Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Die Schande von Chemnitz

Innenpolitik Die Schande von Chemnitz

Karl
Karl
Administrator

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Karl
als Antwort auf Davina vom 03.09.2018, 19:27:18

Es waren sicherlich nicht alle Nazis, sondern auch ehrlich Trauernde. 

Aber inzwischen sollte klar sein, mit wem sie auf der Straße waren. 

Kommentar im Spiegel

Karl

Pat
Pat
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Pat
als Antwort auf Edita vom 03.09.2018, 19:19:37

Was brauchst Du noch um einen "Terrorakt" ganz gewiß ausschalten zu können?
Und wo wird denn überhaupt von dem Opfer gesprochen, außer bei seinen linken antifaschistischen Genossen, Brüdern, Kumpels, ich habe keine Ahnung wie sie sich nennen, sogar sie haben öffentlich protestiert, daß dieser sinnlose Mord politisch so mißbraucht wird/wurde!

Edita
Hallo Edita,

die Freie Presse Chemnitz hat da ziemlich umfangreich recherchiert und alles was bisher bekannt ist zusammengefasst. Ich finde, lesen lohnt sich.

Pat

"Dies wäre nicht Daniels Wille gewesen"

Sachsens Verfassungsschutz belegt bundesweite Mobilisierung rechter Gruppen für Chemnitzer Demonstrationen. Freunde des Todesopfers wenden sich gegen politischen Missbrauch des Geschehens. Angeblich begrapschte Frau schildert völlig anderen Tathergang.

Der Freund des Opfers mahnt: "Ich bitte euch um eins, lasst eure Trauer nicht in Wut und Hass umwandeln. Diese Rechten, die das als Plattform nutzen, mit denen mussten wir uns früher prügeln, weil sie uns nicht als genug deutsch angesehen haben. Jeder, der Daniel H... gekannt hat, weiß, dass dies unmöglich sein Wille gewesen wäre. Lasst euch nicht benutzen, sondern trauert ... Es geht hier nicht um Politik, sondern dass ein guter Freund nicht mehr da ist. Ich würde gern die ganze Welt anhalten, da er fehlt", kommentiert Daniel W.
Und die Frau, die das Chemnitzer Todesopfer vormals selbst als Liebe seines Lebens bezeichnet hat, dankt diesem Freund dafür: "Danke Daniel, ich habe erst jetzt die Kraft gefunden mir einige Beiträge anzuschauen. Du hast vollkommen Recht, dies wäre nicht Daniels Wille gewesen!"

FreiePresse

 
urmelviech
urmelviech
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von urmelviech
als Antwort auf Pat vom 03.09.2018, 21:49:55

Ja , es geht ins 30tr Jahr des Beitritt's

Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen,

Geht es hier den meisten hier nur darum. Eine Rechtfertigung zu finden?
Der oder die Täter haben ja eigenglich nichts mit rechten oder Linken zu tun.
Selbst das Opfer kann ja keiner Gruppierung zugeordnet werden.

Dabei gab es ja in Kandel schon ähnliches.
Ja neutral passt hier schlecht.
Sobald man ein Statement abgibt wird man einer Gruppe zu geordnet.
Warum wohl hat hier mit einer zu großen Resonanz in Chemnitz für Überaschung gesorgt?
Fast 30 Jahre regierte hier in Sachsen die CDU,
???
Fast jeder Richter und fast jeder Minister, Beamte in Ministerien, und andere Führungskräftr  haben ihre Heimat in den Alt-Ländern. Da hilft auch nicht die Feigenblatt - Ministerin.

Mir wird Bange vor der Wahl in Sachsen.

Mit ach und krach wird man sich nach der kommenden Wahl ähnlich wie in Berlin ewig verhandeln.

Die Demokratie und Rechtstattlichkeit bleiben außen vor.

Ich weiß schon, wir bleiben DDR  ( Der Dumme Rest ) das paßt zur Diskussion.

Veränderung, wer will Veränderung das Volk schon, nur den Regierenden geht das zu weit.




 


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schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von schorsch
als Antwort auf urmelviech vom 04.09.2018, 05:08:14
Kopf hoch und ein bisschen mehr Mut!

