Innenpolitik Erika Steinbach

carlos1
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 30.11.2009, 17:54:13

" ... von mir aus kann jeder in der Geschichte, der Historie zurückgehen soweit er möchte,," hugo


Hallo hugo,
am Biertisch spielt das letzten Endes keine Rolle. Für die historische Forschung spielt es eine große Rolle. Schuldzuweisungen haben da keine Rolle zu spielen, vorausgesetzt Geschichtsschreibung ist ernsthaft. Geschichtsschreibung allein um Schuldzuweisungen anzubringen ist keine Geschichtsschreibung mehr, sondern Zweckpropaganda.

Ich glaube, die meisten Menschen wollen in Ruhe gelassen werden und in Frieden leben. Ein schlechtes Gewissen? Weshalb denn? Nach mehr als 60 Jahren gibt es kein schlechtes Gewissen. Wer andern so was einreden will, müsste eines haben.

Immer wieder taucht das Wort Revanchismus auf. Revanche heißt Rache, Vergeltung für eine begangene Tat, für Unrecht. Damit wird Revanche schon "frag"würdig. Welches Unrecht? Die Geschehnisse des 2. Weltktriegs sind so entsetzlich, dass wir in Details hier gar nicht darüber reden können. Im übrigen gibt es keine Mittel Revanchismus zu auszuüben. Die Bundeswehr ist voll integriert in die Nato und untersteht nicht dt. Oberbefehl.Niemand kann ihr einen Marschbefehl erteilen. Polizei ist dazu Ländersache.

Nach mehr als 60 Jahren aber müsste es möglich sein, unbefangen die andere Seite zu betrachten und nicht bei jeder Aktion sofort einen Anschlag auf die eigene Sicherheit und die eigenen Grenzen zu sehen. Der Versuch eine Gaspipeline für russisches Gas durch die Ostsee zu bauen wurde von polnischer Seite sofort als eine neue Art Hitler-Stalin-Pakt gesehen, als eine Verschwörung gegen Polen. Genauso störend wirkt auch das dt- frz. gute Verhältnis auf die Pole. Sie finden sich damit nicht zurecht. Das sind die Dinge, die mich nachdenklich machen. Das bedeutet nichts anderes, dass auch nach einem Verschwinden der Steinbach von der politschen Bühne, das Spiel der Einmischung und künstlich geförderten Erregungszustände von den Nationalkonservativen in Polen nicht aufhören wird. Es kann innenpolitisch Nutzen bringen ein Feindbild zu haben.

c.

hugo
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 01.12.2009, 22:56:46
hallo carlos, ich glaub es bringt uns nicht weiter uns hier gegenseitig erklären zu wollen wie und was die Polen denken fühlen und alles falsch bewerten,,

wir haben beide eben in diesem Punkt verschiedene Ansichten.

Zum Glück (oder leider?)ist es tatsächlich so: "Ich glaube, die meisten Menschen wollen in Ruhe gelassen werden und in Frieden leben" (Carlos)

ja, aber zumindest den Medien und einigen Aufrührern passt dieser Zustand überhaupt nicht,,,wer liest sonst noch eine Zeitung, guckt sich die blöden TV-Dingsda an und sorgt für Auflagenhöhe und Zuschauerzahlen,also müssen aufregende News her,,besonders in Wahlkämpfen benötigen einige Politiker revanchistische Animositäten und bedienen diese auch,,


mal Meine Meinung zu der derzeitigen "Veranlagung" (leg diesen Begriff nicht auf die Goldwaage, such Dir einen passenderen, es gibt einige,,) der verschiedenen Sichtweisen in verschiedenen Hinterköpfen.

so sehe ich z.B die Amis (im Ganzen) als sehr stark egozentrisch und auf Überheblichkeit fixierte Leute.
auf die Deutschen hat dies relativ stark abgefärbt (zumal sie ähnliche "Gefühle" im Dritten Reich eingebläut bekamen) und verstärkt sich nachdem eine kurzzeitige Resignation und Hoffnungslosigkeit nach dem Krieg überwunden wurde,,

na und die Polen, mehrfach in der Geschichte, -drangsaliert, furchtbar massakriert, grundlos entsetzlich gedemütigt,,,und nun, (theoretisch mit im Bunde der Sieger gegen das Hitlerdeutschland) zu wissen, das die offiziellen Freunde in Moskau eigentlich diese Ehre nicht wert sind, das die Besiegten Deutschen in Saus und Braus leben,,das macht hellhörig,,und dazu das neuerliche direkte Anbandeln der BRD-Oberen mit Moskau bei gleichzeitiger Negierung polnischer Interessen,, naja ,,wie würden wohl wir in ähnlicher Situation reagieren,,immerhin kann man den Polen trotz aller schlimmen Erfahrungen (oder gerade deshalb ?)ein gerüttelt Maas an Nationalstolz nicht absprechen.

