Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.

Innenpolitik In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Michiko
als Antwort auf schorsch vom 30.09.2020, 15:38:06
Väterchen Staat hat seinen Bürgern in der ehem. DDR bestimmt noch viel mehr (ab)genommen als nur das Denken. Manch einem das Leben und vielen die Freiheit. Ganz egal wie in Ost und West die Meinungen auseinandergehen, ist es ein Tag zur Freude, dass dieser unselige Zustand der Existenz zweier deutscher Staaten nebeneinander beendet werden konnte.
Die erste Euphorie ist schon lange vorbei, es wird mindestens noch eine Generation dauern, bis sich die Wortgebilde Ossi und Wessi verabschieden und wir einfach nur Landsleute sind.

Michiko
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Michiko vom 30.09.2020, 15:51:51

Wenn man bedenkt, dass nunmehr nach fast 30 Jahren die Denkweisen immer noch von den jeweiligen Systemen (Ost/West) geprägt sind und selbst junge Generationen, die nach der Wende geboren wurden auch noch spüren, dass es kein geeintes Deutschland gibt..., mag ich bezweifeln, dass nochmal 30 Jahre ausreichen, um vielleicht von "einem Deutschland" zu reden...

Jedes Jahr erneut wird über die Wendezeit, Wiedervereinigung gesprochen, viel geschrieben...verändert hat sich dennoch kaum etwas. Die gegenseitigen Zuweisungen sind bekannt, ändern sich nicht, wie auch.

Warum aber...weil kein wirkliches Interesse an dem Anderen besteht ! Es ist zwar seit 30 Jahren so, wie es ist ... aber letztlich kocht Jeder weiter sein, "vereintes", eigenes Süppchen !


Ich denke immer, solange es keine gerechte Lohnzahlungen für gleiche Arbeit gibt und nicht ständig dieses Ost/Westgehabe eine Rolle spielt, wird sich auch in den kommenden Jahrzehnten wenig bis gar nichts ändern können.

In den letzten Jahren wurde auch hier im ST viel dazu geschrieben., gestritten...man möge nur mal nachschauen, in alten Threads.

Kristine

olga64
olga64
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 30.09.2020, 16:11:53

Wir sollten auch die Wortwahl den Tatsachen entsprechend, gebrauchen. Es war ja keine "Wiedervereinigung", sondern der Anschluss der DDR an die BRD.
Natürlich war es eine Wendezeit - für alle Bürger, die davon betroffen waren. In erster Linie natürlich die Menschen im Osten, aber es wird auch immer wieder vergessen, die sehr viel mehr Menschen im Westen mit keiner Silbe befragt wurden, ob sie das denn so möchten. Da wollte ein Kanzler Kohl, von Beruf Historiker, die Gunst der Stunde nutzen, um möglichst schnell durch diese Zusammenfügung zweier deutscher Staaten Eingang in die Geschichtsbücher zu finden.
Da wurden sogar "Lügen"verwendet (es wird keine Steuererhöhung geben) sowie: keinem wird es schlechter gehen usw.
Als dann die ersten Wahlen waren und Lafontaine ehrlich warnte, was da auf Deutschland zukommen würde (was dann auch grossenteils so geschah), wurde er ignoriert - die Ostbevölkerung wählte bewusst die DM und wollte dies sofort (sonst kämen sie alle in den Westen, drohten sie).
Und irgendwann kam Frau Merkel, die auch mal Ostbürgerin war - von dieser erwarteten die Menschen im Osten wohl eine Vorzugsbehandlung, die sie als Kanzlerin von Gesamtdeutschland nie hätte machen können und dürfen. Und dann war die Enttäuschung gross und später wurde sie als Schlampe usw. beschimpft, wenn sie im Osten zu Besuch war.
Da ist vieles nicht gut gelaufen, was aber so zu erwarten war. SChon zu Beginn der 90er Jahre prophezeiten Soziologen und Politiker, dass dieser Prozess mehrere Generationen dauern würde - und so geschieht es auch, obwohl sich die jungen Menschen hier natürlich leichter tun als die Älteren, weil sie schon in ganz anderem Sinne die Welt erlebten.
Was die Löhne anbelangt, die noch immer hinter den westlichen liegen  - das ist nicht die Sache der Politik (es sei denn im öffentlichen Dienst). Löhne werden zwischen dne Gewerkschaften und ARbeitgebern ausgehandelt - das sollte allmählich bekannt sein.
Im Westen empfinden es vermutlich einige bis heute ungerecht ,dass Ostdeutsche annehmbare Renten erhalten, obwohl sie oft nur 20 - 25 Jahre in die Rentenkasse einbezahlten.
Man sollte auch im Osten nicht immer nur die Positionen der dortigen BEvölkerung betrachten - auch wir im Westen, die den Grossteil der hohen Investitionen tätigten (ganz einfach, weil wir mehr Menschen waren und bis heute sind), sind von Anfang nicht immer froh darüber gewesen, dass es keine DDR mehr gab. In meiner Generation hatte man sich damit arrangiert; wusste auch die Schikanen an den Grenzen einzuschätzen und war letztendlich froh, wieder aus dem Land abreisen zu können.
Und es stimmt schon  - im Westen erinnern sich auch viele etwas wehmütig an die 70er Jahre, nicht nur ,weil wir damals jünger und schöner waren - trotz der RAF-Diktatur war das eine gute und in der Erinnerung auch unbeschwerte Zeit, die ich nicht missen möchte.
Seien wir doch einfach mal froh, dass es so einigermassen gut gelaufen ist bis jetzt, wo wir auch noch ertragen müssen ,dass im Osten eine Nazi-Partei so beliebt ist, so als Trotzhandlung oder was auch immer. Aber wohin sollte dieser Trotz führen?  Olga


