Innenpolitik Erziehungscamps

pea
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Re: Was tun ;-)
geschrieben von pea
als Antwort auf eko vom 03.01.2008, 22:05:28
[i]...allein der Hinweis auf seine (kriminelle) Vergangenheit reicht schon aus, einen Schatten auf ihn zu werfen und das finde ich - mit Verlaub! - zumindest mal unangebracht.
geschrieben von eko


Hallo eko,

ich versteh ja den Kern Deiner Kritik an meiner Aussage
und nehm sie gerne auch so zur Kenntnis.

Ich habe meine Infos über Herrn Kannenberg und seine Qualifikationen für das Projekt aus den Tagesthemen vom 2.1.
*video is unten verlinkt*

Dort wurde er sogar als ehem. "gefürchteter Schläger" tituliert.

Nun ja, mir geht's eigentlich nur darum,
daß mehr oder weniger qualifizierte "Freie Träger"
als Notnagel wohl nicht dem Problem gerecht werden.
Was soll denn staatlicherseits noch alles privatisiert werden?

Psychiatrische Sachkompetenz ist in diesen
Fällen meistens dringend erforderlich.

Erlebnispädagogik ist es eine Extrem,
Wegsperren ohne Perspektive das Andere.


--
pea
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Modellfall Kannenberg
geschrieben von pea
als Antwort auf pea vom 04.01.2008, 11:00:39
Nachdem ich jetzt die Website und das Konzept durchgelesen habe,
kann ich nur verwundert feststellen, die sehr sich meine Meinung diesbezüglich bestätigt hat.

Faszinierend ist die personelle und räumliche Ausstattung des expandierenden Projekts und seine Sponsoren (Koch in erster Reihe).

Das Marketing ist jedenfalls überraschend professionell
*bishin zum eingetragenen Warenzeichen*,
das konzeptionelle Fundament wohl kaum.
Aber das haben ja sicher weder Köhler noch Koch je gelesen.
Wozu auch!

Aber dafür liegt der Tagessatz pro Teilnehmer ja auch nur bei
137 €. Wahrscheinlich preiswerter als Knast... oder Therapie.

Für die Projektbetreiber jedenfalls ein sozialer Aufstieg,
der wirklich Respekt verdient!

Ich denke, die meisten Teilnehmer hoffen später mal Boxer oder RespektTrainer bei Kannenberg zu werden. Denn selbst wenn sie nach 6 Monaten Camp einen Hauptschulabschluß nachholen, wird sie das wohl kaum sehr viel weiterbringen.

Wenn's nicht klappt,
können die erlernten Sekundärtugenden sicherlich auch helfen, eine Gang zu führen



--
pea
eleonore
eleonore
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von eleonore
als Antwort auf pea vom 04.01.2008, 14:36:11
hab ich vorhin gefunden beim stöbern............

Das Versagen der Drill-Maschine
--
eleonore

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mart
mart
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von mart
als Antwort auf eleonore vom 04.01.2008, 14:46:46
Danke Klaus für deine ausführliche Antwort, genau dasselbe ist mein Problem mit diesem Projekt.
Danke Pia für dein posting, das mein im selben Sinn verfaßtes aber lang nicht so gut ausgedrücktes erübrigt.
Und danke eleonore für deinen Link.

ALLE bisherigen Erziehungsanstalten, gleich wie immer sie sich genannt hatte, gerieten in gefährliche Bereiche.
Deshalb wird wohl jetzt dieses "Camp" (von deren Homepage nichts ohne Einwilligung kopiert werden darf!), das vorgibt, diese Aufgabe so leicht erfüllen zu können, das außer schönen Bildner und Versprechungen auf der Homepage nichts, aber schon gar nichts von den Informationen bietet, die unbedingt nötig wären.

Angesichts der Sensibilität der Frage würde ich vorschlagen, zuerst dieses Camp, das ja erst kurze Zeit arbeitet, das noch keinerlei Evaluation von kompetenter Seite hatte, s e h r genau zu beobachten, und dann erst einen Flächenversuch wagen.

Ich persönlich bin überzeugt, daß eine unabhängige Evaluation in die Hose gehen wird.


mart
pea
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von pea
als Antwort auf mart vom 04.01.2008, 15:05:34

Ich persönlich bin überzeugt, daß eine unabhängige Evaluation in die Hose gehen wird.
geschrieben von mart


Das sehe ich auch so.

Aber dafür hat ja RTL II vor einem Jahr eine Doku-Soap über das Camp ausgestrahlt.

Wissenschaftler scheint es in und um das Projekt herum nicht zu geben.
Herr Kannenberg selber war als Streetworker auf Honorarbasis.
Alle Mitarbeiter haben selber Betroffenen-Biografien.


Ach ja,
die 500 Liegestützen finden sich auf Seite 12 des 'Konzeptes'.
Lesenswert!

