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Innenpolitik Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit

Mitglied_5ccaf87
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Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das ist keine Horrorvision aus meinen Fingern, sondern die Erkenntnis des Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet DIVSI, dessen Ehrenvorsitzender ausgerechnet Joachim Gauck ist.
40 Prozent der Deutschen sind Digital Outsiders - das DIVSI-Institut unter der Schirmherrschaft des künftigen Bundespräsidenten stellt eine Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet vor

Mit dem Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) hat die Deutsche Post im Jahr 2011 eine Gesellschaft ins Leben gerufen, die es sich zum Ziel gemacht hat, "vertrauliche und sichere Kommunikation im Internet zu fördern". Als Schirmherr des DIVSI konnte ausgerechnet der künftige Bundespräsident Joachim Gauck gewonnen werden. Nun hat das Institut eine Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet vorgestellt - und gibt damit nicht nur tiefe Einblicke in den Umgang verschiedener Nutzergruppen mit dem Internet, sondern vor allem auch in die Einstellung Gaucks gegenüber dem Internet.
lesen wir im Untertitel eines Artikels von Silvio Duwe in der Online-Zeitschrift Telepolis (Heise-Verlag).

Abgesehen davon, das die aus einer Befragung von 2000 Internetnutzer entstandene Einschätzung das Verhaltens der einzelnen Nutzergruppen (auch Senioren) halbwegs real ist und sich auch mit meiner Erfahrung deckt, lesen wir schon in den Absätzen 2 und 3 zu unserem großen Erstaunen oder Entsetzen je nach Betrachtungsweise:
So behauptet Gauck beispielsweise, dass die Anonymität des Netzes die Arbeit der Justiz erschwere. Die Anonymität werde "zunehmend für kriminelle Zwecke missbraucht". Gauck selbst nennt als Grund für seine Tätigkeit als Schirmherr, die er aufgrund seiner Kandidatur für das Bundespräsidentenamt derzeit ruhen lässt und nach seiner Wahl niederlegen wird, er wolle sich für "gesicherte Identitäten auch im Web - dass ich weiß, wer mein Gegenüber ist" einsetzen, gleichzeitig aber auch für gesicherte Anonymität "wo ich es will" - wie das funktionieren soll, konnte er zur Vorstellung der Studie jedoch nicht verraten. Joachim Gauck war nicht da. Als Kandidat für das Schloss Bellevue hat er derzeit wohl andere Termine.

Dabei wäre einiges erklärungsbedürftig, was die Position Gaucks zur Freiheit im Internet angeht, immerhin könnte er als künftiger Bundespräsident hier wichtige Impulse geben. Doch schon das Vorwort zur Studie, welches Gauck noch vor seiner Nominierung schrieb, dürfte bei vielen netzaffinen Bürgern nicht gut ankommen, zu steil sind Gaucks Thesen: "Das weltweite Internet bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen." Aber warum sollte das Internet die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz (Artikel 3) oder die Glaubens- und Gewissensfreiheit (Artikel 4), den Schutz von Ehe und Familie (Artikel 6) oder die Versammlungsfreiheit (Artikel 8) gefährden?
Lest aber selbst, was sich die Deutsche Post da zusammengebastelt hat. Ich enthalte mich momentan jeder Bewertung. Ich bin nur noch fassungslos und muß mich erst etwas abkühlen.

justus39
justus39
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Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von justus39
Das Internet bietet natürlich ungeahnte Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung, aber nach welcher Logik dieser selbsternannte Demokratielehrer Gauck gerade dadurch die Meinungs- und Pressefreiheit bedroht sehen will, das erschließt sich mir nicht.

Dass das Internet wie jedes Kommunikationsmittel auch für kriminelle Zwecke missbraucht werden kann, ist inzwischen auch keine neue Erkenntnis mehr.
Gauck wird die Schirmherrschaft über das DIVSI-Institut ohnehin niederlegen.
Das schützt uns aber nicht davor, dass wir noch allerhand Vorschläge zur Meinungseinschränkung und Überwachung der Bürger vom ihm zu erwarten haben.

silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von silhouette
als Antwort auf justus39 vom 29.02.2012, 13:10:52
, aber nach welcher Logik dieser selbsternannte Demokratielehrer Gauck gerade dadurch die Meinungs- und Pressefreiheit bedroht sehen will, das erschließt sich mir nicht.

