Innenpolitik Gnade für Oskar Gröning
Gerade mir kann man auch sicherlich nicht vorwerfen, Rassismus wo immer er auftaucht nicht zu brandmarken. Ich würde mich aber hüten, bei diesem Thema auf andere Völker, Nationen oder Religionen abzulenken. Hier im Thread geht es ganz konkret um die Aufarbeitung der deutschen Geschichte.
Karl, Dir werfe ich das wirklich nicht vor, vielleicht war es ein Fehler, dass ich die Ausnahmen nicht namentlich benannt habe.
Für Demokratie und Gerechtigkeit ist es nicht erträglich, wenn die großen Nazis geehrt werden und an den Mitläufern werden die erhitzten Gemüter gekühlt.
Das Fatale dabei, die Braune Soße ist wieder im Vormarsch, also wäre es aus meiner Sicht mutiger, wenn wir den Anfängen ein Pfund entgegen setzen würden. Doch da erlebe ich eine Justiz, die sich sehr zaghaft gibt.
Ich bin hundertprozentig Deiner Meinung - warum zum Beispiel gibt es Heute noch eine "ERWIN ROMMEL KASERNE"?
Einverstanden. Aber deshalb muß man die Helfer der Massenmörder nicht ungeschoren davon kommen lassen.
Und was die heutigen Helfershelfer der Helfer anbelangt, die die Rolle der Helfer beschönigen und so gerne neben ihnen auf der Verteidigerbank sitzen würden, so gehören die mit auf die Anklagebank.
Gröning hat das Vermögen, das man den Opfern in Auschwitz abnahm nicht "verwaltet", sondern damit gehehlt und zur Finanzierung der SS-Mörderbande beigetragen.
--
adam
Und was die heutigen Helfershelfer der Helfer anbelangt, die die Rolle der Helfer beschönigen und so gerne neben ihnen auf der Verteidigerbank sitzen würden, so gehören die mit auf die Anklagebank.
Gröning hat das Vermögen, das man den Opfern in Auschwitz abnahm nicht "verwaltet", sondern damit gehehlt und zur Finanzierung der SS-Mörderbande beigetragen.
--
adam
..............insofern war er beteiligt an der Mordmaschinerie, hat mitgewirkt sie am Laufen zu halten.
Für mich ist der Unterschied zwischen denen, die eigenhändig gemordet haben und denjenigen, die das ermöglicht, unterstützt und organisiert haben, philosophischer Natur.
Es gibt Gerichte, um zu beurteilen, ob das in der Schuldfrage einen Unterschied macht. Ich möchte mir das nicht anmaßen, da mir die Detailkenntnisse zu dem speziellen Fall fehlen.
Für die Opfer, deren Nachkommen, die Beteiligten und natürlich auch für das immer wieder kolportierte nationale Schuldgefühl der Deutschen ist es wichtig, daß diese Geschichte aufgearbeitet wird, auch um zu verstehen, was in dieser Zeit vorging.
Insofern darf die Aufarbeitung auch nicht mit dem Tod des letzten Beteiligten bzw. des letzten Zeitzeugen enden.
Mir einer "Schuld" des deutschen Volkes hat das m.E. nichts zu tun. Die Nachkommen der Täter sind genau so viel und so wenig schuldig, wie diejenigen, die heute bzw. nach dem Krieg die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben.
Wie ich in einem anderen Thread bereits schrieb:
"Die Vergangenheit, da nicht änderbar, taugt zu nichts anderem, als aus ihr zu lernen."
Wenn uns das weiterhin gelingt und wir es schaffen, diesen Geist von "nie wieder" unseren Kindern mitzugeben, haben wir alles geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können.
Für mich ist der Unterschied zwischen denen, die eigenhändig gemordet haben und denjenigen, die das ermöglicht, unterstützt und organisiert haben, philosophischer Natur.
Es gibt Gerichte, um zu beurteilen, ob das in der Schuldfrage einen Unterschied macht. Ich möchte mir das nicht anmaßen, da mir die Detailkenntnisse zu dem speziellen Fall fehlen.
Für die Opfer, deren Nachkommen, die Beteiligten und natürlich auch für das immer wieder kolportierte nationale Schuldgefühl der Deutschen ist es wichtig, daß diese Geschichte aufgearbeitet wird, auch um zu verstehen, was in dieser Zeit vorging.
Insofern darf die Aufarbeitung auch nicht mit dem Tod des letzten Beteiligten bzw. des letzten Zeitzeugen enden.
