Innenpolitik Erika Steinbach

miriam
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Re: Erika Steinbach - Was bedeutet eigentlich Vertriebener? Was bedeutet Flüchtling?
geschrieben von miriam
als Antwort auf hugo vom 08.01.2010, 08:26:21
Erst möchte ich hier zwei Definitionen gegenüberstellen:


Vertreibung beinhaltet erzwungenes Verlassen aufgrund von Verfolgung und Diskriminierung, erzwungene Flucht aufgrund von Androhung von Gewalt oder Androhung der Ausweisung.

Flüchtlinge (vgl. Flucht) verlassen ihre Heimat nicht auf behördliche Anordnung, sondern um einer drohenden existenziellen Gefahr zu entgehen. Im Unterschied zu Vertriebenen werden sie nicht unmittelbar zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen.

(Aus Wikipedia)

Ich habe meinem Ärger schon mal Luft verschafft im Zusammenhang mit diesem Unterschied zwischen Vertriebener und Flüchtling – möchte aber dies nochmals hier, im Rahmen der aktuellen Geschehnisse erwähnen.

Als ich im Jahr 1961 mein Geburtsland verließ, tat ich es aus meiner freien Entscheidung. Ärgerlich war nur, dass ich 4 Jahre auf meine Ausreise warten musste – aber außer einiger unschöner Bemerkungen, hatte ich reell nichts erlitten durch meine Absicht das Land zu verlassen.

Ich konnte sogar meinen Arbeitsplatz behalten – zugegeben, viele derjenigen die das Land verlassen wollten, verloren durch diesem Umstand ihre Stellen.
Es vergingen viele Jahre im Laufe derer ich in der Schweiz, in Holland und letztendlich in Deutschland gelebt bzw. gearbeitet habe.

Als ich nun meine Rente beantragte und mit ach und krach alle benötigten Papiere dafür einreichen konnte, kam postwendend die Antwort: Es fehlt der Vertriebenenausweis.

Erst antwortete ich, dass ich ja nie vertrieben wurde – als das meine Freunde hörten, griffen sie sich an den Kopf: "wenn du dich weiterhin weigerst dies gewesen zu sein, werden deine Studien- und Arbeitsjahre im Heimatland bei der Rente nicht mitberücksichtigt…"
Nach einigen hin und her, beantragte ich den Status bzw. den Ausweis als Vertriebene, und konnte so auch den Anspruch erheben, dass die Studien- bzw. Arbeitsjahre im Heimatland zum Teil mitberücksichtig werden (5/6).

Fazit: wenn ich die hohe Anzahl der Vertriebenen hierzulande lese, dann weiß ich, dass viele genau so wenig vertrieben wurden wie ich.
Aber politisch tut sich für manche Kreise so eine hohe Zahl sehr gut.

Gruß von Miriam



EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf olga64 vom 07.01.2010, 17:42:35
[quote=olga64]Herr Gram - seit Jahren wird in Deutschland von einschlägigen Kreisen gefordert, dass endlich Schluss sein muss, dass uns die Juden Auschwitz vorwerfen - dafür sei nun viel Zeit ins Land gezogen und wir Deutsche hätten uns doch in jeder Weise bewährt (z.B. auch im Fussball).
Warum wenden die Vertriebenen, bei denen sicher viele der o.g. Meinung sind, diesen Wunsch nicht bei sich selbst an und hören endlich auf mit diesem Gejammere von verlorenen Gütern in Ostdeutschland und der Heimat,


Prima Olga, das kam ja wie aufs stichwort.
Da kann ich gleich anschließen, seit jahren wird moniert daß man den derzeit lebenden deutschen von den Polen und Russen ausschließlich die Täterrolle zugeordnet wird und damit alle folgen des krieges , auch die verbrechen an den flüchtlingen als gerechte bestrafung hinstellt.
Damit muß endlich schluß sein, denn wir deutschen haben ja inzwischen reparationen gezahlt, die bestehenden grenzen respektiert, ein gutes verhältnis zu unsern nachbarn hergestellt.
Also muß es doch erlaubt sein, auch über die leiden der deutschen zu sprechen.
Und nochmal, dein dümmliches gefasel von verlorenen gütern
bei 10 Mio vertriebenen zeigt nur, daß Du gedankenlos linke Parolen nachplapperst.
carlos1
carlos1
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von carlos1
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 07.01.2010, 16:54:51
"Es ist fast widerlich, wie jeder sich die Geschichte nach eigenem Gusto strickt: .." olga64

Nur kurz eine Anmerkung zu diesem Satz: Jede Generaton schreibt ihre Geschichte, sieht auch wieder längst bekannte Tatsachen in einem neuen Licht. Die Vorstellung einer einheitlichen endgültigen Geschichtsdeutung ist eine Illusion.

