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Innenpolitik Gnade für Oskar Gröning

sammy
sammy
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von sammy
als Antwort auf dutchweepee vom 17.07.2015, 01:11:46
Jeder deutsche Offizier, sowohl in der Wehrmacht, als auch in der Bundeswehr und in der NVA kann sich auf die Haager Abkommen berufen und weitere ehrenhafte Vereinbarungen .

....nun, die Geschichte hat wohl eindeutig andere Erkenntnisse gelehrt.
Sollte sich deine Empörung aus einer gewissen Unkenntnis des damaligen "Naziregime" ergeben, stellt sich mir die Frage ob du der von dir geforderte Held gewesen wärst...?
Um hier nicht missverstanden zu werden, ich werde wohl nie verstehen wie ein "Verbrecher-Regime" sich so bilden konnte......!

sammy
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2015, 08:28:07
Liebe Karin.

Ich gebe dir vollkommen recht. Ich finde auch daß es reicht. Besser wäre es sich Europaweit mit der Gegenwart zu beschäftigen.

Der ganze Populismus in Bezug auf die Flüchtlinge, usw.sowie die heutigen Neo-Nazis, IS sollen bekämpft werden und das Europaweit.
Es ist eine Gefahr welche enorm unterschätzt wird.

Phil.
Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sammy vom 17.07.2015, 10:15:01
ich weiß nur aus den erzählungen meiner vorfahren, die viel
erlitten und durchgemacht haben, daß alle, die sich seinerzeit
gegen das regime stellten, auf nimmerwiedersehen verschwanden.

da heute einige so schlau reden, von wegen 'widerstand', möchte ich
die mal erleben, die das dann seinerzeit auch durchgezogen hätten.

in der theorie so schlau zu reden, das ist keine kunst.
insofern stimme ich dir voll zu.

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Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 17.07.2015, 10:17:15
lieber phil,

wohin dieses ganze mal führen soll, das weiß heute noch niemand
einzuschätzen.
eigentlich kann man froh sein, daß man schon so alt ist und das
dilemma wohl nur noch am rande mitbekommt.

leider müssen kinder und enkelkinder sich in zukunft mit problemen
herumschlagen, die noch gar nicht genau abzusehen sind.

also nix mit: man müsste nochmal 20 sein.
Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2015, 08:28:07
unsere generation kann das nicht beurteilen. wahrscheinlich hat niemand hier die zeit bewusst miterlebt, kann also auch nur über
das *gehörte* und *erzählte* urteilen. ob und in welcher weise sich die menschen damals gegen alles *wehren* konnten, weiß niemand, der nicht dabei war. sorry, aber das wollte ich mal loswerden.
geschrieben von karin2
Das kannst Du so nicht sagen, Karin.
Denn die Geschichte ist ja bekannt, Röhm, Rommel, Scholl, Stauffenberg, ...
Und genau diese Geschichte zeigt deutlich, welche Möglichkeiten es 'damals' gab, sich gegen Befehle zu stellen.

Die 'anderen' waren allerdings auch nicht zimperlich mit Sibirien.
Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 17.07.2015, 10:17:15
Liebe Karin. Ich gebe dir vollkommen recht. Ich finde auch daß es reicht. Besser wäre es sich Europaweit mit der Gegenwart zu beschäftigen. Der ganze Populismus in Bezug auf die Flüchtlinge, usw.sowie die heutigen Neo-Nazis, IS sollen bekämpft werden und das Europaweit.
Es ist eine Gefahr welche enorm unterschätzt wird. Phil.
Das ist zwar nicht das Thema jetzt, aber Recht hast Du! Es muss andere Möglichkeiten geben, diese 'verirrten' Menschen in ihrem Lande lassen zu können. Europa wird sonst einfach überrannt; und von innen aufgebraucht (GR).

Ob eine hiesige Demokratie nach dem jetzigen Muster das verhindern kann? Ich glaube nicht; denn gerade das Beispiel dieses Deliquenten Gröning macht (wieder mal!) deutlich, dass in einer Demokratie alles möglich ist, sogar das Unmögliche.

Die Weichen für eine 'Starke Persönlichkeit' sind/werden wieder mal gestellt.
Dem IS kann zB nur mit Gewalt (Militär) beigekommen werden; denn der ist genau so fanatisch sauber arrangiert wie seinerzeit das Dritte Reich.
Aber auch das ist ein anderes Thema.

? Wer sagte: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, dann würde ich heute dennoch einen Baum pflanzen."
Ich habe ihn gestern gepflanzt, und die Welt dreht sich immer noch.

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Palmenfreund
Palmenfreund
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von Palmenfreund
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2015, 11:26:51
Denn die Geschichte ist ja bekannt, Röhm, Rommel, Scholl, Stauffenberg, ...


Gute Beispiele. Alle ermordet.

Das ist was man dem Oskar zum Vorwurf macht: er hat sich nicht vor das Erschießungskommando gestellt.
DonRWetter
DonRWetter
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von DonRWetter
Nur mal ein kurzer, aber logischer Gedanke:

Kann es sein, daß wir uns heute über das Fehlen kritischer Geister, die damals Widerstand leisteten, wundern, weil diese alle mehr oder weniger spurlos verschwanden?

