Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?

Innenpolitik Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?

luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Federstrich vom 04.12.2018, 09:05:19

  Vielen Dank, lieber Federstrich, für diese Ergänzung und nein- ich wollte keinesfalls das Schicksal meiner Bekannten mit jenem von Angela Merkel vergleichen, da hätte ich dann doch zu viele Lücken für eine Beurteilung.. Mich interessieren nur die Voraussetzungen, warum die Zulassungen zum  Studium so unterschiedlich behandelt wurden. Als ich anfangs der 90er Jahre in Ostdeutschland "herumkurvte" kam ich noch gar nicht auf den Gedanken, dass es bei Zulassungen zum Studium Unterschiede gab, erst viel später, als auch hier in der Schweiz die Anfragen für Studiumssplätze aus den neuen Ländern kamen, wurde das zu einem Thema, weil es eben auch entsprechende Aussagen gab.

Unterstellen zu wollen, dass jeder, der in der ehemaligen DDR studieren wollte , es nur für "Gegenleistungen" konnte, wäre ja schwachsinnig, denn gerade die damalige DDR war auch dafür bekannt, dass das Bildungsniveau hoch war. 

Luchs35

Bote Asgards
Bote Asgards
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von Bote Asgards
als Antwort auf luchs35 vom 04.12.2018, 09:41:47

Es wurde kein Geheimnis daraus gemacht, sondern stolz verkündet, daß die Söhne und Töchter der Arbeiterklasse im Arbeiter-und-Bauern-Staat bei der Studienplatzvergabe bevorzugt werden. Pastorenkinder mußten sich hinten anstellen.

lupus
lupus
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von lupus
als Antwort auf Federstrich vom 04.12.2018, 09:05:19

Bravo! Eine sehr zutreffende Schilderung.Daumen hoch
lupus


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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Federstrich vom 04.12.2018, 09:05:19

Zitat:
"Die Ostdeutschen waren vor der Wende durch ihre ganz unterschiedlichen Lebenswelten gespalten und sind es nach der Wende wieder."
Das lese ich jetzt hier zum ersten Mal. Vorher habe ich von so einigen Ostalgikern immer gelesen, dass es im Osten viel mehr Zusammenhalt gab und die Gesellschaft nicht so gespalten war wie im Westen. Irgendwie klang das immer so ein bisschen wie eine heile Welt davor und eine unheile Welt danach. Lächeln
Interessant, mal so völlig andere Schilderungen zu lesen, die eigentlich auch dem entsprechen, was ich von Bekannten aus dem Osten gehört oder was ich auch in Berichten gelesen habe, was allerdings im ST  oft etwas anders rüber kam. (Einige werden sich noch an Hugo (Gott hab ihn selig) erinnern, seine Schönfärbereien und Verharmlosungen waren legendär, auch wenn er ein netter Kerl mit viel Sinn für Humor war.)Lächeln
Vielleicht liegt das einfach daran, dass man die negativen Seiten oder Spaltungen, die es auch dort gab,  gerade den "Wessis" nicht so gern unter die Nase reiben will, weil man sich von denen ein bisschen über den Tisch gezogen gefühlt hat oder noch gezogen fühlt? Lächeln

youngster
youngster
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von youngster
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2018, 11:37:55

Hallo marina,

ich führe es eher darauf zurück, dass bei den meisten Menschen in der Nostalgieschau immer nur die schönen und angenhmen Erlebnisse gesehen werden und die unangenehmen nicht mehr gesehen werden wollen oder ausgeblendet werden. Geht einem doch selber so, wenn man an seine Vergangenheit zurück denkt. Man will immer nur die schönen Seiten sehen über die man dann schwärmen kann und versucht die schlechten zu verdrängen das ist psychologisch bedingt.

Nach meinem Wissen und den Schilderungen sehr guter Bekannter, die ihr meistes Leben nach dem Krieg in der DDR gelebt haben stimmt es schon dass wegen der Mangelwirtschaft der Zusammenhalt im Familienkreis aber auch Freundeskreis viel enger war als in der bald sich im Überfluss wähnenden BRD. 

Es gab aber auch die andere Seite mit den bekannten Bespitzelungen, Denunzierungen und Verrat an die entsprechenden Behörden des damaligen Staates alles befeuert durch die Stasi.

 Bei meinen Bekannten hat sich z.B. der eine Sohn wegen der Stasi das Leben genommen. Der andere Sohn hat es in einem großen Kombinat zu einer leitenden Stellung gebracht und war dann nach der Wende so pfiffig sich eine eigene Firma mit über 100 Mitarbeitern aufzubauen.

Auch hier gab es beide Lebenswelten und Spaltungen in der Familie.

Herzliche Grüße youngster

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf pippa vom 03.12.2018, 15:21:44

Da sagst du Worte ziemlich "gelassen" hin, liebe Pippa...und genauso ist es, man sollte niemals  etwas über "einen Kamm scheren", lieber auch mal im Detail ganz genau hinschauen !!!

