Innenpolitik Gnade für Oskar Gröning

Deine Argumente, zugunsten Oskar Groening, kann ich in Teilen nachvollziehen, finde aber, dass wir unser Augenmerk eher auf die Opfer des Nationalsozialismus richten müssen.

5000 Euro Rente für die Auschwitz Opfer, rückwirkend zum 1945: JA!
(zahlen sollen die Konzerne die im 3. Reich reich geworden sind)

Ein aussenpolitisches Alibi-Urteil gegen jemanden, der mit Morden nichts zu tun hatte: NEIN!

Als Spätgeborener habe ich keine "Schuld", aber als Wissender um die Verbrechen der Nazis trage ich Verantwortung und diese sagt mir, dass es besser ist, wenn Schuldige spät als gar nicht bestraft werden.

Über die Verbrechen der Nazis darf nie Gras wachsen. Vergessen bedeutet die Gefahr, dass neue Bedrohungen nicht erkannt und eventuell verharmlost werden.

Dabei kann naziähnliches Gedankengut überall aufkeimen, keine Nation, keine Religion, keine Ethnie darf sich sicher fühlen. Allein den Deutschen das Potential für solche Ungeheuerlichkeiten zuzuschreiben, wäre irregeleitet und selbst "rassistisch", aber als Deutscher fühle ich mich selbstverständlich besonders gefordert, den Anfängen zu wehren. Heute muss ich kein Held sein, um für Menschlichkeit und gegen Ausländerhass aufzutreten, deshalb wäre ich ein elender Feigling, würde ich es nicht tun!

Karl

Hallo Karl,

meiner Meinung nach gibt es eine Verstrickung der Nachgeborenen in die Schuld der Eltern. Einerseits mussten viele Nachkriegskinder und Kriegskinder mit dem Schweigen ihrer Eltern, was ihre Beteiligung/Zusehen/Wegschauen zur damaligen Zeit betraf, umgehen und andererseits wurden wir von diesen Menschen erzogen. Und das nicht viel anders, als sie selbst erzogen worden waren - autoritär und mit Gewalt. Das hinterließ Spuren.

In den 68er Jahren wollte ein Teil der Jugend dieses Schweigen oder Leugnen nicht mehr hinnehmen. Die Eltern und Großeltern sollten die Verantwortung für die NS-Verbrechen übernehmen. Die meisten wollten/konnten die "Schuld" nicht annehmen und überließen diese den Nachkommen.

Ansonsten stimme ich Deinen Ausführungen zu.

Gruß Mane

Das ist aber sehr anonym gesagt.
Wer outet sich denn hier, und gibt zu, dass seine Eltern am Straßenrand mit gestrecktem Arm "Heil" gerufen haben?
Ich bin da fein raus, denn meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, haben es nicht gemacht. Sie waren aber auch keine Widerstandskämpfer.
lupus

Meine Großväter waren glühende Nazi- und Hitlerverehrer. Dafür sind sie bei den alten Leuten hier im Dorf bekannt.

Sie hatten beide Funktionen in der hiesigen Verwaltung und natürlich demzufolge auch in der Partei.

Beide haben ihre Kinder in dem Sinne erzogen. Die dann mich (nach dem Kriege). Das Thema Nationalsozialismus und deren Rolle darin war dabei kein Thema, weil totgeschwiegen. Schwarze Pädagogik war allerdings durchaus noch ein Thema. Wie auch sonst? Meine Eltern waren Kinder ihrer Zeit.

Welche Schuld - wie hier geschrieben wurde - dadurch an mir kleben soll, ist mir schleierhaft. Ich lehne das ab.

Die mir übertragene Verantwortung besteht darin, meinen Sohn so zu erziehen und auch sonst darauf hinzuwirken, daß das entsprechende Gedankengut nicht weiter verbreitet wird.

Allerdings will ich auch niemanden daran hindern, sich schuldig zu fühlen. Offensichtlich braucht manche(-r) das, zumindestens verbal in Sack und Asche zu gehen.

Dieser Meinung kann ich nur zustimmen.
Man muß sich von der Vergangenheit frei machen und seinen eigenen Weg wählen.
Jedoch ist das Problem, über Länder hinweg betrachtet, eben schwieriger, da man z.B. in einen vorverurteilten Topf "deutsch" geworfen werden kann.
lupus

Was uns unsere Vorfahren allerdings hinterlassen bzw. aufgebürdet haben, ist die Verantwortung dafür, daß sich diese Dinge nicht wiederholen.

Hallo DonRWetter,

ich habe hier mal einen Satz aus einem anderen Beitrag von Dir eingestellt. "Bürde" ist für mich ein anderes Wort für "Schuld".

Wer outet sich denn hier, und gibt zu, dass seine Eltern am Straßenrand mit gestrecktem Arm "Heil" gerufen haben?
Ich bin da fein raus, denn meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, haben es nicht gemacht. Sie waren aber auch keine Widerstandskämpfer.

Hallo Lupus,

auf den Gruß "Heil Hitler!" zu antworten: "Heil du ihn doch!" war damals sehr gefährlich. Zeigte er doch eine deutliche Abkehr von Hitler.
Heute stellt der Hitlergruß eine Straftat dar.

Mane

Oskar musste nicht als Buchhalter in der Lager-Verwaltung dienen.
Hier sind seine anderen Optionen:

1. Amok laufen, Vorgesetzte und Kameraden erschiessen.
2. Befehl verweigern.
3. Desertieren
4. Sich umbringen

Ich möchte alle, die das Urteil gegen Oskar unterstützen, fragen, welche Option würden sie auf seiner Stelle wählen?

Bald werden wir sehen, wie viele Helden hier im Forum gibt.

ich fühle mich auch nicht schuldig. dieses ewige einreden, auch
nachfolgende generationen müssten ewig und immer ein schuldgefühl
haben, lehne ich ab.

mein vater war seinerzeit berufssoldat, wurde im krieg verwundet.
angeschossen von den russen - unterschenkelamputation folgte.
er hat zeit seines lebens die folgen für diesen wahnsinn tragen
müssen, er war seinerzeit ja noch ein junger mann

die zeit war schlecht, kampf jeder gegen jeden -
auch andere nationen haben schuld auf sich geladen, und das nicht
zu knapp.

Was uns unsere Vorfahren allerdings hinterlassen bzw. aufgebürdet haben, ist die Verantwortung dafür, daß sich diese Dinge nicht wiederholen.

Hallo DonRWetter,

ich habe hier mal einen Satz aus einem anderen Beitrag von Dir eingestellt. "Bürde" ist für mich ein anderes Wort für "Schuld".

Ich verstehe unter "Bürde" eine "Last".

Wikipedia

Bürde = Schuld ist mir völlig neu.

Gegen diesen Beitrag habe ich einige Vorbehalte.
Es klingt so nach "bösen Russen" die auf einen Berufssoldaten geschossen haben und noch ganz andere schlimme Dinge gemacht haben.
Er war ja noch ein junger Mann usw.usw.
Das relativiert Deutschland.
lupus