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Michiko
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Michiko
als Antwort auf olga64 vom 30.09.2020, 18:06:13
...... aber es wird auch immer wieder vergessen, die sehr viel mehr Menschen im Westen mit keiner Silbe befragt wurden, ob sie das denn so möchten. Da wollte ein Kanzler Kohl, von Beruf Historiker, die Gunst der Stunde nutzen, um möglichst schnell durch diese Zusammenfügung zweier deutscher Staaten Eingang in die Geschichtsbücher zu finden.
.
Und irgendwann kam Frau Merkel, die auch mal Ostbürgerin war - von dieser erwarteten die Menschen im Osten wohl eine Vorzugsbehandlung, die sie als Kanzlerin von Gesamtdeutschland nie hätte machen können und dürfen. Und dann war die Enttäuschung gross und später wurde sie als Schlampe usw. beschimpft, wenn sie im Osten zu Besuch war.
geschrieben von olga64
Zum ersten Absatz möchte ich nur die Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zitieren, und zwar in der Fassung vom 23. Mai 1949, da erübrigt sich wohl das Einholen der Zustimmung der Bevölkerung zur Wiedervereinigung:
 
"Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat das Deutsche Volk
in den Ländern Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern,
um dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben,
kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beschlossen.
Es hat auch für jene Deutschen gehandelt, denen mitzuwirken versagt war.
Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden. "

Absatz zwei halte ich für ungebührlich formuliert und inhaltlich falsch. Viele "Ostbürger" waren zudem vor 1945 gesamtdeutsche Bürger, das wird oft vergessen.
olga64
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 30.09.2020, 18:32:09

Auch wenn Sie nun diese bekannten REgelungen aus 1949 veröffentlichen  - es bleibt, wie es ist. Es gab und gibt sie noch immer die Westdeutschen, die schon 1989 mehr als skeptisch waren, wie das enden wird mit der sog. Wiedervereinigung.
Die Menschen aus diesen Regionen waren uns ja nicht immer unbekannt - sie flohen ja seit Jahrzehnten in Scharen zu uns, weil sie es in diesem Unrechtsstaat nicht mehr ausgehalten haben.
Und nur Franz Josef Strauss und dessen Vermittlung füreinen hohen Kredit für Honecker und Ganoven war es letztendlich zu verdanken, dass die DDR noch eine längere Existenzgrundlage erhielt.
Aber das alles ist Geschichte und nicht mehr zu ändern - aber es ist immer noch befremdlich, uns im Westen permanent Schuldzuweisungen machen zu wollen für eine nicht gut geglückte Ausfertigung des Beitritts der DDR zur BRD.
It always takes two to tango!
Damit ist aber meine Einmischung zu diesem Thema wieder mal beendet; ich oder wir haben es in den letzten Jahren zu oft und zu viel getan, ohne, dass unsere Wessi-Empfindungen mal ähnlich empathisch berücksichtigt wurden, wie wir umgekehrt anscheinend lebenslang dazu verpflichtet sind, es mit dem Osten zu machen. Olga

Alvina
Alvina
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Alvina
als Antwort auf olga64 vom 30.09.2020, 18:40:08

Vor einiger Zeit hat Jan Josef Liefers mal ein ganz gutes Fazit gezogen, indem er sagte(sinngemäß): Es ist ein Geschichtsbild geronnen. Es gibt verkürzte Darstellungen und auf der anderen Seite immer noch den Versuch zu differenzieren . Aber am Ende muß es ja auch ins Geschichtsbuch passen.