Dass die Vertriebenen ihre Geschichte im Lichte ihrer eigenen Erfahrungen sehen, sollte und kann ihnen niemand verübeln. Sie können nicht anders. Neu ist es auch nicht. Abhilfe wäre möglich durch ein akademisches Studium der Geschichtswissenschaften. Dann wäre deine Erkenntnis (s. Zitat) communis opinio, aber eine einheitliche Linie und Darstellung gäbe es auch nicht. Die Zänkerei um die richtige Deutung wäre nur noch intensiver.

Sinnvoll wäre im vorliegenden Streit eine gemeinsame, internationale Erarbeitung von Grundlagen für eine Geschichtsbetrachtung, wie sie für die deutsch-französische Geschichte besteht. Gemeinsam erarbeitete Schulbuchdarstellungen werden in Europa kommen müssen. Die Stiftungskonstruktion hätte wie sie ursprünglich geplant war, zu einer deutsch-polnischen Zusammenarbeit führen sollen, eine notwendige Einübung in internationale Zusammenarbeit. Dies wurde nicht verwirklicht. Flucht und Vertreibung sind ein gesamteuropäisches und globales Problem.

Die Zentrierung auf das Schicksal einer Gruppe im nationalen Rahmen muss den Blick für übergreifende Zusammenhänge nicht scheitern lassen, aber besser wäre m. E. eine internationale Lösung gewesen.

c.

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carlos1
carlos1
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von carlos1
als Antwort auf miriam vom 08.01.2010, 00:17:16
Steinbachs Rücktritt soll eine Stärkung der Stellung der Vertriebenen im Stiftungsbeirat und damit ihres Einflusses bewirken.

Eine Veränderung aber der Satzung (Unabhängigkeit des Zentrums für Vertreibung vom Dt. Musem in Berlin, das als Träger vorgesehen ist) bedeutet eine Schwächung der Aufsicht. Eine Provokation ist das. Was Prof. Winkler nicht erwähnt ist, dass das Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth an die Stiftung angegliedert werden soll.

Frau Steinbach ist weniger zu fürchten als ihre Hintermänner, die Vertriebenenfunktionäre (die slebst nie vertrieben wurden). So geht das wirklich nicht. Schon gar nicht, wenn sie erklärt, dass der Knebelungstext gesrichen werden muss (Bestimmung, dass Bundesregierung die Beiratsmitglieder bestellt).

Sie erklärt, dass ihr Vorschlag als Ultimatum zu verstehen sei. Folge die Regierung nicht den Vorschlägen, werde das Präsidium ihres Verbandes sie bei der nächsten Sitzung Ende Januar als Beiratsmitglied benennen.

So trägt sie dazu bei, dass das Wort von Versöhnung in ihrem Mund nicht mehr glaubhaft ist.

c.

Mitglied_5ccaf87
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 08.01.2010, 09:46:38
Damit muß endlich schluß sein, denn wir deutschen haben ja inzwischen reparationen gezahlt, die bestehenden grenzen respektiert, ein gutes verhältnis zu unsern nachbarn hergestellt.
geschrieben von gram

Wie kommst du auf dieses dünne Brett?

Meines Wissens (ich kann mich ja auch irren) zahlte nur die SBZ bzw. später DDR Reparationen. Für (Bundesrepublik) Deutschland existierte ein Marshallplan, der den Aufbau eines antikommunistischen Bollwerkes mit wirtschaftlicher Stärke im westlichen Teil Deutschlands bewirkte.
Siehe auch: Googles Antwort auf die Frage zu Reparationszahlungen nach dem II. WK
Aber besonders: Reparationsleistungen der ehemaligen Ostzone bzw. späteren DDR
Im Gegensatz dazu: Marshallplan im Wikipedia. Er war Bestandteil der Truman-Doktrin.