Diese Aussage kann ich in dem link als authentische Aussage von Gauck nicht finden. Die dürfte wohl von Heise stammen und dem Bedürfnis nach einem "Aufmacher" entsprechen.

Stattdessen kann ich Euch gerne aufzählen, zu wievielen kriminellen Handlungen des Internet - gerade dank der Anonymität nicht nur benutzt werden kann, sondern tagtäglich benutzt wird. (Um sich dagegen zu schützen, mach hW sehr gerne ein entsprechendes Thema auf).

Ich kann Euch gerne die wichtigsten Stratfatbestände zitieren, mit Angabe des Artikels in den Grundrechten (von denen HW natürlich nur diejenigen zitiert hat, die nicht relevant sind) und Angabe der Abschnitte des Strafgesetzbuches.
Wenn ich dazu Lust habe, was ich nicht versprechen kann.

Der Rest des links hat außer diesem Aufreißer nicht das Geringste mit Gauck zu tun, sondern ist eine Nabelschau eines Computerfreaks, der so allerlei Kenntnisse loswerden möchte.

Macht einfach so weiter und lasst Euch nicht stören. Jeder macht sich nackig, wie er kann.

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von EehemaligesMitglied58
Hallo HW, selbst auf die gefahr hin von Dir wieder vielzeilig gerügt zu werden, muß ich Dich mal loben.
Mann mit welchem eifer und welchem zeitaufwand Du presse und internet durchforstest um irgendwo und irgendwie was auszugraben, was sich gegen Gauck verwenden läßt.
Wie Silhouette schon schrieb, hast Du dabei nicht immer ein glückliches händchen, aber mit weglassen und aus dem zusammenhang reißen kann man schon was basteln.
Zum kriminellen internet nur kurz:
Das ausforschen von bankdaten, das eindringen in fremde netze, falsche angebote bis zur anleitung zum bombenbau und aufrufe zum "heiligen krieg", findest Du hier einiges was so schön in der anonymität des internets "blüht".
Übrigens wie sehr Du Dich auch aufreibst, wie viel Deiner zeit Du verplemperst, das schlimmste kommt noch.
Im märz wird Gauck zum BP gewählt, Du mußt also sehr tapfer sein.
yuna
yuna
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von yuna
Entschuldigung, ich verstehe derartige Argumentationen nicht.
Ich muss mich fragen, was ihr Ziel ist, denn das, was bemängelt wird kann nicht die Ursache für die angegebenen Probleme sein - nicht mehr Ursache, als sie es "offline" schon ist.

Im Internet hat jeder eine IP die eindeutig zugeordnet werden kann.
Diese IP kann jeder abfragen - nötige Informationen zum Nutzer der IP kann er z.B. über die Polizei erhalten.
Es gibt Proxies, richtig, aber auch diese gewährleisten keine 100%ige Anonymität.
Wir sind im Netz nicht anonymer, als im, wie man so schön sagt, real life.
Das Gegenteil ist der Fall - die meisten gehen im Netz viel, viel freizügiger mit ihren Personendaten um.

Real life haben wir unser Aussehen und evtl. einen Ausweis dabei. Den Ausweis darf kein x-beliebiger von einem verlangen - wie die Daten zu deiner IP im Netz.
Somit bleibt nur das Aussehen. Aber auch das lässt sich, wenn man nicht erkannt werden möchte schnell ändern. Schon eine andere Haarfarbe lässt eine Person ganz anders erscheinen, sofern sie keine markanten Merkmale im Gesicht besitzt wie eine überdimensioniert Nase, etc. Das Aussehen ist somit ebenfalls nicht zwingend ein fixer Wert.

Es steht 1:1

Wenn mich ein Fremder im Internet nach meinem Namen fragt, bekommt er meinen Nickname.
Wenn mich real life ein Fremder nach meinem Namen fragt, bekommt er entweder gar keine Antwort oder ebenfalls lediglich meinen Spitznamen.

2:2

Wenn ich eine Behörde betrete, erwartet diese Auskunft zu meiner Person - wahrheitsgetreue.
Betrete ich im Internet eine Behörde, gilt das Gleiche. Und da ich ja etwas von der Behörde möchte, liegt es in meinem Interesse eine wahrheitsgemäße Aussage zu machen.
Andernfalls: Wenn ich im real life lüge, lüge ich auch im Internet und umgekehrt.