also ich empfinde das gerade die Polen die allertriftigsten Gründe haben sich nicht mit Scheuklappen jedem Angebot seiner Nachbarn zu nähern und auch mit Aufmerksamkeit zu beobachten wer wann was sagt und tut,,,



--
hugo
olga64
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von olga64
als Antwort auf dunkelgraf vom 30.11.2009, 12:56:59
Schon die Existenz und das Wirken hinsichtlich angeblichen "Unrechts" gegenüber den "Vertriebenen" ist eine politische Störaktion gegen die gegenseitige Verständigung innerhalb der Europäischen Union.
Wäre ich Pole oder Tscheche, also ein Bürger von Ländern die überaus großes Leid durch den von Deutschland ausgehendem Krieg erlitten hatten, dann wäre mir dieser Verein sehr suspekt, und ich hätte sehr aufmerksam beobachtet, was diese Frau an der Spitze so von sich gibt. Und dann noch ein Anstalt eröffnen, die das Leid der Vertriebenen einseitig stark in den Vordergrund rückt, aber das Leid der anderen relativiert ... das ist ist schon eine starke Provokation. Wenn dann noch herauskommt, daß diese Dame auch noch revanchistische Kritik an bestehenden Staatgrenzen geäußert hatte, dann ist der innere Frieden schon stark gefährdet.
Der Außenminister hat gar keine andere Wahl, als solche Leute in die Schranken zu weisen.
--
dunkelgraf


Sehr richtig. Es geht ja auch anders: ich sah gestern im TV einen sehr guten Beitrag über die von mir seit vielen Jahren bewunderte Gräfin Dönhof. Frau Dönhof gab wirklich grosse Güter in Ostpreussen auf, ihre Familie entstammte dem Hochadel. Ihre Freunde waren in das Hitler-Attentat verwickelt und wurden teilweise hingerichtet. Sie selbst floh auf ihrem Pfern in den Westen, wo sie dann zur ZEIT kam und Herausgeberin wurde.
Sie bemühte sich nicht nur um entlassene Häftlinge und andere Notleidende, sondern war massgeblich an einer Verbesserung des Verhältnisses zu den Polen beteiligt und auch an der Strategie von Willi Brandt im Verhältnis zum Osten, welches dann ja einige Jahrzehnte später zum Mauerfall führte.
Was ist im Vergleich hierzu eine Frau Steinbach, die einem Verein vorsteht, den es in einigen Jahren nicht mehr geben wird? Ich hoffe nach wie vor sehr auf Westerwelle, dass er stark bleibt und dieses unappetitliche Kapitel bald ad acta gelegt werden wird.

--
olga64

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heinzdieter
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf olga64 vom 03.12.2009, 15:13:58
Zitat:

Was ist im Vergleich hierzu eine Frau Steinbach, die einem Verein vorsteht, den es in einigen Jahren nicht mehr geben wird? Ich hoffe nach wie vor sehr auf Westerwelle, dass er stark bleibt und dieses unappetitliche Kapitel bald ad acta gelegt werden wird.

Frau Steinbach wurde vom BdV als Vorsitzende gewählt.
Das ist nun einmal Fakt.

Dieser bezeichnete sogenannte Verein pflegt u. a. auch Beziehungen zu der alten Heimat und zu den Bewohnern, die diesen Landstrich bevölkern.
Dieser sogenannte Verein besteht schon länger als 50 Jahre und wird weiterbestehen bleiben, denn die Aktivitäten werden auch von den Nachkommen weitergeführt.

Die vorschnelle Aktion unseres Aussenministers, Herrn Westerwelle, anläßlich seines Besuches war vollkommen unnötig und hat die Situtation weiter angeheizt; anstatt zu vermitteln hatte er das Gegenteil erreicht.

--
heinzdieter
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf heinzdieter vom 03.12.2009, 17:35:06
Das Neueste zum Politikum Herr Westerwelle --Frau Steinbach:

Auszug aus einer Veröffentlichnung n-tv

Der Bundestag soll entscheiden:
Seit Monaten schwelt der Streit zwischen Steinbach und Westerwelle – der Außenminister ist dagegen, dass die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen einen Sitz im Beirat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" erhält. Jetzt will die Organisation das Vetorecht Westerwelles umgehen.

Der Bund der Vertriebenen (BdV) will einem Zeitungsbericht zufolge erreichen, dass an Stelle des Kabinetts der Bundestag über die umstrittene Nominierung der BdV-Präsidentin Erika Steinbach für den Rat der Vertriebenenstiftung entscheidet. Damit könne das Veto von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gegen Steinbach umgangen werden, berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf CSU-Kreise.


Letztendlich trifft aber das Bundeskabinett die Entscheidung.

Wenn man den Fall zurückverfolgt, wundert man sich welche Folgen eine voreilige Äusserung des Bundesaussenministers nach sich zieht.

Was wird nicht alles etan um die Reputation des Bundesaussenministers zu erhalten.