Oder meinst du die Waffenlieferungen und Lieferung von Ausrüstungen zur Herstellung von Waffen an Israel?
hugo
hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.01.2010, 11:55:40
hallo Hinterwälder, das bekommst Du beim allerbesten Willen nicht und niemals aus den Köpfen der meisten Wessis und den besonders DDR-kritischen Ehemaligen heraus,, es kann nicht sein was nicht sein darf, das irgendwann, irgendwo mal den Ossis eine Leistung anerkannt und zugerechnet wird,,

diese Marshallplan- Rosinenbomber- Reparationsdiskussionen hatten wir hier schon desöfteren ,,und du kannst mir glauben- es sind auch immer wieder die Gleichen Leute die sich dann mit den mysteriösesten Ansichten, Behauptungen und Umkehrungen der Tatsachen einbringen.

Da nimmt es nicht Wunder wenn aus den Reihen des BdV solch kuriose bis leichtfertige gefährliche Forderungen aufgestellt werden.

lt Bibliographischem Institut & F. A 2000 werden die erbrachten Leistungen im Rahmen der Wiedergutmachungen für die BRD mit ca 2 Milliarden DM angegeben (was ich für ein klein wenig zu niedrig angesetzt empfinde) und für die DDR mit ca 66 Milliarden DM (was ca stimmen könnte)

das wären ca 98% zu 2%, also für den Westen kaum der Nennung wert.

aber wie das so ist, jeder schummelt sich die Zahlen so hin wie es Ihm am Besten passt und wenn dann noch unterschiedliche Jahreszahen als Stichtag der Berechnung genommen werden ,,naja,,

lt Auskunft des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Finanzen, Karl Diller, (Berlin, 9. März 2000, Az. VB2 - O 1266 B - 7/00): Anlage
wie folgt ,,siehe Link

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bernhard
bernhard
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von bernhard
Erika Steinbach hat tausend Mal Recht.

Bezüglich der Debatte um Erika Steinbach verweise ich - als Diskussionsgrundlage - auf die zahllosen Augenzeugenberichte über Blutorgien, Massacker und schlimmste Mißhandlungen der Deutschen in Polen und der Tschechoslowakei nach Kriegsende. Ich habe sie fast alle in meinem PC. Wer interessiert ist, möge sich melden, da ich echt nicht weiss, ob sie in ST veröffentlichbar wären.

bernhard
hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 08.01.2010, 22:04:40
hm bernhard,,,meinst Du tatsächlich die Blutorgien, Massacker und schlimmste Mißhandlungen der Deutschen in Polen und der Tschechoslowakei nach Kriegsende ?

oder doch eher umgekehrt die Strafen, die Rache das Auslassen der Wut an den ehemaligen furchtbar und grausam agierenden Besatzern,,und weil diese nicht greifbar waren an, deren Landsleuten.

Ich hab das komische Gefühl das wir bis heute noch nicht begriffen haben das damals genau das mit den Deutschen passierte was die Tschechen und Polen einige Jahre lang von und durch die auf Plünderung, Vertreibung, Ausrottung spezialisierten Deutschen vorgemacht bekamen,,

ich hatte dazu weiter oben ein Protokoll eingestellt,,da spricht ein deutscher Soldat in US-Gefangenschaft genau diesen Aspekt an, indem er sagt:,Wehe uns, falls wir diesen Krieg jemals verlieren sollten,,,
ja und genau so ist es auch gekommen,,,,und da wundern wir uns noch ??

