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Innenpolitik Die Schande von Chemnitz

Klara39
Klara39
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Klara39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2018, 11:15:12
Wolkenschieberin, ich stimme Dir zu! So wie Du es formuliert hast, empfinde ich die ganze Misere auch. Ich verkneife mir längere Erörterungen, aber ich bin in der ehem. DDR aufgewachsen und musste mit den Gegebenheiten leben und Wege finden, um mir mein Gesicht zu bewahren! Eine Diktatur prägt besonders Kleingeister.
Klara
Edita
Edita
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2018, 11:15:12

Gestern sagte jemand im Radio einen wie ich finde klugen Satz: Die Tatsache, dass gerade in Ostdeutschland die Nazis immer massiver auftreten, hat mit dem verständnis für Demokratie zu tun. Die ehemalige DDR hatte nicht das Glück, ihnen eigentlich wohlwollende Besatzer so lange im Land zu haben wie "der Westen". Dort brachte man den Deutschen im Nachkriegstdeutschland immerhin bei, mit Freiheit und Demokratie umzugehen. Die Menschen in der DDR und deren Eltern hatten nach dem 1. Weltkrieg wenig von der Weimarer Republik und wenn, dann nicht viel  Gutes  und so schlidderten direkt in die Nazizeit, in den 2. Weltkrieg und dann in die russiche Besatzungszeit. Nicht viel Zeit und Gelegenheit, in der Zeit frei und demokratisch zu denken und zu agieren. Und so viel Zeit ist seit der Wende, dem Verlust der alten Identität und dem Überrollen durch den Westen ja eben auch noch nicht gewesen ... das soll keine Entschuldigun sein, nur eine Erklärung, die ich mir selbst gebe, vielleicht stimmen da andere ja zu?
geschrieben von Wolkenschieber
Das ist ja das, was ich auch immer zu bedenken gebe, ich bin ja familiär gesehen, selber Betroffene, nur das ich das Glück hatte, mit meinen Eltern 1947 im Westen gelandet zu sein!
Meine Großeltern väterlicherseits und der Rest ihrer Kinder ( die Geschwister meines Vaters ) aber mußten im Osten bleiben!
Drum - ich würde einem Ostdeutschen nie Vorhaltungen oder Vorwürfe machen - dazu müßte ich erst beweisen, daß ich in dessen Situation alles anders und besser gemacht hätte, was ich mir aber dringend wünschte, wäre oftmals auch ein Widerstand gegen die " allgemeine Hetze gegen Ausländer oder eben allgemein Fremdes ", denn am Ende des hoffentlich noch sehr weit entfernten Tages oder besser nie eintretenden Tages, kann diese Hetze jeden Menschen selber treffen, er muß dazu kein Ausländer sein, eine Krankheit oder eine auftretende Behinderung würde ausreichen!
Aber ..... für Menschen, die hier oder im benachbarten Ausland sozialisiert wurden, und die hier die extrem nationalen Parolen und Aktivitäten, wenn man deren Unsinnigkeit, die Fehlerhaftigkeit, die Unmoral und ja - auch die Schande aufzeigt,  vertreten, entschuldigen, relativieren und verharmlosen, und im Gegenteil immer wieder "neue Beweise für den Unrechtsstaat " auftischen, für die habe ich Nullverständnis, und diese Bürger sind weder ängstlich noch besorgt, sie sind einfach nur rassistische Nationalisten!

Edita
Karl
Karl
Administrator

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2018, 11:15:12
wolkenschieber:
"erschreckend finde ich auch, dass all das eben nicht nur in Chemnitz stattfindet sondern auch in so vielen anderen Ländern. Da marschieren Nazis auf in Schweden und Finnland, voller ausländerhass und sowas von gewaltbereit .. und die Aufzählung liesse sich fortsetzten: Polen, Ungarn, Russland ...
ja und eben Deutschland, ganz laut. "
Liebe mare,

das ist in der Tat eine weltweite Bewegung geworden, heftig befördert durch Donald Trump. Man stelle sich vor "In aller Welt schreien sie, 'Ausländer raus'". Wäre es nicht so ernst, man könnte lachen.