Ansonsten ist die Debatte darüber akademischer Natur. Es gibt nur noch wenige, die über die damalige Stimmung im Staate authentisch Auskunft geben könnten.

Ein Beispiel, welches in der Schwere und in den Auswirkungen sicher nicht zutrifft, aber das Prinzip beinhaltet:

Ich persönlich war kurz nach der Wende für mehr als 10 Jahre in der ehemaligen DDR tätig und habe dort im Auftrag eines europäischen Konzerns mehrere Betriebe der Branche übernommen und fit gemacht. Dabei habe ich manches erlebt.

Trotzdem bin ich mir sicher, daß ich mich in diesem System, wäre ich hineingeboren und darin sozialisiert worden, eingerichtet und für mich persönlich das Beste draus gemacht hätte.

Wie ich mich in einigen Bereichen (z.B. Schießbefehl) verhalten hätte, darüber will ich lieber garnicht erst nachdenken.

Selbstverständlich werden hier im Forum sehr viele Teilnehmer moralisch und ethisch weit über mir stehen und ganz natürlich unter Außerachtlassung persönlicher Nachteile und Gefahren Widerstand geleistet haben.
mane
mane
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2015, 08:28:07
ich hoffe auf die zeit, daß endlich mal ein gewisses maß *gras*
über die dinge wachsen kann. man sollte es nicht vergessen, die
geschichtsbücher werden es weiter inhaltlich behandeln, aber es
muss m.e. endlich mal aufhören, jedem deutschen permanent ein
schlechtes gewissen einzureden.
geschrieben von karin2


Liebe Karin,

vielleicht ist das Empfinden von Schuld selbst heute noch angebracht, stellvertretend für alle, die sie haben sollten, aber nicht haben.

Halina Birkenbaum, eine israelische Schriftstellerin und Auschwitz-Überlebende, sagt dazu:


"Ein Sohn kann nicht schuldig sein, wenn der Vater ein Mörder ist. Aber auf ihm klebt ein Fleck. Ein junger Deutscher hat eine Verantwortung, nie so zu sein, wie die Verbrecher damals. Als Sohn eines Mörders muss er noch mehr als alle anderen tun, damit er zeigen kann, dass er ein ehrlicher Mensch ist, dass er nie jemanden verfolgen, nie jemanden umbringen wird. Wer stolz auf Goethe, Schiller und Beethoven ist, muss auch Schande empfinden für Hitler. […] Die Deutschen sollten sich immer daran erinnern, was Deutsche mit den Juden gemacht haben. Es schmerzt, wenn heute Deutsche behaupten: ‚Das gab es nie.’ Wer zulässt, dass junge Nazis wieder ‚Heil Hitler’ brüllen, der muss sich schuldig fühlen."(aus: Stern 5(2005), S..44)
geschrieben von Halina Birkenbaum


Diesen Fleck, von dem Frau Birkenbaum spricht, spüre ich - besonders, wenn ich in Ländern bin, wo Leute leben, die diesen Fleck nicht haben. Wenn es an der Zeit ist, wird er verblassen.

LG Mane
mane
mane
Mitglied

Re: Gnade für Oskar Gröning
geschrieben von mane
als Antwort auf justus39 vom 16.07.2015, 13:47:26

Nachdem nun viele aktive Verbrecher und die Nazi- Blutrichter in Ehren alt werden duften wird nun der Rest der wenigen überlebenden Mittäter symbolisch abgearbeitet.

Er war eben nicht unschuldig, und ein Freispruch wäre ein Schlag in das Gesicht der vielen unschuldigen Opfer, die allein wegen ihrer politischen Gesinnung, ihrer Rasse oder Religion ihr Leben lassen mussten.
Sicher wird er es ihm in der Haft wesendlich besser ergehen als den Opfern in diesem Vernichtungslager.
justus


Hallo Justus,

Deinen Worten kann ich nur beipflichten.
Das Empfinden der Überlebenden des Holocaust und ihrer Angehörigen, die als Nebenkläger bei dem Prozess auftraten, kommt mir bei der Diskussion in diesem Thread zu kurz.
Das Verfahren hat für sie eine hohe Bedeutung und die meisten von ihnen begrüßten das Urteil. Sie empfanden Genugtuung, dass nun auch die Täter lebenslang nicht vor einer Strafverfolgung sicher sein können.

In dem fast drei Monate dauernden Prozess hatten Schoa-Überlebende eindringlich den Massenmord in Auschwitz geschildert. "Dabei ging es auch um die Menschenexperimente des Josef Mengele und um Details der Vergasung." Kinder von KZ-Überlebenden schilderten die Traumata der zweiten Generation.

Positiv sahen die Nebenkläger, dass sich nach einem halben Jahrhundert der Strafverfolgung von NS-Verbrechern, zum ersten Mal ein Angeklagter ausdrücklich zu seiner Schuld bekannt und sich dafür entschuldigt hat.

Jüdische Allgemeine

LG Mane

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