Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt

Innenpolitik Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt

schorsch
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dutchweepee vom 16.06.2007, 07:59:40
@ "...und er ist der einzige, der im öffentlich-rechtlichen fernsehen noch rauchen darf!..."

...was ihm schnellstens abzugewöhnen wäre!
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schorsch
carlos1
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Medea vom 15.06.2007, 16:21:03
Ich möchte keine große Diskussion entfachen über die Geschichte. Aber mir scheint die Optik nicht zu stimmen, wenn allein dem Gefühl Ausdruck gegeben wird, dass man diesen Kanzler (Helmut Schmidt) hat über die "Klinge springen lassen", was etwa so ähnlich klingt wie Dolchstoß in den Rücken. Es erinnert fast an die deutsche Sagenwelt: Der edle Recke Siegfried wurde ja auch heimtückisch vom gedungenen Mörder, dem grimmigen Hagen, hinterrücks gemeuchelt. Aber ganz so war es bei Schmidt nicht. Schmidt verlor seine Mehrheit im Bundestag. Das war kein "Königsmord" Vor allem deshalb, weil ihm seine eigene Partei in wichtigen Fragen die Gefolgschaft verweigerte. Schmidt war ein Außenpolitiker par excellence und besonders in der Sicherheitspoltik hat er richtige Gedanken gehabt. Helmut Kohl hat die Früchte der Denkarbeit seines Vorgängers ernten dürfen, weil er dessen Politik fortsetzte und weil dieser die die Voraussetzungen geschaffen hatte. Wer die Diskussion jener Tage verfolgt hat, weiß, dass die Opposition in den eigenen Reihen vor allem sehr massiv Kritik an Schmidt übte. Es ging hin bis zur Diffamierung. Lafontaine stellte damals fest, dass mit den Sekundärwerten, die Schmidt leiteten, genauso gut ein KZ gebaut und verwaltet werden könnte. Die Frontlinien verliefen eben anders als oft dargestellt wird. Der Koalitionspartner orientierte sich nicht zuletzt aus diesem Grund anders.

Helmut Schmidt gab sich auch gerne als Weltökonom und verkündete die Weisheiten, die seinerzeit en vogue waren. Das waren die Lehren von Keynes. Leider ist es aber so, dass alle verkündeten Lehren meist veraltet sind, wenn sie als Theorien die Köpfe der Student zu füllen beginnen. Neue Theorien gibt es erst wieder, wenn die Generation, die sie an den Universitäten verkündet, abgetreten ist. So ist das auch beim Normalverbraucher wozu auch Schmidt zählt. Von Schmidt stammt übrigens auch der Ausspruch "lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit". Kein guter Satz, wie wir heute wissen. Um Auswüchse der Globalisierung zu kritisieren, brauche ich nur etwas moralische Entrüstung.

silhouette
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 16.06.2007, 11:48:16
Ich habe bei Medea keine Aussage gelesen, wer Helmut Schmidt über die Klinge springen ließ. Es gibt bestimmt einige Leute hier, zu denen ich mich zähle und zu denen Medea vermutlich auch zählt, die sehr wohl wissen, dass es die alte Tante SPD selber war. Ja, und das war ein Königsmord.

Fachlich kann ich zum Keynesianismus nichts beisteuern. Mir fällt nur auf, dass er in den 1930er Jahren entwickelt wurde und Helmut Schmidt unmittelbar nach Kriegsende mit dem Studium begonnen hat. Dazwischen lag nicht gerade eine Zeit, in der diese Theorien hätten praktisch überprüft werden können.

Helmut Schmidt hat ein abgeschlossenes Volkswirtschaftsstudium aufzuweisen. Ihn als "Normalverbraucher" abzutun und zu schreiben: "Helmut Schmidt gab sich auch gerne als Weltökonom und verkündete die Weisheiten, die seinerzeit en vogue waren" finde ich einfach überheblich.

Ein paar Volkswirte mehr und ein paar alleswissende (denken sie) Juristen weniger unter unseren Politikern würde unserem Land nicht schaden.