--
pea
hugo
hugo
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von hugo
als Antwort auf eleonore vom 04.01.2008, 14:46:46
ja, Versagen der Drillmaschine,,
kommt drauf an wie man es betrachtet.

zumindest sind diese Verbrecher anschließend gut gestählt, körperlich total fit, ausdauernder, wendiger, schlagsicherer,,,,mit einem kurzem Handkanten oder Faustschlag legten sie einen Rentner in der U-Bahn lahm und wenn sie erst mal durch diese Physische Mühle gegangen sind dann können sie das noch viel effektiver,,


Ich kann mir nicht vorstellen das dieser auf Physis aufgebaute und sämtliche menschlichen Regungen abtrainierende Drill aus der Mehrzahl dieser Probanden dauerhafte Engel macht,,,

aber für einen Einsatz in der Fremdenlegion o.ä. -wo lautloses Töten, unbedingter Gehorsam bei der Befehlsausführung usw gefordert wird, ok dafür sollte es reichen,,,
--
hugo

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pharaox
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Re: Was tun ;-)
geschrieben von pharaox
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.01.2008, 09:31:57
Also Klaus entschuldige,

dass ich mich zu diesem Thema nochmals zu Wort melde. Ich weiß nicht was z.Bsp. pea will, wenn ihr das Kannenbergcamp zu hart ist, soll sie sich doch mal vor so eine Horde von Verbrechern stellen und versuchen sie zu disziplinieren! Vielleicht kommt sie dann zu einem anderen Ergebnis!
Natürlich hat jede Erziehungsform ihre Nachteile, so auch dieses, aber Kannenberg z. Bsp. legt Wert darauf, nicht mit einem amerikanischen Bootcamp verglichen zu werden. Ach und noch ein hätte ich gern gewusst von den Schreiberlingen wie pea, was wirft sie den Kannenberg vor, dass er sein Leben völlig umgekrempelt hat und nun versucht zu helfen?
Wir sind seit Jahren damit beschäftigt und sind froh, dass es Kannenbergs gibt!
(Allgemeinthesen zu hören, wie z.B. "Aggressionen werden durch Krafttraining, Boxtraining ... abgebaut... selten kommt es zu Ausbrüchen der Aggressivität ..) ja was wollt ihr denn noch? Das es auch mal härter zu geht? Wollt ihr hören, dass die Gefangenen sich untereinander mit Faustschlägen zur Ordnung rufen? Sofort schreit ihr doch wieder auf, dass geht doch nicht!
Wenn aber pea z. Bsp. persönlich überfallen würde, wie der Rentner in München, dann möchte ich ihren Kommentar lasen! Ach lasst doch den armen Jugendlichen, er kommt doch aus einem gestörten Elternhaus, egal, auch wenn ich jetzt auch ein Krüppel bin!
So etwas versteh ich einfach nicht und Leute die täglich damit befasst sind schon gar nicht.
Ich kann nur zur Mäßigung raten und nicht gleich alles schlecht machen!!!
Ich gebe ihr in der Art recht, dass Prävention wichtig ist, aber wenn das Kind im Brunnen liegt ist es zu spät!

pharaox
mart
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von mart
als Antwort auf hugo vom 04.01.2008, 17:52:53
Ist Boxen, das ist ja die dort neben den Liegestütz und 10 km Läufen die Hauptsportart wirklich geeignet ein Miteinander, ein Mitfühlen und Empathie zu lernen?

Boxen bedeutet extremes Einzelkämpfertum, bei dem mit der Faust in eine "Fresse" geschlagen wird, (ja, ein paar Regeln muß man schon einhalten) wobei der Aspekt, dass diese Fresse zu einem Menschen gehört, ausgeblendet werden muß. Aha, KO, aber selber schuld, wenn er sich nicht richtig verteidigt, der Rentner könnte ja auch ordentlich boxen lernen(


--
mart
hugo
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Re: Modellfall Kannenberg
geschrieben von hugo
als Antwort auf mart vom 04.01.2008, 18:08:44
hm mart, nun bin ich da kein Experte, kein Pädagoge, kein Ausbilder und Erzieher von Schwerverbrechern aber eins ist mir noch nie klargeworden,,,wie kann aus einer Horde einer Truppe einer Gruppe allesamt solche Strolche mit den unterschiedlichsten Vorleben Erfahrungen und Charakteren durch hauptsächlich körperliche Züchtigung (eigentlich ihre frühere Domäne unter den Gleichaltrigen) durch ein weiteres Spezialisieren dieser schlimmen Fertigkeiten ,,das Gegenteil, übertrieben die Sanftmut die Achtung vor dem Gegenüber eingebrüllt, eingedrillt werden ??

Doch nur wenn es gelingt aus diesem Verbrechern ein menschliches Wrack zumachen, einen verstörten, zurückhaltenden, ängstlichen, menschenscheuen Mitbürger,,oder (sicher nur die Ausnahme) einen gutsituierten Durchschnittsbürger,,

Gerade bei den Boxern kenne ich einige -auch sehr bekannt Beispiele- die beides schafften. Mal zurück aus der kriminellen Vorgeschichte ins zivile Leben aber auch andersherum.

hugo
Re: Was tun ;-)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pharaox vom 04.01.2008, 18:06:44
@pharaox,
ich kann deinen Gedankengängen folgen und glaube mir, wenn ich sehe, wie brutal ,rücksichtslos und menschenverachtend einige Jugendliche vorgehen, geht mir das Messer in der Tasche auf und ich kann mir vorstellen, dass die Betreuer solcher Camps ähnliche Gedanken hegen.
Es hat sich aber erwiesen, dass der Gebrauch der gleichen Mittel, wie sie die Jugendlichen benutzt haben, nicht zur Resozialisierung beiträgt.
Die Erfolgsrate bei so komplizierten Fällen, wie wir sie hier haben, ist übrigens nicht sehr hoch. Aber jeder Erfolgsfall ist letztendlich schon ein Fortschritt.
Viele alledings werden wohl große Teile ihrer Existenz hinter "Gittern" verbringen - so entmutigend das klingt.

--
klaus

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