Unsere Steinzeitvorfahren haben sich in alle Welt verbreitet, weil sie "Fremden" ausgewichen sind und in Frieden mit sich allein leben wollten. Andere Horden waren eher die Ursache für Ärger und Krieg, sie haben sich gegenseitig "abgestoßen" und dieses Verhalten hat so zur Bevölkerung der Erde beigetragen.

Jetzt geht das aus Gründen der Bevölkerungsdichte nicht mehr. Überall gibt es schon jemanden. Deshalb möchten die Ängstlichen Zäune bauen und sich "abschotten". Sie rufen "Ausländer raus". Das geht aber einfach nicht mehr.

Unsere Instinkte aus unserer Vorzeit taugen nicht mehr. Wir müssen lernen, miteinander zu leben. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass die Ängste dort am größten sind, wo es am wenigsten "Fremde" gibt. Der beste Weg ist der des gegenseitigen Kennenlernens - das jedenfalls ist meine Erfahrung.
wolkenschieber:
"Das ist schon nicht mehr als Schande zu bezeichnen, da droht ein kollektiver Gesichtsverlust und Verlust all dessen, was die Menschen in diesem Land  aufgebaut haben nach dem Krieg - nicht nur architektonisch---"
Das ist etwas, was ich auch so sehe. Die Menschen sind sich offenbar ihrer Geschichte nicht bewusst. Sie realisieren gar nicht, was auf dem Spiel steht. Sie verstehen nicht, dass es einer menschlichen Bevölkerung auf dem geografischen Boden Deutschlands noch niemals so gut gegangen ist wie heute - auch nicht in Sachsen.  Die Marke "fremdenfeindlich" kann nicht im Interesse Sachsens als Wirtschaftsstandort sein. Auch deshalb muss der Freistaat massiv gegensteuern.

 
Karl

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RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 31.08.2018, 11:59:58

Ja Karl, dieser falsch verstandene Nationalismus gepaart mit Fremdenhass und Rassimuss breitet sich aus wie ein bösartiges Krebsgeschwür und verglichen mit der Gewalt in anderen Ländern ist es ja hier in D fast harmlos. Leider wird immer noch zu viel toleriert - ich weiss, wovon ich spreche. Wie ich schon einmal schrieb, habe ich auch eine sehr "bunte" Famile, da mein verstorbener Mann Polynesier war und auch japanische Vorfahren hatte, wie so viele Hawaiianer. Kommt noch dazu, dass eine Schwiegertochter aus Paramaribo kommt und auch nigerianische Vorfahren hat, da kann man sich leicht vorstellen, welchem ganz normalen Wahnsinn meine Enkelkinder ausgesetzt sind aufgrund ihrer "Pigmentierung" 

Zum Glück sind sie alle in einem Alter, in dem sie damit ganz gut unmgehen können und sind nicht traumatisiert, Nur haben die 2 älteren sich ein Studium in Sachsen, Berlin und Brandenburg aus dem Kopf geschlagen, nachdem einer von ihnen dort völlig willkürlich zusammengetreten und geschlagen wurde, alles woran er sich erinnert, ist der Satz "Guck mal ein Fitschi, den klatschen wir mal" ... er ist immer noch nicht wieder ganz gesund, die Halswirbelsäule und Schädelbasis ...
Zum Glück hält die Familie so gut zusammen und fängt jeden auf, der "da draussen" - wo auch immer - Repressalien ausgeliefert ist. Das schlimmste ist ja, dass meine Jungs und auch die 2 kleineren Mädchen sowohl von jugendlichen Arabern/Türken als auch von deutschen Nazis bedrängt werden, vielleicht verstehst Du meine ganz persönlichen Ängste , die ich neulich einmal äusserte, etwas besser. Wir alle sind trotzdem sehr gerne in Deutschland, wo es meine Söhne vor allem beruflich hingezogen hat.  Denn in so vielen Ländern ich auch gewesen bin Deutschland kann sich glücklich schätzen, so frei, so friedlich und so sicher zu sein.

