Innenpolitik In diesem Jahr 2020, jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum 30. Mal.
Mit dem Mauerfall wurde nur in Berlin auf engstem Raum deutlich, wie die unterschiedlichen politischen Systeme auf die Entwicklung der Bevölkerung eingewirkt haben; egal ob fremd, bekannt oder verwandt.
Dass nach dem Krieg Deutschland, durch die Siegermächte in vier Zonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt worden sind, habe ich als Kind als gegeben in mein Bewusstsein aufgenommen, ebenso dass später aus den Westzonen die Bundesrepublik Deutschland. (BRD) und aus dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands die Deutsche Demokratische Republik (DDR) entstanden sind.
Die drei Sektoren der Westmächte wurden formal zu einem Bundesland der BRD, während der Ostsektor de facto in Hauptstadt der DDR umgewandelt wurde.
Es gab damals zwei Verwaltungen in Berlin, den Senat und den Magistrat, sowie zwei Währungen nämlich DM und Mark. Das gab es nirgendwo anders auf der Welt und es stellte darum auch besondere Anforderungen an seine Bewohner.
Westberlin wurde zum "Pfahl im Fleische der DDR “, wie es so schön formuliert wurde. Über die offenen Sektorengrenzen verließen die Menschen massenhaft den Machtbereich des "Arbeiter- und Bauern-Staates “, um der staatlichen Gängelei zu entgehen und ein Leben mit demokratischen Freiheiten zu führen.
Ja, so oder so ähnlich kennen es die meisten Nichtberliner wohl aus den öffentlichen Medien und durch andere Dokumentationen. Wie viele aber wissen etwas darüber, wie diese großen politischen Ereignisse die Lebensverhältnisse in der Stadt veränderten und die familiären und sonstigen Beziehungen seiner Bewohner beeinflussten?
Ich kann mich noch gut an die Wechselstube am Gesundbrunnen, wo man je nach Wechselkurs für DM viel Mark bekam oder umgekehrt viel Mark einzahlen musste, erinnern.
Etwas weiter war an der Ecke das Kino „Lichtburg “ und von den Telefonzellen gegenüber, da konnte man sich für Ostgeld in das Westberliner Telefonnetz einwählen.
Die Westberliner nutzten den günstigen Wechselkurs für preiswerte Friseurbesuche, nahmen andere Dienstleistungen in Anspruch, erwarben Konsumgüter oder besuchten kulturelle Einrichtungen in Ostberlin.
Den Ostberlinern wurden für kulturelle Einrichtungen in Westberlin Preisnachlässe gewährt, aber für die begehrten, modischen Konsumartikel, mussten sie tief in die Tasche greifen.
Um das etwas abzufedern haben zehntausende Ostberliner auch als "Grenzgänger" in Westberlin für DM gearbeitet; ich auch!
Dann kam der 13. August 1961 und aus einer Stadt mit ihren engen familiären und sonstigen Bindungen und Beziehungen, wurden über Nacht zwei Städte, die nur durch eine Mauer getrennt, für ihre Bewohner aber Lichtjahre entfernt waren
...Das stimmt nicht.
Die drei Sektoren der Westmächte wurden formal zu einem Bundesland der BRD, während der Ostsektor de facto in Hauptstadt der DDR umgewandelt wurde.
West-Berlin wurde nicht Teil der Bundesrepublik (also auch kein BUndesland), sondern blieb unter Kontrolle der vier Alliierten bis 1990. Gesetze, die im Bundestag für die Bundesrepublik erlassen wurden, wurden formell im Berliner Abgeordnetenhaus für die Westsektoren übernommen.
Ost-Berlin wurde entgegen dem Vier-Mächte-Statut de facto zur Hauptstadt der DDR erklärt, was den Vereinbarungen der vier Siegermächte zuwiderlief. Aber die westlichen Alliierten unternahmen nichts dagegen, sondern ließen den Dingen ihren Lauf. Nur in späteren Jahren zeigte sich in bestimmten Fällen immer mal wieder, wer die wirklichen Machthaber in beiden Teilen der Stadt waren.
