Innenpolitik gauck ...

silhouette
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Re: gauck ...
geschrieben von silhouette
als Antwort auf adam vom 14.06.2012, 21:09:02
OK, adam,
zu den militärischen Gesichtspunkten.
Zu Köhler habe ich nach ein paar Zeitungsberichten von dem Vorfall gesucht, und mit wörtlichen Zitaten, wenigstens von Halbsätzen, und in diesen Texten das Wort "Ausweitung" gesucht. Es wurde nur im Zusammenhang mit einer verstärkten deutschen Beteiligung an Militärinterventionen gebraucht.

Diese Kuh ist nie vom Eis, solange es solche Situationen gibt wie in Afghanistan, wie es sich entwickelt hat, oder ein Libyen scheinbar gegeben hat oder in Syrien, wo kein Mensch genau weiß, wer was bei den Beteiligten ist und tut.

Kleiner Scherz in unserer politischen Geschichte: für die erste parlamentarische Zustimmung zu Einsätzen Out of Area hätte es ohne die Grünen keine Mehrheit gegeben. Und die waren damals noch sehr stark dem Pazifismus verpflichtet, sind sogar mal als Befürworter der Abschaffung der Bundeswehr angetreten.

Schnee von gestern. Jetzt gilt es, sich den Gauck zum politisch korrekten Dampfplauderer glatt zu schleifen.
adam
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Re: gauck ...
geschrieben von adam
als Antwort auf silhouette vom 14.06.2012, 22:04:48

Ja silhouette und eigentlich ist der Einsatz in Afghanistan durch das Grundgesetz nicht gedeckt. Nicht umsonst das jahrelange Rumgeeiere der Bundesregierungen.

Brauch es das Wort "Ausweiten" noch, wenn die Bundeswehr außerhalb deutscher Grenzen und nicht zur direkten, territorialen Verteidigung eingesetzt wird? Es ist ja nicht so, daß ich derartigen Einsätzen das Wort reden möchte.

Schon der Einsatz am Horn von Afrika ist mir bedenklich nahe an iranischen Gewässern. Ich ziehe auf jeden Fall eine diplomatische Lösung vor.

Vielleicht sieht sie ja so aus, daß sich der Iran aus Syrien zurückzieht und erhält dafür Möglichkeiten im Irak. Aber das ist hier nicht das Thema.

--

adam



silhouette
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Re: gauck ...
geschrieben von silhouette
als Antwort auf adam vom 14.06.2012, 22:21:46

Ja silhouette und eigentlich ist der Einsatz in Afghanistan durch das Grundgesetz nicht gedeckt. Nicht umsonst das jahrelange Rumgeeiere der Bundesregierungen.
geschrieben von adam

Ich war damals vehement dagegen, genau aus diesem Grund. Nachzulesen in FA - mit etwas Geduld auffindbar. Ich war sogar gegen die Benutzung der amerikanischen zwei Air Bases in der Pfalz, von denen aus die Flieger durchgestartet sind. Irgendetwas ist mir da in Erinnerung, dass das nach dem Ende des Besatzungsstatuts nicht so ganz einwandfrei geklärt war.

Brauch es das Wort "Ausweiten" noch, wenn die Bundeswehr außerhalb deutscher Grenzen und nicht zur direkten, territorialen Verteidigung eingesetzt wird? Es ist ja nicht so, daß ich derartigen Einsätzen das Wort reden möchte.
geschrieben von adam

Die Schockstarre unmittelbar nach dem 9.11. führte dazu, dass der NATO-Bündnisfall schnell ausgerufen wurde.

Schon der Einsatz am Horn von Afrika ist mir bedenklich nahe an iranischen Gewässern. Ich ziehe auf jeden Fall eine diplomatische Lösung vor.
geschrieben von adam

Eher mit dem Syrer als mit Piraten denkbar. Die Iraner sollten uns nicht ständig wie Nebukadnezar im Traum erscheinen, finde ich übertrieben.

Aber wenn ich Pirat wäre, würde ich über das Zeigen der iranischen Flagge von meinem Boot aus nachdenken

Auch kein Fußball-Fan?

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margit
margit
Administrator

Offener Brief an Gauck
geschrieben von margit
Offener Brief an Bürger Gauck und Bundespräsident Gauck.

Sehr geehrter Herr Gauck,

Ihre Rede beim Antrittsbesuch bei der Führungsakademie der Bundeswehr hat mich betroffen gemacht.

