Innenpolitik Gaucks Antrittsrede

Karl
Karl
Administrator

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 24.03.2012, 09:29:12
Das musst Du ertragen, wie ja auch ich manches ertragen muss hier im Forum
Es steht Dir frei zu jedem Dich bedrängenden Thema eine Diskussion zu beginnen.

Karl
pippa
pippa
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von pippa
Mit seiner Antrittsrede bin auch ich voll zufrieden, aber ich habe ehrlich gesagt auch gar nichts anderes erwartet, denn dass der neue BP ein begnadeter Redner ist, war auch mir hinlänglich bekannt.

Seine Äußerungen zum rechten Sumpf gleich in der ersten Rede fand ich besonders bemerkenswert.

Wenn er seine übermäßige Eitelkeit zügeln kann, wird er bestimmt ein toller Präsident.

Positiv überrascht hat mich die emotionale Reaktion des Herrn Gabriel, der meinte, noch nie so eine brillante Rede in diesem Hause gehört zu haben. Ob das wohl echt war?
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf Karl vom 24.03.2012, 09:03:46
@Karl,

Schweigen kann entweder Angst oder Zustimmung bedeuten. Und wegen dieser Rede muss wohl niemand Angst haben.

Mir persönlich hat sie eine ganz große Überraschung beschert. Die Sätze über die 68er in Verbindung mit der Aufarbeitung der „schlimmen“ Vergangenheit haben mich zu Recherchen veranlasst.

Durch Bücher, Schule, Eltern und mein Umfeld war für mich klar, dass spätestens anfangs der 60er Jahre die Vergangenheitsbewältigung erledigt sein sollte. Das es nach wie vor Gruppen mit extremer Gesinnung gab, heute noch gibt, war ebenfalls klar, und da sich nicht alle Nazis plötzlich aufgelöst haben konnten, mussten sie auch quer durch die gesamte Bevölkerung verteilt sein.

Was ich bis zur Rede Gaucks nicht wusste, dass zwischen 1949 und 1954 vom Bundestag Amnestiegesetzte verabschiedet wurden, die große Mehrheiten, der von Gerichten Verurteilten Nationalsozialisten, begnadigte. Es wurden deren Vergehen aus den Strafregistern entfernt. Die Forderungen nach einem Ende der Entnazifizierung kamen besonders von der Partei DP und der FDP.

Vermutlich habe ich diesen Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte wegen politischem Desinteresse nicht mitbekommen. Bin mir allerdings sicher das viele Deutsche, zumindest die, die während des Krieges oder danach geborenen sind, von der Amnestie der verurteilten Nationalsozialisten auch nichts wissen.

Ciao
Hobbyradler

Vergangenheitsbewältigung

Anzeige

hafel
hafel
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von hafel
Nachdem ich gestern Prioritäten setzen und erst meine defekte Heizung reparieren musste, bin ich erst heute dazu gekommen die gesamte Gauckrede zu lesen.

Der wortreiche Pfarrer aus Rostock hat also nun gesprochen und seine bisher kluge Rede-Enthaltsamkeit im Vorfeld durchbrochen.

Ich finde, ebenso wie Karl und Adam, dass Gauck die Massen der klein karierten Kritik überzeugend widerlegen konnte. Hauptkritikpunkt war ja, dass er nur „von Freiheit faseln“ konnte. Nun Gauck stand zu diesem Begriff, es sei sein Lebensthema, sein Intellektes Leitmotiv. Gauck lies sich aber in seiner Rede nicht auf den eindimensionalen Prediger festlegen. Gauck zog ebenso eine klare Linie gegen Ausländerhass und erklärte wie er sich zum Integrationsansatz seines Vorgängers bekennt. Und ich finde, er bekannte sich in ein flammendes Plädoyer für Europa, für einen Sozialstaat, der Bekämpfung der Armut und warb für eine Chance unserer Nachkommen. Gauck zeigte, dass sein Repertoire viel breiter ist, als im manche Auguren zubilligen wollten.

Im Schloss Bellevue residiert jetzt ein Mutmacher. Der neue Präsident will aktivieren und steht für ein demokratisches Selbstbewusstsein.

Das macht tatsächlich Mut und ist angenehm erfrischend.