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von SamuelVimes
als Antwort auf pschroed vom 31.08.2018, 11:10:46

@pschroed

Zu Deinem Beitrag noch ein Link

https://www.welt.de/politik/deutschland/article157920725/Wir-schaffen-das-war-eigentlich-Gabriels-Idee.html

LG
Sam

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von SamuelVimes
als Antwort auf hobbyradler vom 31.08.2018, 07:19:49

@hobbyradler

Viel Freude auf Deinem "Spaziergang" !
Du wirst das schon schaffen - aber "übernehme" Dich nicht.
Der Weg ist schon das Ziel.

Wenn Du viel Zeit hast - einen ausführlichen Bericht über
die "Grenzöffnung für Flüchtlinge" mit genauen Zeitangaben
und "wer wann was gewusst hat oder informiert war" findest Du hier:

https://www.zeit.de/2016/35/grenzoeffnung-fluechtlinge-september-2015-wochenende-angela-merkel-ungarn-oesterreich/komplettansicht

LG
Sam


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RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Dieser FB Eintrag hat mich überaus erfreut .
Bildtext:

 
Ihr Lieben ! Mein Team und ich möchten hiermit ein Zeichen setzen gegen die Ereignisse in #Chemnitz. Wir wollen deutlich machen, dass Arbeitsgemeinschaften wie in unserer Praxis die Regel sind. Dass viele Nationen gemeinsam selbstverständlich miteinander erfolgreich und auf hohem Niveau arbeiten. Ich bin, wie viele wissen, aus #Kuba eingewandert. In meinem Team sind : Nina und Azra aus #Serbien, Edona aus #Albanien, Nursen, Beruf, Melda aus der #Türkei, Arusha aus #Iran, Kreshma aus #Afghanistan, Jose´aus #Spanien, Ilaria aus #Italien , Siad aus #Jordanien. und schliesslich Manu aus Frankfurt, die aber Wert darauf legt aus #Fechenheim zu kommen. Unterschiedliche Religionen gibt es auch, aber die sind auf jeden Fall Privatsache. Genau so international wie wir sind auch unsere Patienten, Zulieferer, Freunde, Gäste. Das ist seit langer Zeit so und eigentlich selbstverständlich wie Zähneputzen. Die aktuellen Ereignisse wollen uns aber betonen lassen : Wir sind Viele. Und wir sind die Regel, in Frankfurt, Hessen und überall in Deutschland. Herzlichst aus der Goethestrasse grüßen Euch Alfonso Padilla und Team #wirsindmehr


 
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Tina1

Ich bin froh, dass es auch Politiker gib, die auf das Thema sachlich, differenziert u. ruhig eingehen. Und sie in das Thema, nun auch anderes in den Fokus rücken. Beide Politikerrinnen, reden über das andere Chemnitz, was es ja gibt. Sie stellen es als weltoffen, positiv u. als eine schöne Stadt vor. Wo die allermeisten Bürger Demokraten sind u. jegliche Gewalt ablehnen. Die Oberbürgermeisterin steht voll hinter diesen Bürgern ihrer Stadt, wie man es in dem Video feststellen kann..
Tina

Chemnitz: Franziska Giffey und Barbara Ludwig (beide SPD) zur Lage in Chemnitz am 31.08.18
 


Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Chemnitz' Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) äußern sich zu den Vorfallen und der Lage in der Stadt in den vergangenen Tagen. Giffey ist die erste Vertreterin der bundespolitischen Ebene, die die Stadt seit den gewaltsamen Ausschreitungen besucht. Im Anschluss an die Statements der beiden Politikerinnen gibt es eine Fragerunde mit den anwesenden Journalistinnen und Journalisten.
lupus
lupus
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von lupus
als Antwort auf hobbyradler vom 31.08.2018, 07:19:49

Hallo Hobbyradler!
Ich wünsch dir allzeit  blasenfreie Füße und eine insektenfreie Herberge!Zwinkern

Mein Neid begleitet dich.

Herzlichst
  lupus

pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von pschroed

Traurig, mehr kann man dazu nicht schreiben.
Schweiz rät Reisenden zur Vorsicht in Deutschland
Phil.

Schweiz gibt Reisewarnung für Deutschland aus.


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