Mir einer "Schuld" des deutschen Volkes hat das m.E. nichts zu tun. Die Nachkommen der Täter sind genau so viel und so wenig schuldig, wie diejenigen, die heute bzw. nach dem Krieg die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben.
Wie ich in einem anderen Thread bereits schrieb:
"Die Vergangenheit, da nicht änderbar, taugt zu nichts anderem, als aus ihr zu lernen."
Wenn uns das weiterhin gelingt und wir es schaffen, diesen Geist von "nie wieder" unseren Kindern mitzugeben, haben wir alles geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können.
DonRWetter,
Du schilderst in etwa die Basis, von der ausgehend für mich die Taten der Nazis zu be- und zu verurteilen sind.
Zwar hatten die Deutschen nach dem Krieg das große Glück, daß die Siegermächte nach zivilisiertem Recht über sie urteilten, nach dem es keine Kollektivschuld und somit keine Kollektivstrafe geben darf (Genfer Konvention), gleichzeitig ergibt sich aber aus diesem Glück, dafür zu sorgen, daß Schuld aus den Naziverbrechen nicht unter den Teppich gekehrt wird. Die Versäumnisse, die es dabei gab, von der deutschen Justiz und der der Siegermächte, können kein Grund sein, heute mit der Aufarbeitung der Vergangenheit aufzuhören.
Die Naziverbrechen sehe ich als negatives Menschheitserbe, immer verbunden mit der Zuordnung "deutsch". Diese Zuordnung wird Bestand haben, solange die Erinnerung reicht. Dementsprechend müssen sich die Deutschen der Verantwortung stellen. Und da wird zu wenig getan, wenn ich an die rechte Szene denke, an NSU und NPD.
--
adam
Du schilderst in etwa die Basis, von der ausgehend für mich die Taten der Nazis zu be- und zu verurteilen sind.
Zwar hatten die Deutschen nach dem Krieg das große Glück, daß die Siegermächte nach zivilisiertem Recht über sie urteilten, nach dem es keine Kollektivschuld und somit keine Kollektivstrafe geben darf (Genfer Konvention), gleichzeitig ergibt sich aber aus diesem Glück, dafür zu sorgen, daß Schuld aus den Naziverbrechen nicht unter den Teppich gekehrt wird. Die Versäumnisse, die es dabei gab, von der deutschen Justiz und der der Siegermächte, können kein Grund sein, heute mit der Aufarbeitung der Vergangenheit aufzuhören.
Die Naziverbrechen sehe ich als negatives Menschheitserbe, immer verbunden mit der Zuordnung "deutsch". Diese Zuordnung wird Bestand haben, solange die Erinnerung reicht. Dementsprechend müssen sich die Deutschen der Verantwortung stellen. Und da wird zu wenig getan, wenn ich an die rechte Szene denke, an NSU und NPD.
--
adam
Ja, klar.
Die Versäumnisse in der Aufarbeitung, die Du beklagst, sind allerdings vor dem Hintergrund, daß ehemals Beteiligte und Mitwisser bzw. Leute mit dem entsprechenden Zeitgeist, danach in der neuen Bundesrepublik an den entsprechenden Stellen Macht hatten, rein von der Ursache her verständlich. Viele Seilschaften waren noch intakt.
Das ist manchmal schwer verständlich, war aber mangels qualifizierten Leuten nicht anders möglich. Erst später mit unbelasteten Leuten ging die Aufarbeitung los. Das mag jeglichem Gerechtigkeitssinn widersprechen, ist aber pragmatisch.
Was ich sagen will ist, daß diese Situation in Kauf zu nehmen war. Was war die Alternative? Weiter unter alliierter Verwaltung stehen? Bis kein Beteiligter oder Zeitzeuge mehr lebt. Wäre unter den Umständen eine unabhängige Aufarbeitung möglich gewesen?
Ich bin dankbar, daß es - natürlich mit Unterstützung der ehemaligen "Feinde" - anders gelaufen ist und daß wir heute weitgehend unbeeinflusst die Aufarbeitung der Geschichte betreiben können.
Zum Thema NSU und NPD:
Wir leben in einem funktionierenden Rechtsstaat und können solche Erscheinungen demnach auch nur mit rechtsstaatlichen Mitteln behandeln. Rache oder "drastische Rechtsmittel" haben da keinen Platz.
