Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.

Innenpolitik In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.

wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf Tina1 vom 09.11.2020, 20:58:43
20201109_211224.jpg
Dieses praktische Transportmittel aus Plaste für Eier (inkl. Salzstreuer) gehört immer noch zu meiner Picknickausrüstung.

Die Legende SR.jpg
Eine gute  alte SR2 (Esser) steht auch noch bei mir rum.

Darüber hinaus verfüge ich über Zahnfüllungen aus 2 Gesellschaftssystemen - das muss mir ein Wessi erstmal nachmachen!
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Michiko
Boltenhagen ist ein kleines Ostseebad zwischen Lübeck und Wismar, es besitzt eine direkt am Strand gelegene Reha-Klinik, an die ich gute Erinnerungen habe, durfte ich sie doch zweimal in Anspruch nehmen. Wenn auch der Grund kein angenehmer war, sind mir die Wanderungen am Strand und die Spaziergänge in der Umgebung in guter Erinnerung.
An der Seebrücke von Boltenhagen steht ein unscheinbarer Stein, der an Menschen erinnert, die es auf diesem Wege versucht haben, in das andere Deutschland zu gelangen, mal mit Erfolg und mal ohne.

gedenkstein-an-der-brucke.jpg


 
RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Vor 30 Jahren hatte ich gerade die Situation als EDV-Techniker, zwei großen Kunden zugeteilt zu werden, für die ich zuständig wurde und wo mein täglicher Aufenthaltsort war.

Ich hatte dort die Möglichkeit, Fachleute aus den neuen Bundesländern an ihrem neuen Arbeitsort in den alten Bundesländern zu erleben.
Täglich , in den Problemlösungen der Großrechner, die nur durch Zusammenarbeit gelöst werden konnten.
Über die fachlichen Gespräche entwickelten sich sehr bald auch Gespräche über den eigenen Werdegang, hüben und drüben.
Es gab überhaupt nicht die Gegenüberstellung "Ossi - Wessi".
Ich habe auch niemals Vorurteile bestätigt bekommen, wie sie  durch die Gazetten waberten.

Bei dem zweiten großen Kunden wurde es sehr international, weil es Forschungsinstitut war.
Kam man mit Englisch nicht weiter, ging es eben mit Zeichensprache.
Fachliches kann man mangels geeigneter Sprache auch so austauschen.

Ich habe eine sehr gute, fundierte Zusammenarbeit feststellen dürfen. Innerhalb der Kunden und später auch innerhalb der Firma, wo ich angestellt war.

Diese Zeit, zehn Jahre, möchte ich nicht missen.


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Edita
Edita
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Edita
DAS gehört auch zur Wiedervereinigung, ein Bericht aus dem Jahre 2014: " Auch deshalb fragt sich Brigitte S. heute noch, warum die Schattenseiten der Wiedervereinigung nie aufgezeigt werden. Die Bilder der jubelnden Massen an der Berliner Mauer erinnern sie daran, dass sie nicht verzeihen kann.