Das habe ich auch nicht behauptet, aber formal gehörte WB zur BRD. Gleiche Währung, gleiche Rechtsgrundlagen etc.
@nimrod50,
danke für die sachliche Zustandsbeschreibung der damaligen Verhältnisse vor dem Mauerbau für die Menschen. Am 13.8.1961 (an meinem 13. Geburtstag) war ich auf einem Zeltlager des CVJM. Ich erinnere mich noch sehr gut an die heißen Diskussionen am Lagerfeuer und die Betroffenheit über die Geschehnisse damals, die viele Familienbande für Jahre zerrissen hat.
Karl
Ich habe wörtlich aus deinem Beitrag zitiert. Wenn du das bitte in deinem eigenen Beitrag nachlesen würdest, was du geschrieben hast.
Faktisch gehörte West-Berlin zur Bundesrepublik, formal aber eben nicht.
Begründung an einzelnen Beispielen:
Keine Wehrpflicht für West-Berliner; deswegen zogen viele Westdeutsche nach Berlin, um dem Wehrdienst zu umgehen.
Wenn die West-Berliner Abgeordneten im Bundestag abstimmten, wurden ihre Stimmen gesondert gezählt, zählten aber nicht. Die Abgeordneten wurden auch nicht in einer Bundestagswahl in West-Berlin gewählt, die gab es dort nämlich nicht. Sondern die Bundestagsabgeordneten wurden vom Berliner Abgeordnetenhaus nach Bonn entsandt.
Hier kann man sich ganz genau informieren, es ist nämlich ganz schön kompliziert gewesen.
Status von Berlin bis 1990
Ich weiß nicht,was die Erbsenzählerei hier soll, es ist doch so schon kompliziert genug:
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 und die Verfassung von Berlin von 1950 wiesen Gesamt-Berlin[3] bzw. ausdrücklich „Groß-Berlin“ von Anfang an als Land der Bundesrepublik Deutschland aus, doch galt diese Bestimmung nicht. Das Berlinabkommen von 1971 stellte fest, dass die drei Westsektoren kein „konstitutiver Teil“ der Bundesrepublik seien. Faktisch war aber West-Berlin von 1949 bis 1990 ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland; von westlicher wie insbesondere von westalliierter und westdeutscher Seite aus wurden stets die „Bindungen Berlins (West) an den Bund“ betont. Zum Beispiel galten die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland nicht unmittelbar in Berlin. Jedoch wurden alle Gesetze der Bundesrepublik vom Berliner Abgeordnetenhaus per Akklamation auch für Berlin übernommen. Manche der Gesetze und Verordnungen wie z. B. das Wehrpflichtgesetz wurden allerdings davon ausgenommen.(Wiki)
Es sollte doch um die Wiedervereinigung Deutschlands gehen, die sich heuer zum 30. Mal jährt.
VG - Via
Ich kannte "die Mauer" von der Ostseite Berlins her..., Bernauer Straße war nicht so sehr weit weg von uns.
Wir lebten mit der Mauer und haben aus unserem Leben eben auch versucht, irgendwie das Beste draus zu machen.
Hier wurde ja schon desöfteren darüber geschrieben, daher wiederhole ich mich jetzt nicht.
Kristine
Jeder von uns erinnert sich auf seine ganz persönliche Art an diesen denkwürdigen Tag.
Ich habe einen Artikel gefunden von einem damals noch jungen Menschen, der mir sehr gefällt.
Weitere Geschichten können hier nachgelesen werden.
VG - ViaDie Wiedervereinigung nur ein Trick der CDU?
Von Peter Schink, stellvertretender Chefredakteur
"Ich bin in München aufgewachsen. Wir hatten keine Kontakte in die DDR und meine Jugend war geprägt von einem Dauerkanzler Helmut Kohl. In meinem Kopf gab es ganz selbstverständlich zwei deutsche Staaten. Als nach dem Mauerfall die ersten Menschen von "Wiedervereinigung" redeten, klang das für mich nach einem Trick der CDU – um die nächsten Wahlen mit Kohl doch noch durchzustehen. Ich war damals 13 Jahre alt.
