darstellen zu können. Das ist nicht ganz unwesentlich, weil gerade in Internet-Foren sich manchmal Leute breitspurig zu Wort melden, wenn es um die DDr geht, und sich auf Nachfrage herausstellt, dass sie zur Wende erst 16 oder 18 Jahre alt waren und wesentliche Erfahrungen (Arbeitswelt, Armeedienst) gar nicht gemacht hatten.
Gruß, Federstrich
 
Pat
Pat
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von Pat
als Antwort auf Federstrich vom 12.12.2018, 14:12:50

Eigentlich wollte ich mich ja nicht in die Diskussion über Goldhagens Thesen einmischen, einige davon werden ja auch von vielen  Historikern als absurd abgetan, aber beim durchlesen bin ich dann doch über den Satz gestolpert: „Meine Eltern hätten es nicht gewusst“. Klar, z.B. nur bezogen auf Hitlers mein Kampf, mag dies ja noch zutreffen, aber wenn man den Fortgang der Geschichte betrachtet, dann wird dieses „nichts gewusst“ doch immer unglaubwürdiger. Sowas konnte man in der Nachkriegszeit ja ständig hören: „davon haben wir nichts gewusst“

So war der Antisemitismus doch von Anfang an ein öffentliches Propagandamittel. Gleich nachdem Hitler 1933 an der Macht war, ging es doch schon los: „kauft nicht bei Juden“. 1935 wurde dies dann ganz öffentlich gesetzlich manifestiert, die Nürnberger Rassengesetze. Danach gab es den “arischen Reichsbürger" und die “nichtarischen Staatsangehörigen“ die kaum noch Rechte hatte, die waren doch minderwertig.

Die Reichskristallnacht, oder besser Reichsprogromnacht 1938, konnte man ja wohl kaum übersehen. Über tausend Synagogen, oder andere jüdische Einrichtungen brannten, Geschäfte wurden zerstört, zigtausend Juden wurden deportiert, alles fand in der Öffentlichkeit statt und wurde von der Regierung auch ganz öffentlich unterstützt.

Danach ging es dann doch erst richtig los, da konnte man doch in der Öffentlichkeit sehen, wie Juden mitten durch die Stadt zum Güterzug gebracht wurden, es gab die „Arisierung der jüdischen Betriebe“, die "Arisierung jüdischen Besitzes“, wer auswandern wollte durfte noch, aber sein Vermögen
wurde vom Staat beschlagnahmt. Da kam so einiges zusammen, was Hitler für den Krieg benötigte. Die Judenverfolgung wurde immer öffentlicher, und ab 1940 auch immer grausamer. Manche wurden mitten in der Stadt erschossen, es gab schon 30 KZs, massenhaft Zwangsarbeiter die in über 20 000
Lagern untergebracht waren, viele Zwangsarbeiter starben total erschöpft bei der Arbeit, die anderen mussten sie dann in der Schubkarre mitten durchs Dorf in das Krematorium im Lager transportieren. Viele Menschen konnten es sehen, egal ob in der Hafenstadt, oder am Kohlebergwerk, die Lager waren ja in ihrer Nachbarschaft, der grausame Umgang mit den nichtarischen, war den arischen schon bekannt,  daneben gab es ja noch das Euthanasie-Programm, war sicher auch in vielen Dörfern bekannt.

Aber vor allem die Judenverfolgung wurde immer sichtbarer, und als der Krieg schwieriger wurde, konnte man auch in der öffentlichen Propaganda immer öfter Hinweise auf die Endlösung der Judenfrage finden. Natürlich wurde der Begriff „Vernichtungslager“, nicht in der öffentlichen Propaganda verwendet, viele Menschen waren sicher oft auch nur durch Gerüchte informiert, in ihrem Dorf gab es keine Juden,
aber der Nachbar hat in der Stadt den Gaswagen gesehen, oder Tante X hatte beobachtet, wie 8 Juden aus dem Nachbardorf ihr eigenes Grab schaufelten, und dann erschossen wurden, solche Gerüchte wurden dann auch oft bestätigt, da es sich ja nicht um Einzelfälle handelte, Gaswagen waren überall und ständig unterwegs, und Erschießungen waren auch Alltag zu Kriegszeiten in Deutschland. Die Judenverfolgung war kein Geheimnis, sie war von Beginn an ein öffentlicher Akt, von dem die Mehrheit der Bevölkerung Kenntnis hatte.

Bei vielen, vielleicht sogar bei den meisten, könnte man den Satz: „davon haben wir nichts gewusst“ wohl auch in „davon haben wir nichts gewollt“ umformen, was z.B. auf den Krieg bezogen, sicher auf sehr viele zutrifft, aber auch die Judenverfolgung kam nicht bei allen gut an. Nur was ist daraus geworden??  Bei den meisten, Wegschauen, Verdrängen, verständlicherweise auch aus Angst vor Denunzianten, die gab es doch überall, die Gestapo hatte ja noch keine IM`s wie die Stasi, die waren deshalb den Denunzianten sehr dankbar. Widerstand war damals schon sehr gefährlich, selbst wenn er nur verbal vorgebracht wurde.  Deshalb finde ich Goldhagens These, alle deutschen sind Antisemiten, ziemlich daneben, aber der ewige Einwand: „nix gewusst“ liegt genau soweit daneben.

Pat

 

lupus
lupus
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von lupus
als Antwort auf Federstrich vom 15.12.2018, 18:18:05

Hallo Federstrich
es gibt hier im SP kaum Teilnehmer die die Hitlerzeit bewusst erlebt haben. Eine noch begrenztere Anzahl haben die DDR bewusst erlebt.
Trotzdem berichten hier Teilnehmer selbstbewusst über die Gegebenheiten und Umstände in dieser Zeit und das oft bis ins Detail.
Beispiel angenommen man hat in einem Betrieb jahrelang um eine höhere Planzuweisung von Arbeitskräften gekämpft( denn diese wurden als Zahl geplant) weil es ohne diese Kräfte immer Kritik bei der Erfüllung von Produktionsplänen gab und nun schreibt einer hier ganz sicher "in der DDR wurde die Arbeitslosigkeit  vermieden indem man Arbeitsplätze doppelt besetzte" dann fehlen dir nur noch die Worte.
( Viele Arbeitsplätze wurden in der DDR mit drei Arbeitern besetzt ! Rund um die Uhr! )
So läuft hier eben oft eine Diskussion

lupus
Karl
Karl
Administrator

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Pat vom 15.12.2018, 20:32:22

Hallo Pat,

ich stimme Dir voll zu. Der Satz „davon haben wir nichts gewusst“,  ist als Schutzbehauptung seit langem entlarvt. Man sehe sich nur einmal diesen Zeitzeugenfilm in voller Länge an:
 


Er handelt von der Reichspogromnacht 1938 in Kehl und interviewt werden alte Kehler, die damals Kinder waren und jetzt erstmals im hohen Alter ohne Repressalien durch die damaligen Erwachsenen oder durch Rücksichtsnahme auf Angehörige frei über das Geschehen, das sich in ihre Kinderherzen eingebrannt hatte, berichten können.

Karl

P.S.: Wem die 40 min Fassung zu lang ist, kann auf dieser Seite auch eine gekürzte Zusammenfassung von 6 min sehen.
 

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