Mein Fazit: Nu isses wie es ist. Es gibt die Gewißheiten bei manchen, bei anderen einen aktullen Erkenntnisstand und so viele Leute man fragt, so viele Antworten wird man bekommen.

Ich meine, jeder entscheidet für sich, wie relevant das Thema ist nach seiner Lebensrealität . Jeder sollte respektiert werden. Es gab immer Gründe sich so oder anders zu entscheiden.

Nach meiner Erfahrung geht die geistige  Mauer nicht zwischen Ost und West lang , sonderen irgendwie mittenhindurch,

In meiner Generation, die eine ziemliche Zeit im jeweils anderen Land zugebracht hat, gibt es natürlich das Erfahrungswissen, das Alltagswissen, was der "Eigene" sofort versteht, logisch . Man lebte ja im selben Land. Das war´s dann auch schon.
Erstaunlicherweise oder eben nicht aber ähnliche soziale Grunderfahrungen  in Ost -und West. Wir kennen auf beiden Seiten das Klagen um die "gute Butter" und manchmal wurden noch die Sachen der älteren Geschwister aufgetragen und die Eltern wurden langsam wohlhabend, entsprechend dem, was es im jeweiligen Land bedeutete. Haben wir mal festgestellt in unseren Ost-West- Gesprächen.

Soweit erstmal A.
 


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JuergenS
JuergenS
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RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von JuergenS

Ich denke, die Bürger der alten, amputierten Bundesrepublik, haben es leichter als die der sog. neuen Länder, denn die müssen mit zwei völlig verschiedenen Systemen gedanklich klarkommen, dieser Bruch ist bei jedem in einer anderen Lebenszeit entstanden, wer 1990 zufällig 50 oder 60 war, hatte doch zwangsläufig viele Veränderungen verkraften müssen, als ein Mensch, der damals 15, 20, oder 30 war.
Wir müssen die Geschichte arbeiten lassen, verordnen lässt sich kein schneller Umstellungsprozess.

Nelia
Nelia
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Nelia
als Antwort auf Wilfrid45 vom 04.02.2020, 16:51:35

Lieber Wilfried, kann Deine Worte nicht nachvollziehen. Welche ehrlichen Biographien meinst Du? Aus dem Wahlergebnis vom 18.3.90 lese ich eher ab, dass die Einheit und ein gemeinsamer Staat von den DDR'lern gewünscht wurde. Viele fühlten sich in ihrem Leben in der DDR falsch. Ich persönlich auch. Gegenständlich leben in der DDR geistig und emotional in der BRD, zumindest ab 19:00Uhr mit der heute-Sendung beginnend.

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von ehemaliges Mitglied

30 Jahre sind nun vergangen, viel hab ich gelesen und gehört und gesehen.

Ich werde am Samstag nur hin und wieder Nachrichten schauen und im übrigen hab ich schon für abends ein paar DVD-s parat gelegt.
Mir reichts jetzt, ich mag nicht immer wieder mit dem Anfang beginnen.

Ich versteh auch nicht, wie man ständig VIPs in Industrie etc. zählt, wo die meisten zu finden sind. Es kann doch jeder sich für Posten und Pöstchen bewerben. Da müsste doch in 30 Jahren auch was passiert sein.
Politisch läufts doch gut.
Hab neulich einen Bericht  "zeitnah" (nennt man es jetzt) gesehen, da gibts östlich noch Leute im gleichen Bildungsstil wie westlich die Reichsbürger, d. h. es gibt für sie immer noch die DDR.

Also, ich lass den Karren  laufen, einzige Hoffnung, dass östlich wie westlich die Karren doch noch eine Bremse und  eine Laterne haben!

Clematis

 

Wilfrid45
Wilfrid45
Mitglied

RE: In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
geschrieben von Wilfrid45
als Antwort auf Nelia vom 01.10.2020, 21:20:34

Hallo Nelia, ich habe zu diesem Thema nichts, aber gar nichts geschrieben. Aber wenn Du wissen willst wie ich Denke? Die "Wiedervereinigung" war neben dem 1.und dem 2.Weltkrieg die größte Dummheit bis heute!


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