Dass Sie politische Reden mit pastoraler Emphase vortragen, sei Ihrer Vergangenheit als Pastor zugestanden. Mir weckt das immer Erinnerungen an Predigten, die mir sagen wollten, was ich zu glauben habe. Zweifel und Widerspruch waren da nicht angebracht.

Trotzdem gibt es in Ihrer Rede viele Passagen, die mich aufhorchen ließen und beim genauen Zuhören und besonders beim Nachlesen so viel Befremdung auslösten, dass ich nachfragen muss, ob Sie das wirklich alles so sagen wollten.

Auch diese Ihre Ansprache zeigt, dass Sie die Rhetorik meisterlich beherrschen. Der Zuhörer lässt sich von Worten berauschen und übersieht die Zielsetzung der Rede.

Sie sprechen von »unserer glückssüchtigen Gesellschaft« in vorwurfsvollem Ton.
Ich bekenne mich dazu, dass auch ich nach Glück strebe und dieses Streben auch niemandem zum Vorwurf mache. Ihnen ist sicher nicht entgangen, dass dieses Streben als Freiheitsrecht in die amerikanische Unabhängigkeitserklärung Eingang gefunden hat, es wird dort Pursuit of Happiness genannt. Dieser Begriff findet sich also in bester Gesellschaft, nämlich im Gründungsdokument der ältesten neuzeitlichen Demokratie.
Ich räume allerdings ein, dass religiöse Eiferer wie Calvin dieses Streben auch als Sucht verunglimpft hätten. Ich sehe dieses Streben unter positiven Aspekten. Menschen, die ihr Handeln nicht als Glück empfinden, können auch nichts Gutes hervorbringen.

Viele Bürger können es mit Recht nicht ertragen, dass es in unserer Gesellschaft wieder »Kriegsversehrte« (welch geniale Wortschöpfung) und »Gefallene« (ein Terminus technicus, der das tatsächliche Geschehen euphemistisch verschleiert) gibt.

Im Rückblick auf die Geschichte unseres Staates ist es unerträglich, »zum letzten Mittel der militärischen Gewalt zu greifen« und zu glauben, es gäbe einen gerechten Krieg. Schon Erasmus von Rotterdam hatte damit aufgeräumt - leider kennen ihn zu wenige.
Sie erwecken den Eindruck, der Teufel ließe sich mit Beelzebub austreiben.

Ich darf Sie in aller Bescheidenheit darin erinnern, dass wir in Deutschland ein Grundgesetz haben, nach dem unsere Streitkräfte ausschließlich zur Verteidigung eingesetzt werden dürfen.
Wenn Sie mir nun entgegnen wollen, dass unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werde, so lässt sich das Wort Freiheit im weiteren leicht durch andere Begriffe ersetzen. Ihr Vor-Vorgänger hat dies getan - etwas vorschnell und durfte so seinen gutbezahlten Ruhestand antreten.

Überhaupt, mich verstimmt die dauernde »Freiheitsleier«. Freiheit ist zu bedeutend, als dass sie durch inflationären Gebrauch des Begriffs prostituiert werden dürfte.

Sie schreiben, dass in der DDR Erziehung zum Hass stattgefunden hat. In Kenntnis der Schul-Geschichtsbücher der DDR stimme ich Ihnen zu. Doch wenig später betonen Sie in Ihrer Rede, dass »unsere« Bundeswehr dort, wo Hass herrscht, friedliche Koexsistenz zu schaffen sucht. Wie gut, dass sie dies nicht vor zweiundzwanzig Jahren oder davor versucht hat - oder?

Bitte erklären Sie mir, inwieweit es der Bundeswehr in Afghanistan gelungen sein könnte, dort mit ihrer Anwesenheit Gewalt und Hass überwunden oder unterbunden zu haben? In welchem der letzten Kriege der Vereinigten Staaten von Amerika ist das gelungen? In Vietnam? Im Irak? In Afghanistan? Sie werfen uns Deutschen vor, dass wir uns nicht mit der Bundeswehr auseinandersetzen. Mir scheint, dass Sie nur das als Auseinandersetzung sehen, was in Ihrem Sinne stattfindet. Auch kritische Stimmen zur Berufsarmee und zu Auslandseinsätzen sind eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Und diese Auseinandersetzung findet statt - tagtäglich.

Ich wünsche mir einen Bundespräsidenten, der erkannt hat, dass sich Frieden nicht durch Krieg erringen oder sichern lässt, und der das Grundgesetz ernst und wörtlich nimmt.
Und vor allem einen, der nicht den Idealismus junger Menschen missbraucht, sie mit wohllautenden Phrasen in einen Krieg zu schicken.