 In den Tagen seit der Fluchtbewegung über Ungarn und Österreich in den Westen im Sommer 1989 und nach dem Fall der Mauer waren Ostberliner Zeitungen voll von den Schicksalen der Kinder, die „wie lästiger Sperrmüll“ zurückgelassen worden sind. Die Medien im Westen griffen die Berichte bestenfalls in Kurzmeldungen auf. Erst später sollte der „Spiegel“ über die Kinder „Wie Sperrmüll“ berichten, dann auch „FAZ“ und „Süddeutsche“ mit unterschiedlicher Gewichtung. Nie gehört und nie gelesen?
Mauer des Schweigens.
Allmählich wird in Gesprächen und auf Nachfragen klar, warum diese Kinder in der öffentlichen Wahrnehmung wieder hinter einer Mauer, dieses Mal hinter einer des Schweigens, verschwinden. Keine Seite scheint ein Interesse an der Aufarbeitung dieser Vergangenheit zu haben. Nicht die ehemaligen Ämter der DDR, die nach der Wiedervereinigung in westdeutsche aufgegangen sind. Unterlagen aus den Heimen werden als verschwunden oder vernichtet angegeben, Informationen unter Datenschutz gestellt oder auf Uninformiertheit plädiert. Dahinter und auch in den Gesprächen mit Gruppen, die an der Aufarbeitung der Heim-Vergangenheit der ehemaligen DDR interessiert sind, scheint die Angst vor Verurteilung der ostdeutschen Bürger und Behörden zu stecken. Plötzlich versteht man auch, warum ehemalige Heimleiter und Mitarbeiter, manche noch bis vor Kurzem aktiv, andere bereits in Pension, nicht darüber reden wollen.
Offenbar fürchten auch sie, aus den Geschichten der verlassenen Kinder könnte Kritik an ihnen selbst, an den Heimen, an deren Verwaltung oder dem Verhalten ehemaliger DDR-Behörden werden.
Dass es nur um das weitere Schicksal vieler dieser „entsorgten“ Kinder gehen könnte und nicht um eine Verdammung individuellen oder offiziellen Verhaltens damals, spielt dabei keine Rolle.
Weil alle heiklen Themen während des Bestehens der DDR – Heimalltag, zwangsweise Einweisungen und Zwangsadoptionen – vermischt werden, scheut man vor einer Diskussion über die Transformationszeit zurück. Der weitere Lebensweg der Kinder mit dem Trauma des Verlassen-Werdens, heute alle zwischen 24 und 40 Jahre alt, scheint niemanden zu interessieren oder gar zu bewegen. Wie viele Erfolgsgeschichten werden da nicht erzählt, die vielleicht anderen Kindern mit einem ähnlich traumatischen Start ins Leben helfen könnten?

Für Betroffene wie Brigitte S. scheint es für Vergangenheitsbewältigung noch zu früh. Offenbar wird die eigene Heim- und Pflege-Vergangenheit von vielen nach wie vor verschwiegen.
In einem DDR-Heim gelandet zu sein, werde noch immer als Stigmatisierung angesehen, sagt ein Kenner der Situation in Berlin. Die verlassenen Kinder von damals sind noch zu jung, um ihren Schmerz, ihre Verwirrung, ihre Angst von vor 25 Jahren zuzulassen. Hinter der eigenen Mauer des Schweigens kann nicht zugegeben werden, dass man den eigenen Eltern offenbar nicht wichtig genug war, um mitgenommen zu werden. Und es scheint noch ein anderes Phänomen hinzuzukommen: Die eigenen Eltern müssen geschützt werden – gleichgültig, wie schmerzhaft deren Entscheidung war. Selbst junge Erwachsene, die damals als Babys bei irgendjemandem „deponiert“ worden sind und keine wirkliche Erinnerung daran haben können, wollen offenbar nicht, dass ihre Eltern als „Rabeneltern der Wende“ (so eine Berliner Zeitung im April 1991) gesehen werden.

Schließlich scheint auch die westdeutsche Seite kein ausgeprägtes Interesse an dem Thema zu haben. Zwar gab es nach dem Fall der Mauer und der Erkenntnis, dass die Flucht in den Wohlstand ohne Kinder nicht nur Einzelfälle betraf, eine gewisse Zusammenarbeit zwischen den west- und ostdeutschen Behörden zur Auffindung der Eltern im Westen. Besonders engagiert dürfte diese laut Medienberichten aber nicht gewesen sein.

Man will offenbar im Westen nicht daran erinnert werden, dass die strafbare „Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht“ kein besonders verfolgenswerter Tatbestand gewesen sein dürfte. Im April 1991 wird ein Berliner Staatsanwalt so zitiert: „Wir haben in keinem Fall ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ Nach der Wende wäre es Sache der westdeutschen Behörden gewesen.

