Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Kinder leben in Deutschland gefährlich

Innenpolitik Kinder leben in Deutschland gefährlich

pippa
pippa
Mitglied

Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von pippa
Im letzten Kulturjournal auf N III stellte Julia Westlake ein für mich sehr verstörendes Buch vor, auf das ich wegen der Debatte um Kinderpornographie und Verschärfung der Gesetze gerne hinweisen möchte.

Deutschland misshandelt seine Kinder, heißt es und wurde von Saskia Guddat und Michael Tsokos geschrieben.

Sie schildern aus ihrer rechtsmedizinischen Praxis die dramatischen Gewalterfahrungen von Kindern.

Tag für Tag werden ca 500 Kinder von ihrer Familie schwer misshandelt und an jedem Tag wird ein Kind totgeschlagen.

Hier zeigt sich, dass die größte Gefahr für Kleinkinder tatsächlich immer noch die Eltern sind.

Die Fotos von verbrühten und verbrannten Kleinstkindern haben mich sehr erschüttert und ich werde die Bilder wohl lange nicht mehr los. Dabei sollen diese Schilderungen nur die Spitze des Eisberges sein.

Lesen werde ich dieses Buch wohl nicht, weil ich noch immer mit dem, was ich bereits sah, zu kämpfen habe.

Das immer wieder kehrende Argument von überforderten Eltern kann ich jedenfalls nicht mehr hören.

Was ist das nur für eine Gesellschaft, die achselzuckend hinnimmt, dass Kinder erschlagen werden, weil die Eltern überfordert sein sollen?

Kinder müssen jedenfalls mindestens genau so vor gewalttätigen Eltern wie vor pädophilen Männern geschützt werden.
Deutschland misshandelt seine Kinder

Pippa
Exzenter
Exzenter
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von Exzenter
als Antwort auf pippa vom 21.02.2014, 13:47:13
Das ist zwar furchtbar, aber letzten Endes ist Derartiges nicht abstellbar. Diese Dinge passiere ja zunächst im "unsichtbaren" Bereich der Familien, bevor sie, wenn überhaupt, aufgedeckt werden.
Allerdings leben die Kinder insgesamt gesehen heute sicherer in Deutschland als zu meiner Kinderzeit in den Kriegs-und Nachkriegsjahren. Damals hat sich überhaupt niemand um misshandelte Kinder gekümmert und im Umfeld lauerten viel mehr Gefahren.
Wo also soll die Lösung sein, um die Kinder besser zu schützen?
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Exzenter vom 21.02.2014, 14:30:26
Lösung: Regelmäßige Untersuchungen und Impfungen durch Kinderärzte in Polikliniken ...hat in der DDR prima funktioniert. So wurden Auffälligkeiten, Vernachlässigungen und Misshandlungen aufgedeckt und wer nicht zum vereinbarten Termin sein Kind vorstellt, bekommt Besuch vom Jugendamt.

Anzeige

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 21.02.2014, 14:45:13
"Lösung: Regelmäßige Untersuchungen und Impfungen durch Kinderärzte in Polikliniken"


Dem kann ich nur voll zustimmen!
UND zwar als Pflicht.
Wird aber als Eingriff in die Privatsphäre schwer bekämpft werden.
Z.B. von den Grünen.
Da würde ein Aufschrei durch das Land gehen.
clara
clara
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von clara
als Antwort auf dutchweepee vom 21.02.2014, 14:45:13
So etwas war vor einiger Zeit etwa in HH, wo gehäuft Kindesmisshandlungen und - tötungen vorkamen, auch im Gespräch. Die damalige Familienministerin von der Leyen lehnte Zwangsmaßnahmen ab. Selbst Hausärzte, die anlässlich einer Untersuchung von Elternteilen oft auch das Kind/ die Kinder zu sehen bekommen, meinen, Zwangsuntersuchungen könnten das Vertrauensverhältnis der Patienten zum Arzt beeinträchtigen. Sie meinen aber auch, im Link unten, "potenziell gefährdete Kinder möglichst frühzeitig, teilweise schon während der Schwangerschaft, zu identifizieren, diese kontinuierlich zu beobachten und überforderten Eltern frühzeitig Unterstützungsangebote zu unterbreiten."
Eine andere Frage ist, ob diese Hilfen angenommen werden! Ich bin auch für Pflichtuntersuchungen, aber für alle Kinder.

http://www.ptk-hamburg.de/aktuelles/nachrichten/317834.html

In Hamburg haben nun aber immerhin die Jugendämter Zugriff auf das Bundesstrafregister, wenn es Anhaltspunkte für von Gewalt bedrohte Kinder gibt.