(Wobei für mich dazu gehört, die Vorgänge um die NSU herum aufzuklären)
Die Versäumnisse in der Aufarbeitung, die Du beklagst, sind allerdings vor dem Hintergrund, daß ehemals Beteiligte und Mitwisser bzw. Leute mit dem entsprechenden Zeitgeist, danach in der neuen Bundesrepublik an den entsprechenden Stellen Macht hatten, rein von der Ursache her verständlich. Viele Seilschaften waren noch intakt.
Das ist manchmal schwer verständlich, war aber mangels qualifizierten Leuten nicht anders möglich. Erst später mit unbelasteten Leuten ging die Aufarbeitung los. Das mag jeglichem Gerechtigkeitssinn widersprechen, ist aber pragmatisch.
Was ich sagen will ist, daß diese Situation in Kauf zu nehmen war. Was war die Alternative? Weiter unter alliierter Verwaltung stehen? Bis kein Beteiligter oder Zeitzeuge mehr lebt. Wäre unter den Umständen eine unabhängige Aufarbeitung möglich gewesen?
Ich bin dankbar, daß es - natürlich mit Unterstützung der ehemaligen "Feinde" - anders gelaufen ist und daß wir heute weitgehend unbeeinflusst die Aufarbeitung der Geschichte betreiben können.
Zum Thema NSU und NPD:
Wir leben in einem funktionierenden Rechtsstaat und können solche Erscheinungen demnach auch nur mit rechtsstaatlichen Mitteln behandeln. Rache oder "drastische Rechtsmittel" haben da keinen Platz.
(Wobei für mich dazu gehört, die Vorgänge um die NSU herum aufzuklären)
Wenn uns das weiterhin gelingt und wir es schaffen, diesen Geist von "nie wieder" unseren Kindern mitzugeben, haben wir alles geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können.
warum sollte uns "weiterhin etwas gelingen" , was schon im ansatz nicht gewünscht war ?
z.z. wird von "unseren kindern" eine asylunterkunft nach der anderen niedergebrannt ... vom "geiste eines 'nie wieder'" sind die und die
tausenden PEGIDA-Nasen meilenweit entfernt .
der streit um die unterkunft in der Sophienterrasse in Hamburg-Harvestehude zeigt zudem , dass es sich nicht nur um ein unterschichtsproblem handelt .
der Faschismus ist dem bürgerlichen Staat immanent ... quasi als rückversicherung des machterhaltes .
schliesslich ist der Faschismus nur eine andere , aggressivere form
bürgerlicher herrschaft .
eine zielführende aufarbeitung der geschichte würde bedeuten , die rolle
des bürgerlichen Kapitals vom kopf auf die füsse zu stellen ...
entsprechend gering ist das interesse des bürgerlichen staates ... wie der eiertanz um den NSU-Prozess verdeutlicht .
das man auch anders kann , zumal wenn die angriffe von links kommen ...
hat man in den prozessen in Stuttgart-Stammheim vorgeturnt .
ergo :
wir haben eben nicht die bohne "geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können" ...
sitting bull
Ja, so war das. Damals mußte man mit Leuten einen Staat machen, mit denen man eigentlich keinen Staat machen konnte.
Zur heutigen Situation:
Das Grundgesetz verwirklicht durch seine Bestimmungen eine streitbare, wehrhafte Demokratie. Für meine Argumentation gegenüber undemokratischen Aussagen beanspruche ich deshalb das Recht, nicht immer "zimperlich" zu reagieren und dadurch deutlich zu machen, daß ich meine Grundrechte verteidigen werde.
Wo aber liegt der Übergang von Theorie zu Praxis? Wenn ich sehe, daß es Regionen in der Bundesrepublik gibt, die von Neonazis in Angst und Schrecken gehalten werden (z.B. nächtliche Fackelumzüge, Terrorisierung der Bevölkerung), erwische ich mich bei dem Gedanken an einen Polizeikessel, der immer da drauf haut, wo es weh tut. Ich weiß, daß es in dieser Szene Leute gibt, die sind resistent gegen Vernunft und Argumente, die wollen nur Macht über Mitmenschen, egal wie. Die können nur mit Gewalt agieren. Dagegen hilft nur Gegengewalt, aber nur solange sie noch aktiviert werden kann. Wie geduldig muß Demokratie sein?
--
adam
Zur heutigen Situation:
Das Grundgesetz verwirklicht durch seine Bestimmungen eine streitbare, wehrhafte Demokratie. Für meine Argumentation gegenüber undemokratischen Aussagen beanspruche ich deshalb das Recht, nicht immer "zimperlich" zu reagieren und dadurch deutlich zu machen, daß ich meine Grundrechte verteidigen werde.
„Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass es nicht zum Begriff der Demokratie gehört, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. (…) Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen.“
Wo aber liegt der Übergang von Theorie zu Praxis? Wenn ich sehe, daß es Regionen in der Bundesrepublik gibt, die von Neonazis in Angst und Schrecken gehalten werden (z.B. nächtliche Fackelumzüge, Terrorisierung der Bevölkerung), erwische ich mich bei dem Gedanken an einen Polizeikessel, der immer da drauf haut, wo es weh tut. Ich weiß, daß es in dieser Szene Leute gibt, die sind resistent gegen Vernunft und Argumente, die wollen nur Macht über Mitmenschen, egal wie. Die können nur mit Gewalt agieren. Dagegen hilft nur Gegengewalt, aber nur solange sie noch aktiviert werden kann. Wie geduldig muß Demokratie sein?
--
adam
Wenn uns das weiterhin gelingt und wir es schaffen, diesen Geist von "nie wieder" unseren Kindern mitzugeben, haben wir alles geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können.
warum sollte uns "weiterhin etwas gelingen" , was schon im ansatz nicht gewünscht war ?
Woher nimmst Du, daß das "schon im Ansatz nicht gewünscht war"?
z.z. wird von "unseren kindern" eine asylunterkunft nach der anderen niedergebrannt ... vom "geiste eines 'nie wieder'" sind die und die
tausenden PEGIDA-Nasen meilenweit entfernt .
Tausende im Vergleich zu Millionen? Ja, es gibt auch "Andersdenkende" in Deutschland. Es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre. Die gilt es, zu bekämpfen. Politisch, nicht auf der Straßee.
der streit um die unterkunft in der Sophienterrasse in Hamburg-Harvestehude zeigt zudem , dass es sich nicht nur um ein unterschichtsproblem handelt .
der Faschismus ist dem bürgerlichen Staat immanent ... quasi als rückversicherung des machterhaltes .
Ich gehe nicht davon aus, daß es ein "Unterschichtenproblem" ist. Ich denke, daß es ein "Denkproblem" ist. Das heisst letztendlich, daß es die Aufgabe der Andersdenkenden ist, hier gegenzuhalten.
Was mit "Rückversicherung des Machterhalts" gemeint ist, weiss ich leider nicht. Im Rückblick betrachtet (nur wenn ich mal meine persönliche Geschichte nehme), hat sich Deutschland und das Gedankengut in der Bevölkerung so stark verändert, wie ich mir nie vorstellen konnte. Längst haben neue Leute die "Macht".
schliesslich ist der Faschismus nur eine andere , aggressivere form bürgerlicher herrschaft .
eine zielführende aufarbeitung der geschichte würde bedeuten , die rolle
des bürgerlichen Kapitals vom kopf auf die füsse zu stellen ...
Du argumentierst gerade so, als sei Nazitum mit Kapitalismus gleichzusetzen und Sozialismus mit Menschlichkeit.
M.E. hat beides nichts miteinander zu tun, denken wir nur an die Tatsache, in welchen Teilen der Bevölkerung (geografisch) das Thema Fremdenfeindlichkeit überwiegend sehr offen zutage tritt, obwohl oder gerade weil dort eine andere Erziehung in einem anderen Gesellschaftssystem stattgefunden hat.
entsprechend gering ist das interesse des bürgerlichen staates ... wie der eiertanz um den NSU-Prozess verdeutlicht .
das man auch anders kann , zumal wenn die angriffe von links kommen ...
hat man in den prozessen in Stuttgart-Stammheim vorgeturnt .
ergo :
wir haben eben nicht die bohne "geschafft, was wir in der Angelegenheit tun können" ...
sitting bull
Was ist ein "bürgerlicher Staat" in Deiner Definition und was ist Deine Alternative?
Mörder - ob von links oder rechts - sind Mörder. Die müssen verfolgt werden. Wenn es dabei nicht "gerecht" zugeht, hat das keinen Bezug zum Gesellschaftssystem und es taugt auch nicht als Begründung für ein anderes Gesellschaftssystem. Der Unterschied ist nur, von welcher Seite aus das gefühlte Unrecht für die jeweils andere Seite kommt.
Ich bin mit dem, was "wir" erreicht haben, einverstanden und werde mich der "Schaffung einer neuen Gesellschaft" widersetzen.
Oder habe ich Dich jetzt falsch interpretiert?