Innenpolitik Hambacher Forst
Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel versuchen über 4000 Demonstranten weiter, die Rodung des Hambacher Forsts zu verhindern.
Ein Video einer Aktivistin, die von Polizisten aus dem Wald nahe Köln gezogen wurde, ist nun zum Internet-Hit geworden.
Darin steht sie schmächtig, schmutzig und unendlich traurig am Waldrand, umringt von zwei voll gepanzerten Polizisten, und spricht über ihren Kampf für die letzten Bäume des Hambacher Forsts.
Hambacher Forst: Aktivistin hält flammende Rede
„Sie haben unser Baumhaus kaputt gemacht, haben dem Baum wehgetan und das Dorf kaputt gemacht, wo wir drin waren“, beginnt die Aktivistin noch recht gefasst zu erzählen.
Doch dann bricht ihre Stimme, sie wischt sich mit dreckigen Fingern eine Träne aus dem Auge – und ihre Worte werden zu einer flammenden Rede für Naturschutz und Menschlichkeit: „Sie denken wahrscheinlich, sie hätten gewonnen. Aber sie können nicht gewinnen, weil sie den Wald genauso brauchen wie wir.“
Video fast zwei Millionen Mal angeschaut
„Sie werden nie verstehen, dass dieser Wald einfach wunderschön ist“, sagt sie weinend. „Die schönste Zeit meines Lebens war hier. Ich habe so viel gelernt. All diese Erinnerungen können sie mir nicht mehr wegnehmen. Und sie können auch diesen Kampf hier nicht gewinnen, weil draußen so viele Menschen hinter uns stehen“, ruft sie in dem Video, das bereits fast zwei Millionen Mal angeschaut wurde.
Dann deutet sie auf die Polizisten und sagt: „Und hinter diesen Menschen hier steht ein Konzern ohne Zukunft.“ Immer wieder versagt dabei ihre Stimme. Dabei schauen sogar die beiden Polizisten bedröppelt zu, drehen sich manchmal auch weg.
- „Mir ist es egal, dass ich heute von diesem Baumhaus geholt wurde. Ich weiß, die anderen Menschen kämpfen weiter. Ich bin superstolz auf all diese Menschen, die diese Baumhäuser mit ihren Händen bauen. Und die schaffen es nur mit Hebebühnen da hoch, mit riesigen Maschinen. Deswegen ist es für mich jetzt okay, zu gehen“, schließt die Aktivistin ab, bevor sie den Hambacher Forst wohl für immer verlassen muß.
Der Energiekonzern RWE will im Herbst weite Teile des Hambacher Forstes abholzen, um weiter Braunkohle baggern zu können. Der Wald gilt als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung.
Quelle:DerWesten (gekürzte Fassung)
Diese Angelegenheit im Hambacher Forst läuft nun seit 16 Jahren; seit 6 Jahren hausen einige der Demonstranten in Baumhäusern (übrigens oft mit Küche und Heizung) in diesem Teil des Forstes.
Schadet das eigentlich den Bäumen nicht, bzw. mussten die nicht vorher präpariert werden, um solche Häuser draufzustellen?
In Berlin läuft eine Kommission, die sich mit der Abschaffung der dreckigen Kohle generell befasst; es scheint jetzt schneller zu gehen, seitdem sich Herr Pofalla hier an vorderster Linie einschaltet.
Das dürfte abe kein grosses Kunststück sein,wenn man bedenkt, wie lange rot-grün in NRW mit oft nicht nachvollziehbaren Schritten brauchte, um hier nicht weiterzukommen.
Faktum ist aber ,dass RWE gültige Urteile vorliegen hat und die Polizisten ihren Job machen, um die Durchsetzung derselben zu gewährleisten. Sie müssen dann auch Demonstranten,die sich in Erdlöchern verschanzt haben, die vom Einsturz bedroht sind, hindern oder retten.
Alles in allem denke ich ,dass es nicht viele junge Menschen anspornen dürfte, Polizist werden zu wollen, wenn diese dann oft brutalen Attacken der Demonstranten ausgesetzt sind. Und dabei wollen wir in Deutschland doch immer mehr Sicherheit und ergo immer mehr Polizisten. DA passt einiges nicht zusammen. Olga
Enkelin machte mich weinend auf dieses Video aufmerksam: https://twitter.com/Hamingjen/status/1040995071615819776
Was können wir da antworten?
