Innenpolitik Hambacher Forst
Guten Morgen, in den Badischen Neuesten Nachrichten online finde ich heute morgen einen sehr ausführlichen Artikel über die Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst, den ich zum Lesen empfehlen möchte. Aufzurufen ist er unter:
https://bnn.de/nachrichten/politik/raeumung-der-baumhaeuser-im-hambacher-forst-steht-bevor
Es grüßt
Angeli44
Danke!
Ich wohne vor Ort.
Viele, viele Jahre Protest mit demokratischen Mitteln haben nichts bewirkt.
Vor Beginn der Kohleförderung war der Wald 4100 Hektar groß; nach Angaben des Tagebau-Betreibers RWE Power wurden bislang 3900 Hektar für den Kohleabbau gerodet.
Es ist nicht zu verstehen, dass für die unsaubere Braunkohle heutzutage noch Wälder gerodet werden. Der Kohleausstieg ist beschlossene Sache und es gibt bereits genügend alternative Energie. Die Lichter würden nicht ausgehen, wenn dieses Projekt gestoppt würde.
Karl
P. S.: Ich lese gerade in der Quelle von Angeli44, dass ja auch die Begründung der Räumung sehr seltsam ist:
Als Begründung für die Räumung führten die Behörden nicht den geplanten Braunkohleabbau an. Vielmehr argumentiert das NRW-Bauministerium mit dem fehlenden Brandschutz in den Baumhäusern – unter anderem fehlten Rettungsleitern. Deshalb seien die Baumhäuser zu räumen und anschließend «zu beseitigen», heißt es in der Weisung des Ministeriums.Im Hochsommer wegen Waldbrandgefahr hätte ich das eventuell noch verstanden, aber zu Beginn der Regenzeit wegen Brandschutzleitern?
Tja, die Rettungsleitern ...
Wie schaffen es die "Baumbewohner" ohne Leiter ins Baumhaus zu steigen?
Es stehen schlimme Tage bevor. Ich befürchte, es wird Verletzte geben.
Ich finde es traurig, dass friedliche und gut begründete Proteste mit solch harten Maßnahmen angegangen werden. Die Natur und die Umwelt sollte nicht immer denen überlassen werden, die das meiste Geld haben um ihre Ansprüche durchzusetzen. Hier geht es wieder mal nur um Profit, nicht um das Allgemeinwohl für Klima- und Umweltschutz.
In meinen Augen sind es die Lobbyisten, die Demokratie untergraben. Einfach nur traurig.
Hier noch ein Link, um über uns selber mal nachzudenken:
LG - Naturella
"Derzeit tagt regelmäßig die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung. Im Auftrag der Bundesregierung sollen die 31 Kommissionsmitglieder bis zum Jahresende einen Vorschlag für einen Kohleausstieg erarbeiten. Dieser soll sozialverträglich sein, einen Strukturbruch vermeiden, also dass etwa bestimmte Regionen durch Arbeitslosigkeit besonders schwer getroffen werden, und er soll die gesetzten Klimaziele im Rahmen des Pariser Klimaabkommens erreichen.
Nach Angaben des Sachverständigenrates der Bundesregierung und anderer Studien kann Deutschland seine Klimaziele nur durch einen zügigen Kohleausstieg erreichen.
Zu erwarten ist, dass deshalb auch die Kohlekommission einen schnellen Kohleausstieg befürworten wird."
Link: https://amp.dw.com/de/täuscht-rwe-öffentlichkeit-und-kohlekommission/a-45305739
Dieser Restwald ist sehr symbolträchtig geworden.
Es sind nicht nur die Aktivisten, die für den Erhalt des Waldes kämpfen. Ich vermute mal, dass 90% der Bürger der umliegenden Ortschaften den Erhalt des Waldes und der Ortschaften, die ebenfalls weggebaggert werden, ablehnen.
Leider bekommen nur solche Aktionen wie die der Aktivisten in den Medien aufmerksamkeit. Erst recht, wenn es zu Polizeieinsätzen kommt.
"Dabei sind die Vorgaben der aktuellen bergrechtlichen Zulassung, die im Übrigen wegen einer vom BUND dagegen noch geführten Klage nicht rechtskräftig ist, eindeutig. In der von der Abteilung 6 'Bergbau und Energie in NRW' der Bezirksregierung Arnsberg am 29 . März 2018 erteilten Zulassung des Hauptbetriebsplan für den Zeitraum 01.04.2018 bis 31.12.2020 legt die Nebenbestimmung Nr. 23 fest: „Die Inanspruchnahme des Abbauvorfeldes ist auf das betrieblich erforderliche Maß zu beschränken. Die ökologischen Funktionen sind möglichst lange zu erhalten. Die jährlichen Rodungs- und Abholzungsmaßnahmen dürfen nur in den beiden dem bergbaulichen Inanspruchnahmejahr vorlaufenden Rodungsperioden (01.10.-28.02.) erfolgen.“
Das derzeitige Vorgehen der RWE Power AG verstößt damit eindeutig gegen diese verbindliche Vorgabe.