Danke Gauck!
Hafel
hugo
hugo
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von hugo
Der Gauck hat eine fast fehlerlose Rede gehalten, hat es also geschafft nicht anzuecken, und fast allen das Gefühl zu geben,,aha hier war für mich etwas dabei, worüber ich nachdenken bzw dem ich vorbehaltlos zustimmen kann.

ich frage mich aber folgendes:
Wenn schon diese relativ normalen Ex DDR Bürger, (Gauck Merkel) also jene die so halbwegs angepasst das DDR-übliche Leben meisterten, es in der BRD zu solch hohen politischen Karrieren und Posten schaffen, und diese Zustimmung erfahren, ja wahre Begeisterungsstürme entfachen,,,

welch Potential muss da noch vorhanden sein wenn man die Spezialisten (also jene welche die politischen Taktgeber, Animateure, Vorturner dieser beiden zu DDR Zeiten waren) mal ins Rennen führen und überzeugen könnte sich der Sache anzunehmen,,, ?

hugo
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf hugo vom 24.03.2012, 10:42:08
@Hugo,

warum versuchst du auch in diesem thread schon wieder zu stänkern?

Du fragst dich einiges? Mich würde interessieren was du dir selbst geantwortet hast?

Ich hätte folgende Antwort:

Beide sind in 2012 angekommen.


Die sind offensichtlich zurück geblieben. Gut das du "zu DDR Zeiten" sagtest, sonst wäre das von dir ein Lob an Kohl gewesen.



Ciao
Hobbyradler

Anzeige

EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf hugo vom 24.03.2012, 10:42:08
Hugo, Deine "spezialisten" und Du ihr hattet genug zeit Euer "Talent" zu beweisen und die DDR an die wand zu fahren.
Also laß gut sein und laß andere machen.
Schlechter als Deine genossen geht ja nicht, also kanns mit Gauck und Merkel nur besser werden.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von hugo
als Antwort auf hobbyradler vom 24.03.2012, 11:57:00
warum versuchst du auch in diesem thread schon wieder zu stänkern?
Du fragst dich einiges? Mich würde interessieren was du dir selbst geantwortet hast?


hm, Du nennst es stänkern, ich nannte es fragen,,

das Stänkern, laß mal gut sein, hat doch noch Zeit, auch das über den grünen Klee Loben, eilt auch nicht so sehr.

Ich schrieb ja schon vor seiner Wahl, das man Ihm die üblichen ersten 100 Tage gewähren sollte, aber viele könnens ja gar nicht abwarten mit dem Verteiligen von Heiligenscheinen,,

wenn er davon zu viele bekommt, wird er sie nicht (er)tragen können,,und naja Politiker die krumm gehen,,,davon gibts eh schon reichlich,,

hallo gram,,wenns jemand so drauf angelegt hatte, wie Du es als Zielvorstellung angibst, dann musste doch zugeben ist das voll gelungen mit dem an die Wand fahren,,oder ??

Jene die nicht an die Wand fahren wollten wurden in Deiner Begeisterung fast ersäuft, so meine Vermutung *g*


hugo
diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von diogenes
als Antwort auf Karl vom 24.03.2012, 09:03:46
als ich gestern Abend zu vorgerückter Stunde Deine hier eingestellten Auszüge aus der Rede von J. Gauck gelesen habe, Karl, habe ich mich über die ersten beiden Kommentare hierzu sehr gefreut:

Adam lobt das Positive, die positive Grundstimmung in seinen Formulierungen, diese wird allein schon in dem Signal an die rechtsextremen Umtriebler spürbar : wir reagieren Euch gegenüber nicht aus Angst, sondern aus einer souveränen, wohl überlegten, aber auch unerschütterlichen Überzeugung heraus.

Silhouette greift seine Zielvorstellung einer politischen und ethischen Wertegemeinschaft auf. Diese kluge Wortwahl nimmt freilich dem weniger glücklichen Statement des Vorgängers über eine Gesellschaft, und ob da nun was dazugehört, oder, wie die dadurch provozierten Gegner gleich wetterten, keinesfalls dazugehört, jede Gelegenheit eines einfachen Für-und-Wider. Sie plädiert ebenso wenig platt für ein bisweilen euphorisch- verbrämtes, inzwischen eher höhnisch beschimpftes Multikulti, sondern drückt seine Überzeugung, daß für ein dauerhaftes Zusammenleben gemeinsame Linien gefunden und vereinbart werden müssen. Sicher wird er bei seiner nächsten Äußerung hierzu konkretere Vorschläge machen müssen, wie wir dabei weiter voran kommen.