Die verlassenen Kinder hinter der Mauer

Auch daß die Bundesrepublik so kläglich versagt hat, erschüttert mich zutiefst!

Edita
 
RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 09.11.2020, 18:38:24

Es gibt auch vom Ossi zum Wessi mutierte Ossis, die ihre
"kleinen und größeren Ossis" einfach im Ossiland zurückgelassen haben, weil sie sich in ihrem neuen freien Leben nicht von so einem  Anhängsel behindern lassen wollten!
Hat was mit fehlender Empathie und Verantwortung für das eigene Fleisch und Blut zu tun!
Ich war vor ein paar Tagen, und bin es immer noch,  entsetzt, als ich das im TV gesehen habe! Es arbeitet immer noch in mir, der kleine, so lieb lächelnde Junge, der sagt " Mutti ist im Urlaub ", der geht mir einfach nicht aus dem Kopf, obwohl er heute 31 Jahr älter ist!

Verlassen - Wie Kinder nach dem Mauerfall allein zurückblieben

Als Mutti in den Westen ging: Die verlassenen Kinder

Edita


Mir war das auch nicht bekannt.
Auch ich bekomm es nicht aus dem Kopf, das muss unbedingt
noch angeschaut werden.
Nur deshalb schreibe ich hier - ausnahmsweise.

Ich bekomm immer noch einen Knödel in den Hals,
wenn ich an die Kinder denke, denn es ist mir
unvorstellbar.

Clematis
 

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.11.2020, 09:11:56

Liebe Clematis

ich habe das vorhin auch gelesen und werde mir den Bericht auch anschauen heute abend.
Dennoch sollte man dabei doch berücksichtigen, dass dies alles nichts über "Ossis" aussagt, es sind Berichte über Eltern, die ihre Aufgabe als Eltern aus unterschiedöichsten Gründen nicht nachkamen. In diesen Fällen war es der Mauerfall, der diesen Menschen die Flucht aus den Verpflichtungen möglich machte.

Eine Freundin von mir hat 2 Enkel zu sich genommen, als die Schwiegertochter das Weite gesucht hatte. Das jüngste Kind war gerade mal 1 Jahr alt, die Ältere 3 Jahre. Der Vater war schon früher abgehauen.
Ein Nachbar, selber Vater von 5 Kindern, geschieden und alleinerziehend, hat das Wimmern der Kinder gehört und die Großmutter verständigt. Da waren die Kinder schon halb verhungert und verdurstet.

Später stellte sich heraus, dass die Mutter der Kinder psychisch gestört war: Morbus Huntington.

Zwischen meiner Freundin und dem aufmersamen Nachbar hat sich dann eine Beziehung entwickelt und sie sind zusammen gezogen.

Leider hat die jüngste Enkelin die Krankheit der Mutter geerbt und kam im Alter von 16 Jahren in ein Heim.
Von dort ist sie abgehauen, lebte auf der Straße und wurde schwanger ... und so wird es immer wieder solch schlimme Fällen von Verwahrlosung geben.

Kein Gesellschaftssystem kann dies verhindern, allenfalls versuchen aufzufangen.

Mareike


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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 10.11.2020, 09:48:31

Ach, Mareike, es geht nicht um "Ossis", sag ich sowieso nie,
es geht um DIESE Eltern, die IHRE Kinder zurückliessen.

Und DAS muss noch angeschaut werden. jetzt!

Die sog. "Wiedervereinigung"  hat entsetzliche Trennungen
gebracht, hab davon bis gestern nichts gewusst.

Gruß
Clematis

 

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Michiko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.11.2020, 09:58:06
Auch ich habe davon nichts gewusst und hätte so etwas nicht für möglich gehalten. Vor allem, diese Mütter lebten doch nicht im luftleeren Raum, sie hatten Eltern, vlt. Geschwister, Arbeitskollegen. Und sie sind auch nicht im Orkus verschwunden, als sie in den Westteil von Deutschland geflüchtet sind. Haben sie ihre Anmeldeangaben gefälscht?, denn zweifellos mussten sie sich ja identifizieren, wenn sie Fuss fassen wollten.