Link: https://www.bund-nrw.de/themen/mensch-umwelt/braunkohle/hintergruende-und-publikationen/braunkohlentagebaue/hambach/zeithorizonte-tagebau-hambach/
Meine verstorbene Schwester lebte dort bis 2011 auf einem wunderschönen alten Gutshof bzw Schlösschen, das inzwischen den Baggern zu Opfer fiel. Es stand direkt da, wo heute der Rand dieser riesigen Grube ist, auch das kleine Dorf Tanneck mit dem seit 1860 bestehenden und traditionsreichen Gestüt Tanneck - ein paar hundert Meter weiter gibt es ein altes Gut, ein großer Kastenhof, mit 1000jähriger Geschichte - rongsum ist allerbestes, fruchtbares Ackerland ..alles wird vernichtet.
Was ich nie verstanden habe, war der schwache Widerstand der Leute in Kerpen-Manheim, jenes Dorf aus dem der Rennfahrer schumacher stammte. Dort haben die Einwohner sich am lautesten aufgeregt über die " Stricher, Süchtigen, Penner und Hippies" (Originalton einer Bürgerversammlung) die da in das Dorf kamen , alles verschmutzen würden und "Randale wegen so ein bisschen Wald" machten - ob es daran gelegen hat, dass die Ortsvorsteher gleichzeitig Ehefrau des damals noch amtierenden Vorstandschef der RWE war? Die waren diesem Ehepaar alle treu ergeben inmd was da gesprochen wurde, das war deren Meinung nach das einzig Richtige. Unfassbar. Meine Schwester hat da viel dokumentiert und war auf allen Bürgersitzungen, ihre ganzen Aufzeichnungen und Insiderinfos hatte sie vor einigen Jahren den Organisatoren der Waldrettung übrgeben, die kamen aus dem Staunen nicht raus. Das Dorf ist nun fast geräumt - achnein, halt! Die RWE kassiert die Stadt noch einmal ab - denn nachdem ja hohe Entschädigunssummen an die Umsiedler für ihre Häuser gezahlt wurden und diese zum grossen Teil in dr Nähe neu gebaut haben, gehören die leeren Häuser ja der RWE - und viele davon wurden an die stadt vermietet, die haben da eine ganze Azahl von Flüchtlingen untrgebracht. Aber nen Bus gibt es nicht, damit diese Menschen die 5 km zum nächsten Supermarkt fahren können...
Es gab und gibt seit Jahrzehnten Bürgerinitiativen gegen den Abbau, auch Bürger aus Kerpen-Manheim waren aktiv, als in den 90er Jahren versucht wurde, die Verlegung der A4 zu verhindern, eben um den Restwald zu retten. Teure Gutachten wurden erstellt, Klagen eingereicht, RWE ist stärker. Und immer ist da auch das Argument der Arbeitsplätzen. Wann und wie wird denn da vorgesorgt?
Wenn der Moor seine Arbeit getan hat, kann er gehen ...
ach die Arbeitsplätze, das ist doch kein argument, wenn es um den Erhalt der Natur geht und um die Beendigung der Dreckschleudern von Kohlekraftwerken!
Schau Dir doch das Saarland an oder Luxemburg, die Menschen dort haben mit dem Ende des Bergbaus alle neue Berufe und Jobs bekommen, die Arbeitslosenzahlen gerade im Saarland sind auf Rekordtief. Wenn jeder nur an sich denkt , werden wir die Natur nicht retten können
Ich kann gar nicht sagen, wie empört ich über die Räumung und die anstehende Rodung bin. Wir sind mitten im Klimawandel, und dann roden sie einen Wald, der auch zum Erhalt des Klimas wesentlich beiträgt. Es ist traurig, dass so etwas geschieht, immer mehr Wälder fallen schon dem Baumboom zum Opfer, und jetzt so etwas völlig Unnötiges für einen Braunkohleabbau, der wahrscheinlich nicht einmal mehr stattfinden wird, wenn alles fertig ist und der, wenn doch, weiter zum Klimawandel beitragen würde.
Eine Schande ist das!