Kristine


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RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf youngster vom 04.12.2018, 12:07:49

Danke, Youngster, das ist alles sehr einleuchtend. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass Ossis unter sich kritischer über diese Zeit diskutieren, als wenn Wessis dabei sind. Lächeln
Ich kenne solche psychologischen Mechanismen auch aus anderen Zusammenhängen:  Wenn man mit scheinbar "Gleichen unter Gleichen" zusammen ist, diskutiert man Tatbestände kritischer, als wenn Fernerstehende dabei  sind, bei denen man beispielsweise ein Projekt, an dem man beteiligt ist, verteidigen möchte.
Ich kenne das z. B.  aus einer Menschenrechtsorganisation oder auch aus der Flüchtlingsarbeit. Da gibt es auch so einiges, was man kritisieren kann und intern auch tut, aber wenn Leute, die damit nichts am Hut haben, darüber hetzen, dann verteidige ich das mit Zähnen und Klauen. Ich weiß nicht, ob man das miteinander vergleichen kann, aber ich könnte mir vorstellen, dass es ein bisschen auch so abläuft, wenn man etwas, was mit der eigenen Vergangenheit zu tun hat, verteidigen will, was von einer anderen Seite, die das nicht kennengelernt hat, manchmal sehr pauschal kritisiert wird. Da kommt man dann schnell mit dem Vorwurf: Du kannst da nicht mitreden, weil du da nicht gelebt hast.

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von freddy-2015
@ Federstrich  :
Ich würde sagen, es ist für jeden Ostdeutschen ein Leben davor und danach,
kommt ganz darauf an, wie man es sieht.
Die Ostdeutschen waren vor der Wende durch ihre ganz unterschiedlichen Lebenswelten gespalten und sind es nach der Wende wieder.


Freddy  :
Diese Erfahrung habe ich genauso gemacht.
Welche die wussten wie Wirtschaft funktioniert, auch schon zu DDR Zeiten.
Die haben auch immer malocht.
Diese Fraktion kommt klar und die Wünsch Dir was Fraktion hoffte und wurde enttäuscht.
Diese Mentalität ist in Ost und West gleich, nur die Voraussetzungen waren unterschiedlich, der Zeitfaktor.
margit
margit
Administrator

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von margit
als Antwort auf Bote Asgards vom 04.12.2018, 10:37:57

Zitat Bote Asgards:
"Es wurde kein Geheimnis daraus gemacht, sondern stolz verkündet, daß die Söhne und Töchter der Arbeiterklasse im Arbeiter-und-Bauern-Staat bei der Studienplatzvergabe bevorzugt werden"

Damit wurde immer Werbung gemacht, wie toll es doch für die Arbeiterklasse in der DDR sei. Zumindest in den letzten Jahren der DDR stimmte dies aber nicht. Es kamen deutlich mehr Kinder zum Studium, deren Eltern selbst studiert hatten.  Die Quote der Arbeiterkinder in der DDR lag unter der in der BRD - und diese war schon nicht besonders hoch.
Dazu kam noch, dass ein Studienplatz von der politischen Gesinnung abhängig gemacht wurde.
Ich hatte vor kurzem für einen anderen Thread zum Schulsystem der DDR diese Daten - sehr zu meiner Überraschung - gefunden.

Margit
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Kommunismus, die schönste Zeit in meinem Leben.?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf margit vom 04.12.2018, 12:51:26
Der Grund dafür das es Bevorzugungen gab war wie im Westen der Numerus clausus.
Das da Kinder von studierten Menschen, egal ob Bauern, Arbeiter etc. besser im
Elternhaus vorgebildet waren, liegt auf der Hand.
Ein studierter Bauer teilt sich seinen Kindern anders mit und Sprache beeinflusst Kinder unheimlich.
Einzige Ausnahme waren die Offiziersanwärter, die wurden so oder so durchgeschleusst.
Auch wenn`s eigentlich nicht reichte.


Ansonsten regierte in der Planwirtschaft der DDR der Numerus clausus. Bemerkenswert dabei ist, dass die Quote der Studierenden eines Geburtsjahrgangs seit den 1970er Jahren sank und 1989 gerade die Hälfte der entsprechenden Zahlen der Bundesrepublik erreichte. Die begrenzte Zahl der Abiturienten und Studenten richtete sich nach den Erfordernissen von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und SED. Es stand fest, wie viele Hochschulabsolventen für welche Branche benötigt wurden. Dabei hatten sich in der Regel individuelle Berufswünsche wirtschaftlichen Erfordernissen unterzuordnen. Das hatte den Vorteil, dass jeder Abiturient auch studieren konnte und jeder Akademiker in der Regel auch eine feste Anstellung in seinem Beruf fand. Die Nachteile lagen darin, dass vielen jungen Menschen wegen ihrer bürgerlichen Herkunft, ihres christlichen Glaubens oder wegen der begrenzten Zahl der Studienplätze der Weg zu Universitäten und Hochschulen versperrt blieb.


wer alles will  :  https://www.kas.de/web/ddr-mythos-und-wirklichkeit/studium

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