3:3

Ein Mensch der im real life in Wohnungen einbricht, hinterlässt bestenfalls keinerlei Spuren und entkommt ohne, dass auch nur einer ihn gesehen hätte.
Ein Mensch, der im Internet in die Accounts anderer Menschen eindringt, hinterlässt Spuren.
Es wird nämlich idR geloggt, welche IP sich wann eingeloggt hat.
Es ist nur eine Frage der Relevanz, ob die Websitebetreiber sich um den Fall kümmern oder nicht.
Wird im Falle von eBay Geld investiert und verursacht somit Kosten für den geschädigten, wird ermittelt, um nachzuweisen, dass der Account gehackt wurde. Dies gelingt meist auch.

Nur ein Beispiel von vielen, wie Kriminalität sowohl online als auch offline im gleichen Maße betrieben wird. Nur kann man sich online durch den Einsatz des eigenen Gehirns sehr preiswert schützen, während man offline mitunter teure Alarmanlagen installieren müsste.

3:4 für das Internet

Wenn ich meine Wohnung verlasse, schließe ich die Türe. Ich schließe sie nicht nur, ich schließe sie auch ab.
Persönliche Dinge, wie meine Gedanken auf Papier, mein aktuelles Lieblingsshampoo, meine Ernährungsgewohnheiten, meine Lieblingsfilme etc. alles, was mich ausmacht und womit ich mich wohlfühle, bleiben hinter dieser Tür. Lediglich eine kleine Auswahl schleppe ich, wenn mir danach ist in meiner Handtasche mit - Make-up, ein Buch, mein Smartphone, Kaugummi, etc.
Im Internet aber, stehe ich immer vor meiner Wohnung mit geöffneter Tür.
Ich passe auf, dass niemand reinlatscht, ich kann aber nicht verhindern, dass einige wenigstens einen Blick in den Flur erhaschen.
PCs bzw die Festplatte meines Rechners ist wie eine Erweiterung meines Ichs, so wie offline meine Wohnung viel Aufschluss über mich als Person gibt.
Im Internet ist die Festplatte meine Wohnung, ein Ort, der die persönlichsten Dinge von mir enthält - über Websites erweitere ich diese sogar noch zusätzlich.
Möchte ich mir von jedem in die Wohnung sehen lassen?

3:5 für das Internet.

Es gibt noch weiter Beispiele, z.B. dass sich Informationen im Internet viel schneller und unkontrollierter verbreiten, als offline. Viel mehr Menschen erhalten gleichzeitig Kenntnis über mich und meine Daten.

Mit Sicherheit kommt man offline genauso anonym durchs Leben wie im Internet. Das Internet ist definitiv nicht anonymer, vermutlich eher das Gegenteil. Denn mit der IP kann ich zur Polizei - aber jemandem offline den Ausweis abnehmen, wenn er mich maskiert beklaut hat?

Gegen Dummheit ist nun mal kein Kraut gewachsen, auch Überwachung oder, wie es die Politiker nennen, eine Deanonymisierung des Internets hilft da nichts.

Selbst denken ist immer noch des beste Schutz.
sammy
sammy
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von sammy
als Antwort auf yuna vom 29.02.2012, 14:20:05
ja yuna, wenn ich deine Auflistung mir so durchlese, dann komme ich doch leicht ins Grübeln........,ob ich einer von den ganz Dummen bin der nur deine Sichtweise nicht nachvollziehen kann?
Zugegeben..., "eine erkannte Gefahr ist nur eine halbe Gefahr", aber WER bitte schön kennt ALLE möglichen Gefahren des Internets...Du anscheinend nicht...,denn sonst wäre eine solche "vereinfachte Gegenüberstellung" wohl nicht erfolgt...

sammy

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clara
clara
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von clara
als Antwort auf sammy vom 29.02.2012, 15:02:53
... aber WER bitte schön kennt ALLE möglichen Gefahren des Internets...Du anscheinend nicht...,denn sonst wäre eine solche "vereinfachte Gegenüberstellung" wohl nicht erfolgt...