Denn den Feigen frisst die Geschichte!
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von pschroed

Die Jugend muß sich bewußt werden daß sie der wichtigste Teil einer Generation sind.
Zitat Campino:  Alles was Anstand hat muß sich gegen den rechten Mop stellen Daumen hoch
Phil.

ZITAT ZEIT ONLINE

#wirsindmehr:
Deutsche Musiker haben unter dem Motto #wirsindmehr ein Konzert gegen Fremdenhass organisiert. Zehntausende kamen nach Chemnitz, um daran teilzunehmen.
Die Bilder :     3. September 2018, 21:05 Uhr

Sie sind mehr.Die Bilder  Daumen hochDaumen hochRose

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Tina1

Eine Kolumne von Jakob Augstein

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/heiko-maas-und-die-sorgen-der-schweigenden-mehrheit-kolumne-augstein-a-1226252.html

Maas und die schweigende Mehrheit Empört euch - gefälligst!

In Deutschland wächst die Angst. Die Ausländer sind nicht der Grund - sie sind der Anlass. Viele Bürger machen sich Sorgen um ihre ökonomische Zukunft. Da hilft es wenig, die "schweigende Mehrheit" zu kritisieren, wie Heiko Maas es tut.

Langsam dämmert es auch dem Letzten: Etwas stimmt nicht in Deutschland. Die Zahlen sind gut. Aber die Stimmung ist schlecht. Wenn man sich die Ergebnisse der Unternehmen ansieht, dann zeigt sich Deutschland als Wirtschaftswunderland. Dauerndes Wachstum, Quartal für Quartal. Warum sind die Deutschen nicht glücklicher, zufriedener, friedlicher? Weil die Zahlen nicht die Wirklichkeit sind. Früher galt: wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch den Menschen gut. Das ist vorbei.

Die Verunsicherung, die daraus entspringt, kann man sich nicht groß genug vorstellen. Wenn Ludwig Erhard aus dem Grab käme und "Wohlstand für alle" verspräche, es klänge den Leuten wie Hohn in den Ohren.

Die meisten Menschen sind keine Abenteurer ihres eigenen Lebens. Sie wollen Sicherheit, Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit. Wenn die Wirtschaft zu einer Sphäre der Unsicherheit wird, müsste die Politik einspringen. Sie müsste den Menschen das Gefühl vermitteln, die Dinge im Griff zu haben. Es geht um Kontrolle. Das Unbehagen an der globalisierten Moderne entsteht aus der Angst vor Kontrollverlust. Aber die Politik versagt.

Aber inzwischen greift das Gefühl um sich, dass der Staat auch sonst nicht besonders zuverlässig ist. Der mutmaßliche Messerstecher von Chemnitz hätte gar nicht mehr in Deutschland sein dürfen. Seine Abschiebung wurde versäumt. Nicht jedem Geschehen lässt sich vorbeugen. Diesem hier schon. Wer nicht in Deutschland ist, kann hier nicht in Verdacht geraten, jemanden erstochen zu haben. Der Demonstrationspöbel in Chemnitz konnte die Tat nur instrumentalisieren, weil sie sich zur Instrumentalisierung anbietet.

Jetzt, da es konveniert, soll die Mehrheit sich melden. Und Partei ergreifen. Aber was würde sie denn sagen, die Mehrheit, wenn sie ihre Stimme fände? Wenn sie Position bezöge, wer sagt, dass es die "richtige" wäre?

 


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Karl
Karl
Administrator

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Karl
als Antwort auf urmelviech vom 04.09.2018, 05:08:14

Lieber urmelviech,

dass sehr viele Justizbeamte und Politiker in den Neuen Bundesländern Westimporte sind, sehe ich auch als Problem an. Das ist aber die Folge des Systemwechsels. Nach fast 50 Jahren in dem Korsett totalitärer Regime gab es den Bedarf an Beamten und Politikern, die sich mit dem System der BRD auskannten. Ich kann aber gut verstehen, dass dies zu Verbitterungen vor Ort geführt hat, wo sich viele übergangen fühlten. 

Die Hoffnung muss sein, dass sich diese Probleme mit der nachwachsenden Generation verflüchtigen. 

