Innenpolitik Hambacher Forst
Bin gerade zurück von der Demo.
Es waren und sind unglaublich viele Menschen unterwegs. Die Stimmung war tagsüber sehr entspannt und friedlich, trotz weite Fußwege und Staus und Wartezeiten an den Bahnhöfen.
Bereits am Nachmittag war schon die Rede von 50.000 Teilnehmern und es strömten immer noch unzählige Menschen Richtung Demoacker, als wir schon auf dem Heimweg waren.
Ich hoffe ja, es haben alle der kleinen Mausohrfledermaus auf die Schulter geklopft und mal dankbar den Flügel geschüttelt. Gehört sich doch wohl ...
Ein Reh lief in Panik über den angrenzenden Acker, die Fledermäuse haben ihre Höhlen (sofern nicht verklebt).
Die meisten Menschen aus den nahen Dörfern (Manheim, Morschenich) wurden bereits vertrieben, dafür gibt es kein Naturschutzgesetz.
Die dort noch ausharren sind über das Chaos der letzten Wochen ganz und gar nicht erfreut.
Großdemo am Hambacher Forst im Liveblog
Was ich mich frage - weshalb hat denn der BUND die Klage beim OVG Münster erst jetzt eingereicht? Oder hatte er dies schon vor längerer Zeit getan, und erst jetzt konnte dieses Zwischenurteil gesprochen werden, hinsichtlich des vorläufigen Rodungsstopps also?
Weshalb also dieses richterliche Urteil nicht schon vor 2 Monaten? Man hätte sich einiges ersparen können.
Hunderttausende Euro für Polizeieinsätze bspw.
Das Todesopfer hätte es u.U. nicht geben müssen, der junge Mann könnte noch leben.
Oder ging es am Ende um Publicity, um Medienwirksamkeit, wie wir es von greenpeace leider kennen.
Weshalb dieses Urteil erst jetzt?
Es ist ein ständiges "Am Ball bleiben" seit JAHRZEHNTEN.
Der BUND hat da unermüdlichen Einsatz gezeigt:
https://www.bund-nrw.de/themen/mensch-umwelt/braunkohle/hintergruende-und-publikationen/braunkohlentagebaue/hambach/bund-klage-gegen-hambach/
Zu den letzten Wochen:
https://www.bund-nrw.de/service/meldungen/detail/news/rodung-des-hambacher-waldes/
Diese Aufnahmen vermitteln ein gutes Stimmungsbild:
https://rp-online.de/nrw/panorama/hambacher-forst-bilder-von-der-kundgebung-am-06-oktober-2018_bid-33514295#4
Meine Gratulation zum Erfolg der Rettung des Hambacher Forst, 1 zu 0 für die Umwelt.
Dieser Erfolg ist richtig und wichtig.
Aber man stelle sich mal vor, die gleiche Energie würde aufgewendet werden, zwecks Bekämpfung der Kinderarmut sowie der Altersarmut eben den ersten grundlegenden Bedürfnissen der Menschen in DE.
Phil.
In diesem Zusammenhang ist der letzte Newsletter von abgeordnetenwatch interessant:
Das braucht wohl keinen weiteren Kommentar.
[...]
bis zu 120.000 Euro für einen Teilzeitjob als Kaufmännischer Angestellter!
So viel kassiert der CDU-Abgeordnete Gregor Golland vom Energieriesen RWE jedes Jahr zusätzlich zu seinen Diäten.
Was diese horrenden Nebeneinkünfte so besonders brisant macht?
Golland ist stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender und somit ein hochrangiges Mitglied der nordrhein-westfälischen Regierungskoalition, die kürzlich die Räumung des Hambacher Forsts angeordnet hat.
Für RWE ist die Räumung des Waldes von höchster Bedeutung, denn der Konzern will dort möglichst bald mit der Rodung und dem Abbau von Braunkohle beginnen (auch wenn das OVG Münster die Rodung am Freitag vorläufig gestoppt hat).
[...]
det
Der Tagebau Hambach ist nur ein Teil der Braunkohlegewinnung und Verarbeitung im Rheinischen Revier .
Die angefügte Karte vermittelt einen guten Überblick:
https://www.diercke.de/content/rheinisches-braunkohlenrevier-landschaftswandel-978-3-14-100770-1-73-4-0
Zitat:
"Flächennutzungskonflikte
In Zusammenhang mit der weiträumigen Braunkohlenförderung treten häufig Flächennutzungskonflikte auf, so auch im Rheinischen Revier. Konkurrierte der Braunkohlenabbau früher vor allem mit der Forstwirtschaft, so ist es heute in erster Linie die Landwirtschaft. Für den Braunkohlenabbau spricht, dass die Braunkohle zu rund 24 Prozent am deutschen Strommix beteiligt ist und dass von den 176 Mio. Tonnen Braunkohle, die 2006 in Deutschland gefördert wurden, immerhin rund 55 Prozent aus dem Rheinischen Braunkohlerevier stammten. Auf der anderen Seite gibt es berechtigte Einwände seitens der Landwirtschaft, die im Bereich der Jülicher Börde einschließlich des nördlichen Villehorstes auf überwiegend nährstoffreichen Lössplatten mit bis zu sieben Metern Mächtigkeit einen marktorientierten, kapitalintensiven Anbau in überdurchschnittlichen Betriebsgrößen treibt. An diese Landwirtschaft hat sich eine Nahrungs- und Genussmittelindustrie aus beispielsweise Zucker- und Konservenfabriken angeschlossen.
Der bestehende Flächennutzungskonflikt wird durch eine Reihe von Umständen noch verschärft, etwa dadurch, dass es ein Defizit zwischen in Anspruch genommener und rekultivierter landwirtschaftlicher Nutzfläche gibt oder weil ökologisch wertvolle Gebiete wie der Hambacher Forst dem Abbau zum Opfer fallen. Die Konflikte zwischen der Braunkohlenindustrie und den anderen potenziellen Nutzern erhalten dadurch zusätzlichen Zündstoff, dass die Region als Teil oder Randzone des Verdichtungsraums "Südliche Rheinschiene" von einem dichten Verkehrsnetz durchzogen und überdurchschnittlich dicht besiedelt wird (68.1), weshalb sie verstärkt dem Druck der Erschließung neuer Wohn- und Industrie- oder Gewerbeflächen ausgesetzt ist (Suburbanisierung).
Neben der Grundwasserabsenkung durch den Tagebau sind die Emissionen der fossil befeuerten Kraftwerke und der ansässigen Grundstoffindustrie Mitverursacher der Umweltbelastung. Durch Nachrüstung der Kraftwerke mit Rauchgasentschwefelungsanlagen konnte der Ausstoß von Flugasche, SO2 und NOx auf Werte unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte reduziert werden. Ökologisch bedenklich bleiben die klimarelevanten CO2-Emissionen der Braunkohlenkraftwerke. Durch Maßnahmen zur Erhöhung des Nettowirkungsgrades versucht man, den Ausstoß zu vermindern.
H.-J. Kolb"