sammy

Dagegen finde ich Yunas Beispiele richtig und gut dargestellt. Natürlich wird ein Internetnutzer nie alle möglichen Gefahren erkennen, aber dies ist auch im realen Leben nicht der Fall. Betrüger erfinden immer wieder neue Maschen, um Leute reinzulegen.
Kinder und Jugendliche sind im Netz wie bekannt besonders bedroht, weil sie oft noch naiv und vertrauensvoll reagieren und ihnen die nötige Skepsis fehlt. Ähnlich ist es mit unerfahrenen Senioren. In beiden Fällen hilft nur immer wieder Aufklärung und bei Kindern elterliche Kontrolle.
Bestimmte Seiten zu sperren, kann zu Willkür führen, abgesehen davon, dass es nichts nützt. Verbrechen wie Kinderhandel oder Kinderpornografie müssen im Vorfeld verfolgt und geschulte Internet-Kriminologen eingesetzt werden. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass diese Mittel erfolgreich sind.
Verbrechensplanung wie Terroranschläge etc. erfolgen ohnehin kaum noch über's Internet.

Clara
yuna
yuna
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von yuna
als Antwort auf sammy vom 29.02.2012, 15:02:53
Es zwingt dich niemand, dir diesen Schuh anzuziehen.
Wenn ich aber Freunden und Bekannten von mir ständig die Viren von der Platte fegen muss (bzw Neuinstallationen durchführen), weil sie es sich einfach nicht merken können, nicht auf Links in Emails zu klicken, deren Absender sie nicht kennen, kein Anhänge von Mails zu öffnen, deren Absender sie nicht kennen und nicht auf Links bei Facebook zu klicken, deren Absender sie nicht kennen.
Wenn sie einfach nicht verstehen, dass es sicherer ist, wenn man über MSN (oder auch über Facebook, per Email etc) nur einen Link (manchmal mit einem englischen Text) geschickt bekommt, von einer Person, die sonst z.B. nur deutsch spricht, diese Person direkt anzufragen, ob der Link wirklich von ihr kam, um sicher zu stellen, dass sie nicht unbewusst über ihren Account Viren verschickt.
Stattdessen werden diese Links immer und immer wieder angeklickt.
Überall. Nicht nur in meinem Umfeld.
Das gleiche bei Mails von Banken - Banken verschicken keine Mails in denen ihre Kunden aufgefordert werden einen Link zu klicken und dann ihre Bankdaten einzutippen.
Dennoch sind diese Fishing-Seiten nach wie vor sehr erfolgreich.

Auch Sicherheitsupdates, werden kaum geladen.
Viele sind immer noch mit uralten Browserversionen unterwegs, die voller Sicherheitslücken sind.

Viele begreifen einfach nicht, dass sie selbst die Verantwortung tragen.
Ihre Haustüre lassen sie schließlich auch nicht offen stehen.
Im Internet tun sie das aber und schimpfen dann, wenn andere das ausnutzen und eintreten.

Woran mag das also liegen, wenn nicht an Dummheit?
Es geht mir nicht darum, dass diese Menschen alle nicht intelligent oder dass sie ungebildet wären, das will ich damit nicht sagen - nur bzgl. Internet, stellen sie sich einfach unfassbar dumm an.
Und dagegen hilft eben nur lernen.
Wolle55
Wolle55
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von Wolle55
Wenn dies alles schön faktisch fundiert wäre und dazu gereichen könnte, dem Herrn von und zu Gauck den Weg zum BP zu vernageln, dann würde ich nun kräftig applaudieren!

Ich verfolge seit Jahren die Zersetzung unseres eh kaum noch demokratischen Regimes und da kommt ein Gauckler ja grade recht für Madame Mim...oups Merkel meinte ich natürlich.

So ganz an den Haaren herbeigezogen wirds ja dann auch nicht sein.
justus39
justus39
Mitglied

Re: Gauck sieht Internet als Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit
geschrieben von justus39
als Antwort auf silhouette vom 29.02.2012, 13:28:08

Diese Aussage kann ich in dem link als authentische Aussage von Gauck nicht finden. Die dürfte wohl von Heise stammen und dem Bedürfnis nach einem "Aufmacher" entsprechen.


Du scheinst Recht zu haben.
Hier geht es tatsächlich im Prinzip um Vertrauen und Sicherheit im Internet.
Damit kann ich leben.

Der Titel von einer Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit ist da völlig irreführend.

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