Karl

Majanne
Majanne
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von Majanne
als Antwort auf Karl vom 04.09.2018, 08:47:31

Ich verstehe, dass es ganz viel Kränkung für die ostdeutschen MitbürgerInnen mit dem Systemwechsel gab, dem der Begriff „Wiedervereinigung“ auch gar nicht gerecht werden konnte.

Wer wie meine Eltern in der Nazidiktatur Kind oder Jugendlicher war, war Kriegsopfer! 

Autoritär erzogen wie sie waren, waren sie „Obrigkeitsgläubig“ und wenn dann als junge Erwachsene sie sich plötzlich auf der falschen Seite der Mauer wiederfanden, dann waren sie von der DDR, die sich auch als Diktatur entpuppte, schon wieder überrumpelt. 

Dann kommt die „Wiedervereinigung“ und sie wurden von der Abwicklung alles Vertrauten überrumpelt, nichts wurde übernommen oder weitergeführt, alles ersetzt. 

Das dauerte mit den blühenden Landschaften, wenn sie denn überhaupt kamen! 

Diese Generation ist jetzt über 80 und 90 Jahre alt! 

Aber natürlich haben deren Kinder und Enkel diese Wurzellosigkeit, diese Zerbrochenheit, diese unvertrauten demokratischen und kapitalistischen Überstülpungen zum Teil auch „geerbt“.

Wir „Wessis“ kennen doch auch die weitergegebenen Qualen als Kriegskinder und Kriegsenkel und brauchten Jahrzehnte, um in demokratisches Handeln, Denken und Fühlen hineinzuwachsen! Wir entwickelten in den 70er/80er Jahren den Linksterrorismus der RAF , auch immer wieder Rechtsextremismus: NPD, Republikaner.

Und uns alle, „Wessis“ wie „Ossis“‘ traf dann auch noch parallel die soziale Kälte des Raubtierkapitalismus der neoliberalen Globalisierung, die undemokratisch überrumpelte mit Heuschreckenmentslität und Börsenorientierung! Dann die Agenda 2010!

Schon wieder eine unverständliche unsoziale Überrumpelung! 

Das war Demokratie, das war Kapitalismus? Na  danke auch! 

Der „Jugoslawien“-Krieg mit AsylbewerberInnen hier, eine weitere Verunsicherung!

Die „heimeligen“ Wirtschaftswunderjahrzehnte zur Selbstfindung, zu Wohlstand und zum „Wundenlecken“ fielen für unsere MitbürgerInnen im Osten völlig aus! 

Nur weil sie auf der falschen Seite der Mauer wohnten, waren die jetzt am Ende lebenslang BürgerInnen zweier „befreiter“ Unrechtsregime! Und immer Wiederaufbau, lebenslang!

Wenn das alles keine Kränkung und Wut produziert, muss man ja gefühlstaub sein! 

Dann der Börsencrash, kapitalistische Umverteilung von unten nach oben, aber das heißt Demokratie statt Unrecht! 

Und dann kommen 2015 eine Million Flüchtlinge, ja, von EU, Ungarn und Österreich erbeten, innenpolitisch abgestimmt, aber viele hatten keine Ressourcen mehr für all diese Umwälzungen, sondern einfach nur Angst! Und Wut und Überdruss, auf die nie kommenden einfacheren Jahre zu warten wie die damalige BRD sie wenigstens wirtschaftlich erlebte nach dem 2. Weltkrieg! 

Das erzeugt Kränkung und das Gefühl, vom Leben durchgehend verraten worden zu sein! 

Nur hilft hier nicht Rechtsextremismus! Sondern damit wäre die so befürchtete Selbstabwicklung sicher! 



 

lupus
lupus
Mitglied

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von lupus

Die Entwicklung in Deutschland sehe ich etwas anders als die Stimmungsführer des ST. In der DDR wurden faschistische Tendenzen schon im Keim mit Gewalt erstickt. Eine Hackenkreuzschmiererei brachte die Stasi auf den Plan, den Hitlergruß zu zeigen endete unweigerlich im Knast, „Alte Kameraden“ konnten sich nicht zusammenrotten, die Justiz sprach vor allem in politischen Prozessen schreiendes Unrecht, war aber nicht von Altnazis durchsetzt, als Lehrer konnte sich wohl kein strammer Nazi wieder eingliedern , die Bildung einer NPD war undenkbar usw.