Clara
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.02.2014, 15:23:57
Wird aber als Eingriff in die Privatsphäre schwer bekämpft werden. Z.B. von den Grünen. Da würde ein Aufschrei durch das Land gehen.


Na und klaus? Lass sie schreien. Als die Gurtpflicht eingeführt wurde, plapperte auch jeder Zweite sonen Quatsch wie: "Ich fessel mich doch nicht an mein Auto!" und Heute sind auch alle froh, dass Papa nicht mehr dauernd durch die Scheibe kracht.

Wenn so viele Leute zu faul, zu dumm oder zu brutal sind ihre Kinder richtig zu pflegen, dann muss man sie per Gesetz zwingen. Basta!

Anzeige

pippa
pippa
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von pippa
als Antwort auf clara vom 21.02.2014, 15:29:53
Vielen Eltern ist immer noch nicht klar, dass Kinder nicht ihr Eigentum sind.

Ich bin zwar auch für Zwangsuntersuchungen, aber diese muss dann auch Folgen haben.

Eltern, die Babys auf glühende Herdplatten setzen, sollten keine zweite Chance bekommen, denn für so ein Kind besteht ja Lebensgefahr.

In dem Gespräch mit den beiden Autoren kam außerdem zutage, dass fast alle Fälle bereits unter Beobachtung standen oder stehen, jedoch nichts geschieht. Wenn so ein Kind nach einem qualvollen Leben dann stirbt, wird die Schuld lediglich hin und her geschoben.

Den Eltern m u s s einfach klar gemacht werden, dass ihnen bei Gewalttätigkeit die Kinder entzogen werden.

@clara
Ich finde es einfach unglaublich, dass mann verfassungsrechtliche Bedenken dazu benutzt, weiter wegzusehen und so zu tun, als gäbe es so etwas in einer zivilisierten Welt nicht. Ich kann aber auch keinen einzigen Arzt verstehen, der aus Bequemlichkeit einfach wegsieht.
Solche Ärzte sollten strafverfolgt werden, und alle Personen, die solche grässlichen Verletzungen dokumentieren, ohne anschließend die Kinder zu schützen, sollten im Todesfall wegen fahrlässiger Tötung angeklagt und verurteilt werden.

Pippa
mane
mane
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von mane
als Antwort auf pippa vom 21.02.2014, 13:47:13

Was ist das nur für eine Gesellschaft, die achselzuckend hinnimmt, dass Kinder erschlagen werden, weil die Eltern überfordert sein sollen?
Pippa


Liebe Pippa,

jeder kann etwas tun: Nachbarn, Freunde, Bekannte und wir selbst könnten unsere Scheu vergessen, die uns oft hindert, uns einzumischen. Lieber einmal zu oft, als zu spät: wenn z.B. immer wieder Kindergeschrei und andere alarmierende Geräusche aus einer Nachbarwohnung zu hören sind. Klingeln und nachfragen. Man macht sich nicht beliebt, wie ich es selbst erlebt habe. Doch es hat bewirkt, dass die Eltern über ihr Verhalten nachdachten oder sie hatten Angst vor der Polizei, mit der ich gedroht hatte.

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass keine Mutter, die ihr Kind liebt, es auf die in dem Buch beschriebene Weise misshandeln würde. Die Natur hat es so eingerichtet, dass in den ersten Wochen nach der Geburt eine starke Bindung zwischen Mutter und Säugling aufgebaut wird. Wenn diese gestört ist, wird es der Mütter schwerfallen, ein Gefühl für das Leid und die Not des Kindes zu entwickeln.

