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Innenpolitik Flohmarkt für Medikamente?

weserstern
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von weserstern
als Antwort auf Karl vom 21.12.2022, 03:57:47
Auch in unsere Region werden Medikamente in den Apotheken gesammelt und durch

-INTERHELP - ( unter der Schirmherrschaft v. Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe )

in die Ukraine gebracht .

weserstern

INTERHELP
aixois
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von aixois
als Antwort auf ingo vom 21.12.2022, 10:14:54

@ Ingo,

das die Preisdifferenz  um die 40- 50 % liegt ( beim sog. Fiebersaft für Kinder ), kommt man mit der Aufhebung der  einstelligen Herstellerrabatten nicht sehr weit.

Wenn ich Lauterbach recht verstanden habe, bringt sein jetzt staatlicher verordneter Preis in etwas einen rund 50 % höheren Preis für die Produzenten  und läge damit auf der gleichen Höhe wie in benachbarten EU Ländern.

Wie das bei den anderen (rezeptpflichtigen) sehr teueren Medikamenten ist, hab e ich nicht mitbekommen.

Aber in jedem Fall wären die GKVs in der Pflicht, ihren (neuen) Anteil an den Rezeptkosten zu tragen

ingo
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von ingo
als Antwort auf aixois vom 21.12.2022, 11:54:17

@aixois: In Summe ist der Rabatt 10 %. Welche Erhöhung Lauterbach vor hat, weiß ich nicht. 50 % mag ich im Moment nicht glauben.


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ingo
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von ingo
als Antwort auf ingo vom 21.12.2022, 14:54:15

Nachtrag: Meine Internetapotheke hat noch reichlich Ibu-Saft für Kinder. Preis: Um 4 €.

schorsch
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 21.12.2022, 03:57:47

Ich lese die Beipackzettel auch immer....,

....aber erst, wenn ich die Medis ein paarmal eingenommen habe. Lese ich diese Zettel VOR dem Einnehmen, bekomme ich gewiss einen Teil der schlimmen Nebenwirkungen, die da aufgezählt werden!

olga64
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 20.12.2022, 20:09:56
Was mich schon ärgert: für ein frei verkäufliches Medikament, das ich ohne einen Arzt gesehen zu haben in der Apotheke kaufen kann, wird mir ein Preis vorgeschrieben, den die GKV mit der Pharmaindustrie ausgehandelt haben und der so niedrig ist, dass der Hersteller das Produkt nicht mehr liefern mag - auch nicht, wenn ich bereit wäre, einen Preis zu bezahlen, der für ihn interessant wäre.

Wenn das mal keine 'Plan'-Wirtschaft ist, ganz ohne direkte staatliche Preisfestsetzung.

Das Verrückte , das Paradoxe daran : jetzt , wo der Staat in Person von Herrn Lauterbach einschreitet und von Staats wegen einen Preis diktiert, wird das Produkt (wahrscheinlich) wieder angeboten werden.
Wieso ist die GKV involviert, wenn man frei verkäufliche Medikamente kauft, ohne,dass ein Arzt sie verschrieben hat? Diese Medikamente muss man doch sowieso selbst bezahlen und die GKV wird nicht tangiert.
Ich habe heute gelesen,dass wir keinen Versorgungsengpass bei einigen Medikamenten haben, sondern ein Lieferengpass vorherrscht. Versorgungsengpässe gibt es in Deutschland sehr selten, weil es für die meisten Präparate Alternativen gibt, die der Arzt dann verschreiben kann.
Bei diesen Fiebersäften wundere ich mich schon länger darüber, dass diese bei einer solchen Verknappung nicht in den Apotheken direkt hergestellt werden können.
Ca 90% der Säfte mit Paracetamol stammen von der Firma Ratiopharm in Ulm, die ihrerseits aber zu dem israelischen Pharmakonzern Teva gehört.
Der Wirkstoff Paracetamol kommt aus Asien - die Fiebersäfte an sich sind für Pharmahersteller ein Verlustgeschäft.
Der zum Novartis-Konzern gehörende Generikahersteller 1A Pharma hat sich anscheinend vor Monaten aus diesen Gründen vom Markt zurückgezogen. Das führt zu einer weiteren Lieferverknappung.

