Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief

Innenpolitik "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief

aixois
aixois
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von aixois
als Antwort auf freddy-2015 vom 05.05.2022, 22:27:40
... sie würden auch arbeiten im Gulag.
Dir ist aber die Geschichte und Zuordnung des Lieds der "Moorsoldaten"  schon bekannt oder ?

Die Unterzeichner eines offenen Briefes in eine Reihe zu stellen mit politischen Verfolgten des Dritten Reichs die in KZ schuften, leiden und sterben  mussten, und auch noch Gefallen daran zu finden, wenn diese Meinungsträger am besten abhauen würden und in russischen KZs (Gulags) schufteten, das ist unerhört und in meinen Augen einfach schamlos, ohne Respekt vor den KZ Opfern der Nazis, ohne Achtung der Meinungsfreiheit, die unsere Demokratie ausmacht.*

Vielleicht reflektierst Du mal, was Du da geschrieben hast und warum Du dieses eindeutige (weltweit bekannte) Lied der KZ Häftlinge so missbrauchen musstest !

aixois

PS: Ich bin dann mal weg, so wie meine Spucke, die mir weggeblieben ist.
Frei nach Rilke: "wer jetzt hier weg geht, wird es lange bleiben ..." . Aber in guter Gesellschaft, nicht "allein".

*)Heute ist übrigens der Europatag in Erinnerung an die Schaffung des Europarats und der damit verbundenen Menschenrechte (einschließlich Meinungsfreiheit !) und deren Einklagbarkeit. Zum erstenmal seit 1949 ohne die Russen. 
MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf freddy-2015 vom 05.05.2022, 22:27:40
Mir hat dieser offene Brief sehr gut gefallen. 

Kann mich da nur anschliessen!
Dann schließ dich mal an! Mir hat er nicht gefallen!
MarkusXP
 
 
Freddy, ich habe diesen ganzen Mist gelöscht den du da verzapft hast ... das war ein Schuss in den Ofen!
MarkusXP
margit
margit
Administrator

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von margit
als Antwort auf aixois vom 05.05.2022, 23:34:13

@aixois,

Vergleiche mit Geschehnissen aus dem Nationalsozialismus sind immer heikel, besonders dann, wenn es entweder an historischem Wissen mangelt oder die Formulierung verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulässt.

Es gibt nun zwei Interpretationsmöglichkeiten des Beitrags von Freddy:

Deine, die zu Recht Empörung hervorruft.

Ich habe mir den Beitrag, den Du kritisierst, genau durchgelesen und sehe auch eine andere Möglichkeit der Interpretation.

Freddy hätte der EMMA-Brief, in dem die Unterzeichner vor einer Gefahr der Ausweitung des Ukrainekriegs zum 3. Weltkrieg aufgrund der Lieferung schwerer Waffen durch Deutschland gewarnt wird, im Prinzip gefallen. Er macht aber die Einschränkung, dass die Autoren die politische Situation in Russland völlig verkennen.

Er möchte darauf hinweisen, dass bei uns Presse- und Meinungsfreiheit herrscht, also auch die Regierung offen kritisiert werden darf ohne strafrechtliche Folgen zu haben. Eine Kritik, die in  Russland zur Verhaftung sowie Bestrafung  führt und eine Einlieferung in ein GULAG, ein Straf- und Arbeitslager, nach sich ziehen kann.

Vielleicht wollte Freddy damit klar machen, dass die Autoren des Offenen Briefs die Verhältnisse in Russland und die Folgen eines russischen Sieges über die Ukraine nicht bedacht haben oder völlig falsch einschätzen.

Das erschütternde Moorsoldaten Lied (das in keinem Geschichtsunterricht fehlen sollte), ist in diesem Zusammenhang meiner Ansicht nach jedoch unpassend, auch wenn es an die Lage der regime-kritischen Menschen in Russland erinnern soll.

Margit

P.S. @freddy-2015, mich würde Deine Antwort dazu interessieren.