Gruß
heinzdieter



JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Erika Steinbach
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf heinzdieter vom 03.01.2010, 06:58:08
Ich habe nicht alle Beiträge nachgelesen, habe aber das Gefühl, es gibt hauptsächlich hü oder hot bei diesem Thema.
Ich bin für Gelassenheit. Wenn es eine Mehrheit gibt und eine Entscheidung, dass Steinbach nominiert werden soll, und sie auch will, dann soll sie den Job machen.
Polen wird sich beruhigen.

Sachlich betrachtet müßte sie selbst aber entscheiden, ob sie als Zankapfel bleiben will.

Langfristig ist das eher ein Nebenthema, hauptsächlich durch die Medien unnötig hochgebracht.
Polen will und soll ein guter Nachbar sein, damit muß es sich mit souveränen Entscheidungen des demokratischen Deutschlands abfinden, wir leben nicht in den Jahren 33 bis 45.

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Mitglied_5ccaf87
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 03.01.2010, 09:25:30
Ich unterschreibe jedes einzelne Wort von 5js4. Der zweite Weltkrieg ist entschieden und Deutschland besitzt ein gültiges Grundgesetz, welches sich auf das Territorium in den Grenzen nach 1945 bezieht. Ein Reich wie vor 1933 wird es nie mehr geben.

Wenn es tatsächlich private Besitzansprüche gibt, so sollten diese innerhalb der EU seriös anhand der Grundbücher zu klären sein, so wie es nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland geschah. Wenn nicht, ist es braunes Gesülze einiger Unbelehrbarer und Freibiertrinker.

Was vermissen Steinbach und ihre Anhänger? Doch nicht etwa die Plaggerei auf einem Handtuchfeld, dessen Produktionsergebniss eh nicht mehr absetzbar ist oder will sie tatsächlich damit den Menschen in der dritten Welt uneigennützig helfen? Das ist noch weniger glaubhaft.

Während meiner früheren Besuche im ehemaligen Sudetenland und Böhmen lernte ich viele Deutschstämmige kennen, deren Eltern 1945 blieben und die CSR-Staatsbürgerschaft angenommen haben. Sie hatten keinen Grund zur Flucht.
heinzdieter
heinzdieter
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf JuergenS vom 03.01.2010, 09:25:30
Zitat:

Polen will und soll ein guter Nachbar sein, damit muß es sich mit souveränen Entscheidungen des demokratischen Deutschlands abfinden, wir leben nicht in den Jahren 33 bis 45.

Das ist auch meine Meinung, aber scheinbar nicht die von unserem Bundesaussenminister.

Ich finde es für eine vernünftige Lösung, dass das Parlament das letze Wort hat und somit die Entscheidung aber in Form einer geheimen Abstimmung trifft.
Dies wird ein frommer Wunsch sein, denn unsere Regierung knickt ein, zur Rettung der Reputation von Herrn Westerwelle.

Nach meinen Informationen stellt der BdV mit Frau Steinbach als Vorsitzende keine Gebiets- noch Wiedergutmachungs-Ansprüche an Polen, Tschechei, Slowakei etc.

Gruß
heinzdieter
Mitglied_5ccaf87
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf heinzdieter vom 03.01.2010, 12:16:37
Ich finde es für eine vernünftige Lösung, dass das Parlament das letze Wort hat und somit die Entscheidung aber in Form einer geheimen Abstimmung trifft.

Weshalb geheim?

Ich möchte auch vor der nächsten Wahl das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten meines Wahlbezirkes kennen. Davon ist meine Stimme abhängig. Oder denkst du anders?

Gucke mal in den Linktipp und beschäftige dich mal ein paar Minuten damit. Erkunde mal, ob der von dir gewählte Abgeordnete so stimmt wie du es von ihm erwünscht.

Steinbach und "Vertriebenenverbände": Welchen Sinn haben diese sonst? Nenne ihn! Die überwiegende Anzahl der Mitglieder sind in Deutschland geboren und beansprucht ein Recht auf "Heimat". Ist deren Heimat nicht hier in Deutschland?
heinzdieter
heinzdieter
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Re: Erika Steinbach
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.01.2010, 21:28:19
Zitat zur Abstimmung im Bundestag:

Weshalb geheim?

Ich möchte auch vor der nächsten Wahl das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten meines Wahlbezirkes kennen. Davon ist meine Stimme abhängig. Oder denkst du anders?


Bei einer offen Abstimmung sind die Abgeodneten an die Vorgaben ihrer Partei gebunden. Falls sie eine andere Meinung vertreten und somit ihr Abstimmungsverhalten danach ausrichten, müssen sie u. U. mit Konsiquenzen rechnen, die zukunftweisend für ihre weiter politischen Aktivitäten sind.
siehe Abstimmung Frau Ypsilanti u.a.

Aus diesen Grunde halte ich nichts von Abstimmungen per Akklamation durch Handhebung etc.

Gruß
heinzdieter

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