Was geschieht, wenn nun "der Staat", also Herr Lauterbach ein wenig vollmundig einschreitet? Vermutlich aus gutem Grund wurden noch keinerlei Kosten genannt, die hier den Krankenversicherungen, resp. den Versicherten entstehen und von diesen getragen werden müssen. Das kann exorbitante Erhöhungen bei den Versicherungsbeiträgen bedeuten - bin gespannt, wie dann die Bürger darauf reagieren werden. Denn auch das ist man bei uns trotz längerer Pandemie nicht mehr gewöhnt, dass die GKV ihre Beiträge erhöht.

Wenn man parallel dazu noch die Pharmahersteller motivieren möchte,die Niedriglohnländer zu verlassen und in Europa zu produzieren, muss man diese auch entsprechend "motivieren", damit sie u.a. hier investitionsbereit sind - was dann wiederum die Solidargemeinschaft, also wir alle, bezahlen müssen. Olga

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aixois
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 21.12.2022, 16:34:00

Wieso ist die GKV involviert, wenn man frei verkäufliche Medikamente kauft, ohne,dass ein Arzt sie verschrieben hat?

Die GKV erstatten in der Regel für Kinder unter 12 (?) auch OTC (over the counter = apothekenpflichtig, nicht rezeptpflichtige ) Medikamente, wenn der Arzt dafür ein Rezept ausgestellt hat, was meist der Fall ist, wenn es Bestandteil der Therapie ist (Fiebersenkung bei kleinen Kinder z.B.), was er tun wird, wenn er sich nicht sicher ist, dass ein von ihm nur empfohlenes Medikament dann auch tatsächlich vom Patienten selbst gekauft wird.

Natürlich können die Säfte auch von den Pharmazeuten selbst hergestellt werden. Vielleicht schmecken sie dann etwas anders als das Generikaprodukt. Aber selbst Orangengeschmack wird - so meine Apothekerin - den  'Kindersäften' zugefügt werden.

Aber offensichtlich steht der Aufwand der Beschaffung d. Inhaltsstoffe/Zubereitung/Verpackung/Zeitaufwand usw. in einem sehr schlechten Verhältnis zum 'Verkaufserlös'. 

Ich habe keine Ahnung wie kompliziert der regulierte deutsche 'Pharmamarkt' ist. Ich weiss nur dass er es ist, und dass Medikamente oft im  EU Ausland (erheblich) billiger sind bzw. wie jetzt bei den emotional aufgeladenen 'Kindersäften',  Medikamente in DE knapp/nicht erhältlich sind, wohl aber in Nachbarländer.

Auch ist mir unerklärlich, wie die Pharmaunternehmen langfristige 'Verträge' (über Rabatte, Festpreise ...) mit den GKVs abschließen können, ohne jegliche 'Ausstiegsklausel', z.B, bei 'höherer Gewalt' wie das jetzt der Fall zu sein scheint. Die Preise können sie  nicht anheben, aber die Lieferungen einstellen, weil sie sonst Verlust machen würden ???

Über die höheren Kosten der Kindersäfte braucht man sich nicht zu sorgen. Für die Kassen sind das 'peanuts', anders dürfte das bei den sehr teueren Medikamenten aussehen, wo die Steigerung einige hundert Euro/Medikament ausmachen dürfte.

Meine grundsätzliche Kritik betrifft den 'Markt', dessen Kräften man freien Lauf lassen muss, damit der gute Wettbewerb, der alles so trefflich zur Steigerung des Wohlstands regelt.