Besonders angesprochen hat mich jedoch der erste Absatz, mit dem Du, Karl, eingeleitet hast, weil die dort formulierte Kritik an der paternalistischen Fürsorgepolitik sich so unmittelbar mit meinen gestrigen Erfahrungen getroffen hat:

Wir sind derzeit dabei, die Schäden eines Rohrbruchs in vermieteten Räumen zu beheben. Dabei komme ich auch in die Wohnung einer jungen Frau, kaum 20 Jahre alt, die dort seit vielen Monaten haust – keine Arbeit, keine Kontakte, gelegentliche Busfahrten in die Kernstadt, wohl zu den nötigsten Besorgungen und Amtskontakten. Viel weiß ich über sie nicht, da sie tagsüber wohl größtenteils im Bett liegt. Muß ich sie in Wohnungsangelegenheiten mal erreichen, taucht sie nach längerem Klingeln im Bademantel völlig verschlafen auf. Die Wohnung ist sehr spartanisch eingerichtet, dem angetroffenen Müll nach zu urteilen, besteht die Verpflegung zumeist aus Cola und den wohl nächtlichen Anlieferungen eines Pizzaservice. Auffallend dagegen auf dem einzigen vorhandenen Tisch eine ausgedehnte Computeranlage, zwei Flachbildschirme, Mikrofon und großer Kopfhörer und an der Zimmertüre ein Riesenposter mit dem Aufdruck ‚Keep out – Gamer at work!‘

Nun befürworte ich freilich grundsätzlich die sozialstaatlichen Einrichtungen unseres Gemeinwesens, will ebenso wenig einer billigen Auffassung das Wort reden, wer von der Gemeinschaft lebt, soll auch etwas für sie leisten. Nein, wirklich betroffen macht mich der Umstand, daß zahlreiche junge und rüstige Leute, wie sie, keinen Fuß mehr in das auch von beruflicher Betätigung strukturierte Gemeinschaftsleben mehr hinein bekommen. Wie viele Möglichkeiten an Erfahrungen und Persönlichkeitsentwicklung sind ihnen verwehrt, und wohin führt der weitere Weg dieser derzeit Versogt und Vergessenen.

Könnte ich Joachim Gauck eine Nachricht zukommen lassen, würde ich ihm vorschlagen: lieber Herr Gauck, könnten Sie im ersten Satz des zitierten Abschnitts zu der sozialen Gerechtigkeit, Teilhabe und den Aufstiegschancen den Punkt ‚Einstiegschancen‘ explizit hinzunehmen.

Nun habe ich diese Möglichkeit nicht unmittelbar, vielleicht steht ein Mitleser ihm näher. Sonst könnten wir ihn auch in den ST einladen, das Alter hat er wohl, nach dem, was er äußert, würde er wohl ganz gut herein passen, und er könnte gleichzeitig einen nicht unwichtigen Bereich gelebter, gesellschaftlicher Wirklichkeit kennenlernen

mal einen Flyer schicken ...

diogenes

loretta
loretta
Mitglied

Re: Gaucks Antrittsrede
geschrieben von loretta
als Antwort auf hugo vom 24.03.2012, 12:05:54
warum versuchst du auch in diesem thread schon wieder zu stänkern?
geschrieben von hugo


hm, Du nennst es stänkern, ich nannte es fragen,,



hugo,

ich teile hobbyradlers Empfinden, und ich bin überzeugt davon, dass noch mehr es so sehen.

Die Resonanz auf Gaucks Antrittsrede war durchweg positiv – sogar von Seiten seiner Kritiker – nur ein hugo sucht mal wieder krampfhaft das Haar in der Suppe, um seine beliebten DDR-Haarspaltereien zu betreiben.

Nicht gut hugo – zeig doch mal Größe – das haben diesmal viel Größere geschafft.

loretta


Anzeige