Innenpolitik Gnade für Oskar Gröning

vielleicht ist das Empfinden von Schuld selbst heute noch angebracht, stellvertretend für alle, die sie haben sollten, aber nicht haben. vielleicht ist das Empfinden von Schuld selbst heute noch angebracht, stellvertretend für alle, die sie haben sollten, aber nicht haben.

Jeder soll über eigene Schuld selbst entscheiden.
Ich selbst bin für Auschwitzverbrechen geanuso schuldig wie der Herr Netanyahu für den Tod von Jesus Christus.

Als Spätgeborener habe ich keine "Schuld", aber als Wissender um die Verbrechen der Nazis trage ich Verantwortung und diese sagt mir, dass es besser ist, wenn Schuldige spät als gar nicht bestraft werden.

Über die Verbrechen der Nazis darf nie Gras wachsen. Vergessen bedeutet die Gefahr, dass neue Bedrohungen nicht erkannt und eventuell verharmlost werden.

Dabei kann naziähnliches Gedankengut überall aufkeimen, keine Nation, keine Religion, keine Ethnie darf sich sicher fühlen. Allein den Deutschen das Potential für solche Ungeheuerlichkeiten zuzuschreiben, wäre irregeleitet und selbst "rassistisch", aber als Deutscher fühle ich mich selbstverständlich besonders gefordert, den Anfängen zu wehren. Heute muss ich kein Held sein, um für Menschlichkeit und gegen Ausländerhass aufzutreten, deshalb wäre ich ein elender Feigling, würde ich es nicht tun!

Karl

Vielleicht sollten Sie bei Ihrem Vergleich lieber Herrn Renzi bemühen, das Jesus Christus ja von den Römern ans Kreuz geschlagen wurde. Schon vergessen?
Aber zurück zu dem Prozess des Nazi-Mannes. Der bekommt jetzt ja auch noch eine Rechnung über einige Hunderttausende Euro für Anwalts- und Gerichtsgebühren, für die Unkosten der vielen Nebenkläger usw.usw. Nicht nur seine Schuld wird er in seinem Leben nicht mehr abtragen können, auch diese Schulden nicht.
Ein weiterer Prozess ist in Vorbereitung. Es handelt sich um einen 92-jährigen, der als 19-jähriger ebenfalls Beihilfe zu Nazi-Morden leistete. Es wird - so will es unser Rechtsstaat- vor einem Jugendgericht verhandelt werden.
Ich bin sehr dafür, dass nach wie vor alle belangt werden ,die noch leben und dies so lange, wie die Opfer noch leben. In der Nazi-Diktatur hätten diese Leute auch in hohem Alter vermutlich keinerlei Prozess erhalten, sondern wären umgehend erschossen worden.
Olga

Das sehe ich auch so.

Ich denke nur, daß die Gerichte die Situation und das Umfeld, in der die Leute seinerzeit lebten, entsprechend berücksichtigen.

Wenn da einer der wenigen noch lebenden über Neunzig-Jährigen nun vor Gericht gestellt wird, hat er es ja bestens getroffen: er konnte unbeschadet ein gutes Leben über viele Jahrzehnte leben, steht nur vor einem rechtsstaatlichen Gericht, das seine früheren BEdingungen und auch die heutigen - z.B. gesundheitlichen - in die Urteilsfindung mit einfliessen lässt.
So gut hatten es die überlebenden Opfer bis heute nicht - dieser Albtraum geht bei ihnen ja nie vorbei und erstreckt sich sogar noch auf ihre Nachfahren, wie diese ja oft schildern. Olga

Man ist geneigt zu betonen, daß es diesen Menschen im Vergleich zu denen, die unter ihnen zu leiden hatten, gut geht.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie nicht ihr Leben lang eine Last zu tragen hatten wie z.B. Kriegsteilnehmer, die unsägliche Gräuel erlebt haben und die deshalb nie mehr richtig unbeschwert sein konnten.

Damit will ich keinem "milden" Urteil das Wort reden, sondern hoffe, daß sie schon dadurch bestraft wurden. Abgesehen von der juristischen Strafe, die sie allein um des Rechtsstaats willen, aber auch in Gedenken der Opfer mehr als verdient haben.

Ich hoffe, dass die lange Überlebenden der Nazi-Gräuel noch Reste eines Gewissens in sich verspüren. Meist meldet sich dieses ja, wenn es um einen selbst geht und ist ausgeschaltet, wenn man zu anderen grausam ist. Mich wundert immer, wie alt solche Leute werden - ob Hass und Grausamkeiten doch lebensverlängernd wirken können? Olga

Ich vermute mal, das ist nur ein Eindruck, weil das Thema so viel Aufmerksamkeit erregt und die Überlebendenrate entspricht in etwa der der Gesamtbevölkerung.

Wissen kann ich es aber nicht.

grins " fit gemacht" ?
abgewickelt und Konkurrenz ausgeschaltet, das wäre ehrlich!!!!

LG eine die sehr mit der Treuhand beschäftigt war und deren Methoden kennen lernte. Gibt interessante Bücher dazu.

Anne

DieNebenkläger-Anwälte gehen in Revision - das Urteil soll vom BGH überprüft werden - es soll auf Mord plädiert werden.
Das kann dauern - vermutlich zum Vorteil des Angeklagten, wenn er den Ausgang evtl. gar nicht mehr erleben wird. Vorläufig muss er dann ja auch nicht in den Knast, da bei einem so alten Mann mit dieser schlechten Konstitution sicher Fluchtgefahr kein Thema mehr ist.
Der in München verurteilte Ukrainer Demjanuk - im ähnlichen Alter - starb auch kurz nach Urteilsverkündigung, nachdem er wochenlang im Bett vor den Richtertisch gekarrt wurde. Olga