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silhouette

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carlos1
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von carlos1
als Antwort auf silhouette vom 15.06.2007, 13:24:53
"Und wir schämten uns irgendwie für unser Land, als Tage später die Übertragung von der Übergabe des Kanzleramts zu sehen war. Die beiden kurzen Ansprachen waren eine schockierende Demonstration des geistigen Abstiegs, der da stattgefunden hatte." Silhouette

"Und ich habe mich geschämt dafür, diesen Kanzler über die Klinge springen zu lassen...." Medea

@silhouette Im ersten Beitrag wird das Wendemanöver der FdP angesprochen, im zweiten ist die Rede von einem "über die Klinge springen lassen". Diese Verbindung ist unangebracht. Auch wenn sie in den Jahren nach 1982 immer wiederholt wurde. Was nicht den historischen Tatschen entspricht, darf kritisiert werden. Im übrigen ist die Person und seine Leistung des Ex-Kanzlers über jede Kritik erhaben. Er war ein sehr guter Kanzler. Meiner Ansicht nach ist das Misstrauensvotum kein Anlass gewesen sich zu schämen. Die Mehrheit im Parlament ging verloren. Das wurde bereits nach der vorangegangenen Bundestagswahl 1980 vorhergesagt. Mehrheiten sind nichts worauf man ewig bauen kann. Schmidt hatte es persönlich nicht verdient. Es war ein außergewöhnlicher Politiker, aber er war kein Gott. Schmidt war auch kein König, an dem ein "Königsmord" verübt wurde, wie Silhouette meint, sondern ein Mann, der auch Fehler machte. Deshalb ist es kein Grund in Weinen auszubrechen und Adorantenhaltung anzunehmen.

Wer mit welchem Studium ein Land am besten regieren kann, Silhouette? Sicher nicht jemand mit nur einem Studium. Erfolg im Beruf und nicht nur einem wäre schon mal gut. Wer einige Bücher von Schmidt gelesen hat - und nicht nur ein Interview gesehen hat - weiß, dass er mehr drauf hat als nur volkswirtschaftliches Wissen. Lebenslanges Lernen gilt für den guten Politiker.
silhouette
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 17.06.2007, 18:35:48
Das freut mich, dass ich nun auf der ganzen Linie Zustimmung bekomme, wenn auch nur sehr gewunden, damit es nicht jeder sieht - vor allem auch nicht das eigene Ego.

Dennoch kann ich es mir nicht verkneifen, dir mit der deutschen Sprache ein bisschen unter die Arme zu greifen, alldieweil ich ihrer ziemlich mächtig bin. Damit es beweiskräftig genug ist, erlaube ich mir, auf die schlaue Wikipedia zurückzugreifen.

"Ein aktueller Fall bei dem von "Königsmord" die Rede war, stammt aus der SPD. Im Oktober 2005 setzte sich Andrea Nahles bei einer Abstimmung des Parteivorstands zur Benennung eines Kandidaten für das Amt des Generalsekretärs gegen den Kandidaten des Parteivorsitzenden Franz Müntefering mit 23 zu 14 Stimmen durch. Nach dieser Abstimmungsniederage sah sich Franz Müntefering in seiner Rolle als Parteivorsitzender so geschwächt, dass er erklärte, nicht mehr als SPD-Vorsitzender zu kandidieren. Letztlich trat auch Andrea Nahles nicht zur Wahl des Generalsekretärs an. Im Verlauf der Debatten wurde ihr mehrfach vorgeworfen, eine "Königsmörderin" zu sein. Nach starkem Druck der Parteibasis, erklärte sie den Verzicht auf ihre Kandidatur."

Adorant ist kein deutsches Wort. Bisher haben wir nur Deodorant aus dem welschen Sprachraum übernommen. Und ich darf hinzufügen, dass es auch im Deutschen nichts mit Gott zu tun hat.
g*

--
silhouette
Medea
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von Medea
als Antwort auf silhouette vom 17.06.2007, 19:34:49
Hallo Silhouette,
hallo Carlos,

lese gerade Euer kleines Wortgefecht - ja ich kenne die politischen Zusammenhänge, lebte und arbeitete zu dieser Zeit in Bonn, gleich um die Ecke des Bundeshauses - sei es wie es immer gewesen ist, ich war nun einmal ein Anhänger von Helmut Schmidt und seinem norddeutschen Charme und schätzte ihn als einen integeren Politiker, so ein Mann ist nie bequem und macht sich nicht nur Freunde. Habe mir gestern spät Abends die Wiederholung des Interviews Maischberger Schmidt/von Weizsäcker angesehen und finde, von den beiden Herren geht immer noch eine starke Wirkung aus.

Grüße Euch beide
Medea.