Eine solche Störung tritt oft auf, wenn die Mutter ihrerseits ein misshandeltes oder verwahrlostes Kind war. Kommen noch weitere Faktoren dazu, wie Alkoholismus, menschenfeindliche Behausungen u.a., dann kann es passieren, dass sie in Stresssituationen ihr Kind so behandeln, wie sie selbst behandelt worden ist.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von Edita
als Antwort auf pippa vom 21.02.2014, 16:14:50
Pippa, wer sind denn die Eltern und wie alt sind sie ! Das ist doch meiner Meinung nach die Generation, bei der man schon lange bemängelt, daß sie nicht mehr so belastbar sei, weder im Beruf noch im privaten Psychobereich! Es muß seit vielen Jahren alles nur noch Spaß machen, gibt es keinen Spaß mehr, wird alles hingeschmissen! Wir und unsere Kinder sind doch noch eine Generation die gelernt hat, daß erst die Pflicht kommt, und dann das Vergnügen, und daß Vieles im Leben keinen Spaß macht, es aber trotzdem getan werden muß, dazu gehört auch unbequeme Situationen zu bewältigen! Man kann seine Kinder noch so lieben, aber jede Mutter stand bestimmt auch schon mal kurz vor dem Ausrasten, aber unsereins hält inne, atmet durch, sammelt sich und geht das Problem von einer andern Seite an! Bei Leuten die nie zu verzichten gelernt haben, die nie gelernt haben sich zurückzunehmen, die nie begriffen haben, daß das ganze Leben nicht nur Spaß sein kann, die vielleicht selber auch nie nur einen Funken von Liebe, Zärtlichkeit und Einfühlungsvermögen erfahren haben, die kann ein weinendes oder schreiendes Kind schon so auf die Palme bringen, daß jegliche Beherrschtheit sich abrupt in Unbeherrschtheit verwandelt, und dann in Raserei ausartet! Ich glaube, daß ich mal irgendwo gelesen habe, daß bei Fußball-Übertragungen die Kindesmißhandlungen sprunghaft ansteigen, und da es Zeiten gibt, in denen es 3-4 mal Fußball in der Woche gibt, kann man sich das ja vorstellen, wie sich das auswirken könnte!
Kinderhaben heißt erst mal, sich als Eltern vom Tage der Geburt an, bis auf unbestimmte Zeit, das können locker 20 Jahre werden, zurückzunehmen, bei mir dauert es sogar lebenslang!
Ich habe mal von einer 18-jährigen Mutter gehört, daß sie sich das Leben mit einem Kind, wie mit einer Puppe vorgestellt hätte, eine andere auch sehr junge Mutter hat sich echaufierend bei ihrer Mutter beklagt, daß sie schon unendlich lange 4 Monate nicht mehr in der Disco war, und sie jetzt gefälligst den Babysitter zu spielen habe!
Mein Gott, das wär mir doch nie in über die Lippen gekommen, alleine schon solch ein Ton wäre mir bei meiner Mutter nie in den Sinn gekommenich, ich habe bei meinem ersten Kind von Stund an gewußt, daß ich mich und meine Wünsche von nun an auf unbestimmte Zeit hinten anstellen muß!

Edita
myrja
myrja
Mitglied

Re: Kinder leben in Deutschland gefährlich
geschrieben von myrja
als Antwort auf clara vom 21.02.2014, 15:29:53
So etwas war vor einiger Zeit etwa in HH, wo gehäuft Kindesmisshandlungen und - tötungen vorkamen, auch im Gespräch. Die damalige Familienministerin von der Leyen lehnte Zwangsmaßnahmen ab. Selbst Hausärzte, die anlässlich einer Untersuchung von Elternteilen oft auch das Kind/ die Kinder zu sehen bekommen, meinen, Zwangsuntersuchungen könnten das Vertrauensverhältnis der Patienten zum Arzt beeinträchtigen.
......
Clara


Die Politik tut sich mit Gesetzen. die zum Schutz in der Familie dienen, schon immer schwer. Wie lange hat es gedauert, bis z. B. Vergewaltigung in der Ehe als Straftat anerkannt wurde.

Das Vertrauen zwischen Arzt und Patient ist mir persönlich piepegal, wenn durch regelmäßige Zwangsuntersuchungen der Kinder das Leben der Kinder gerettet werden kann!

Myrja,
die selbst 4 Kinder großgezogen hat und sich solche Grausamkeiten gegen Kinder kaum vorstellen mag.

Anzeige