 


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Rispe
Rispe
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von Rispe
als Antwort auf margit vom 06.05.2022, 09:44:12

So geht das wirklich nicht, da muss ich aixois Recht geben, auch wenn ich diese Unterschriftenaktion nach wie vor nicht mittragen würde und sie sogar für unüberlegt halte trotz daran beteiligter renommierter Politikwissenschaftler. Die Begründungen sind nicht gut, weil unverständlich, missverständlich und scheinen nicht genügend durchdacht. Aber bei so schwierigen Entscheidungen verstehe ich, dass nicht jede/r sie mittragen kann oder will. Ich fand es schon komisch, dass hier jemand meinte, sich schämen zu müssen für diese Aktion, die ein legitimes Mittel der Demokratie ist. Und der von Freddy gebrauchte Vergleich ist hanebüchen.

Sicher haben einige die Illner-Sendung gestern gesehen und die Begründungen von Ranga Yogeshwar gehört. Mich haben sie zwar nicht überzeugt, die Erläuterungen von Marina Weisband haben mir mehr eingeleuchtet. Aber sie waren doch so, dass man sie nachvollziehen konnte, erst recht dann, wenn man immer schon skeptisch war hinsichtlich einer waffenstarrenden Welt und zu denen gehört, die so etwas eigentlich für ein Mittel von gestern gehalten haben. Dass Putin der westlichen Welt diese Mittel nun wieder aufzwingt, ist schlimm, und dass es nachdenkliche Menschen gibt, die sich diese Mittel nicht aufzwingen lassen wollen, kann ich nachvollziehen.

Wir alle wissen tatsächlich nicht, wohin diese indirekte Kriegsbeteiligung führen wird, das wird erst die Zukunft erweisen. Man sollte nicht so tun, als gäbe es hier ein eindeutig klares Wissen darüber, was richtig und was falsch ist. Für mich ist das alles nicht ausgemacht, und deshalb stehe ich hier tatsächlich ein bisschen zwischen Baum und Borke, das gebe ich ganz ehrlich zu. Und ich schäme mich dafür nicht.
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf margit vom 06.05.2022, 09:44:12
Das erschütternde Moorsoldaten Lied (das in keinem Geschichtsunterricht fehlen sollte), ist in diesem Zusammenhang meiner Ansicht nach jedoch unpassend, auch wenn es an die Lage der regime-kritischen Menschen in Russland erinnern soll.

P.S. @freddy-2015, mich würde Deine Antwort dazu interessieren.....geschrieben von margit
Kann man so sehen das es unpassend ist und das sollte auch jeder für sich entscheiden.
Seine Uraufführung hat das Lied am 27. August 1933 im Konzentrationslager Börgermoor bei Papenburg im Emsland. Den Text haben zwei Häftlinge, der Bergmann Johann Esser und der Regisseur Wolfgang Langhoff, gemeinsam geschrieben. Die Musik hat der kaufmännische Angestellte Rudi Goguel komponiert. Die drei Männer sind überzeugte Kommunisten und gehören zu einer Reihe politischer Gefangener aus dem Rhein-Ruhrgebiet, die bereits kurz nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933 in das Lager verschleppt wurden.

Am 27. August versammeln sich Insassen und Wachen zu der Aufführung. Bei der Veranstaltung ist das Lied Höhepunkt und letzte Nummer, ein sechzehnköpfiger Gefangenenchor trägt es vor. Mit seiner eingängigen Melodie zieht es die Zuhörer sofort in seinen Bann: "Schon bei der ersten Strophe merkten wir, welche Wirkung es ausstrahlte", so Goguel. Der Text schildert die Härte des Lageralltags, verzichtet aber auf direkte Anklagen oder revolutionäres Vokabular. Zeilen wie "ewig kann's nicht Winter sein" oder "einmal werden wir froh sagen: Heimat, du bist wieder mein" sind für die Häftlinge allerdings leicht zu entschlüsseln - als Aufruf, den Widerstand nicht aufzugeben. "Bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast Tausend Gefangenen den Refrain mitzusingen", erinnert sich Regisseur und Texter Langhoff 1935.