Was in der Bundesrepublik der damaligen Zeit möglich war können viele besser beurteilen als ich

Repressalien gegen Faschisten wurden erst nach der Wende hinfällig und die Keimzellen für diese beängstigende Entwicklung kamen aus dem Westen und das latent vorhandene menschliche Potenzial keimte . Aus den verschiedensten Gründen gab es nur schwache Gegenreaktionen durch den bewussteren Teil der Bevölkerung. Länderregierungen und Justiz waren in der Regel nicht mit Ostdeutschen besetzt.

Diese ganze Entwicklung führte z.B. hier im ST zu einer für mich unerträglichen Hetze gegen den Osten, die ich mir nicht mehr antun werde.
lupus

PS.: Ich habe den Begriff bewußt gewählt

RE: Die Schande von Chemnitz
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Majanne vom 04.09.2018, 11:24:06

Hallo Majanna, schön, dass du wieder da bist, ich hatte dich schon vermisst. Lächeln
Aber so gut wie dein Beitrag ist, ich muss dir hier doch in einigem widersprechen.
Du schreibst: "Wer wie meine Eltern in der Nazidiktatur Kind oder Jugendlicher war, war Kriegsopfer! "

Ja, das gilt für sie, wenn sie Kinder oder Jugendliche waren, nicht aber für die Erwachsenen, jedenfalls zu einem großen Teil. Es ist ja oft Usus zu sagen: Wir wurden verführt etc., aber mit dieser Schutzbehauptung bin ich nicht einverstanden.  Wer sehen wollte, konnte sehen, das galt damals wie heute, auch heute gucken viele wieder weg. Ich habe das auch von meinen Eltern erfahren, dass diese Ausrede nicht stimmte und dass sie einiges mitgekriegt haben, was von vielen abgeleugnet wurde.
Aber ich nehme an, du meintest das auch nicht so, denn du beziehst dich ja ausdrücklich auf Kinder und Jugendliche, da gebe ich dir recht, denn sie konnten ja wirklich nichts dafür.

Aber eine andere Bemerkung fiel mir noch auf: "Wir „Wessis“ kennen doch auch die weitergegebenen Qualen als Kriegskinder und Kriegsenkel und brauchten Jahrzehnte, um in demokratisches Handeln, Denken und Fühlen hineinzuwachsen! Wir entwickelten in den 70er/80er Jahren den Linksterrorismus der RAF , auch immer wieder Rechtsextremismus: NPD, Republikaner."

Also "wir" entwickelten nicht den Linksterrorismus der RAF, auch nicht den Rechtsextremismus: NPD, Republikaner. Ich jedenfalls war von Anfang an gegen die RAF und habe sie nicht als mutige Widerständler glorifiziert, was viele zu Beginn noch taten, sie wurden dann ja auch von einigen als "politische Gefangene" bezeichnet. Das habe ich nie mitgemacht, Gewalt war mir schon immer verhasst, die von Rechts, aber auch die von Links.

Alles andere, was du geschrieben hast, finde ich sehr gut und treffend. Ich glaube auch, dass die verschiedenen Sozialisationen von "Ossis" und "Wessis" eine große Rolle spielen in der Beurteilung der Politik. Ich möchte allerdings auch nicht zu viel Verständnis aufbringen für das riesengroße Abdriften in rechtsextreme und Pegida-Strömungen gerade im Osten, bei allem Verständnis für ihre Wut. Wenn ich die hassverzerrten Gesichter mit den entsprechenden Parolen bei den rechten Demos in Chemnitz, Leipzig, Dresden oder sonst wo in den Nachrichten sehe, schaudert's mich immer, und ich bin nicht bereit, das alles mit ihrer Biographie zu erklären. Da frage ich mich dann: Warum gehen sie nicht zu den Linken? Die Rechtsparteien sind doch nicht einmal die sozialen Parteien, sie lösen doch gar nicht die Probleme der "Erniedrigten und Beleidigten", sondern sind im Gegenteil selber Bestandteil eines knallharten kapitalistischen Neoliberalismus.

Mein Fazit: Ich verstehe sie nicht, tut mir leid! Das mag ein Versagen meinerseits sein, aber es ist einfach so.
 


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