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Medea
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von Medea
als Antwort auf silhouette vom 17.06.2007, 19:34:49
Hallo Silhouette,
hallo Carlos,

lese gerade Euer kleines Wortgefecht - ja ich kenne die politischen Zusammenhänge, lebte und arbeitete zu dieser Zeit in Bonn, gleich um die Ecke des Bundeshauses - sei es wie es immer gewesen ist, ich war nun einmal ein Anhänger von Helmut Schmidt und seinem norddeutschen Charme und schätzte ihn als einen integeren Politiker, so ein Mann ist nie bequem und macht sich nicht nur Freunde. Habe mir gestern spät Abends die Wiederholung des Interviews Maischberger Schmidt/von Weizsäcker angesehen und finde, von den beiden Herren geht immer noch eine starke Wirkung aus.

Grüße Euch beide
Medea.

Medea
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von Medea
als Antwort auf Medea vom 17.06.2007, 20:04:14
NB:
Eine Adorantin allerdings war ich nie.
und werde es auf meine alten Tage wohl auch nicht mehr werden.

Medea.

Medea
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von Medea
als Antwort auf Medea vom 17.06.2007, 20:04:14
NB:
Eine Adorantin allerdings war ich nie.
und werde es auf meine alten Tage wohl auch nicht mehr werden.

Medea.

carlos1
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Re: Helmut(Heinrich Waldemar:o)))) Schmidt
geschrieben von carlos1
als Antwort auf silhouette vom 17.06.2007, 19:34:49
hallo silhouette, du liebst die blumige Sprache. Ich lasse dir gerne deine "Königsmörder", "Königsmörderinnen" und wikipedia kannst du ganz in Besitz nehmen. Ich liebe es gerne nüchtern. Ich habe nicht bestreiten wollen, dass es den Ausdruck Königsmörder gibt, sondern, dass ich diese Bezeichnung nicht besonders mag. In jedem Begriff schwingen konnotative Bedeutungen mit, die
der Sache eine bestimmte Färbung geben. Da ist zu viel Pathos drin. Dann ist da auch noch die Erinnerung, wie die Vorgänge im Herbst 1982 umgedeutet wurden. Aber die Leute glauben es zu verstehen, wenn "Königsmörder" gesagt wird. Das Bild ist sehr mächtig. Die Wirklichkeit war aber anders. Weiter: Wenn sich die Genossen gerne mit Königsmörder/Königsmörderin titulieren, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es wollen. Bitte! Im Falle der A. Nahles und des Herrn Müntefering träfe es eher zu.

Das Wort Adorant sei kein deutsches Wort. Was ein "deutsches" Wort ist, entscheidet der Sprachgebrauch. Goethe verwendete viele Wörter, die heute nicht mehr gebräuchlich sind. Adorantentum begegnete mir in Texten des 19. Jahrhundert u. a. fand ich es in einer Rede oder einem Text Bismarcks vor längerer Zeit. Was ist deutsch? Ich hatte in den fünfzigern einen alten Nazi als Deutschlehrer, der alles eindeutschen wollte. Das Wort "Elektrizität" störte ihn, er wollte es durch "Bernkraft" ersetzen. Das fand er einfach "deutsch". "Interessant" durfte nicht in Aufsätzen verwendet werden. Die Zeit dieses Purismus sind aber eigentlich doch vorbei?

Du solltest dich auch nicht zu früh auf die volle Zustimmung freuen. Wenn nur Zustimmung vorhanden wäre, gäbe es keine Diskussion mehr. Kritik heißt heißt ja eigentlich Untersuchung, Überprüfung. Grenzenloses Vertrauen und Gefühle der Verehrung sind eigentlich kein Grund mit Denken aufzuhören, auch wenn der Name Schmidt fällt. Das wäre ihm selbst gar nicht Recht. Er ist durch und durch Rationalist und stellt es hervorragend dar.

Wenn du über den Politiker Helmut Schmidt etwas sagen möchtest, dann gäbe es dazu viel zu berichten. Einmal über seine Politik, dann über den Menschen. Viel Gutes und Lobenswertes, aber auch andere Dinge. Aber das ist nicht das Thema. Im übrigen schreibst du ja selbst, dass du von der Wirtschaftspolitik (hier in diesem Zus.hang) etwa Keynesianismus, Globalsteuerung, Magisches Vierecke, Stabiltitätsgesetz) keine genauen Vorstellungen hast. Über Gefühle anlässlich bestimmter Vorgänge in der Vergangenheit können wir uns deshalb hier nicht weiter austauschen.

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