Aus "Wir sind das Volk" wurde plötzlich "Wir sind ein Volk", und im Osten sollte ganz schnell die D-Mark eingeführt werden. Mir ging das zu schnell. Die DDR war für mich emotional weiter weg als das geografisch nahegelegene Österreich. Weshalb ich auf einmal ein Volk sein sollte, leuchtete mir nicht ein. Als der 3. Oktober 1990 kam, war das für mich eher ein Helmut-Kohl-Inszenierungstag.
Mein Deutschland vereinte sich viel später, im Jahr 1999. Ich zog in den immer noch ziemlich grauen Osten. Und lernte hier viele Menschen kennen: Solche, die in der DDR im Knast saßen, genauso wie die Großnichte des Top-Spions Markus Wolf oder eine Tochter Wolf Biermanns. Diese Menschen haben in ihrer Biografie alle eine Gemeinsamkeit – den Bruch im Jahr 1989. Dieses Jahr hat jeden von uns geprägt. Nur dass der Blick auf dasselbe Ereignis und dessen Folgen im Osten und Westen so unterschiedlich ist. Das kann trennen. Oder bereichernd sein, wenn man sich zuhört.
Ich habe in den Jahren viele Freunde und Sichtweisen dazugewonnen. Lieb gewonnene Menschen wohnen in ganz Deutschland, in Leipzig und Neubrandenburg, in Düsseldorf und Kiel. Und in meiner Straße steht ein Haus, auf dem steht in großen Buchstaben: "Dieses Haus stand einmal in einem anderen Land."
Mein Deutschland kennt keine Zweiteilung. Es ist vielfältig mit unzähligen regionalen Schattierungen. Natürlich, es gibt noch zu viele Unterschiede zwischen Ost und West, die blühenden Landschaften wuchsen zu langsam. Aber Etliches macht uns in Ost wie in West inzwischen gleichermaßen zu schaffen: Die Landflucht, die Politikverdrossenheit, steigende Mieten und der Dieselskandal. Und manchmal sind die Unterschiede zwischen Nord und Süd oder Stadt und Land größer als zwischen Ost und West. Bei den regenerativen Energien, der Bevölkerungsentwicklung, der Digitalisierung.
Diese Herausforderungen zu meistern, gelingt am besten gemeinsam. Und nicht, wenn wir mit den Fingern aufeinander zeigen – auf "den Osten", "den Westen" oder "die Politiker". Wenn wir einander zuhören und aufeinander zugehen, wenn Unterschiede nicht trennen, sondern bereichern, dann entsteht "Einheit". Und mein Leben hat dieses vereinte Deutschland unfassbar bereichert, vor allem um Menschen und Einsichten. In diesem Sinne sollten wir den 3. Oktober feiern."
Was heißt hier "Das stimmt nicht"?......Das stimmt nicht........
Nimrod50 hat es sachlich richtig und schön geschildert, wie er es aus der Sicht eines Berliners, der im abgetrennten Ost-Berlin aufgewachsen ist, erlebt hat.
Da spielt es keine Rolle, dass West-Berlin, rechtlich gesehen, kein Teil der BRD war. In West-Berlin herrschten Lebensverhältnisse wie im Westen und in Ost-Berlin Lebensverhältnisse wie in den Ostblockstaaten. Und das war der entscheidende Unterschied.
Jedenfalls aus der Sicht von mir, der in der alten Bundesrepublik aufgewachsen ist.
Nick42
Nichts anderes, als was du hier zitiert hast, habe ich geschrieben. Warum nennst du das Erbsenzählerei?
Und wenn nimrod hier die Geschichte Berlins nach 1945 erzählt, die fehlerhaft ist und auf die ich reagiert habe, ist das Erbsenzählerei?