Sage mir einen guten, einen einzigen verständlichen Grund warum die Polen, die Russen die Juden als Deutschland auf dem Rückzug war, mit den Deutschen nett und freundlich, human und menschenwürdig umgehen sollten ??

hugo
bernhard
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von bernhard
als Antwort auf hugo vom 08.01.2010, 22:19:33
hi hugo...

sokrates möge dir antworten, in seinem 10. gespräch mit kriton:

"10. Unrecht ist weder zu tun noch zu vergelten


Sokrates: Sagen wir, man müsse auf gar keine Weise vorsätzlich Unrecht tun? Oder auf einige zwar, nur auf andere nicht? Oder ist auf keine Weise das Unrechthandeln weder gut noch schön, wie wir oft ehedem übereingekommen sind, und wie auch jetzt eben gesagt worden ist? Oder sind uns alle jene Behauptungen von ehedem seit diesen wenigen Tagen verschüttet? Und so lange, o Kriton, haben wir, so bejahrte Männer, nicht gemerkt, dass wir im ernsthaftesten Gespräch mit einander doch nichts besser waren als die Kinder? [49b] Oder verhält es sich ja auf alle Weise so, wie wir damals sagten, die Leute mögen es nun annehmen oder nicht, und es mag uns nun deshalb noch härter ergehen als jetzt, oder auch besser, das Unrechttun ist doch dem, der es tut, schädlich und schändlich auf alle Weise? Wollen wir dies sagen oder nicht?

Kriton: Das wollen wir.

Sokrates: Auf keine Weise also soll man Unrecht tun?

Kriton: Nein freilich.

Sokrates: Also auch nicht der, dem Unrecht geschehen ist, darf wieder Unrecht tun, wie die meisten glauben, wenn man doch auf keine Weise Unrecht tun darf?

Kriton: [c] Es scheint nicht.

Sokrates: Und wie doch? Darf man mißhandeln, oder nicht?

Kriton: Man darf es wohl nicht, Sokrates.

Sokrates: Aber wie, wieder mißhandeln, nachdem man schlecht behandelt worden ist, ist das, wie die meisten sagen, gerecht oder nicht?

Kriton: Auf keine Weise.

Sokrates: Denn jemanden schlecht behandeln, ist nicht unterschieden vom Unrecht tun.

Kriton: Wahr gesprochen!

Sokrates: Also weder wiederbeleidigen darf man, noch irgend einen Menschen mißhandeln, und wenn man auch von ihm erleidet, was es immer sei. Und siehe wohl zu, Kriton, wenn du dies eingestehst, dass du es nicht gegen deine Meinung eingestehst. [d] Denn ich weiß wohl, dass nur wenige dieses glauben und glauben werden. Welche also dies annehmen, und welche nicht, für die gibt es keine gemeinschaftliche Beratschlagung; sondern sie müssen notwendig einander gering achten, wenn einer des andern Entschließungen sieht. Überlege also auch du recht wohl, ob du Gemeinschaft mit mir machst und dies auch annimmst und wir hiervon unsere Beratung anfangen wollen, dass niemals weder beleidigen noch wiederbeleidigen recht ist, noch auch, wenn einem Übles geschieht, sich dadurch helfen, dass man wieder Übles zufügt; oder ob du abstehst und du keinen Teil haben willst an diesem Anfang. [e] Ich meinesteils habe schon immer dieses angenommen und auch jetzt noch. Du aber, nimmst du irgend etwas anderes an, so sprich und trage es vor: bleibst du aber bei dem Ehemaligen, so höre nun das Weitere.

Kriton: Allerdings bleibe ich dabei und nehme es mit dir an. Also rede.

Sokrates: Ich sage also hierauf weiter, oder vielmehr ich frage, ob, was jemand jemandem Gerechtes versprochen hat, er auch leisten müsse, oder ob er betrügen dürfe?

Kriton: Leisten muß er es.
hugo
hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 08.01.2010, 22:33:52
oh ja Du meinst das Gespräch in der Zelle , ca 390 Jahre vor der Zeitenwende

ob das ein einziger Deutscher verinnerlicht hatte als der Krieg und das Grauen begonnen wurde ??
Warum also diesen Denkansatz?

Die Deutschen waren ja eingeschworen auf den Kampf gegen die bolschewistischen Schweine, Banditen, Räuber, Bestien,,,naja und was sollten sie von den Bestien anderes erwarten, welche sie selber zuvor gejagt und angeschossen, verwundet, zu richtigen Bestien gemacht hatten??

Wie soll sich eine angeschossene Bestie verhalten ??,,wolltest Du von denen gestreichelt, gehätschelt werden ,,das läßt sich nach Jahrzehnten leicht fordern,,

hugo

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