Und die zurückgebliebenen Kinder, hatten sie keine weiteren Angehörigen als nur die verschwundene Mutter?  Sie besuchten wahrscheinlich auch Kitas. Hätten nicht die Behörden sofort einschreiten müssen und Suchanträge stellen, das Rote Kreuz zum Beispiel. Demnach leben noch heute einige von diesen Müttern unbehelligt in der Bundesrepublik und sonstwo? 

Da hätte es längst Klärungsbedarf geben müssen und nicht erst nach 30 Jahren.

Michiko
Edita
Edita
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Edita
als Antwort auf Michiko vom 10.11.2020, 10:03:40

Auch ich habe davon nichts gewusst und hätte so etwas nicht für möglich gehalten. Vor allem, diese Mütter lebten doch nicht im luftleeren Raum, sie hatten Eltern, vlt. Geschwister, Arbeitskollegen. Und sie sind auch nicht im Orkus verschwunden, als sie in den Westteil von Deutschland geflüchtet sind. Haben sie ihre Anmeldeangaben gefälscht?, denn zweifellos mussten sie sich ja identifizieren, wenn sie Fuss fassen wollten.
" Zwar gab es nach dem Fall der Mauer und der Erkenntnis, dass die Flucht in den Wohlstand ohne Kinder nicht nur Einzelfälle betraf, eine gewisse Zusammenarbeit zwischen den west- und ostdeutschen Behörden zur Auffindung der Eltern im Westen.
Besonders engagiert dürfte diese laut Medienberichten aber nicht gewesen sein.
Man will offenbar im Westen nicht daran erinnert werden, dass die strafbare „Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht“ kein besonders verfolgenswerter Tatbestand gewesen sein dürfte. Im April 1991 wird ein Berliner Staatsanwalt so zitiert: „Wir haben in keinem Fall ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ Nach der Wende wäre es Sache der westdeutschen Behörden gewesen.

Und die zurückgebliebenen Kinder, hatten sie keine weiteren Angehörigen als nur die verschwundene Mutter?  Sie besuchten wahrscheinlich auch Kitas. Hätten nicht die Behörden sofort einschreiten müssen und Suchanträge stellen, das Rote Kreuz zum Beispiel. Demnach leben noch heute einige von diesen Müttern unbehelligt in der Bundesrepublik und sonstwo? 

Da hätte es längst Klärungsbedarf geben müssen und nicht erst nach 30 Jahren.

Michiko

Auch nach 31 Jahren besteht kein Klärungsbedarf, weder von behördlicher noch von privater Seite, und wenn es den schon direkt nach der Wende nicht gab, heute passiert erst recht nichts, meine Überlegung ist, daß Sorge besteht, da es zu viele Fälle waren, daß das jetzt den Graben zwischen Ost und West noch vertiefen könnte ........ es sollen / können ja bis zu 100000 Kinder sein .........
Ich kann das alles nicht verstehen ........ weder von den Müttern noch von unseren Behörden ........
Ich überlege mir auch, daß diese Kinder, die heutigen Erwachsenen, voller Wut und Haß sein können / müssen ........ eventuell.

Edita
werderanerin
werderanerin
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf weserstern vom 09.11.2020, 20:16:08
Ich kann deinen Worten nur zustimmen..., eigentlich sollte es doch fast schon egal sein, woher WER kommt...,  ist es aber leider immer noch nicht, zumindest bei vielen "Älteren".

Man kann von Glück reden, wenn der weile Generationen heran wachsen, die gar nicht mehr wissen wollen, was es heute noch bei den "Älteren" für Machtkämpfe gibt...Ost/West...ist denen so etwas von  schnuppe. Das bedeutet ja nicht, dass sie sich damit nicht auseinandersetzen. 

Sie haben zum Glück keine Schranken mehr im Kopf !

 

Kristine

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