Ein Lied geht im Untergrund um die Welt

https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Seit-85-Jahren-ziehen-die-Moorsoldaten,moorsoldaten109.html

Die Überlegung sollte aber erlaubt sein wo Putin hingedriftet ist.
Putins Reich ähnelt dem Stalins und Hitlers immer mehr.
Hitler hat alle unliebsamen ins KZ geschickt.
Das macht Putin ganz genau so,
wenn auch mehr in die Taiga und Tundra.

Wie der Gulag in Russland noch aktiv ist hatte ich die Tage ja eingestellt Margit, es wird gefoltert, gemordet ohne Ende

https://www.fr.de/politik/russland-putin-gulag-folter-videos-straflage-moskau-saratow-whistleblower-91092276.html.

 Ein Lied geht im Untergrund um die Welt
Und genau das sollte dort und hier auch passieren, aufrütteln das immer noch oder weiterhin hunderttausende in Haft sind und viele zu Unrecht.

Wer sich davon (Moorsoldaten) verletzt fühlt denkt nicht an die Menschen in Russland die auf ein Lebenszeichen ihrer Männer, Väter, Mütter etc. etc warten.
Egal ob da Russen oder Ukrainer im Gulag sitzen.

In der damaligen Zeit ging das Lied um die Welt und wurde auch weltweit eine Hymne des Widerstandes, nicht nur in Deutschland.
 
olga64
olga64
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RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 06.05.2022, 11:30:22

Rispe, mir ergeht es wie Ihnen. Obwohl ich als 'Einzelperson nur ein kleines 'Sandkörnchen bin, habe ich nach wie vor für mich keine Meinung finden können, ob ich schwere Waffenlieferungen in die Ukraine auf unbegrenzte Zeit hilfreich oder gut finde oder nicht; gerade letzteres würde voraussetzen,der Ukraine eine Kapitulation wegen des Weltfriedens ans Herz zu legen, was ich als Bürgerin mit demokratischer Gesinnung natürlich nicht kann und möchte.
Ich befinde mich vermutlich wie so viele Deutsche hier in einer absoluten Unklarheit (45% sind für schwere Waffen, 45% sind es nicht).
Ich habe auch die Illner-Sendung gesehen - überzeugen konnte mich niemand, was auch schwierig ist, wenn ein offener Brief den anderen "jagt", damit jeder Briefeschreiber seine Sicht der Dinge veröffentlichen kann. Es gibt m.E. keine eindeutige Aussage, vor allem, weil sich auch die Kampfrhetorik und die Drohpotentiale des Herrn Putin laufend ändern.
Interessant fand ich auch die "Brüder Merkel" (einer ist Jurist und war bei Lanz; der andere Politikwissenschaftler ebenfalls bei Lanz). Auch hier hörte man die Zerrissenheit in den Meinungen - beide sind Briefeschreiber der 1. Version, die in der EMMA erschien.
Mein Resumee ist aber ,dass ich froh bin, in einem Land leben zu dürfen, wo auch sich widersprechende, offene Briefe geschrieben und diskutiert werden können und Menschen ihre Angst und auch Unsicherheit öffentlich zugeben dürfen, wozu ich mich immer mehr zähle. Olga


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Tina1
Tina1
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RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von Tina1

 


Karat - "Der blaue Planet", ein alter Song, der heute noch viel mehr Bedeutung hat, wie je zuvor! Ich habe damals schon Gänsehaut bei diesem Song bekommen, weil er zeigte in was für eine Welt wir leben. Man hatte damals schon Angst. Ich denke darüber sollte man sich Gedanken machen, also wie kann man das Ausbreiten des Krieges verhindern, wie kann man verhindern, dass die Nato in den Krieg hereingezogen wird, wie kann man einen begrenzten Atomschlag verhindern. Bei jeder Aktion sollte man sich überlegen, was könnte die Aktion auslösen.