Vielleicht, dass sich Menschen, die seit Jahren auf Bäumen und in Erdhöhlen hausen, nicht automatisch davon ausgehen sollten, dass sie deswegen der Nabel der Welt sind. Auch der Rundumschlag in Richtung der Werte unserer Gesellschaft ist unangebracht. Sie sollte in dieser Hinsicht auch bedenken, dass es eben diese Gesellschaft ist, die ihr Baumhausleben in den letzten Jahren alimentiert hat. Sie verbindet in dieser Phase ihres Lebens das Angenehme mit dem Nützlichen, indem sie ihren alternativen Lebenstraum verwirklichen kann, und gleichzeitig der Ansicht ist, etwas für den Erhalt der Bäume geleistet zu haben. Welche der beiden Seiten überwiegt, lässt sich nicht ohne weiteres sagen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Leute tatsächlich glaubten, mit diesem Aktionismus Erfolg zu haben und dieses Waldstück vor der Abholzung bewahren zu können. Die haben doch von Beginn an wissen müssen, wie diese Geschichte irgendwann ausgeht.
Ich war gestern da.
Viele, viele Leute, Tausende von jung bis alt waren da.
Nahmen weite Anfahrwege in Kauf.
Alle Zufahrtswege waren gesperrt. Ca 4 Km Fußmarsch (Landstraße) hin und zurück schreckten jedoch nicht ab. Manche gingen quer feld ein.
Es wird berichtet, dass S-Bahnen von Köln nach Buir ohne Grund gestrichen wurden. Es bestand wohl Angst dass ca 4000 Poizisten mit Räumpanzern, immensem Fuhrpark, Pferden, der Situation nicht gewachsen wären.
Die Stimmung war größtenteils friedlich.
Es war und ist natürlich zu befürchten, dass auch Extremisten anreisen werden.
Da, wo wir waren (Pflanzaktion) war eine friedliche Stimmung. Der Wald war allerdings komplett gesperrt. Sehr viel Polizei und ständig ratterte der Polizeihubschrauber über unseren Köpfen. Auch den angereisten Pressevertretern wurde der Zugang zum Wald verweigert.
Ich habe kürzlich ein Interview mit einem jungen Mann, Anfang 20, gelesen, der seit einigen Jahren in einem Baumhaus mit Dusche und Solar-Paneel auf dem Dach lebt. Inwieweit er den Baum selbst zerstören musste, um dieses Gebilde dort zu plazieren, erzählte er nicht.
Als Hambacher Forst begann, war er ein Erstklassler; vermutlich wollte er nach dem Abitur eine sog. Orientierungphase und ging in den Wald. Evtl wird er von Eltern finanziell unterstützt oder er hat noch irgendwo eine Adresse und erhält Hartz IV.
Er sagte aber,dass er damit rechnen würde, bald aus dem Wald verschwinden zu müssen - sein nächste Projekt ist die Rettung von Walen.
Auch dafür dürfte er Applaus bekommen, auch wenn er vermutlich keinen einzigen Wal retten wird.
Irgendwann wird auch er den anderen Weg gehen hin zur bürgerlichen Schiene und später seinen Enkeln erzählen, wie aufregend seine Revoluzzer-Zeit war, wenn er in seinem abbezahlten Einfamilienhaus sitzt und mit dazu beiträgt, dass die immer geringer werdende Fläche in Deutschland durch solche Gebäude nutzlos verbraucht wird. Olga
Diese Leute haben es immerhin geschafft Aufmerksamkeit zu erregen. Viele Jahre Protest und eingereichten Klagen (ua vom BUND) haben nichts bewirkt. Die Medien berichteten kaum. Immer erst dann, wenn es zu "Aktionen" kommt mit großem Polizeiaufgebot wird berichtet.
Ich würde sagen, die Aktivisten haben bereits eine Menge erreicht, auch wenn sie dieses Waldstück vielleicht nicht retten können.
Wenn Regenwälder / Tropenwälder abgeholzt werden, ist die Empörung groß, nicht nur von einigen Initiativen.
Daß dies aber im eigenen Land auch erfolgt, davon erfährt man wenig.
So haben sie die Öffentlichkeit informiert und sensibel gemacht auch hier im eigenen Land näher hinzuschauen und zu reagieren.
Monja.
vieles erinnert an die Demos zur Startbahn West bei Frankfurt , ja ..
umd mir sind hunderte junge Menschen, die für den Erhalt der Natur demonstrieren und einige Jahre Sommer wie Winter dort in Hütten und später in Baumhäusern aushalten lieber als "hochmotivierte junge Menschen, die Polizisten werden wollen!"
und wer dort in den letzten tagen an den Demos vor Ort teilgenommen hat, weiss sicher mehr zum Thema beizutragen als leute, die vor ein paar Tagen zum ersten Mal davon gehört haben und nun meinen, alles (besser) zu wissen. Ist es nicht so?
"Alimentiert" wurden die Aktivisten von vielen Bürgern aus der Umgebung, die Nahrung und Materialien spendeten und sogar Möglichkeiten boten zum Duschen usw. Der "Normalbürger" hat den legalen Protest irgendwann aufgegeben, weil man gegen diesen Konzern keine Möglichkeiten hat.Sie sollte in dieser Hinsicht auch bedenken, dass es eben diese Gesellschaft ist, die ihr Baumhausleben in den letzten Jahren alimentiert hat.