In Wahrheit tummeln sich da wenige Große big players auf dem Pharmamarkt, einem 'Markt' , der diesen Namen nicht verdient. Diese 'Pharma Holdings',  die quasi Monopolstellungen (zumindest in Teilmärkten) inne haben müssen beim Festsetzen der Preise (ohne großen 'Wettbewerbsfirlefanz') echte Konkurrenz nicht fürchten.

Auch frage ich mich, ob das Argument bei den patentierten Medikamenten, dass die Unternehmen nur investieren, wenn sie auch gut daran verdienen können, nicht auf den Prüfstand gehört. Darf der Staat sich in einem so sensiblen Bereich wie der Gesundheit seiner Bürger erpressbar machen lassen ? Sich bei der Sicherung dieser Gesundheit  vom Gedeih und Verderb fernöstlicher Hersteller abhängig machen lassen ?

Schließlich: wie sieht es eigentlich mit dem "return on investment"  (Rendite) millionenschwerer staatlicher Fördermittel aus ? Der Hilfe des Staates für Forschung und Entwicklung neuer Medikamente (wo die Initialzündungen oft von den Universitäten ausgehen, die Industrie sich dieser Vorarbeiten aber für seine kommerziellen zwecke bedient ) zahlen da die späteren Patentinhaber  etwa dem Staat ohne den sie ihre Patente nicht hätten entwickeln können, was 'zurück' oder werden nur die Gewinne wieder mal privatisiert ?

Ich denke,  es läuft etwas gehörig falsch, wenn man den 'Hund zum Jagen' tragen muss, wenn der Staat darum 'betteln' muss, mit 'Motivationsgeldern'  gleichsam bestechen muss, damit Pharmaunternehmen ihrer Verantwortung  (Eigentum verpflichtet) gerecht werden und sich auch weniger lukrativen Entwicklungen widmeten.
Und zwar global, gerade auch bei der Bekämpfung von Krankheiten des globalen Südens, wo sich hohe Gewinnmargen nicht erzielen lassen.

Staat und Privat zusammen , Hand in Hand, so könnte/sollte es gehen. Mehr Einigkeit der EU als mächtiger Konsumentenblock, könnte da einiges zum Besseren wenden, gerade jetzt, wo "Wende" Konjunktur hat. 
olga64
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 21.12.2022, 18:48:25

Ich denke, es ist strategisch falsch, wenn man ad hoc der Pharmaindusstrie sehr grosszügige Preiserhöhungen zugesteht und dann auf deren Fairness und Verantwortungsbewusstsein pocht, damit sie evtl. wieder zurückkehren aus Niedriglohnländern und ihre Aktivitäten in Europa oder gar Deutschland aktivieren.
Dazu gehört dann - wenn der deutsche Gesundheitsminister schon Grosszügigkeit bewiesen hatte - ein hoher Motivations-Anreiz, dass diese internationalen Pharma-Konzerne bereit sind, entsprechend zu investieren. Und daran glaube ich eher weniger - denn keines dieser Unternehmen ist für die Gesundheitsversorgung der Menschen weltweit zuständig - das ist Aufgabe u.a. der nationalen Regierungen in den Ländern.
Schauen wir mal nach GB und dieses Drama mit dem dortigen staatlichen NHS - kurz vor den Feiertagen wird dort dazu aufgerufen,d ass die Bürger nicht so viel saufen und überhaupt vorsichtig sein sollen, weil die medizinische Versorgung sehr, sehr kritisch ist.