Anstatt nur noch über Waffen, immer schwerere Waffen zu reden. Die Menschen haben berechtigte Angst, es fehlt nicht mehr viel, dass es ein großer Krieg wird. Man diskutiert nicht mehr darüber, wie kann dieser Krieg beendet werden. Wir stehen vor einer gefährlichen Situation, was mir Angst macht. Man kann nur noch hoffen, dass es Politiker gibt, die jeden Schritt abwägen, die vorsichtig sind bei ihren Entscheidungen, die sich nicht treiben lassen.  Und ich hoffe , dass es viele Menschen in der Gesellschaft gibt, darunter Künstler, Sänger, Schriftsteller, Politikwissenschaftler, wichtige Menschen in der Gesellschaft, die sich für Verhandlungen, für einen Waffenstillstand, für ein Ende des Krieges einsetzen. Die vor einem Atomkrieg warnen u sich deshalb an die Regierung wenden.
Tina

 
olga64
olga64
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 06.05.2022, 17:43:06

Dieses Video mit dem uralten Kessel ist natürlich Geschmackssache und ob es wirklich die brisante Thematik eines Krieges in Europa passt, möchte ich nicht bewerten müssen.
Bei Ihrem Bericht bringen Sie aber m.E. einiges durcheinander: es ist ausschliesslich die Angelegenheit von Putin, diesen Krieg zu beenden - denn er hat ihn auch begonnen.
Und es ist ausschliesslich die Angelegenheit von Herrn Selenskij und Herrn Putin, einen Waffenstaillstand zu verhandeln. Ob dieser dann eingehalten wird, dürfte damit zusammenhängen, wie stark die Verhandlungspartner jeweils Positionen aufgeben mussten und dies können. Gerade in der Ukraine müsste der Präsident dies seinem Volk erklären und sich von dort auch eine Genehmigung holen; bei Putin und Russland ist dies natürlich anders.
Und wichtig ist bei solchen Prozedere natürlich auch, ob man einem notorischen Lügner wie Putin überhaupt noch etwas glauben möchte -  aber solang er (über)lebt, wird man nicht umhinkommen, sich als ukrainische Regierung mit ihm an einen Tisch zu setzen.
Die von Ihnen erwähnten Gruppen der Politiker, Künstler usw. können diese Verhandlungen nicht führen - sie können nur ihre Solidarität mit der Ukraine zeigen und die findet aktuell in Waffenlieferungen statt. Olga

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von Rispe
als Antwort auf olga64 vom 06.05.2022, 17:26:34

Danke, Olga, für Ihre Antwort. Man hat ja schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn es einem nicht gelingt, sich hier eindeutig zu positionieren. Ich freue mich, dass ich nicht allein damit stehe.
Leider kam der Herr Merkel bei Lanz an letzter Stelle gegen 24.00 Uhr erst dran, irgendwann war ich einfach zu müde, um mir seine Ausführungen noch ganz anhören zu können und bin wieder dabei eingeschlafen.
Aber ich hatte sowieso den Eindruck, dass das nicht viel gebracht hätte, weil da wieder zu viel unterbrochen und durcheinander gequatscht wurde. Bei Illner war es viel besser, hier wurden die einzelnen Sätze, die missverständlich waren, Herrn Yogeshar vorgelegt und er gebeten, sie näher zu erläutern. Damit konnte man dann wirklich etwas anfangen, weil niemand den anderen unterbrochen hat und ihm Zeit genug dafür gelassen wurde, sich ganz genau zu artikulieren. Allerdings stimme ich Ihnen zu, dass es sehr schwer war, irgend jemandem eindeutig nur zuzustimmen, denn alle Argumente hatte viel Wahres und Nachvollziehbres an sich.

oldsmobilefan
oldsmobilefan
Mitglied

RE: "EMMA" bleibt mutig – der Offene Brief
geschrieben von oldsmobilefan
als Antwort auf Tina1 vom 06.05.2022, 17:43:06

an Tina1

Tolles Lied, und auch wirklich zeitlos, wie Du schriebst. Auch schön der Vers:
"Uns hilft kein Gott diese Welt zu erhalten".

Aber sag mal, war das im Original nicht ein Song von Peter Maffay, den die Ostband gecovert hat?


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