Mit nachdenklichen Grüßen

Margit Fischbach
mulde
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Mitglied

Re: gauck ...
geschrieben von mulde
Margit
Keine Sorge auch dieser BP wird sich enttarnen!

Er zeigt doch nur was er reden soll und muß!
Jeder Mensch nimmt aus der Erziehung im Elternhaus etas mit in das Leben!
Er kann nur eben nur Predigen-- nur demokratisch denken wohl eher nicht!
Auch ein BP "Gauck" wenn er nicht mehr von Nutzen ist, wird in die
Unbedeutsamkeit entlassen werden!

meint mulde
adam
adam
Mitglied

Re: Offener Brief an Gauck
geschrieben von adam
als Antwort auf margit vom 15.06.2012, 00:32:20
Margit,

ich unterschreibe Deinen Beitrag und werde nicht an einigen Passagen herum kritteln, die ich weniger scharf formuliert hätte, z.B. den über Freiheit. Ausdrücklich recht gebe ich Dir, mit Deiner Aussage über die Berufsarmee. Damit kann ich mich keinesfalls anfreunden und ich werde Angehörigen einer Berusarmee immer mit Mißtrauen begegnen, womit es mir dann schwer fällt, ihnen die nötige Anerkennung zukommen zu lassen, die sie sicher verdienen.

Aber es ist mir wichtig zu bemerken, daß wir als nicht perfekte Menschen in einem nicht perfekten Staat leben und vor allem in einer nicht perfekten Welt. Wenn uns mit Gewalt gedroht wird, müssen wir uns wehren dürfen. Wir werden noch lange eine Bundeswehr brauchen und nicht nur das. Wenn Europa in der Welt bestehen will, brauch es auch ein gewisses Gewaltpotenzial. Auch wenn ich beim Grundsatz der Verfassung bleiben möchte, den Du nennst, schützt ein Gewaltpotenzial die Menschen und auch die Wirtschaft, die sie zum Leben brauchen. Man muß da realistisch sein.

--

adam



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Gambler
Gambler
Mitglied

Re: gauck ...
geschrieben von Gambler
als Antwort auf mulde vom 15.06.2012, 08:21:37
@ Mulde

Solange das Hamburger Abendblatt, die Apotheken Rundschau des Springer Konzerns, solche rührselige Geschichten verbreitet, muss der Bundespräsident keine Angst um seinen Arbeitsplatz haben. Erst wenn Friede ihre schützende Hand abzieht wird es kritisch.

"Als Joachim Gauck dann fortfuhr :" Und nun stehe ich vor Ihnen in Hamburg als Bundespräsident des vereinten Deutschlands, überraschte er seine Zuhörer mit einer plötzlichen Geste. Gauck unterbrach sich für ein paar Sekunden,trat beiseite und die rechts neben ihm stehenden Bundesfahne mit einer fast zärtlichen Berührung. Um dann zu sagen :" Ich bin froh, weil ich zu dieser Armee und zu den Menschen, die hier dienen,aus vollem Herzen sagen kann: Diese Bundeswehr ist keine Begrenzung der Freiheit, sie ist eine Stütze unserer Freiheit
Hamburger Abendblatt Copyright by Thomas Frankenfeld 13.6.12 S.3.


Und was sagt Tucholsky dazu : Wer sich mit dem Nebel des Mysteriums umgibt. wie alle diese , die mehr oder minder begabt der katholischen Kirche nachmachen, der zeigt dass seine Position bei voller Klarheit zu fürchten ist.

Zitiert aus Schnipsel 1932


Gambler
dutchweepee
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Re: gauck ...
geschrieben von dutchweepee
Re: Offener Brief an Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf margit vom 15.06.2012, 00:32:20
Hi Margit,

Deinen Worten kann ich mich nur anschliessen.
Mehr und mehr habe ich den Eindruck, Gauck könne sich an der "Hunnenrede" von Wilhelm II. orientiert haben.
Ähnlichkeiten sind nicht zu überlesen!
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Offener Brief an Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.06.2012, 08:37:06
Ich bedanke mich ebenfalls. Superb formuliert. Gerade der Hinweis auf Erasmus Schriften hat mir sehr gefallen.
Ich möchte noch daran erinnern, dass zeitgleich zu Erasmus Macchiavellis Werke erschienen, die im Gegensatz zu Erasmus immer noch Unterrichtsgegenstand an den Universitäten sind.

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