Während der Pandemie liess man z.B. das grosse Pharma-Unternehmen Pfizer doch in Ruhe,obwohl es gerade durch diese Pandemie sicherlich extrem reich wurde. Aber wir erlebten auch alle am eigenen Leib mit,dass nur mit diesen Firmen eine Rettung für die Menschen möglich ist - in diesem Falle z.B. durch die Impfung und die Bereitstellung eines solchen wirksamen Impfstoffes innerhalb kürzester Zeit.
Das sollte nun auch nicht völlig in Vergessenheit geraten. Hilfreich ist hier ein Blick nach China, die sich zB.den Produkten von Pfizer-Biontech bis heute verweigern und nun mit einer exorbitanten Covid-Welle zu kämpfen haben, die sie wohl nicht mehr eindämmen können. Olga

aixois
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 21.12.2022, 19:15:54

...z.B. durch die Impfung und die Bereitstellung eines solchen wirksamen Impfstoffes innerhalb kürzester Zeit.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde Biontech von drei Wissenschaftlern gegründet, die mit Hilfe von bedeutenden öffentlichen Geldern Forschung (an Unis, Instituten) betrieben haben, deren 'Ergebnisse die Grundlagen für die mRNA Technologie dargestellt haben.
Ohne sie wäre die schnelle Entwicklung eines Impfstoffs nicht möglich gewesen.

So gesehen geht die Rettung von Kranken eben nicht allein z.B.auf Pfizer/Biontech  zurück, sondern - wie ich schrieb - auf die Kooperation Hand - in - Hand beider Akteure. Nur dass der Profit eben nur einer Seite zugute kommt und sich so gut wie jeglicher staatlicher Mitsprache entzieht.

Wie es mit dem 'Altruismus' der Hersteller aussieht,  hat sich ja exemplarisch bei den Bestellungen und Lieferungen der Corona- Impfstoffe gezeigt.
Was versprochen wurde war eines, was gehalten wurde (Preise, 'gerechte' globale Verteilung, COVAX Vereinbarungen) etwas anderes. Die Vakzine gingen dahin wo das Geld war (zugegeben nicht nur, auch politische Abhängigkeiten, gewährte Forschungsgelder - UK/Johnson spielten anfangs eine Rolle).

Die Profite sollen sich im Bereich einer hohen zweistelligen Milliardensumme bewegen.
Wieviel davon  wohl in den Bereich Malaria investiert wird ?
olga64
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RE: Flohmarkt für Medikamente?
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 21.12.2022, 20:00:46

Am Corona-Impfstoff arbeiteten und forschten ausser Biontech (die übrigens vor der Entdeckung des MRNA-Impfstoffes Pleite waren) auch andere Unternehmen,die aber alle recht erfoglos geblieben waren, obwohl auch sie aus diversen Quellen finanzielle Unterstützung erhielten.
Es geht nicht nur um diese Forschungsarbeiten, sondern, wenn diese zum Erfolg führen und in Produktion von Präparraten münden, braucht es dahinter einen potenten, weltweit aktiven und starken Pharma-Partner. Dies war und ist Pfizer, wie wir ja alle miterleben durften, wenn wir uns dafür interessierten.

Das Gründer-Ehepaar von Biontech arbeitet übrigens jetzt an einem so dringend benötigten Impfstoff gegen Krebs. DAran arbeiteten sie auch vorher, bis das Covid-Virus "dazwischen kam". Ich habe ein sehr interessantes Interview mit diesen doch bewunderungswürdigen Menschen gelesen, die trotz ihres grossen Erfolges und mittlerweil sicher auch persönlichen Reichtums anscheinend recht bescheiden geblieben sind.
Heute las ich, dass nun auch China aufgrund der dort wieder ausgebrochenen Covid-Welle zumindest für dort lebende Ausländer den Biontech-Impfstoff zugelassen hat und ihn einführen wird.
Das dürfte auch darauf zurückzuführen sein,dass der Biontech-Gründer kürzlich mit Kanzler Scholz in China war und Verhandlungen auf diesem Gebiet führte.

Übrigens - die Besitzer dieser Pharma-Konzerne sind grossenteils die Aktionäre, also keine Einzelpersonen und die investieren nur, wenn sie damit rechnen können,dass ihr Invest belohnt wird.
Das sollte man ganz realistisch sehen - zuviel Emotionalität wirkt auch hier nicht zielführend, sondern enttäuscht letztendlich nur einen selbst. Olga


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